Originaltitel: Bedeviled__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: Abel Vang, Burlee Vang__Darsteller: Saxon Sharbino, Bonnie Morgan, Brandon Soo Hoo, Alexis G. Zall, Matty Finochio, Kate Orsini, Victory Van Tuyl, Robyn Cohen, Aaron Hendry u.a. |
Ein bisschen unheimlich ist es ja schon, als von dem Account der unlängst unter seltsamen Umständen verschiedenen Nikki die Aufforderung an deren Freunde ergeht, sich eine spezielle App herunterzuladen. Trotzdem kommt Nikkis Clique der Aufforderung nach und ist äußerst angetan von der künstlichen Intelligenz, die sich mit der App auf ihren Smartphones breit macht.
Doch nach anfänglich harmlosen Tricks (Licht an/ausschalten und dergleichen mehr) verschärft die sich selbst Mr. BeDevil nennende künstliche Intelligenz die Gangart flott. Schnell müssen Nikkis Freunde bemerken, dass die App ihre Ängste analysiert und zunächst nur mit Trugbildern, später mit ganz realem Schrecken immer mehr befeuert.
Als sich die unheimlichen Vorkommnisse häufen und unsere Helden aus der Nummer aussteigen wollen, lässt sich die App einfach nicht mehr von den Handys entfernen. Nicht einmal das Zerstören der Handys bewirkt irgendetwas. Notgedrungen setzen sich die jungen Leute mit der App auseinander und beginnen, zu erforschen, wo die Anwendung ihren Ursprung genommen hat. Doch es ist längst zu spät: Die ersten Todesopfer sind bereits zu beklagen…
Bei diesem Trailer zu „Bedeviled“ werdet ihr eure Fingernägel Appkauen
httpv://www.youtube.com/watch?v=Qm3v2QjVtG8
Die vernetzte Welt und deren Gefahren werden immer mehr zu einem wichtigen Treibstoff für das Horrorgenre: „Unknown User“, „Unfriend“ oder „Antisocial“ kommen einem flott in den Sinn. Die Gefahr einer speziellen App beschwor zuletzt auch der flotte „Nerve“ herauf, setzte dabei aber eher auf Action denn auf Horror. Dafür nutzte der holländische „App“ ebenjene für ein Thriller-Konstrukt. „Bedeviled“ legt nun nach…
Ein innovativer Film ist dabei aber nicht herausgekommen. Eher ein 0815-Horrorfilm, der in vielen Punkten einfach nicht funktioniert. Obwohl er es redlich versucht. So will der Film beispielsweise die üblichen Horrorklischees in Sachen Helden-Clique umschiffen: Es gibt keine promiskuitive Blondine, keinen tumben Muskelberg, keinen sportlichen Schwarzen, keinen hässlichen Pickelnerd und keinen Love Interest des Final Girls, der mehr einem Ritter auf einem weißen Ross denn einem echten Menschen ähnelt. Nur das Final Girl selbst ist Klischee durch und durch: Dicke Hupen, lange blonde Haare und prüde, dass es nur so scheppert.
Das Problem: Was auf dem Papier toll klingt, immerhin scheint sich hier wer gegen Genrekonventionen stemmen zu wollen, funktioniert im fertigen Film kein Stück. Die fast schon zu menschliche Heldengruppe ist ausnahmslos stinklangweilig und uninteressant. Bereits nach wenigen Minuten Laufzeit wünscht man sich einen unsensiblen Schwachkopf herbei, der das altkluge, pseudokritische Getexte der Charaktere über Gott und die Social-Media-Welt unterbindet, seine eigenen Muskeln küsst, sexistische Witze reißt und sich anstelle des Zuschauers darüber totlacht, dass die Charaktere von „Bedeviled“ beim Ficken Shakespeare rezitieren! Leider gibt es einen solchen Charakter nicht.
Das Ausscheiden der Charaktere ist dem Zuschauer infolgedessen herzlich egal und die Abfolge des Ablebens problemlos durchschaubar. Leider dauert es bis dahin eine gefühlte Ewigkeit. Während der man von den Regisseuren Abel und Burlee Vang (aka The Vang Brothers) mit Jump Scares förmlich zugeschmissen wird. Bereits nach 20 Minuten rumpelt es in einer Tour von der Tonspur. Und das so vehement, dass es einen förmlich aus dem Sessel fegt. Was man den Machern zugute halten muss: Sie fahren zu den akustischen Schocks auch effektive optische Entsprechungen auf, so dass sich zu Beginn durchaus der eine oder andere Moment des Zusammenzuckens einstellt.
Doch im weiteren Verlauf übertrieben es die beiden so extrem mit diesem Stilmittel, dass ich extrem schnell abstumpfte und keinen der Schocks als irgendwie nachhaltig empfand. Denn leider zieht „Bedeviled“ nach den Schocks die Daumenschrauben auch nicht weiter an. Macht keinen Terror. Meist wird nach einem Schock weggeschnitten und ein neuer Schock wird aufgebaut. Und ewig grüßt das Horror-Murmeltier…
Seltsam ist auch, dass „Bedeviled“ nicht ein einziges Mal das Ableben eines Charakters onscreen zeigt. Klar, ein Horrorfilm muss nicht blutig sein, um zu erschrecken. Aber irgendwann kommt bei dieser öden Form des Ausscheidens der Figuren schon der Eindruck auf, der Film schere sich genauso wenig um die Helden wie der Zuschauer. Auch bei der Ausgestaltung der Mythologie von Mr. BeDevil hätte gerne etwas mehr Hirnschmalz aufgewandt werden dürfen. Diese kommt extrem generisch daher und mündet obendrein in einen wenig nachvollziehbaren, richtig miesen Showdown.
Doch „Bedeviled“ weiß auch zu punkten. Vor allem in optischer Hinsicht ist der Film äußerst gelungen. Setzt auf satte Komplementärfarben in den Nachtszenen und angenehm warme Farben in den Tagesszenen. Auffällig ist auch das bewusste Spielen mit einfallenden Sonnenstrahlen, die den schönen Bildern des Streifens zusätzlich Atmosphäre einhauchen. Auch die eher ruhige Inszenierung mit langen Kamerafahrten und -einstellungen weiß zu gefallen. Zudem verzichteten die Vang Brothers sichtlich auf CGIs und ließen „Laid to Rest“-Mastermind Robert Hall alles von Hand umsetzen. Das kommt vor allem dem insgesamt schön creepy rüberkommenden Mr. BeDevil und dessen alptraumhaften Begleitern (die Horror-Oma, fiese Clowns, die gruselige Asiatin) zugute.
Und auch darstellerisch ist „Bedeviled“ gut aufgestellt. Denn obschon das Drehbuch den jungen Akteuren nicht viel an die Hand gibt, mit dem sie arbeiten können, machen sie ihren Job durchaus gut und rangieren deutlich über dem Genre-Durchschnitt.
Was bleibt, ist ein maximal durchschnittlicher Horrorfilm in feiner Optik, der mich niemals richtig zu packen vermochte und mit zunehmender Laufzeit jedweden Anflug von Spannung mit einer Flut an recht beliebig wirkenden Jump Scares erschlug. Mich ödete das Geholter und Gepolter in seinem ewig gleichen Aufbau und Ablauf letzten Endes einfach nur noch an. Wer allerdings empfänglich für diese Art des Erschreckens ist, wird in „Bedeviled“ aufgrund dessen Schockdichte vermutlich sein persönliches El Dorado finden. Eine treffende Entsprechung des „Spannungs-Prinzips“ von „Bedeviled“ sind Gimmicks wie jene, bei denen man konzentriert irgendein hypnotisches Bild anstarren soll und wenn man gerade richtig drin ist, erscheint eine Horrorfratze. Witzigerweise bezieht sich „Bedeviled“ in einer Szene sogar auf diese Art des Schockens. Und damit bleiben mir nur ein „Wers mag“ und eine unentschiedene Wertung als Fazit:
„Bedeviled“ erscheint am 24. März 2017 auf DVD und Blu-ray von dem Label Ascot Elite und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten. Neben einigen Trailern gibt es auch ein Behind the Scenes zum Film, das eher an eine typische B-Roll erinnert und nicht wirklich Informationen transportiert.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Ascot Elite__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |