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Beckman – Im Namen der Rache

Originaltitel: Beckman__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Gabriel Sabloff__Darsteller: David A.R. White, William Baldwin, Burt Young, Jeff Fahey, Brighton Sharbino, Kira Reed Lorsch, Danielle Moinet, Jacob Melton, Xander Bailey u.a.
Beckman - Im Namen der Rache DVD Cover

Auch christlich orientierte Filmstudios machen auf John Wick: “Beckman – Im Namen der Rache”.

Beckman ist ein Killer. Ein richtig guter obendrein. Sein aktueller Job: Er soll einen abtrünnigen Killer umbringen. Dieser hatte sich vor Jahren aus dem Geschäft zurückgezogen, ist dann aber urplötzlich ins Spiel zurückgekehrt. Beckmans Organisation, das Netzwerk, will den Killer nun tot sehen. Als Beckman mit seinem Opfer zusammenprallt und dabei einige Blessuren davonträgt, beginnt sich auch in ihm ein Schalter umzulegen. Er will raus aus dem ewigen Kreislauf des Tötens.

Schwerverletzt verschafft er sich Zugang zu einer Kirche. Der dortige Priester, Philip, nimmt ihn hilfsbereit auf, versorgt seine Wunden und zeigt ihm den Weg zu Gott. Als der Priester verstirbt, übernimmt Beckman dessen Gemeinde und fungiert Jahre als deren Priester. Da taucht eines Tages die junge Tabitha auf. Sie sucht Zuflucht, wie Beckman einst. Und sie hat gefährliches Lumpenpack an den Hacken.

Beckman gewährt ihr Unterschlupf und führt sie zu Gott, wie er einst zu ihm geführt wurde. Doch da holt Tabithas Vergangenheit sie ein. Sie wird von dem psychopathischen Sektenführer Reese entführt, der gegenüber Beckman andeutet, er habe das Mädchen letzten Endes getötet. Damit erweckt der Sektenführer unwissentlich den Killer in Beckman zu neuem Leben. Mann um Mann bahnt der sich seinen Weg zu Reese.

Schaut in den Actionfilm hinein

„John Wick“ von Gottes Gnaden

Schon in den ersten Minuten wird eindeutig klar, welcher Film Pate für „Beckman“ gestanden hat: Gun Fu, ein stilbewusster Killer, eine geheime Killerorganisation, die im Hintergrund die Fäden zieht und ihre „Mitglieder“ mit Zielen, Waffen und Geld versorgt. Die Macher von „Beckman“ sind eindeutig „John Wick“-Fans. Mehr noch: Sie sind christliche „John Wick“-Fans, weshalb sich der Killer in „Beckman“ immer sicher sein kann, im Auftrag des Herren zu agieren.

Pure Flix, ein christliches Produktions- und Vertriebsunternehmen, spezialisiert auf christliche Filme wie „Samson“, hat den Film produziert. Dieser Tatsache ist dann auch der zähe und in Teilen unglaubwürdige Einstieg in den Film geschuldet. Gefühlte Ewigkeiten muss man dem ehemaligen Killer beim Verkünden von Gottes Botschaft zuschauen. Der Schauplatz einer Kirche wird überhaupt nicht mehr verlassen. Und das Gefrömmel geht einem irgendwann nur noch auf den Zünder.

Eine Entführung, die in einen Mord mündet und in die Etablierung eines fiesen Antipoden. Der geriert sich zwar nicht als Antichrist, aber zumindest als Sektenführer. Und sorgt dann endlich dafür, dass „Beckman“ wieder in die Spur findet. Nun geht es wenig christlich zu, denn Beckman weiß, was er da macht.

Beckman - Im Namen der Rache mit Burt Young

Burt Young steht mal nicht neben Rocky.

Was den Machern weitere Möglichkeiten für wirklich hübsche Gun-Fu-Einlagen und etwas Geballer bietet. Die daraus resultierende Action ist zwar nicht ultrahart oder blutig, aber zumindest schön anzusehen, denn Choreograph Gabriel ‘G-Rod’ Rodriguez und Stuntkoordinator Monte Rex Perlin schneidern dem eigentlich gar nicht sonderlich kampfstark wirkenden Hauptdarsteller David A.R. White, ein hausgemachter Star (und der Chef) von Pure Flix, ein paar wirklich coole Bewegungsabläufe auf den Leib.

In diesem Abschnitt, der vom Drehbuch in Kapitel unterteilt wurde, in denen auch mal in der Chronologie ein wenig hin und hergesprungen wird, spielen christliche Gedanken keine sonderlich große Rolle. Erst gegen Ende kommen diese Elemente wieder verstärkt auf und haben ein reichlich antiklimaktisches Finale zur Folge. Ein Finale, das rein logisch gesehen nicht zu den bislang präsentierten Wesenszügen Beckmans passt. Es passt nur zur intendierten Botschaft der Macher. Mehr nicht.

Was an dem Film richtig Spaß macht und mehr hätte ausgekostet werden müssen, sind die Gespräche zwischen Beckman und Bösewicht Reese. Der eine hält sich für unbesiegbar, der andere für unantastbar – das gipfelt in herrlich selbstbewusste Dialogzeilen, in denen keiner der beiden auch nur ansatzweise irgendwie zurücksteckt.

William Baldwin im Christen John Wick

William Baldwin ist sich in einer abseitigen Schurkenrolle für nichts zu schade.

Darstellerisch macht David A.R. White („Revelation Road“) einen ordentlichen Job, auch wenn man ihm dank seines leicht verhärmt wirkenden Aussehens den Superkiller optisch nie so recht abnehmen mag. Als sein Gegner Reese erleben wir William Baldwin („Backdraft“), der den Streifen auch produzierte und einen erstaunlichen Spaß an seiner abseitigen Rolle zu haben scheint. Als Philip bestreitet zudem Jeff Fahey („Dead Zone Z“) einen kurzen Auftritt. Die restlichen Darsteller, darunter Burt Young („Rocky“) agieren solide, sind für den Film aber reichlich egal.

In technischer Hinsicht fällt sofort auf, dass Pure Flix durchaus den einen oder anderen Dollar mehr aus der Kollekte bereitgestellt hat. Der Actionfilm sieht erstaunlich wertig aus, präsentiert immer neue Schauplätze und Sets, ist dynamisch montiert und sieht auch und vor allem in der Action ab und an besser aus als vergleichbare B-Actioner der jüngeren Zeit.

„Beckman“ könnte den einen oder anderen Gottesdienst ersetzen

Ich kann nicht behaupten, einen großen Erfahrungsschatz mit christlichen Actionfilmen zu haben. „The Mark 1+2“, ebenfalls von Pure Flix, hatten mich wegen dem Mitwirken von Gary Daniels seinerzeit sehr interessiert. „Samson“ wegen Rutger Hauers kleiner Rolle. Die filmischen Endergebnisse waren jedoch teils unterirdisch. Umso mehr überraschte mich „Beckman“. Ja, als Atheist gingen mir die ersten 20 Minuten und das mit Botschaften überladene Finale echt auf den Zünder, doch dazwischen wurde ich tatsächlich gut unterhalten.

Regisseur Gabriel Sabloff bemüht sich sichtlich, einen „John Wick“-Klon abzuliefern, der zumindest ansatzweise gegen das große Vorbild zu bestehen versucht und nicht nur ein paar Schlagworte in den Ring schmeißt und hofft, der Actionfan wird es schon schlucken. Daraus resultiert dann auch ein Actionfilm, der sich tatsächlich als solcher anfühlt und eben nicht nur so tut.

Zu meckern gibt es dennoch genug. Kaum ein Kill passiert onscreen. Der Bodycount ist recht niedrig. Richtig aufwändig wird es nie und Autoverfolgungsjagden bezeichnet der Held selbst als stupide. Und trotzdem ist man in Beckmans Rachefeldzug drin, staunt über das höchst solide Gun Fu und wünscht sich, wie bereits erwähnt, mehr Labertiraden zwischen Held und Bösewicht.

5 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film kommt von Sunfilm / Tiberius Film. Die schwach synchronisierten Datenträger haben ungeschnitten eine FSK 16 Freigabe. Den Film kann man gegen einen Obulus auch streamen.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Sunfilm/Tiberius Film__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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