Originaltitel: Black Site__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Sophia Banks__Darsteller: Michelle Monaghan, Jason Clarke, Jai Courtney, Uli Latukefu, Lucy Barrett, Phoenix Raei, Todd Lasance, Pallavi Sharda, Logan Huffman u.a. |
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Michelle Monaghan als Actionheldin in „Black Site“.
Abbys Mann und Kind sterben bei einem gewaltigen Terroranschlag auf ein Krankenhaus. Die als Analystin für die CIA arbeitende Agentin will natürlich die Täter zur Rechenschaft ziehen, doch ihre Vorgesetzten wollen sie aus der Schusslinie haben. Sie versetzen sie in eine geheime Black-Site-Einrichtung namens die Zitadelle. Diese dient als Ort des Datenaustauschs zwischen unterschiedlichen Geheimdiensten und als Gefängnis für vermeintliche Terroristen.
Einer der Gefangenen, Farhan, steht im Verdacht, in den eingehenden Terroranschlag auf das Krankenhaus verwickelt gewesen zu sein. Doch bei ihren Verhören Farhans kommen Abby allmählich Zweifel an dem, was sie zu wissen glaubt. Das teilt sie ihren Vorgesetzten auch mit, bekommt das Puzzle aber nicht vollständig zusammengesetzt. Doch sie muss die Suche nach Antworten auf ihre drängendsten Fragen alsbald aufgeben, denn das CIA konnte Hatchet fassen.
Hatchet gilt als eigentlicher Drahtzieher hinter dem Anschlag und als Chef von Farhad. Doch bevor Abby Hatchet verhören kann, gelingt dem die Flucht. Früh bemerkt Abby, dass Hatchet in dem Bunkersystem der Zitadelle einer eigenen Agenda folgt.
Actionfilm mit Michelle Monaghan
„Black Site“ ist das Spielfilmdebüt von Regisseurin Sophia Banks, die in Australien ein Drehbuch von John Collee in Szene setzte. Banks kommt schnell zur Sache. Nimmt der Hauptfigur in eindringlichen Bildern die Familie und versetzt sie in irgendeine Wüstenei, wo Agenten in einem Bergmassiv Menschen foltern und verhören. Dabei stolpert Abby früh über Ungereimtheiten, was den Terroranschlag angeht, der ihre Familie getötet hat.
In einer feinen Sequenz, in der Hatchet-Darsteller und „Black Site“-Produzent Jason Clarke („Planet der Affen: Revolution“) als Superterrorist erst einmal ordentlich gefoltert wird, nur um hernach umso blutiger zurückzuschlagen und dabei viel Verwirrung zu stiften, wird Abbys Antipode installiert. Ein Auftakt nach Maß, ohne großen Leerlauf. Leider aber auch ohne große Charaktermomente, die vor allem Abby greifbarer machen würden.
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Will den Tod ihrer Familie aufklären: Michelle Monaghan als Abby.
Und leider geht es nach dem Auftakt beständig bergab. Es wirkt plötzlich, als habe der Film nichts mehr zu erzählen. Die einzige große Frage, die ab sofort in der Luft hängt, ist, was Hatchet in der Zitadelle zu suchen hat. Doch das trägt den Film nicht wirklich. Warum man etwa Abbys Spurensuche plötzlich komplett pausiert, man weiß es nicht. Regisseurin und Drehbuch fällt kaum mehr ein, als Charakteren zuzuschauen, die rundweg gleich aussehende Gänge runterlatschen.
Und diese Schauplatzarmut beginnt wie die immer egaler werdende Story zu lähmen. Es sind die wenigen, dafür sehr brutalen Morde Hatchets, die immer mal wieder aufhorchen lassen. Dabei ballert Hatchet zwar auch mal mit Handfeuerwaffen, wirklich abgemurkst wird die Opfermasse aber ausschließlich mit deutlich geerdeteren Mordwerkzeugen. Genannt seien Hämmer, Skalpelle, Bratpfannen oder Herdtüren. Auch der Blutzoll fällt absolut überdurchschnittlich aus. Und die ruppige Direktheit von Hatchet weiß definitiv zu gefallen.
Leider hat Abby diesen wuchtigen Momenten nichts entgegenzusetzen. Michelle Monaghan („Mission: Impossible – Fallout“) schleicht als Abby eigentlich nur mit der Waffe im Anschlag durch die Gänge. Wirklich involviert wird sie selten in die actionreichen Momenten. Das ist über ihre Anlage als Analystin noch halbwegs plausibel erklärbar, der Actionfan mag seine Heldinnen dann aber doch zupackender.
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Jason Clarke gibt den fiesen Superterroristen Hatchet in „Black Site“.
Doch dahingehend sieht Michelle Monaghan, die sich zumindest bemüht, nicht wirklich gut aus. So richtig will sie in dem Film nicht funktionieren. Während man ihr die Analystin und die trauernde Mutter noch abnimmt, wird es mit fortlaufender Zeit und immer dreckiger werdendem Tanktop immer unglaubwürdiger. Allgemein hapert es in der Hauptdarstellerriege. Jason Clarke kommt mit der wortkargen Anlage seiner Figur noch am besten zu Rande, wirkt aber auch nicht unbedingt mega motiviert.
Und Jai Courtney, der schon in „Terminator: Genisys“ mit Jason Clarke aneinandergeriet, spielt zum zigsten Mal den unsympathischen, aufmüpfigen Brecher. Das aber zumindest einigermaßen lustvoll. Ich kann ihn in solchen Rollen aber echt nicht mehr sehen. In den Nebenrollen tummeln sich unverbrauchte Gesichter, von denen man teils gerne deutlich mehr gesehen hätte. Genannt sei etwa der Brecher Uli Latukefu („Alien Covenant“), der in der Serie „Young Rock“ Dwayne Johnson spielt. Seinen Charakter hätte man gerne mal beim actionreichen Wirken zugeschaut.
In technischer Hinsicht habe ich die Schauplatzarmut bereits erwähnt. Zumindest versucht Sophia Banks, die Kamera immer mal durch die Gänge fliegen zu lassen und den ewig gleichen Betonwänden über schräge Perspektiven etwas Leben einzuhauchen. Nicht immer mit Erfolg. Das Grau der Betonwände dominiert dann auch die Farbpalette des Streifens. Die Bilder sind zumindest aber immer wertig genug, um „Black Site“ nicht zu mausgrau eintönig werden zu lassen. Dafür sorgen bereits kleinere Farbspotzer, etwa im Serverraum der Anlage.
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Jai Courtney als für ihn typischer Pain-in-the-Ass-Charakter.
Wer sich Kritiken zu „Black Site“ durchliest, wird feststellen, das viel über die Effekte des Filmes gemeckert wird. Dazu muss gesagt werden, dass sich diese in zwei Minuten des Finales ballen. Drei Explosionen unterschiedlicher Größe wirken tatsächlich reichlich hilflos in Szene gesetzt. Die ersten zwei verleiten gar zu schallendem Gelächter, so billig wirken sie. Ansonsten kommt der Film vollkommen ohne große sichtbare CGI-Momente aus. Ja, die Mündungsfeuer kommen auch aus dem Rechner, sehen aber nicht sooo übel aus. Den Film also nur an diesen drei Momenten zu messen, wirkt nicht wirklich fair.
Zumal genau in diesen letzten Minuten auch eine tolle Volte gezündet wird, die man so nicht kommen sieht. Und die durchaus Potential für interessante Fortführungen ermöglicht. Denn „Black Site“ nutzt neben der Volte noch einen Monolog der Heldin, um sämtliche Türen in Richtung einer Fortsetzung aufzustoßen. So endet „Black Site“ zwar mit einem ordentlichen Ende für seine Story, wirkt aber trotzdem etwas unbefriedigend offen.
„Black Site“ bietet guten Actionthriller-Durchschnitt
Mehr, mehr, mehr ist das, was man sich von „Black Site“ wünschen würde. Mehr von der konsequenten, blutigen und ruppigen Action. Viel mehr von wirklich starken Szenen wie der Verortung Hatchets im Film. Mehr von den Volten, wie sie am Ende steigen. Mehr Spannung, mehr Tempo und mehr Farbtupfer wären ebenfalls nicht zu verachten. Und in ihren Rollen mehr aufgehende Hauptdarsteller.
So bleibt ein Actioner, der wirklich gut einsteigt, dann die Richtung verliert und sich erst in Richtung Finale wieder fängt. Ein Actioner, der kein wirkliches Interesse für seine Figuren aufzubringen vermag und der alleine schon durch das arg eintönige Setting in seinen Möglichkeiten total begrenzt scheint. Wie es anders geht, haben die Südkoreaner mit „The Attack – Enter the Bunker“ vorgemacht. Von dessen wuchtiger Action ist „Black Site“ meilenweit entfernt. Zumindest rettet eine spürbare Grundspannung den Film immer über die Runden und langweilig wird es eigentlich auch nie.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien am 09. September 2022 von dem Label Leonine. Uncut und mit einer Freigabe ab 16. Den Streifen kann man freilich auch als VOD streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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