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Black Panther: Wakanda Forever

Das Sequel „Black Panther: Wakanda Forever“ reagiert auf den unerwarteten Krebstod des ursprünglich gesetzten Hauptdarstellers Chadwick Boseman. Auch seine Figur T’Challa verstirbt, weshalb das titelgebende Königreich in tiefe Trauer fällt und über seine Nachfolge entscheiden muss. Gleichzeitig wird das Unterwasserreich Talokan, wo Prinz Namor regiert, zum Gegner Wakandas.

Originaltitel: Black Panther: Wakanda Forever__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Ryan Coogler__Darsteller: Letitia Wright, Lupita Nyong’o, Danai Gurira, Winston Duke, Angela Bassett, Tenoch Huerta, Martin Freeman, Dominique Thorne, Florence Kasumba, Michaela Coel, Mabel Cadena, Richard Schiff, Julia Louis-Dreyfus, Lake Bell u.a.
Black Panther: Wakanda Forever

In “Black Panther: Wakanda Forever” wird das titelgebende Königreich in einen Krieg gegen ein Unterwasservolk gezogen

Der unerwartete Krebstod von Chadwick Boseman im Jahr 2020 bedeutete einen tiefen Einschnitt für das MCU im Allgemeinen und das bereits geplante „Black Panther“-Sequel im Speziellen. Ergo musste für „Black Panther: Wakanda Forever“ eine Lösung gefunden werden, die andere Wege als handelsübliche Fortsetzungen ging.

So beginnt der Film mit dem Tod T’Challas durch eine unbekannte Krankheit, ohne dass man Helden sieht. Stattdessen folgt der Film seiner kleinen Schwester Shuri (Letitia Wright), die als Tüftlerin und Wissenschaftlerin bis zur letzten Sekunde im Labor nach einem rettenden Gegenmittel sucht – vergebens. T’Challa wird zur letzten Ruhe gebettet, wobei der Film Heldenfigur und Darsteller Chadwick Boseman zwei Abschiedsszenen zugesteht: Eine große Begräbnisfeier nach afrikanischen Ritualen zu Beginn des Films, am Ende dann ein kleinerer, intimerer Abschiedsmoment, der sich eher an westlichen Sehgewohnheiten orientiert.

Während T’Challas Mutter Ramonda (Angela Bassett) erneut als Königin die Regierungsgeschäfte übernimmt, bleibt Wakanda politisch in einer heiklen Lage. Andere Länder fordern Zugang zu dem raren Metall Vibranium, wenn sie es nicht direkt durch Söldnertruppen stehlen lassen wollen, während Wakanda das Metall lieber hüten will, damit es nicht in falsche Hände gerät. Die US-Regierung hat derweil ein Vibranium-Suchgerät entwickelt, das im Meer ausschlägt. Doch das Unterseevolk des Königreichs Talokan macht mit dem Suchtrupp kurzen Prozess. Für eine kleine Rolle als CIA-Wissenschaftlerin schaut Lake Bell („No Escape“) vorbei, deren Rolle allerdings kaum der Rede wert ist.

Prinz Namor (Tenoch Huerta) schaut danach als reichlich undiplomatischer Diplomat in Wakanda vorbei, wo er Ramonda und Shuri nicht nur von der Existenz Talokans berichtet und erzählt, dass auch sein Land keine Invasion wegen Vibranium wünscht, sondern gleich klarmacht, dass die Bewohner Wakandas ihm entweder helfen oder besser nicht in die Quere kommen sollen. Da er jedoch die junge Studentin Riri (Dominique Thorne), Erfinderin des Vibranium-Detektors, umnieten will, greifen Shuri, Okoye (Danai Gurira) und Co. zum Schutz der Unschuldigen ein…

Schaut euch den Trailer zu „Black Panther: Wakanda Forever“ an

Man merkt „Black Panther: Wakanda Forever“ deutlich an, dass das Projekt vom Tod seines ursprünglichen Hauptdarstellers geprägt ist. Allerdings nicht nur durch die filmische Trauerarbeit, sondern auch durch diverse erzählerische Probleme. Denn es handelt sich hierbei um eine Fortsetzung, die gleichzeitig eine Origin Story erzählen muss. Außerdem will der Film es spannend halten, wer denn nun am Ende das Black-Panther-Kostüm anzieht, weshalb dies erst im Schlussspurt passiert. Bis dahin gibt es mehrere Kandidaten und Kandidatinnen. Als royales Blut kommt Shuri natürlich in Frage, T’Challas frühere Liebe, die Ex-Agentin Nakia (Lupita Nyong’o), ist durch ihre Nähe zum verstorbenen Black Panther und ihre Action-Skills eine weitere Möglichkeit. Auch Okoye als Anführerin der königlichen Leibgarde und M’Baku (Winston Duke), der frühere Rivale und spätere enge Freund T’Challas, wären Optionen. Am Ende entscheidet sich der Film dann für die naheliegendste und leider auch langweiligste Lösung in Sachen Nachfolger, weshalb das große Gewese um den oder die neue Black Panther enttäuschend endet.

Black Panther: Wakanda Forever

Okoye (Danai Gurira) und Shuri (Letitia Wright) auf Rettungsmission außerhalb Wakandas

Zudem nimmt sich Regisseur Ryan Coogler („Creed“), der das Drehbuch gemeinsam Joe Robert Cole („All Day and a Night“) schrieb, einfach zu viel vor, sodass „Black Panther: Wakanda Forever“ mit seinen 161 Minuten Laufzeit entsprechend überladen und überlang daherkommt. Das Wiederauftauchen von CIA-Agent Everett Ross (Martin Freeman) sorgt zwar für Kontinuität, das Zusammenspiel zwischen Ross und seiner Ex-Frau Valentina Allegra de Fontaine (Julia Louis-Dreyfus), die gleichzeitig seine Chefin ist, hat ein paar amüsante Szenen, aber insgesamt könnte man beide Figuren beinahe weglassen. Auch die Versuche Riri zu mehr als einem menschlichen MacGuffin zu machen laufen am Ende ins Leere: Sie bleibt eine flache austauschbare Figur, ihre Szenen besseres Füllmaterial. Und dann ist da Namor, der auch noch eine Origin Story bekommt. Kein Wunder, denn diese Figur gehörte in den Comics teilweise zu Avengers. Allerdings wäre es vielleicht klüger gewesen dies auf einen eigenen Namor-Film zu vertagen anstatt noch eine weitere Hintergrundgeschichte zu einem Film voller Hintergrundgeschichten hinzuzufügen, der gefühlt zu mehr als der Hälfte aus Exposition besteht.

Mit Namor als Gegner tut sich „Black Panther: Wakanda Forever“ sowieso keinen Gefallen. Zum einen entscheidet er sich als Herrscher und Superkrieger mit traumatischer Vergangenheit wenig von anderen MCU-Villains, zum anderen ist er alles andere als eine imposante Erscheinung. Mit den (unfreiwillig komischen) Flügelchen an seinen Füßen wirkt er teilweise so, als würde er eher einem Asterix- als einem Marvel-Comic entstammen. Und dann ist da noch die Tatsache, dass er eben kein reiner Bad Guy sein soll. Also versichern sich Namor, Shuri und Co. andauernd, dass sie ja eigentlich Frieden wollen, aber ihr Land und/oder ihre Prinzipien verteidigen müssen, was aber obsolet und vordergründig wirkt, wenn der Film nun einmal darauf hinausläuft, dass sich die Völker von Wakanda und Talokan gegenseitig auf die Glocke geben. Mit „Captain America: Civil War“ hatte Marvel das Konzept der beiden Kriegsparteien, die eigentlich keine sein wollen, wesentlich stimmiger umgesetzt. Dort gab es aber auch einen Schurken als Katalysator und eine bessere Vorarbeit in Sachen Charakterzeichnung, über mehrere Filme hinweg. Noch dazu gehen Namor und die seinen reichlich skrupellos vor, etwa wenn sie ihre potentiellen Gegner durch Sirenengesänge gleich dutzendfach zum Sprung in den Tod animieren oder Namor einer Sympathieträgerin das Lebenslicht auspustet. Das hilft dann nicht wirklich bei den intendierten Sympathien für Talokan.

Auch nicht gerade vorteilhaft ist, dass es der Action des Films an memorablen Szenen mangelt. Allzu videospielartige Momente wie den Showdown des Vorgängers umschifft „Black Panther: Wakanda Forever“ zwar, aber genauso wenig Herausragendes fabriziert das Stunt- und Fight-Team rund um Andy Gill („21 Bridges“), Chris Denison („Jumanji: Welcome to the Jungle“) und Aaron Toney („Wolf Warrior 2“) leider auch. Hin und wieder gibt es ein paar nette Choreographien, etwa wenn Black Panther im Finale von der Seite eines Schiffs hängend kämpft, doch selten kommt das Gebalge über die Mindestanforderungen hinaus. Zumal der Film es nicht besonders gut schafft einen Überblick über seine Schlachtfelder zu generieren und die verschiedenen Kräfte der Mitstreiter gewinnbringend hinauszustellen. Dank Shuris Erfinderreichtum gibt es neben dem Black-Panther-Kostüm noch zwei weitere Spezialrüstungen, mit denen zwei Figuren als Midnight Angels unterwegs sind, während Riri ihren selbstgebastelten Ironheart-Anzug dabei hat, der sich – der Name sagt es schon – wie eine zweitklassige Iron-Man-Kopie anfühlt.

Black Panther: Wakanda Forever

Nakia (Lupita Nyong’o) lebt im Exil auf Haiti, stützt sich aber erneut für Wakanda in den Kampf

Coogler führt das afrofuturistische Design der Vorgängers in den Wakanda-Szenen weiter, kann mit den Parts in Talokan noch eine stimmige Unterwasserwelt hinzufügen, sodass „Black Panther: Wakanda Forever“ optisch immerhin einige Meriten hat – Kostüm, Requisite und Szenenbild dürfen sich jedenfalls gewinnbringend austoben, wenn sie traditionelle afrikanische Trachten und modernes High-Tech-Ambiente kombinieren. Wobei man bei Shuris Outfits manchmal den Gedanken bekommt, dass Will Smiths Fresh-Prince-Kleidung aus „Der Prinz von Bel-Air“ wohl auch eine afroamerikanische Tradition sein muss. Hinzu kommen einige manchmal pointierte, manchmal bemühte Kommentare zu Kolonialismus und der Ausnutzung Afrikas durch westliche Staaten, doch von echter geopolitischer Analyse ist „Black Panther: Wakanda Forever“ natürlich meilenweit entfernt. Cooglers Sequel entfernt sich allerdings auch etwas von der typischen Marvel-Anbindung, legt selbst in den Abspannszenen keine zwingenden Fährten für die nächsten Filme aus, auch wenn sich andeutet, dass Namor auf längere Sicht wohl einen Sinneswandel durchlaufen wird.

„Black Panther: Wakanda Forever“ will als seine Art Ensemblefilm funktionieren, doch nicht jede/r DarstellerIn profitiert da in gleichem Maße von. Lupita Nyong’o („The 355“) und Danai Gurira („My Soul to Take“) setzen in größeren Rollen Akzente und können in ihren Parts den Film tragen, während Letitia Wright („Ready Player One“) dagegen so wirkt, als ob sie sich in der Support-Rolle als Quasi-Q zum bondartigen Black Panther wesentlich wohler fühlen würde. Angela Bassett („Gunpowder Milkshake“) und Winston Duke („Spenser Confidential“) füllen ihre Rollen mit Gravitas aus, Martin Freeman („Hot Fuzz“) und Julia Louis-Dreyfus („Black Widow“) machen Laune, so überflüssig ihre Parts auch sein mögen. Stark ist auch Florence Kasumba („Wonder Woman“), die mehr Screentime als im Vorgänger erhält. Wesentlich schlechter schlagen sich dagegen die Neuzugänge: Tenoch Huerta („The Forever Purge“) gehört zu den blassesten Antagonisten des MCU, während Dominique Thorne („Beale Street“) in ihrer Wunderkindrolle immer etwas nervig und naseweis rüberkommt.

Ryan Coogler und sein Team hatten bei „Black Panther: Wakanda Forever“ sicherlich Großes vor: Filmische Trauerarbeit leisten, ein ganzes Ensemble von Figuren mit Background versehen, eine Geschichte über einen Krieg zwischen Personen mit guten Absichten erzählen. Letzten Endes sind sie an ihren Ambitionen gescheitert: „Black Panther: Wakanda Forever“ ist überlang, unfokussiert, enttäuschend egal in seinen Actionszenen und wartet mit einem reichlich blassen Schurken auf. Da helfen auch eine prächtige Ausstattung, eine stilsichere Regie und einige starke Darstellerleistungen nicht weiter.

Walt Disney brachte „Black Panther: Wakanda Forever“ am 9. November 2022 in die deutschen Kinos, ungekürzt ab 12 Jahren freigegeben.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Walt Disney__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, seit 9.11.2022 in den deutschen Kinos

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