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Baby Assassins

Originaltitel: Beibî warukyûre__Herstellungsland: Japan__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Yugo Sakamoto__Darsteller: Akari Takaishi, Saori Izawa, Mone Akitani, Yukina Fukushima, Masayuki Inô, Masanori Mimoto, Atom Mizuishi, Yasukaze Motomiya, Takashi Nishina, Yôsuke Ohmizu u.a.
Baby Assassins DVD Cover

“Baby Assassins” folgt zwei sehr jungen Killerinnen.

Mahiro und Chisato sind seit jüngsten Jahren Killer. Eiskalt, versiert und zuverlässig. Entsprechend nimmt sie eine mysteriöse Organisation unter ihre Fittiche und lässt die beiden Girls für sich arbeiten. Hat aber auch Ansprüche, die die Mädchen erfüllen müssen. So sollen sie zusammen wohnen und sich selbst verpflegen. Ein Nebenjob zur Wahrung des schönen Scheins ist ebenfalls Pflicht. Was simpel klingt, ist für die beiden Mädchen nahezu unerfüllbar.

Denn schon das Zusammenleben stellt die extrem introvertierte Mahiro und die überdreht verpeilte Chisato vor gewaltige Probleme. Da hat die Jobsuche noch nicht einmal begonnen. Das wird allerdings alles relativ egal, als die beiden Mädchen bei einem ihrer Aufträge einen Yakuza ermorden. Dessen Chef lässt fortan Jagd auf dessen Killer machen. Unter der Führung der leicht irren Tochter des Yakuza-Bosses kommen dessen Henchmen Mahiro und Chisato schnell näher.

Schaut in „Baby Assassins“ hinein

Überdrehtes aus Japan

Reden wir Tacheles: „Baby Assassins“ nervt. Zumindest mich. Ich bin kein großer Fan übertriebenen Overactings. Kein Fan von Geschrei, endlosem Gelaber und nicht greifbaren Charakteren, die immer noch einen mehr drauf setzen. Davon bietet „Baby Assassins“ eine Menge. Vor allem von dem Gelaber und Geschrei gab es hier soviel, dass ich nach gut 20 Minuten Kopfschmerzen bekam und abschalten wollte. Aber ich dachte bei mir, wenn die Scheibe von Busch Media schon den Originalton an Bord hat und gute Untertitel bietet, versuche ich es mal so.

Gesagt, getan. Klar, „Baby Assassins“ wird so kein anderer Film, aber er wird deutlich erträglicher. Und so sehr ich die Arbeit von Synchronstudios sonst schätze, hier hat man meiner Meinung nach gewaltig daneben gegriffen, da lautes Geschrei in der deutschen Version noch lauter wird, monotones Gestammel noch monotoner und aufgeregtes Geplapper total unauthentische Wortkotze.

Saori Izawa in Baby Assassins

Saori Izawa (der Blondschopf) in “Baby Assassins”.

Zumindest wurden in der Originalversion die bis dahin extrem nervigen Hauptfiguren deutlich geerdet und kamen in Teilen sogar regelrecht süß rüber. Und genau das müssen sie eigentlich auch, denn der Zuschauer bekommt ja nur sie an die Hand und soll an ihrer Seite durch 90 Minuten Film lavieren. Im Deutschen unmöglich, im Original durchaus machbar. Denn die beiden Hauptdarstellerinnen haben ihre Figuren im Griff, sind zusammen ein echt süßes Pärchen und stemmen ein paar hübsch humorige Szenen.

Dabei wartet die Story mit ein paar Überraschungen auf, hat ein gutes Tempo und zwei wirklich schöne, größere Actionszenen an Bord. In beiden zeigt vor allem Saori Izawa als Mahiro vollste Körperbeherrschung in ultraschnell choreographierten, schlitzohrig arrangierten Martial-Arts-Einlagen. In denen es auch ziemlich deftig zur Sache geht. Chisato-Darstellerin Akari Takaishi darf in der zweiten Einlage mit verschiedenen Schusswaffen für einen hochdrehenden Bodycount sorgen. Dabei rutscht auch sie behände über den Boden und folgt einer ansprechenden Choreografie.

Akari Takaishi in Baby Assassins

Akari Takaishi spielt die überdrehte Chisato.

Die ganz großen Brutalitäten bleiben zwar aus, Headshots und Körpertreffer zeitigen aber dennoch die eine oder andere Blutfontäne. Zwischen den Actionszenen dominiert dann das Miteinander der beiden Killerinnen, deren Unterschiede der Film gut herausarbeitet – dabei aber irgendwie die Geschichte der beiden aus den Augen verliert. Warum wurden sie Killer? Wieso scheinen sie keine Eltern zu haben? Wie haben die beiden zueinander gefunden? Kurzum: Zu den Hintergründen erfährt man leider gar nichts.

Allgemein sind jedwede Informationen in Sachen Hintergründe und Motive so spärlich gesät, dass man irgendwann sogar zu glauben meint, dass die Mädchen unwissentlich eigentlich für eine Polizeibehörde arbeiten, killen sie doch ausnahmslos Fieswichte. Da „Baby Assassins“ in seinem Herkunftsland gut funktionierte, und gefühlt auch vornehmlich für diesen Markt gemacht wurde, könnte die Fortsetzung „Baby Assassins 2 Babies“ hier vielleicht etwas Licht ins Dunkel bringen.

Maid Cafe Szene im Japan-Actioner

Eine sehr skurrile Szene spielt in einem Maid-Cafe.

Erstaunlich fand ich, dass der Film trotz aller Grellheit und Überzogenheit in seiner technischen Umsetzung erstaunlich geerdet daherkommt. Keinerlei Kameramätzchen, keine Schnittexperimente, keine Split-Screens, ich hätte mir sogar Animationsszenen erwartet. Doch dergleichen gibt es nicht. Die Kamera ist stattdessen erstaunlich starr unterwegs. Und irgendwie hätte ich mir von einem Soundtrackmaestro mit Namen SUPALOVE einen rotzigeren, frecheren Soundtrack erwartet.

„Baby Assassins“ – Das Potential für mehr ist da

„Baby Assassins“ hat trotz aller Kritik ein paar wirklich liebenswerte Momente. Wenn die Killerinnen ihre Waffen in der Waschmaschine vergessen oder das gerade neu gekaufte Maschinengewehr im Showdown verlieren, kann man als Zuschauer nur in sich hinein schmunzeln. Und wenn Mahiro und Chisato ihr Privatleben diskutieren, während im Hintergrund ein vor sich hin blutender Sausack auf den finalen Fangschuss wartet, macht das die beiden verpeilten Mädels richtiggehend sympathisch nahbar – obschon sie Soziopathinnen sind.

Regisseur und Drehbuchautor Yugo Sakamoto wäre gut beraten gewesen, noch mehr solche Szenen zu generieren. Außerdem hätte er gerne den Yakuza-Plot, der die dünne Story ab einem gewissen Zeitpunkt zumindest in die richtige Richtung schubst, intensivieren und schärfen können, denn der bot doch deutlich mehr Potential. Das zeigt schon eine irre Szene in einem Maid-Cafe. Und last but not least hätte man gerne mehr von der eindrucksvoll choreographierten Action gesehen. Vor allem der Final-Fight von der sonst eigentlich als Stuntfrau tätigen Saori Izawa ist ein echter Augenöffner.

Am Ende bleibt ein Film, der alleine aufgrund seiner Überspanntheit mit viel Geschnatter und großen Gesten sicherlich nicht jedem munden wird. Aber das will er freilich auch gar nicht. Ich zumindest hatte nach dem wirklich verkorksten Start doch noch eine Menge Spaß mit „Baby Assassins“ und würde weiteren Abenteuern der beiden Killerladys sicherlich eine Chance geben. Vor allem, wenn Choreograph Kensuke Sonomura („Manhunt“) wieder am Start ist.

6 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien am 29. September 2023 von der Busch Media Group und ist mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten. Leider gibt es keine Extras zum Film zu bestaunen. „Baby Assassins“ kann man auch streamen.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Busch Media Group__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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