Originaltitel: Batman v Superman: Dawn of Justice__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: Zack Snyder__Darsteller: Ben Affleck, Henry Cavill, Amy Adams, Jesse Eisenberg, Gal Gadot, Laurence Fishburne, Jeremy Irons, Holly Hunter, Diane Lane, Callan Mulvey, Scoot McNairy, Lauren Cohan, Jeffrey Dean Morgan u.a. |
Nach dem Erfolg von „The Avengers“ wollte auch DC sein Shared Universe im Filmbereich, weshalb auf „Man of Steel“ nun der Clash der beiden bekanntesten und beliebtesten Zugpferde des Comicverlags kommt: „Batman v Superman: Dawn of Justice“.
In einer der ersten Szenen des Films erlebt der Zuschauer den Showdown von „Man of Steel“ aus der Froschperspektive, genauer gesagt der von Bruce Wayne (Ben Affleck), der seine Firmenniederlassung in Metropolis besuchen will, als dort der Kampf zwischen den Truppen von General Zod (Michael Shannon) und Superman (Henry Cavill) tobt. Mit viel 9/11-Metaphorik aufgeladen, etwa wenn Wayne staubbedeckt durch die Straßen läuft, macht sich „Batman v Superman“ daran etwas zu zeigen, das in vielen Blockbustern und Superhelden ausgespart wird: Die zivilen Opfer der Zerstörungsorgien. Doch der Film bleibt halbherzig, zeigt kaum etwas von dem Leiden: Ein Freund Waynes stirbt offscreen, ein Angestellter wird mit zertrümmerten Beinen unter einem Stahlträger gefunden, ein kleines Mädchen vermisst seine offensichtlich zu Tode gekommene Mutter, das war es dann aber auch schon.
18 Monate später ist die Welt immer noch unsicher wie sie mit Superman umgehen soll, weshalb es ein spezielles Gremium zu dem Thema gibt. Es wird nicht gerade besser für den Stählernen, als er seine Freundin, die Reporterin Lois Lane (Amy Adams) aus den Fängen eines afrikanischen Rebellenführers befreit, nachdem dieser sie gefangen nimmt, weil sich ihr Fotograph als CIA-Agent entpuppt. Söldner unter der Führung von Anatoli Knyazev (Callan Mulvey) knallen zudem die eigentlich mit ihnen verbündeten Rebellen ab, als Superman zur Rettung auftaucht, was man dem Helden in die Schuhe schiebt. Weil die Welt nach einem mit Schusswaffen verübten Massaker natürlich glauben wird, das der nicht auf Knarren angewiesene Superheld das gewesen sein muss.
Währenddessen gehört Bruce Wayne zu jenen, denen der Mann aus Stahl suspekt ist, der glaubt, dass man ihn in die Schranken weisen muss, während er selbst in seiner zweiten Identität als Batman die Bösewichte von Gotham erledigt. Gleichzeitig wendet sich der schwerreiche Industrielle Lex Luthor (Jesse Eisenberg) an die Regierung und bietet an, aus gefundenem Kryptonit eine Waffe zu bauen, die man im Notfall gegen Superman einsetzen kann…
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Die Energie, mit der DC auf ein Shared Universe hinarbeitet, ist „Batman v Superman“ anzumerken, was bedeutet, dass Origin Stories nur angerissen oder gleich eingespart werden, was dem Film nicht schlecht zu Gesicht steht. Batmans Vorgeschichte um den Mord an seinen Eltern wird in einer Rückblende gezeigt, die den bisherigen Verfilmungen treu bleibt, während der Hintergrund von Wonder Woman (Gal Gadot) im Dunkeln bleibt und der Rest der Justice-League-Mitglieder nur in sehr kurzen Sequenzen vorgestellt wird. Eine Herangehensweise, die eigentlich mehr Platz für die eigentliche Geschichte bieten sollte und ein entsprechendes Tempo garantieren.
Und doch wirkt „Batman v Superman“ über weite Strecken wie ein überlanges Prequel zur geplanten „Justice League“-Verfilmung, verweist vor allem gegen Ende stark auf all die Dinge, die noch da kommen mögen und zeigt erstaunlich wenig Interesse an der Konfrontation, um die es eigentlich geht. Bis sich die Fledermaus und der Stählerne tatsächlich auf die Glocke hauen, sind schon rund zwei Drittel des Films um, obwohl Batman schon von Anfang an daran denkt, dass er Superman aufhalten müsse. Der Weg dahin ist mit Zufällen und einem reichlich konfusen Plan Lex Luthors gepflastert, bei dem jeglicher Reiz der Doppelidentitäten wegfällt: Jeder Held und jeder Schurke scheint in Rekordzeit herausfinden zu können, wer denn nun hinter der Maske eines Superheroes steckt.
Und so sehr der Film sich auch bemüht seine Player in Stellung zu bringen, so wenig hat er währenddessen zu erzählen. Batmans Motivationen abgesehen von seinem Beschützerinstinkt werden bestenfalls angekratzt, was Wonder Woman überhaupt in Metropolis zu suchen hat, wird nicht erwähnt oder vielleicht auch nur für ihren Solofilm aufgespart. Ähnlich sieht es mit einer Vision aus, in der Batman eine apokalyptische Zukunft erträumt, die (außer einer Leistungsschau in Sachen Action und Effekte) keine Bedeutung für diesen Film hat. Aber vielleicht für einen der nächsten. Und Superman? Der hadert kurz mit seiner Bestimmung, wie schon im Vorgänger, um dann – wie im Vorgänger – einzusehen, dass er trotz gewisser Antipathien von der Welt gebraucht wird und sich nicht unterkriegen lassen muss. Die Liebesgeschichte zwischen ihm und Lois ist hier nur noch dazu da, damit er sie gleich mehrfach im Film retten muss. Und die reizvolle Idee mit den zivilen Verlusten wird regelrecht lapidar abgehandelt: Wenn es dann im Finale gegen eine große Bedrohung geht, dann können sich die Helden (logischerweise) das Schlachtfeld nicht aussuchen. Aber der Film betont einfach, dass die verwüsteten Gebiete entweder unbewohnt oder gerade von wenigen Menschen bevölkert sind, und stiehlt sich damit ziemlich feige aus der angerissenen Problematik.
Was diese Bedrohung ist, das weiß auch jeder, der den Trailer zum Film gesehen hat, denn der fungiert als knapp dreiminütige Zusammenfassung der Ereignisse, die auch fast so ablaufen wie erwartet. Eine einzige überraschende Wende kann der Film auffahren und auch die wird rund 10 Minuten später (andeutungsweise) negiert. Und so bleibt „Batman v Superman“ ein seltsamer Zwitter: Phasenweise wirkt er konfus und gehetzt, gerade in der Einstiegsphase, an anderen Stellen wiederum schwelgt er in betontem Weltschmerz und wenig relevanten Details, die das Geschehen in die Länge ziehen ohne den Film voran zu bringen. Selbst die von Regisseur Zack Snyder („300“) gewohnten Zeitlupen werden hier überraschend selten in der Action verwandt, sondern lieber bei Szenen, in denen Figuren zu bedeutungsschwangerer Musik in den Himmel starren oder zu bedeutungsschwangerer Musik durch Felder wandern. Und damit diese Musik dann auch entsprechend pompös wummert, verpflichtete man sowohl Hans Zimmer („The Dark Knight“) als auch Junkie XL („Mad Max: Fury Road“) für den Soundtrack.
Inszenatorisch kann sich „Batman v Superman“ dagegen durchaus sehen lassen: Die Effekte sind von Top-Qualität, den düsteren, Nolan-inspirierten visuellen Stil des Vorgängers strickt Snyder durchaus stimmig weiter, auch wenn das Ganze bisweilen etwas betont schwer bleibt. Nur in Sachen Action ist der Film für Snyder-Verhältnisse überraschend durchwachsen: Hatte er es in „Man of Steel“ noch geschafft ein Gefühl von Körperlichkeit und Nachvollziehbarkeit in viele Superman-Kämpfe zu injizieren, da verkommt vor allem der Showdown hier zur Superwesenklopperei im Videospielmodus, aber auch der titelgebende Fight zwischen den beiden Heroen ist doch enttäuschend viel Effektgewummer mit enttäuschend wenig Choreographie. Wesentlich besser schlägt sich Snyder, wenn es um Batman geht: Die Jagd auf einen LKW der Fieslinge sowie dessen Aufräumaktion unter den Schergen Luthors sind aufregende, erfreulich erdig inszenierte Actionszenen mit starker Choreographie, die aus dem Film als Highlights herausragen.
Darstellerisch geht Jesse Eisenberg („American Ultra“) als Gewinner hervor: In der launigen Schurkenrolle geht er richtig auf und spielt den wortgewandten Konzernchef als faszinierenden Schmierlappen, trotz gelegentlicher Overacting-Zwischenfälle. Ben Affleck („Paycheck“) als gealterter, von seinen Schlachten seelisch gezeichneter, in sich gekehrter Batman bietet ebenfalls eine einnehmende Performance und Gal Gadot („Fast & Furious 6“) macht sich gut als Wonder Woman, auch wenn sie sehr auf das Mysterium ihrer Rolle reduziert wird. Henry Cavill („The Cold Light of Day“) bleibt ähnlich farblos bis okay wie in „Man of Steel“, Amy Adams („The Fighter“) kommt leider kaum zum Zuge und ist fast nur da, um gerettet zu werden, während Jeremy Irons („Stirb langsam – Jetzt erst recht“) als Butler Alfred und Holly Hunter („Arizona Junior“) als Senatorin in Nebenrollen wesentlich mehr Akzente setzen. Callan Mulvey („300: Rise of an Empire“) gibt eine charismatische rechte Hand Luthors ab, Laurence Fishburne („Standoff“) ist kaum gefordert und in Sachen bekannte Gesichter gibt es neben einigen aus dem ersten Teil bekannten wie Diane Lane („Wild Bill“) noch Jeffrey Dean Morgan („Die Vorhersehung“) und Lauren Cohan („Reach Me“) als Bruce Waynes Eltern in der erwähnten Rückblende zu sehen.
Man kann nicht sagen, dass man das dicke Budget hinter „Batman v Superman“ nicht auf der Leinwand sieht: Die Effekte sind famos, der Cast prominent besetzt und die Action protzig. Leider geht vieles davon in CGI-Bombast unter, den Zack Snyder nicht immer so stark wie in seinen besten Werken zu inszenieren weiß. Doch das Drumherum um die größtenteils ins letzte Drittel gestopfte Action wirkt nur wie ein überlanger, stellenweise sehr konfuser Prolog für die „Justice League“-Filme, der all seine angerissenen Themen um Supermans Akzeptanz bei den Menschen und die zivilen Verluste bei den Kämpfen der Superhelden nie über Ansätze hinaus entwickelt.
Knappe:
„Batman v Superman: Dawn of Justice“ startet am 24 März 2016 in den deutschen Kinos, freigegeben ab 12 Jahren.
© Nils Bothmann (McClane)
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Copyright aller Filmbilder/Label: Warner__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 24.3.2016 in den deutschen Kinos |