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Bill & Ted retten das Universum

Fast 30 Jahre nach dem zweiten Teil schildert das späte Sequel „Bill & Ted retten das Universum“ die kultigen, erneut von Keanu Reeves und Alex Winter verkörperten Dudes als gescheiterte Rockmusiker, Ehemänner und Familienväter. Da sie aber immer noch den Song schreiben müssen, der die Welt in Liebe vereint, muss das Duo erneut auf Zeitreise, ebenso wie ihre von Samara Weaving und Brigette Lundy-Paine gespielten Töchter.

Originaltitel: Bill & Ted Face the Music__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Dean Parisot__Darsteller: Keanu Reeves, Alex Winter, Samara Weaving, Brigette Lundy-Paine, William Sadler, Kristen Schaal, Anthony Carrigan, Erinn Hayes, Jayma Mays, Hal Landon Jr., Kid Cudi, Beck Bennett, Holland Taylor, Jillian Bell, Amy Stoch, Dave Grohl u.a.
Bill & Ted retten das Universum

In dem späten Sequel “Bill & Ted retten das Universum” erleben neben Keanu Reeves und Alex Winter auch ihre Filmtöchter Zeitreiseabenteuer

Dass es fast 30 Jahre nach dem zweiten Teil mit „Bill & Ted retten das Universum“ noch zu einem späten dritten Teil der Comedy-Saga, darf als Überraschung gewertet werden, doch Keanu Reeves und Alex Winter waren durch die Filme gute Freunde geworden und ersterer wurde durch die „John Wick“-Reihe wieder zum gefragten Star.

Das späte Sequel muss für neuen Konflikt sorgen, weshalb das Publikum erfährt, dass der Triumph von Bill S. Preston (Alex Winter) und Ted ‘Theodore‘ Logan (Keanu Reeves) am Ende von „Bill & Ted’s verrückte Reise in die Zukunft“ nur von kurzer Dauer war: Nach einer Hitsingle trat ihre Band Wyld Stallyns den kommerziellen Sturzflug an, gefolgt von einer Phase, in der sie dauernd die Musikrichtung wechselten. In der Gegenwart des Jahres 2020 spielen sie unhörbare Experimentalmusik auf der Hochzeit ihrer Ex-Klassenkameradin Miss (Amy Stoch), die nach den Dads der beiden nun Bills jüngeren Bruder Deacon (Beck Bennett) ehelicht. Abseits der gescheiterten Musikerkarriere kann das Duo wenig vorweisen: Ihre Gattinnen Joanna (Jayma Mays) und Elizabeth (Erinn Hayes) gehen arbeiten und kümmern sich sonst um alles, die Töchter Wihelmina ‘Billie’ Logan (Brigette Lundy-Paine) und Thea ‘Theodora’ Preston (Samara Weaving) kommen in Sachen Musikbegeisterung, aber auch intellektuellen Kapazitäten ganz nach ihren Dude-Dads.

Durch das Versagen der Wyld Stallyns ist ihre große zukünftige Errungenschaft in Gefahr: Die Welt durch Musik vereinen. So bleiben ihnen nur noch wenige Stunden den besagten Erfolgssong zu schreiben, andernfalls geht das Raum-Zeit-Kontinuum in die Binsen, wie ihnen Kelly (Kristen Schaal), die Tochter ihres verstorbenen Mentors Rufus erklärt, als sie das Duo mit der gewohnten Telefonzelle in die Zukunft bringt. Wieder einmal zeigt sich, dass die Reihe wenig bis gar nichts auf Zeitreiselogik gibt. Wie der eigentlich garantierte Erfolg der Wyld Stallyns doch ohne externe Eingriffe in Gefahr geraten konnte, warum die Zukunftsleute erst auf den letzten Drücker anrücken bzw. nicht zu einem früheren Zeitpunkt in Bill und Teds Leben reisen und derlei Fragen werden gar nicht erst aufgeworfen, Hauptsache die beiden Kurzzeit-Rockstars gehen wieder auf die Reise.

Bill und Ted haben jedoch eine glorreiche Idee: Mit der Telefonzellen-Zeitmaschine reisen sie einfach ein paar Jahre in die Zukunft, um dort den Song abzuholen, den sie komponieren wollen. Derweil kommen ihre Töchter auch an das Gerät und sacken in der Weltgeschichte berühmte Musiker ein…

Schaut euch den Trailer zu „Bill & Ted retten das Universum“ an

Bill & Ted retten das Universum

Gewohntes Fortbewegungsmittel: Bill S. Preston (Alex Winter) und Ted Logan (Keanu Reeves) reisen wieder per Telefonzelle durch die Zeit

Bill und Ted als gealterte und gescheiterte Familienväter – kann das funktionieren? Gute Frage. Immerhin dürften die Hauptdarsteller mit den Figuren fühlen können. Alex Winter kam nie so wirklich groß raus und verlegte sich später aufs Regieführen, Keanu Reeves hingegen hatte zwischen Höhenflügen auch immer wieder Phasen als Kassengift. So hat die Geschichte zweier gescheiterter Träumer, die trotzdem an ihren Hoffnungen festhalten, bisweilen eine emotionale Note. Sowieso: Die Freundschaft der beiden überdauert sogar bis ins Altersheim, wie „Bill & Ted retten das Universum“ zeigt. Aber sie hat auch nicht nur gute Seiten, denn eine Paartherapeutin versucht den Dudes klarzumachen, dass sie für ihre jeweilige Gattin als Individuum da sein müssen, nicht als Hälfte als eines Männerduos. Zumindest kommen all diese Themen immer kurz vor, werden mal aufgenommen und dann wieder fallen gelassen in einem Kuddelmuddel aus Plotsträngen, In-Jokes und Figuren.

So gehen mit Bill/Ted, Billie/Theodora und Jo/Liz gleich drei Duos auf Zeitreise, wobei die ehemaligen Prinzessinnen und jetzigen Ehefrauen nur Randfiguren sind. Billie und Theodora hingegen spielen gewissermaßen die Zeitreise ihrer Väter aus „Bill & Ted’s verrückte Reise durch die Zeit“ in weniger elanvoll nach, wenn sie historische Persönlichkeiten in der Weltgeschichte einsacken und mit maximaler Unbedarftheit durch vergangene Epochen krawallen. Bill und Ted hingegen lernen immer neue Versionen ihrer selbst kennen, darunter gescheiterte Existenzen, steinreiche Stars und aufgepumpte Knastis, was für amüsante Momente sorgt. Hinzu kommt ein Wiedersehen mit dem Tod (William Sadler), der nach dem gemeinsamen Triumph in Teil zwei aus der Band ausschied und nun einen Rochus auf die Wyld Stallyns hat. Angesichts des Todes von George Carlin im Jahr 2008 taucht Rufus nur noch als Hologramm auf. An der Cameo-Front hat Dave Grohl einen ganz fantastischen Gastauftritt, der zu den Highlights des Films zählt.

Bill & Ted retten das Universum

Die Tochterfraktion aus Wihelmina ‘Billie’ Logan (Brigette Lundy-Paine) und Thea ‘Theodora’ Preston (Samara Weaving) mit Kid Cudi

Insgesamt gehen „Bill & Ted retten das Universum“ sowohl eine Altersweisheit, die über ein paar halbgare Ansätze herauskommt, als auch die jugendliche Unbeschwertheit des Originalfilms ab. Der war zwar ähnlich episodenhaft, besaß aber mehr Drive und wirkte nicht so bemüht wie diese durchwachsene Nummernrevue. Auf jeden gelungenen Gag wie das Luftgitarrensolo der Opa-Versionen von Bill und kommen zwei Rohrkrepierer; auch der ganz eigene Sprachstil der beiden Rocker-Dudes, den auch der Nachwuchs spricht, hat sich in den 30 Jahren seit dem Original kaum weiterentwickelt und klopft daher nur Bekanntes ab. Dass die Kulissen, Hintergründe und Trickeffekte bewusst künstlich und campy sind, gehört zur „Bill & Ted“-Formel, doch hier wird vor allem auf kostengünstige CGI-Effekte gesetzt, die wenig Charme entwickeln und eher reichlich billig aussehen. Auch die Bedrohung durch einen Killerroboter, den die Führungselite der Zukunft auf Bill und Ted wegen Arbeitsverweigerung ansetzt, schafft keine Fallhöhe, während der grotesk-klobige Hoschi auch nie als würdiger Antagonist erscheint, sondern als weitere Fußnote in einem konzeptarmen Kuddelmuddel. Und der Soundtrack ist trotz Mitwirkung von Bands wie Weezer, Lamb of God und Mastodon auch eher so mittelgut.

Dagegen kommt auch die Besetzung nicht an. Keanu Reeves („Matrix Resurrections“) und Alex Winter („Death Wish 3“) haben immer noch eine fantastische Chemie und sichtlich großen Spaß an der Verkörperung der verschiedenen Inkarnationen von Bill und Ted. Samara Weaving („Babylon“) und Brigette Lundy-Paine („Bombshell“) stehen ihren Filmvätern in kaum etwas nach und auch Kristen Schaal („Dschungelcamp – Welcome to the Jungle“) ist ein brauchbarer George-Carlin-Ersatz. William Sadler („VFW – Veterans of Foreign Wars“) als Tod ist erneut klasse, während in Nebenrollen noch ein paar bekannte Gesichter wie Jillian Bell („Inherent Vice“) keinen Eindruck hinterlassen, Reihenveteranen wie Hal Landon jr. („Prison“) kaum Platz bekommen und die Rolle von Musiker Kid Cudi als er selbst einfach nur wie offensives Marketing wirkt. Komplett verschenkt sind die mit Jayma Mays („Barry Seal – Only in America“) und Erinn Hayes („The Watch“) wieder neu besetzten besseren Hälften der Protagonisten.

Vermutlich hatte das gewohnte Drehbuch-Duo aus Ed Solomon („Super Mario Bros.“) und Chris Matheson („Mike the Detective“) die besten Absichten bei der Reaktivierung ihrer beiden Kult-Dudes, aber gute Absichten zu den Themen alternde Slacker, Freundschaftsfacetten und Vaterschaft bleiben in Ansätzen stecken. Es bleibt eine mäßig witzige Nummernrevue nach bekanntem Rezept, die immerhin von der Spielfreude der Duos Reeves/Winter und Weaving/Lundy-Paine profitiert, am Ende aber eher bemüht als wirklich gelungen rüberkommt.

Nach einem limitierten Kinostart für einen einzigen Tag unter dem Originaltitel „Bill & Ted Face the Music“ erschien „Bill & Ted retten das Universum“ hierzulande bei Warner auf Blu-Ray und DVD, ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben. Auf DVD gibt es eine Featurette, auf Blu-Ray zusätzlich drei weitere Featurettes und einen Beitrag über Bill und Ted auf der Comic Con.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Warner__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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