Originaltitel: Backcountry__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 2014__ Regie: Adam MacDonald__Darsteller: Missy Peregrym, Eric Balfour, Nicholas Campbell, Melanie Mullen, Jeff Roop, Ashley Nay u.a. |
Sollte euch mal wieder der Sinn nach einem Film stehen, der aufgrund seiner aufgefahrenen Qualitäten richtig weh tut beim Anschauen, dann könnte dieser beeindruckende, naturalistische und extrem spannende Survival-Horrortrip absolut euer Ding sein… Es könnte aber auch sein, dass ihr nach „Backcountry“ nie wieder Lust aufs Wandern haben werdet.
Jenn und Alex, sie Anwältin, er Landschaftsgestalter, wollen für eine gewisse Zeit raus aus ihrem stressigen Alltag. Sie starten eine mehrtägige Wandertour durch einen Nationalpark, in dem Alex schon als Junge häufiger mit seinem Vater unterwegs war. Selbstsicher verzichtet er darum auch auf das Mitnehmen einer Karte und versteckt heimlich Jenns Handy im zurückgelassenen Auto. Zwei fatale Fehler…
Zunächst kommen beide gut voran und genießen die Natur. Doch schon der erste Abend gerät unheimlich. Ein sich zunehmend seltsamer verhaltender Mann taucht auf und teilt mit unserem Heldenpärchen sein Abendessen. Jenn und Alex sind heilfroh, als der Typ irgendwann aus freien Stücken wieder seines Weges zieht. Doch auch der nächste Abend hinterlässt seine Spuren im Nervenkostüm von Jenn und Alex. Beständig kracht und knackt es im Unterholz und fliegen Gegenstände auf das Zelt der beiden. Am nächsten Morgen sieht es rund um das Zelt aus, als habe hier irgendetwas gewütet. Dennoch geben die beiden nicht auf. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen: Sie haben sich unbemerkt heillos in dem dichten Waldgebiet verfranzt und sind dabei ins Revier eines riesigen Schwarzbären eingedrungen…
httpv://www.youtube.com/watch?v=KRgO2c24v-Y
„Backcountry“ verfügt über einen tollen Spannungsaufbau. Wenn der Fremde auftaucht, für Spannungen zwischen Alex und Jenn sorgt und zudem immer eigenwilligere Verhaltensweisen an den Tag legt, ist man als Zuschauer schon gewarnt, dass der weitere Handlungsverlauf eher ungemütlich ausfallen wird. Nach diesem höchst seltsamen Moment verlegt sich „Backcountry“ eher auf subtilen Horror. Die Kamera bleibt in der nächsten Nacht bei den Protagonisten im Zelt und lässt den Zuschauer nicht mehr als das sehen und hören, was Alex und Jenn wahrnehmen. Ist der Fremde zurück? Ist die Geräuschkulisse ganz normal und nur für einen Städter so befremdlich? Oder lauert da eine ganz andere Gefahr? Das funktioniert richtig gut und sorgt für eine wohlige Gänsehaut.
Schon in der nächsten Nacht zieht Regisseur Adam MacDonald (sonst eher als Darsteller tätig, bspw. „Wolves“) die Stellschrauben fester. Wieder sind wir gemeinsam mit Jenn und Alex in dem Zelt, im Gegensatz zu den schlafenden Wanderern werden wir nun aber der eigentlichen Gefahr gewahr, auch wenn diese durch einen durchaus witzigen Zufall zunächst gebannt wird. Doch die weitere Wanderroute von „Backcountry“ ist nun klar. Der Film stürzt seine Helden in eine fatale Abwärtsspirale. Sie verirren sich, die Vorräte neigen sich dem Ende zu und Meister Petz legt einen brachialen Gang zu.
Dabei ist seine (CGI-freie) Attacke so naturalistisch und real gehalten, dass es einem die Nackenhaare aufstellt. Die aufgefahrenen Prosthetic Effects sind ekelerregend nah an der Wirklichkeit und geben dem Zuschauer eine Ahnung von der unbändigen Kraft des Raubtieres. Der filmische Rest ist ein packender Survival-Trip. Nach den vorhergehenden Spannungsspitzen ließ „Backcountry“ seine Zuschauer immer mal wieder von der Leine. Zeigte die Protagonisten beim Scherzen, beim Turteln und wie sie die Natur genießen. Das ist nun absolut passe. Die Natur wird scheinbar immer lebensfeindlicher, die Optik gerät zunehmend fahler und der selten eingesetzte, dafür ungeheuer präzise und finster dräuende Score kündet von einer schier ausweglosen Situation.
Die Kamera, ohnehin schon immer nah dran an den Protagonisten, kriecht nun förmlich in sie hinein. Macht deren Erlebenswelt und körperlichen Verfall beinahe am eigenen Körper spürbar und sorgt in ihrem wiederholten Taumeln und mittels beständiger Unschärfe-Momente für eine beinahe surreale Optik. Die immer wieder eingestreuten, harschen Make-Up Effekte kriechen einem dann vollends in Mark und Bein und lassen einen immer wieder aufs Neue zischend Luft durch die Zähne ziehen. „Backcountry“ tut nun richtig weh. Da muss der Bär gar nicht mehr groß angreifen, seine Präsenz schwebt dennoch beständig über dem Film und hält die Spannung mühelos oben.
Was freilich auch ein großer Verdienst der beiden menschlichen Darsteller ist. Missy Peregrym („Heroes“) und Jeff Roop füllen ihre Figuren mit genau der richtigen Portion Leben aus. Viel erfährt man nicht über ihre Figuren, aber das ist auch nicht notwendig. Die Chemie zwischen den beiden Darstellern stimmt und ihre Interaktionen als Paar sind absolut glaubhaft. Auch die Veränderungen der Figuren (so mausert sie sich glaubwürdig und in ausreichend nachvollziehbaren Schritten vom Stadt-Girlie zur beherzt zupackenden Survival-Heldin) funktionieren prächtig. Die Folge: Mit beiden Figuren fiebert und leidet man nur zu gerne mit.
„Backcountry“ ist ein zunehmend unbequemer werdender Survival-Thriller, der sich diverser Elemente des Horrorfilmes bedient. Wenn die beiden Charaktere in ihrem Zelt verharrend nach draußen horchen, spielt auch das Kopfkino des Zuschauers irgendwann komplett verrückt. Zwar braucht der Film zu Beginn eine Weile, bis er so richtig ins Rollen gekommen ist, danach kennt er aber kein Halten mehr und zieht die Daumenschrauben immer fester an. Die schroffe, mit immer weniger Farben in Szene gesetzte Natur lässt einen irgendwann richtig frösteln und die Attacken des Bären haben eine irre Wucht. Fernab eines „Red Machine“, der seinen pelzigen Protagonisten zur Mordmaschine umfunktionierte, bewegt sich der Bär in „Backcountry“ immer in realistischen Bahnen und wird vom neugierigen Tier zur Naturgewalt, die ihr Revier gegen Eindringlinge verteidigt. Das Ergebnis ist wuchtig, brutal, teilweise verstörend intensiv und absolut glaubwürdig gespielt. Ein Naturereignis… sozusagen.
Die deutsche DVD/Blu-ray ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten und kommt von dem Label Pandastorm Pictures.
In diesem Sinne:
freeman
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