Originaltitel: Black Water: Abyss__Herstellungsland: Australien, USA__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Andrew Traucki__Darsteller: Jessica McNamee, Luke Mitchell, Amali Golden, Benjamin Hoetjes, Anthony J. Sharpe, Louis Toshio Okada, Rumi Kikuchi, Anna Kubat, Nicole Collett, Stu Kirk u.a. |
2007 parkten die beiden Regisseur David Nerlich und Andrew Traucki drei Figuren auf einer Mangrove in den Sümpfen Australiens und ließen diese von einem gewaltigen Krokodil belagern. Der daraus resultierende, effektive Survival-Thriller „Black Water“ holte aus einem Minimum an Budget das Maximum an Wirkung heraus und erhielt viele positive Fürstimmen. Das Survival Thema ließ in der Folge vor allem Traucki nicht los. Der legte mit dem Kampf Mensch vs. Hai („The Reef“) und Mensch vs. Leopard („The Jungle“) nach. Nur um 13 Jahre nach „Black Water“ zu den Krokodilen zurückzukehren. „Black Water: Abyss“ war die Folge.
Dieser stellt uns in seinen ersten Minuten seine Hauptfiguren kurz vor. Eric ist ein Draufgänger, wie er im Buche steht. Seine Ehefrau Jennifer ist da schon besonnener und dementsprechend nicht soooo begeistert, als Cash, ein alter Bekannter von Eric, beide zur Erkundung eines bislang unerforschten Höhlensystems im Norden von Australien einlädt.
Doch Eric kann sich durchsetzen, auch weil sein Kumpel Viktor, der unlängst den Krebs in seinem Körper besiegen konnte, beschlossen hat, mehr aus seinem Leben zu machen. Was dessen abenteuerlustiger Frau Yolanda sehr gelegen kommt. Am Eingang des Höhlensystems im Dschungel Australiens angelangt, quetschen sich die fünf Abenteurer durch enge Gänge und entdecken irgendwann eine tolle unterirdische Höhle mit einem kleinen See.
Was sie nicht ahnen können: An der Oberfläche hat sich ein gewaltiges Unwetter zusammengebraut. Dieses lässt die Flüsse über ihre Ufer treten und auch deren unterirdische Arme anschwellen. Infolgedessen läuft die Höhle mehr und mehr mit Wasser voll, was deren Zugänge unpassierbar macht. Schlimmer noch: Der Hohlraum ist der Lebensraum eines Krokodils, das keinerlei Lust auf Eindringlinge hat, die ihm das Revier streitig machen könnten.
Schaut in das Creature Feature hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=cIbRs6jwU_c
„Black Water: Abyss“ macht storyseitig eigentlich gar nicht so viel verkehrt. Die Charaktere werden funktional und schnell umrissen, die Erkundung des Höhlensystems pumpt aufgrund des netten Vor-Vorspann-Schocks ordentlich Spannung und auch die eigentliche Grundsituation um eine volllaufende Höhle mit einem garstigen Krokodil darin verfängt sofort beim Zuschauer. Doch nach dieser effektiven Einleitung fällt „Black Water: Abyss“ leider mehr und mehr in sich zusammen.
Regisseur Traucki und seinen Drehbuchautoren fällt es plötzlich erstaunlich schwer, die Spannung am Leben zu erhalten. Dies liegt hauptursächlich daran, dass in der Höhle nicht wirklich viel passiert. Die Figuren entwickeln sich nicht weiter. Einige werden nicht nur aufgrund von Blutverlust gefühlt immer blasser. Ein um die Figuren herum lancierter, zwischenmenschlicher, brutal klischeehafter Konflikt ist so banal wie egal und zigtausendfach besser gesehen.
Und Freund Kroko hat einfach keinen Bock mal loszulegen. Sobald dem Drehbuch wirklich gar nichts mehr einfällt, lässt es nicht etwa das überzeugend getrickste Urviech wüten, sondern lieber das Wasser plätschern und die Höhle volllaufen. Doch nicht einmal da gelingen echte Spannungsspitzen, geraten unsere Helden doch niemals in Bedrängnis – weder was die Räumlichkeiten noch das Atmen angeht.
Ist der unfassbar vorhersehbare tödliche Abzählreim in der Höhle dann irgendwann auserzählt, geht der Film zu seinem Showdown über. Dieser wechselt das Setting, ist haarsträubend konstruiert, actionreicher, aber auch keinen Deut spannender als das bisherige Vorspiel. Zudem lässt er „Black Water: Abyss“ dann vollends wie einen Klon des ebenfalls zahnlosen, aber insgesamt unterhaltsameren Haihorrors „47 Meters Down: Uncaged“ wirken. Mit dem er, oh Zufall, sogar ausführende Produzenten gemein hat.
Zumindest das Krokodil wird absolut überzeugend als ein Mix aus echten Tieren, Attrappen und überlegt gesetzten, absolut runden CGI-Momenten inszeniert. Auch wird das Tier nicht übermäßig zum allgegenwärtigen Superkiller hochstilisiert. Infolgedessen kann man die als suspensefördernd gedachten, ewig langen Aufnahmen der Wasseroberfläche des Höhlensees durchaus verstehen. Blöderweise zieht Traucki sie zuuu sehr in die Länge und lässt sie obendrein durchgehend höhepunktlos versanden. Und lässt der Regisseur seinen schuppigen Nebendarsteller dann doch mal zuschnappen, geraten die Attacken seltsam blutleer.
In technischer Hinsicht ist „Black Water: Abyss“ zwar ordentlich umgesetzt, aber er schafft es nicht, intendierte Wirkungen zu erzielen. Es kommt niemals ein Gefühl der Ausweglosigkeit auf. Kriechen die Charaktere durch enge Gänge, bleibt das Gefühl der Platzangst beim Zuschauer ebenfalls aus. Zudem hat man sich an dem Setting der unterirdischen Höhle schneller sattgesehen, als es dem Film lieb sein kann. Spannendere Musik wäre zudem ein weiterer Trumpf gewesen, den „Black Water: Abyss“ allerdings nicht zieht/vermutlich aus Budgetgründen nicht ziehen kann.
„Black Water: Abyss“ gerät reichlich zahnlos
Der vorliegende Krokodilhorror zeigt mal wieder eindrücklich auf, was einem Horrorfilm passiert, sobald dem Zuschauer die Figuren immer egaler werden. Denn obschon sich vor allem Hauptdarstellerin Jessica McNamee („Meg“) sichtlich um Profil für ihre Figur müht, findet das Drehbuch keinen Hebel, den Zuschauer für ihr Schicksal einzunehmen.
Der schaut letzten Endes viel zu lange auf gelb erleuchtete Wasseroberflächen, ohne dass ein schlau gesetzter Schock oder eine fiese Attacke des Krokodils jemals für Entertainment oder wohlige Gänsehaut sorgen würden. So ist das Setting um eine unterirdische, mit Wasser volllaufende Höhle mit fiesem Schuppentier-Rausschmeißer tatsächlich das Beste am ganzen Film. Und genau das hält den insgesamt zu lang geratenen Survival-Thrill nicht wirklich am Leben.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 11. Dezember 2020 von LEONINE. Ungeschnitten, mit einer FSK 16 Freigabe und leider bar jedweder Extras zum Film. Gerade die Inszenierungskniffe um das Krokodil hätte ich als sehr interessant empfunden. Der Trend zu reinen Vanilla-Discs ist ein mehr als trauriger.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: LEONINE__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu-ray/DVD: Ja/Ja |