Originaltitel: The Golden Child__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1986__Regie: Michael Ritchie__Darsteller: Eddie Murphy, J.L. Reate, Charles Dance, Charlotte Lewis, Victor Wong, Randall ‘Tex’ Cobb, James Hong, Shakti Chen, Tau Logo, Tiger Chung Lee, Pons Maar, Peter Kwong, Gene LeBell u.a. |
„Auf der Suche nach dem goldenen Kind“ sieht auf den ersten Blick wie ein typisches Starvehikel für Eddie Murphy aus, war aber ursprünglich mal als ernsterer Film mit Mel Gibson in der Hauptrolle geplant. In Sachen Regie sagte George Miller ab, weil Murphy ihn vier Stunden für ein Meeting warten ließ, und John Carpenter, da er den thematisch ähnlichen „Big Trouble in Little China“ in der Mache hatte, weshalb am Ende Komödienspezialist Michael Ritchie („American Wildcats“) den Zuschlag bekam.
Das goldene Kind (J.L. Reate) hockt mit seinen magischen Kräften bei einem Mönchsorden in Tibet und ist dort Heilsbringer, was jedoch dämonischen Mächten nicht schmeckt. Also traben die Schergen von teuflischen Sardo Numspa (Charles Dance) an, killen die Mönche und entführen das Gold-Kind, was zwar als Auftaktaction ganz brauchbar ist, aber gleichzeitig mit einem furchtbar aufdringlich eingesetzten Score unterlegt, der zeigt, dass Subtilität nicht des Films Stärke ist.
Dem fernöstlichen Mystizismus steht ein bodenständiger American Hero gegenüber: Chandler Jarrell (Eddie Murphy), eine Mischung aus Sozialarbeiter und Privatschnüffler, der sich auf das Auffinden verschwundener Kinder spezialisiert hat. Chandler ist eine typische Eddie-Murphy-Figur: Smart, mit allen Wassern gewaschen, etwas oversexed, mit einer großen Klappe, aber dem Herz am rechten Fleck und Prinzipien. In einer Art Inside-Joke ist sein erster Auftritt bei einer Talkshow, in der er um die Mithilfe bei der Suche nach einem verschwundenen Teenie-Mädel bittet, aber ausgerechnet Kodderschnauze Murphy anfangs keinen ganzen Satz zwischen den selbstherrlichen Labertiraden des Moderators platzieren kann.
Besagte Sendung sieht auch Kee Nang (Charlotte Lewis), eine Abgesandte des tibetanischen Geheimordens, die Chandler aufspürt und mit der Offerte überrascht, dass er der Auserwählte sei, der das goldene Kind retten soll. Anfangs tut Chandler dies als Spinnerei ab, muss aber bald feststellen, dass auch sein aktueller Fall mit dem Verschwinden des Goldbuben zu tun hat…
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Obwohl mit Dennis Feldman („Species“) lediglich ein einzelner Autor das Script zu „Auf der Suche nach dem goldenen Kind“ verfasste, ist das Endergebnis ein wilder Mix verschiedener Stile und Einflüsse, der erst als urbane Actionkomödie beginnt, in der zweiten Hälfte verstärkt zum Abenteuerfilm auf den Spuren von Indiana Jones und Co. wird, während kräftig Elemente von Horror, Fantasy und fernöstlicher Mystik eingeflochten werden. Manche Szene steht fast völlig für sich allein, etwa eine Traumsequenz, in der Chandler Besuch von Sardo und dessen Schergen bekommt, die im Sitcom-Stil gehalten ist. Auch der Ton schwankt etwas, da gibt es sowohl Blödelhumor (etwa den Anführer der Kämpfer des Guten, der Chandler gern auf die Schippe nimmt) gleich neben etwas heftigeren Momenten wie jenem, in dem Chandler und die Polizei das verschwundene Teenie-Girl nur noch tot auffinden und feststellen müssen, dass ihr Blut in Grießpudding gemischt hat.
Die wilde Mischung ist dann gleichzeitig Stärke und Schwäche des Films. Denn einerseits wird „Auf der Suche nach dem goldenen Kind“ – trotz offensichtlicher Vorbilder wie „Beverly Hills Cop“ oder Indiana Jones – zu einem ganz eigenen Film, andrerseits kommt er nicht nur stilistisch, sondern auch inhaltlich von Hölzchen auf Stöckchen, was man ganz besonders zur Mitte des Films merkt, wenn auf einmal ein magischer Dolch, nicht mehr das goldene Kind das Objekt der Begierde ist. Auch die Schauplatzwechsel zwischen Los Angeles nach Tibet und später wieder zurück wirken etwas abrupt, aber so wird „Auf der Suche nach dem goldenen Kind“ zu einer Ansammlung von Einzelepisoden, die mal stärker, mal schwächer sind.
Zu den Highlights gehören die Szene, in der Chandler und Kee Nang eine Horde Rocker zu den Klängen von Ratts „Body Talk“ vermöbelt, die Prüfung in Tibet, ob Chandler auch wirklich der Auserwählte ist, oder die Ankunft am Flughafen von L.A., bei der Chandler den dämonischen Oberschurken mit der Murphy-typischen, rotzfrechen Art volltextet. Weniger gut funktioniert dagegen die hölzerne Liebesgeschichte zwischen dem Auserwählten und seiner Holden, die formelhaft daherkommt und das ungleiche Paar sich mit eher müdem Wortwitz käbbeln lässt. Auch der Showdown ist ein wenig überlang, wenn Chandler und der Goldjunge immer wieder vor der Dämonenform Sardos abhauen, ehe dann tatsächlich der erwartete und eher kurze Gegenschlag kommt. Die Dämoneneffekte nach Stop-Motion-Art sind dann doch etwas antiquiert und riechen eher nach Harryhausen denn nach kontemporärem Blockbusterkino, haben aber irgendwie altmodischen Charme. Und die sonstigen, nicht allzu zahlreich gesäten Kampfszenen lassen die Vorbilder aus Hongkong sicherlich nicht vor Angst oder Respekt schlottern, sind aber ganz sauber gemachtes Gekloppe, Gesteche und Geschieße.
So uneben „Auf der Suche nach dem goldenen Kind“ auch sein mag, einer ist der Fels in der Brandung: Eddie Murphy („Der Prinz aus Zamunda“). Der Komiker nimmt sich etwas zurück in seinem ersten Starvehikel ohne R-Rating, schraubt die Sexwitze runter, ist ansonsten aber der gewohnt souveräne Lebenskünstler mit Maschinengewehrmund, gleichzeitig Lover und Fighter. Das macht Laune, zumal Murphy seine Masche damals noch nicht zu Tode genudelt hatte. Charles Dance legt in einer seiner ersten US-Rollen ebenfalls eine ziemlich launige Schurkenperformance an den Tag, die sicher dazu beigetragen hat, dass man ihn von „Last Action Hero“ über „Game of Thrones“ bis hin zu „Godzilla II“ immer wieder gern als Bösewicht castete. Einen seiner Handlanger gibt Ex-Schwergewichtsboxer und Go-to-Guy für schwere Jungs im Film Randall ‘Tex‘ Cobb („Blinde Wut“). Victor Wong („Jade“) und James Hong („Sharknado 6“) spielen die altbekannten Parts als weise alte Asiaten (einer in Tibet, einer in L.A.) mit Gravitas, nur Charlotte Lewis („Decoy“) fällt mit ihrer gerade mal okayen Performance in der weiblichen Hauptrolle ab. Fun Fact: Das goldene Kind wird im Film zwar als Junge bezeichnet, wird allerdings von dem Mädchen J.L. Reate gespielt.
„Auf der Suche nach dem goldenen Kind“ ist weder einer von Eddie Murphys großen Filmen noch einer seiner ärgerlichen Flops, sondern irgendwo dazwischen. Die Mischung verschiedener Stile und Genres ist wild, nicht alles passt zusammen und erzählerisch ist die ganze Mär auch etwas schwach auf der Brust, aber gleichzeitig hat der Mix seinen Charme, immer wieder memorable Szenen und recht schmissige Action. Passt gut in ein Double Feature mit „Big Trouble in Little China“, in dem asiatische Kultur und Mystik ebenfalls durch die Linse amerikanischer Bahnhofskino wiedergegeben wird.
Während die deutsche VHS von „Auf der Suche nach dem goldenen Kind“ noch leicht gekürzt war, sind die deutsche DVD und Blu-Ray von Paramount ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben. Beide Medien bieten als Bonusmaterial den Originaltrailer des Films, die Blu-Ray zusätzlich noch ein Making Of.
© Nils Bothmann (McClane)
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