Originaltitel: Barbarian Queen__Herstellungsland: Argentinien, USA__Erscheinungsjahr: 1985__Regie: Héctor Olivera__Darsteller: Lana Clarkson, Katt Shea, Frank Zagarino, Dawn Dunlap, Susana Traverso, Victor Bo, Arman Chapman, Andrea Barbizon, Tony Middleton, Andrea Scriven u.a. |
Aktuell bin ich ein wenig auf dem Barbaren/Amazonen-Trip, einst losgetreten von „Conan der Barbar“ und dankbar aufgenommen von unter anderem Roger Corman, der mit „Mächte des Lichts“, „Der Krieger und die Hexe“, der „Deathstalker“-Reihe, „Im Reich der Amazonen“ und vielen anderen Streifen mehr, einige sehr unterhaltsame Epigonen auf die Zuschauer losgelassen hatte. Alles drehte sich dabei um Menschen in Fellumhängen, zahllose Titten und Ärsche, fiese Lumpen, von Blut benetzte Schwerter und Fantasy-Elemente wie Zauberer, Hexen und irgendwelche fiese Kreaturen.
Die Ergebnisse waren allesamt Inbegriffe des Guilty Pleasures und meist direkt nach dem Genießen schon wieder aus dem Hirn gelöscht. Bei einigen lohnt es sich aber dennoch, ein wenig genauer hinzuschauen. Etwa bei „Barbarian Queen“. Der ist nicht nur sehr unterhaltsam, er hat mit Frank Zagarino („The Protector“) auch einen namhaften Actionhelden an Bord. Der spielt in „Barbarian Queen“ den stets gut eingeölten und deshalb wie die „Twilight“-Vampire im Licht funkelnden Argan. Die menschliche Speckschwarte will zu Beginn der Story von „Barbarian Queen“ eigentlich die megasexy Amethea ehelichen.
Doch das Schicksal meint es nicht gut mit den beiden und lässt den fiesen Kriegstreiber Arrakur die Party crashen. Diverse Heldentode und Vergewaltigungen später verschleppen Arrakurs Männer Argan und all seine Krieger, begehen aber den großen Fehler Amethea nicht zu töten. Die kampfeslustige Amazone sackt sich eine gute Freundin ein, schnappt sich ein schönes langes Schwert und zieht gen Arrakurs Reich, um bei dem mal ordentlich blutig zu eskalieren.
Schaut in den Amazonen-Trash mit Frank Zagarino hinein
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Auf dem Weg zur finalen Konfrontation nimmt Amethea noch ein paar weitere kampfstarke Damen in ihr Team auf, die allesamt ebenfalls ein Hühnchen mit Arrakur zu rupfen haben. Und so ist vor allem der Beginn des Streifens ein riesiger Spaß. Das Tempo ist enorm hoch, auf Aktion folgt stets Reaktion, die dünne, mehr als bekannte Story funktioniert und sogar die Action hat ein paar verblüffend starke Momente. Etwa wird hier mal aus ungewöhnlicheren Perspektiven draufgehalten und Amethea darf erstaunlich rüde zu Werke gehen.
Blut fließt reichlich, Brüste werden im Sekundentakt freigelegt und Arrakurs Männer verhalten sich, wie sich solche Lumpen halt verhalten. Dazu ertönen ein paar geklaute Themen aus „Mächte des Lichtes“, die der spätere Starkomponist James Horner für Roger Corman auf den Weg gebracht hatte. Besser geht’s eigentlich kaum noch. Zumal Corman für „Barbarian Queen“ sichtlich mehr Dollar als üblich losgeeist hatte. Dafür sprechen neben der kompetenter als sonst in Szene gesetzten Action zahllose Schauplatzwechsel und ein erstaunlicher Statistenauftrieb.
Leider kann der Film die zu Beginn aufgefahrene Qualität nicht halten. Denn mit der Ankunft in Arrakurs Reich zerfasert die simple Story in zu viele Nebenplots. Da geht eine Figur einer privaten Vendetta nach, eine andere frisst einfach nur alles, was sie zu sehen bekommt, zwei weitere werden amtlich durchgefoltert und der entführte Argan macht einen auf Gladiator. Dazu kommt, dass Oberbösewicht Arrakur im eigenen Reich reichlich blass bleibt und als Bösewicht eher weniger ernstgenommen werden kann. In den Film geschmissene Rebellen gegen Arrakur gehen einem mit ihrer Ziellosigkeit auch früh auf den Zünder.
Dass man im Mittelteil nicht entnervt hinwirft, liegt daran, dass man spürt, dass tatsächlich alle aufgemachten Nebenschauplätze zum großen Showdown hinführen und weil Lana Clarkson in ihrer Rolle als Amethea einfach absolut hinreißend ist. Die 1,80 Meter hohe Schauspielerin ist das, was man landläufig gerne als Bombshell bezeichnet. Und die vor über zehn Jahren an den Folgen einer Schussverletzung gestorbene Schauspielerin verschreibt sich zudem voll und ganz dem Film. Spielt saustark auf, macht sichtlich die meiste ihrer Action selbst und ist nicht für einen Cent prüde.
Ergo ist man immer drin im Film, weil man ihr die Daumen drückt. Das geht sogar so weit, dass man die Actionarmut im Mittelteil stillschweigend erträgt und sich stattdessen an Lana Clarksons nacktem Body, den grandiosen Styropor-Kulissen, den unfassbar zahlreichen Statisten und dem damit verbundenen Gewimmel sowie den aus allen Ecken und Enden der Kulissen strömenden nackten Darstellerinnen ergötzt. Spätestens in Arrakurs Reich wähnt man sich bei „Barbarian Queen“ in einem Softporno.
Und dann steigt endlich der große Showdown und darf Lana Clarkson darum kämpfen, dass Frank Zagarino sie ehelicht. Warum auch immer sie das wollen sollte. Denn der gute Frank spielt seinen Helden leider so steif wie eh und je. Mehr als geradeaus gucken und zwei Sätze sagen ist auch diesmal nicht drin. Zumindest in der Action bewegt er sich etwas mehr. Ansonsten darf sich – kein Scheiß – sogar die Umgebung in seiner beeindruckenden, schön öligen Brust spiegeln. HD macht es möglich. Die anderen Männer im Cast, so munkelt man, mussten beim Casting nur beweisen, dass sie 1. mit der linken Hand eine sich wehrende Frau festhalten, 2. mit der rechten Hand ihre Bluse aufreißen und 3. mit Kussmund ihren Widerstand brechen konnten. So funktionierte Schauspiel damals.
Der Showdown mit viel Schwertergeklirr führt tatsächlich alle offenen Handlungsstränge zu einem Ende, hat aber actiontechnisch nicht mehr so viel Verve, wie der Einstieg. Auch bleibt der Film plötzlich recht unblutig. Und der maue Obermotz erfährt einen ebenso lauen Abgang. So gerät ausgerechnet der Abgang aus „Barbarian Queen“ seltsam lieblos. Das hat der Streifen eigentlich nicht verdient. Für eine Fortsetzung des farbsatten Fantasy-Trashes reichte es aber dennoch. Wieder mit sexy Lana Clarkson, aber dafür ohne Frank Zagarino. Glaubt ja auch keiner, dass eine ölige Brust reicht, um eine echte Powerfrau zu halten.
„Barbarian Queen“ macht barbarisch Laune
„Barbarian Queen“ ist mit Leichtigkeit einer der gelungeneren Beiträge zum Barbaren/Amazonen-Filmgenre, die Vielproduzent Roger Corman angesichts des Erfolges von „Conan der Barbar“ auf den Weg gebracht hatte. Was auffällt, ist, dass dieser Beitrag erstaunlicherweise mal auf das sonst sehr häufig bemühte Fantasy-Element vollkommen verzichtet. Wo in Cormans Barbaren/Amazonen-Werken sonst gerne Zeichentrickblitze zucken und Menschen sich in Kreaturen oder Tiere verwandeln, bleibt „Barbarian Queen“ vollkommen auf seine definitiv dünne, im Mittelteil hängende, aber immer funktionierende Story um eine Befreiungsaktion konzentriert.
Weitere Pluspunkte sind das sichtlich höhere Budget, absolut spielfreudige Darsteller, hübsch künstliche Kulissen, ein flotter, themenreicher Score, eine rummelige Ausstattung und eine Hauptdarstellerin zum Niederknien! Lana Clarkson ist hier mit so viel Charme, Engagement, Spaß, Esprit und Erotik am Wirken, dass sie, selbst wenn das Drumherum die letzte Scheiße gewesen wäre, den Film im Alleingang gerettet hätte. Das Ergebnis ist trotz diverser nicht zu leugnender Mängel und einem Frank Zagarino, der außer in der Sonne glänzen nichts auf die Reihe bekommt, absolut unterhaltsamer Trash.
„Barbarian Queen“ erschien in Deutschland erstaunlicherweise sofort in der komplett ungeschnittenen Unrated-Fassung auf VHS. Auf DVD / Blu-ray erschien der Film zunächst in einem Mediabook. Inzwischen kann man beide Datenträger mit einer Freigabe ab 18 auch einzeln erwerben. Leider war das Master der Datenträger von M SQUARE CLASSICS und UCM.ONE sichtlich eine digitale Quelle mit der R-Rated-Fassung des Filmes. Dieser fehlt es etwas an Handlung, dem einen oder anderen blutigeren Moment und ganz viel Lana-Clarkson-Nacktheit. Dafür ist die Bildqualität einfach nur klasse. In den Extras liegt allerdings auch die Unrated-Fassung bei. Hier werden die Fehlstellen mit Material von einer deutschen VHS – freilich in entsprechender „Qualität“ – ergänzt.
In diesem Sinne:
freeman
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