Originaltitel: Jangsa-ri 9.15__Herstellungsland: Südkorea__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Kwak Kyung-taek__Darsteller: Megan Fox, George Eads, Choi Minho, Kim yung-Min, Kim In-kwon, Kwak Si-Yang u.a. |
Am 25. Juni 1950 marschieren die Norkoreaner mit freundlicher Unterstützung der Sowjetunion in Südkorea ein. Wenige Tage später haben sie die südkoreanischen Truppen in den südlichsten Teil des Landes zurückgetrieben. Eigentlich kann den Südkoreanern nur noch ein Wunder helfen. Dieses hat bereits einen Namen: „Operation Chromite“. Von General MacArthur befehligte amerikanische Truppen sollen im September 1950 im besetzten Incheon anlanden.
Damit das funktionieren kann und nicht in einem Blutbad endet, leiten die Südkoreaner Ablenkungsmanöver in die Wege. Eines sieht vor, dass 772 unerfahrene Studenten- und Schülersoldaten nach Jangsari verlegt werden, wo sie große Teile der nordkoreanischen Streitkräfte binden sollen. Der Trick funktioniert. Sogar zu gut, denn nachdem die jungen Soldaten einen überraschenden Sieg erringen, entsenden die Nordkoreaner ganze Regimenter, um den Stützpunkt zurückzuerlangen und das vermutliche Anlanden der amerikanischen Streitkräfte zu unterbinden.
Das bringt die Südkoreaner in eine verzweifelte Lage. Es fehlt an Nahrungsmitteln und Munition und sämtliche Verbindungen zum Hauptquartier sind dank kaputter Funkgeräte gekappt.
Schaut in den historischen Kriegsfilm hinein
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Der südkoreanische Streifen „Bataillon der Verdammten“ setzt den jungen Soldaten ein eindrückliches, emotional packendes Denkmal und beackert ein Feld, das selbst vielen Südkoreanern nicht bekannt ist. Was nicht verwundert, handelte es sich bei den Begleitaktionen von „Operation Chromite“ doch um Geheimmissionen, deren Unterlagen laut Making Of zum Film teils noch heute als versiegelt gelten.
Dabei steigt „Bataillon der Verdammten“ unvermittelt in seine Handlung ein. Wir begegnen den Helden der nachfolgenden 105 Minuten, während sie inmitten eines Taifuns gen Jangsari verlegt werden und sich die Seele aus dem Leib kotzen. Wir erfahren, dass die jungen Männer in gerade einmal zwei Wochen rudimentär ausgebildet wurden. Eine so kurze Zeitspanne, dass die südkoreanische Armee den Soldaten nicht einmal Erkennungsnummern zuordnete!
Als das gewaltige Transportschiff die 772 Soldaten ausspeit, geraten sie sofort unter Feuer. Mit dem Mut der Verzweiflung gelangen sie an den Strand vor Jangsari und müssen sich beweisen. Was Regisseur Kyung-taek Kwak für perfekt orchestriertes Chaos nutzt. Die jungen Soldaten werden gnadenlos umgemäht oder in die Luft gesprengt. Um an das Landemanöver in „Soldat James Ryan“ anzuknüpfen, fehlt es allerdings an Intensität. Dennoch hat die Landung ordentlich Wucht und ist eine großartige Actionszene geworden.
Hernach versucht der Film, uns die jungen Hauptfiguren nahe zu bringen. Das nutzt er für interessante Charaktermomente, die ab und an die bekannten Klischees bedienen, ebenjene hier und da aber auch zu umfahren wissen. Spannend und erschütternd sind dabei vor allem jene Momente, in denen sich „Feinde“ als Familienmitglieder oder mindestens als von den Gegnern vereinnahmte Landsmänner entpuppen. Mit zunehmender Laufzeit drückt „Bataillon der Verdammten“ dann verstärkt auf die Tränendrüse. Macht die Situation der jungen Leute, stark verkörpert von unverbrauchten jungen südkoreanischen Schauspielern, erfahrbar.
Zwei weitere große Actionszenen um einen aufwändig inszenierten Hinterhalt und die finale Schlacht zeugen vom handwerklichen Geschick der Macher. Zudem ist man bei diesen Actionszenen dann auch mehr im Film drin. Weil man nun weiß, wer da blutig verreckt und was sie für Träume und Wünsche hatten. Gegen die hier wie geschmiert laufende Dramaturgie wirken die eingestreuten Szenen um die Amerikaner und deren Rolle im Koreakrieg immer wieder wie Fremdkörper.
Wie schon bei dem südkoreanischen Actioner „Operation Chromite“, in dem Liam Neeson McArthur spielte, sicherte sich auch „Bataillon der Verdammten“ amerikanische Gesichter für wichtige Nebenrollen. Diese gehören George Eads („Gutshot Straight“) und Megan Fox („Transformers“). Während Eads seine Rolle irre souverän runterreißt, wird Fox der Bedeutung ihrer Rolle nicht wirklich gerecht. Sie steht stellvertretend für zwei Kriegsreporterinnen, die damals mit ihren Reportagen mit dafür gesorgt hatten, dass der Führer der Ablenkungsmission um Jangsari für die erlittenen Verluste nicht hart belangt wurde. Auch trugen sie dazu bei, dass die Geschichte selbst nicht verloren ging. Diese Aspekte nimmt man der schwach spielenden Frau Fox nicht für eine Sekunde ab.
In technischer Hinsicht bietet „Bataillon der Verdammten“ das von der südkoreanischen Filmindustrie gewohnte, hohe Niveau. Dabei wurde nicht an Aufwand gespart. Es wuseln irre viele Komparsen über den Bildschirm, von Schiffen, über Flugzeuge bis hin zu russischen Panzern wird einiges an Kriegsgerät aufgefahren. In der Action gibt es zudem großartige Szenen, wie jene, in der die Kamera sich in einem brutal engen Schützengraben an den verbissen aufeinander einhackenden Soldaten vorbeiquetscht und so einen spektakulär chaotischen One Shot kreiert. Einzig die Musik hätte gerne noch ein wenig heroischer / bewegender ausfallen dürfen.
Eindrucksvolle Action und eine unbekannte Geschichte
Was bleibt, ist ein Film über bislang unbesungene Helden, der sich gerne noch ein wenig mehr Zeit für seine Figuren hätte nehmen dürfen. Es erstaunt sowieso, dass ein Film mit einer solchen Thematik von den Südkoreanern in 105 Minuten erzählt wird, sind deren Blockbuster und historischen Werke doch eher selten unter 130 Minuten zu haben. Dabei wünscht man sich früh im Film, man wäre dabei gewesen, wie die jungen Leute zusammengewürfelt wurden. So wäre man vermutlich auch in der ersten großen Schlacht viel mehr drin gewesen und hätte noch mehr mit den Charakteren mitgefiebert. Zu denen hat man jedoch vor allem zu Beginn eine meines Erachtens unnötig große Distanz.
Mit der Zeit holt der Film das Versäumnis der Figurenzeichnung aber eindrücklich nach. Dabei kann er nur einen Ausschnitt beleuchten und muss einige interessant wirkende Figuren aussparen (der Anführer des Bataillons sei genannt). Zudem sind die Figuren nicht frei von Klischees. Und dennoch ziehen sie den Zuschauer mit fortschreitender Laufzeit immer besser in die Geschichte hinein. Selbige hat keinerlei Leerlauf zu bieten und bekommt von drei großen, technisch perfekten Actionszenen immer wieder eindrückliche Adrenalinkicks verpasst. Dabei holt der Film erst gegen Ende den Pathos-Hammer raus und inszeniert den einen oder anderen Heldentod zu selbstverliebt.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien am 26.6.2020 von Pandastrom Pictures und ist mit einer FSK 16 ungeschnitten. Trailer und ein nicht einmal vier Minuten langes Making Of bilden die spärlichen Extras.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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