Originaltitel: Bait__Herstellungsland: Australien__Erscheinungsjahr: 2012__Drehbuch: Russell Mulcahy u.a.__Regie: Kimble Rendall__Darsteller: Alex Russell, Phoebe Tonkin, Xavier Samuel, Julian McMahon, Sharni Vinson, Cariba Heine, Alice Parkinson, Lincoln Lewis, Dan Wyllie, Damien Garvey u.a. |
Tweed Heads an der Küste Australiens ist ein beschauliches kleines Städtchen, in dem sich Gürteltier und Känguru Gute Nacht sagen. Die Bevölkerung verfolgt aktuell interessiert die Walwanderungen vor der heimischen Küste und nimmt mit flauem Gefühl im Magen die zunehmende Präsenz Weißer Haie zur Kenntnis, die von den dem reichhaltigen Futterangebot in Walform angelockt werden. Freilich können die Menschen hier noch gar nicht ahnen, dass sie selbst bald auf der Speisekarte der Meeresräuber landen werden…
Doch Mutter Natur, der perfekte Serienkiller, schickt eine gigantische Tsunami-Welle. Diese verwüstet Tweed Heads und schließt einige Stadtbewohner im städtischen, überfluteten Supermarkt ein. Alle Ausgänge sind unwiderruflich blockiert und als wäre das nicht schon genug Ärger für die Eingeschlossenen, wurden einige Weiße Haie mit Riesenhunger durch die Tsunami-Welle in den Supermarkt gespült. Der Überlebenskampf hat begonnen …
Horror-Happen: “Bait – Haie im Supermarkt”
„Bait 3D“ hat eine köstliche Grundprämisse, die nach einem etwas zähen Start um zwei Rettungsschwimmerfreunde extrem flott installiert wird: Ein Supermarkt, komplett unter Wasser, mittendrin zwei Weiße Haie und eine Handvoll Hai-Snacks für Zwischendurch. Eine schräge Idee, die leider wie der gesamte Film mit zunehmender Laufzeit an Biss verliert. Hauptgrund ist ausgerechnet das außergewöhnliche Setting. Denn ein Supermarkt von heute ist nun einmal nicht verwinkelt, sondern meist eine große, zusammenhängende Fläche, nur unterteilt von Regalen, in denen die Waren auf ihre Käufer warten. Diese Regale werden nun zu einer Art rettenden Inselkette für die Überlebenden aus Tweed Heads. Die Haie umkreisen derweil die Regale und warten auf irgendeine garantierte Dummheit, die wieder ein Fresschen ins Wasser befördert. Was natürlich auch sehr oft passiert. Leider nutzen die Supermarkt-Kunden die Gegebenheiten des Marktes null aus. Basteln sich nur ein Mal eine Art Waffe aus den Produkten oder gestalten mehrere Einkaufskörbe zu einem Tauchkäfig um. Davon abgesehen wird das Setting bzw. dessen Interieur leider so gar nicht in den Überlebenskampf einbezogen. Auch die erhoffte klaustrophobische Grundstimmung mag sich niemals einstellen. Dafür tauchen die Raubfische immer wieder zu lange ab und dürfen die Charaktere irgendwelche Traumata überwinden…
Damit es nicht langweilig wird, installierten die Drehbuchautoren – darunter „Highlander“ Regisseur Russell Mulcahy – einen zweiten Schauplatz: Ein Parkdeck des Supermarkt Parkhauses. Ebenfalls überflutet, ebenfalls aus nur einer Ebene bestehend und ebenfalls mit Bewohnern aus Tweed Heads und einem Hai angefüllt. Fortan finden nun an zwei, einander viel zu ähnlichen Punkten die gleichen Überlebenskämpfe statt. Nur dass diesmal Autodächer als Rettungsinseln herhalten müssen. Der Versuch, etwas Abwechslung ins Treiben zu bringen, geht so ziemlich flott baden.
Noch ein wenig problematischer wird das Ganze immer zwischen den Haiattacken, wenn „Bait 3D“ plötzlich gar nichts mehr zu erzählen hat. Denn die Klischee-Figuren vom Reißbrett wollen einfach nicht mitreißen. Als da wären: Der Surferboy mit Haitrauma, seine offensichtlich essgestörte Freundin, die jedem Hai zwischen den Zähnen durchrutschen dürfte und mit der es seit einem bestimmten Vorfall nicht mehr so gut läuft, ein sich gegenseitig belauerndes Pärchen aus Cop und Gauner, ein langweiliges Teenagergirl, der fiese Supermarktbesitzer, der eh alle für Idioten hält und nicht merkt, dass er das größte Arschloch und damit eines der vorhersehbarsten Opfer der Runde ist etc. pp. Kurzum: Die Figuren sind einem ziemlich egal und die Spannungskurve taucht einige Male beherzt unter.
Und dennoch macht „Bait – Haie im Supermarkt“ durchaus Laune. Zum einen eben wegen der coolen Grundprämisse – gleichzeitig größtes Problem und größter Pluspunkt des Filmes. Und dann sind da ja noch die Haie. Die greifen immer dann an, wenn die Plot Holes zu groß werden und der Zuschauer sich zu fragen beginnt, warum etwa der von Julian McMahon („Nip/Tuck“) cool gespielte Gauner gaunert. Und sobald die Haie ins Geschehen eingreifen, funktioniert „Bait“ richtig gut. Das Tempo geht hoch, es entstehen einige spannende Momente und ein zwei gut gesetzte Jump Scares lassen einen durchaus mal zusammenfahren. Rein vom Horrorlevel her ist „Bait“ dabei näher an „Deep Blue Sea“ als an „Der Weiße Hai“, dessen subtile Spannungsspitzen dem australischen Action-Horror-Streifen vollkommen abgehen. Der gibt lieber immer munter auf die Glocke und lässt seine eigentlichen Hauptdarsteller beherzt wüten. Dabei wird auch ordentlich gesplattert, leider überwiegend digital. Dennoch treiben hier einige Körperteile im Supermarkt herum und wenn die Haie Hunger haben, wird auch schon mal ein Protagonist halbiert.
Die Menschen werden dabei meist komplett in die Opferrolle manövriert. Erst gegen Ende schalten sie irgendwann ihren menschlichen Intellekt ein und schlagen zurück. Dabei bekommt vor allem Hauptdarsteller Xavier Samuel (ein „Twilight“ Schönling, yummie!) ein paar wirklich coole Actionhelden-Momente spendiert. Wenn er beispielsweise mit einer Pump Gun auf Haijagd geht, bekommt der Film kurzzeitig die Coolness eingeimpft, die man sich durchgehend von ihm versprochen hat.
Inszenatorisch ist „Bait“ durchaus solide. Regisseur Kimble Rendall hat seine Darsteller gut im Griff, die Bilder seines Streifens sind solide und machen in den richtigen Momenten richtig gut Druck. Dabei werden die typischen Klischees (etwa die subjektive Kamera aus Sicht eines an sein Opfer herangleitenden Hais) souverän bedient. Der Soundtrack ist dafür eher unauffällig und hätte mehr rocken dürfen. Und der 3D Effekt setzt extrem auf Pop Out Effekte. Blut spritzt in Richtung Zuschauer, Haie rasen auf ihn zu, Fische gleiten vor seinem Auge entlang, Körperteile treiben unaufhörlich auf ihn zu. „Bait – Haie im Supermarkt“ nutzt die Möglichkeiten der neuen Technik durchaus exzessiv, dürfte sich hier aber durchaus auch einige Negativstimmen einhandeln, denn die Effekte sind in diesen Momenten in der 2D Fassung durchaus als suboptimal zu erkennen. Vor allem, wenn die Menschen von den Haien in Großaufnahme zerfleischt werden, sieht man überdeutlich, dass hier Freund Rechner am Werk ist. In 3D dagegen wirken die Effekte dann zwar auch eher funktional als schön, fallen aber nicht so extrem negativ auf.
Allgemein enttarnt gerade die 2D Fassung einige Effekte als eher schwachbrüstig. Das fällt schon bei der großen Tsunami-Welle auf, die nicht annähernd die „Hereafter“-Perfektion erreicht und eigentlich immer nur dann richtig gut kommt, wenn reale Sets geflutet werden. Die Totalen der Kraft der Wassermassen sind dann eher … nunja. Und genauso sieht es mit den Haien aus. Kommen Modelle/Attrappen zum Einsatz, funktionieren die Raubfische richtig gut, kommen die Haie aber aus der PC-Konserve, wird’s teilweise regelrecht unglaubwürdig.
„Bait“ hat mit „Haie im Supermarkt“ ein fantastisches Kaufargument auf seiner Habenseite. Eigentlich würde man fast schon Asylum-Trash hinter dieser Idee vermuten. Doch „Bait“ gerät nicht ansatzweise in den Verdacht, Trash zu sein. Dafür sorgen die halbwegs plausible Installation der Grundprämisse, das inszenatorische Geschick der Macher, ordentliche Darsteller und die insgesamt wertige Umsetzung des Streifens. Das Hauptproblem von „Bait“ indes ist seine Unentschlossenheit. Weder will er richtig Action machen wie „Deep Blue Sea“ noch versteht er sich als Horrorstreifen a la „Der Weiße Hai“ und humorige Einlagen oder ironische Brechungen wollen ihm ebenfalls nicht gelingen, was ihn auch nicht in die Nähe eines „Piranha 3D“ oder anderer Funsplatter-Streifen zu rücken vermag. Und so bleibt „Bait – Haie im Supermarkt“ irgendwo zwischen Fisch und Fleisch hängen und ist mit „nette“ Unterhaltung, der ein wenig der Biss fehlt, gut umschrieben.
Die deutschen DVDs und Blu-rays kommen von Universum Film und sind mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten. Mit an Bord sind einige Extras, die in der Summe ihrer Laufzeiten sogar den Hauptfilm überrunden.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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