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Blackout – Ein Detektiv sucht sich selbst

Originaltitel: Clean Slate__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1994__Regie: Mick Jackson__Darsteller: Dana Carvey, Valeria Golino, James Earl Jones, Kevin Pollak, Michael Gambon, Michael Murphy, Jayne Brook, Vyto Ruginis, Olivia d’Abo, Angela Paton, Mark Bringleson, Christopher Meloni, Bob Odenkirk, Bryan Cranston u.a.

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Blackout - Ein Detektiv sucht sich selbst Cover

Das Cover von “Blackout – Ein Detektiv sucht sich selbst”.

Warum in alten Detektivfilmen immer so viel Nebel herrscht? Der Detektiv ist ja schließlich auf das passende Ambiente angewiesen, um seine Fälle aufzudecken. Würde er bei eitel Sonnenschein und freier Sicht ermitteln, könnte der zuschauende Laie ja womöglich noch eher über das große Ausrufezeichen stolpern als der Profi…

Da dachte sich Drehbuchautor Robert King kurzerhand: Was wäre denn eigentlich, wenn sich der Nebel diesmal nicht am Tatort ausbreitet, sondern direkt im Gehirn des Detektivs? Sherlock Holmes hat uns immerhin beigebracht, dass seine schärfste Waffe, die Schlussfolgerung, das Ergebnis einer Kette von Axiomen ist. Unterbrichst du diese Kette, nimmst du dem Kerl also das halb gelöste Puzzle weg, dann verfolgen wir doch sicher alle mit Spannung, was er mit dem verbliebenen Puzzleteil in seiner Hand Interessantes anstellt.

Einem Privatschnüffler seine Erinnerung zu nehmen und jeden Tag praktisch bei Null anfangen zu lassen, ist für eine recht unbekannte Komödie der 90er eine unerwartet originelle Prämisse, die aber wohl nicht zufällig im Jahr nach „Und täglich grüßt das Murmeltier“ für die Kinosäle aufbereitet wurde. Selbst Valeria Golino („Hot Shots“, “Flucht aus LA“) schaut auf dem Plakat von weitem aus wie Andie McDowell. Dabei verhält sich der Stoff als solcher eigentlich eher neutral in Bezug auf seine potenzielle Genre-Zugehörigkeit, so dass man sich ebenso gut einen Thriller oder Krimi darunter hätte vorstellen können. Aus heutiger Sicht erinnert man sich, sofern es das Langzeitgedächtnis zulässt, jedenfalls gleich an die Tattoo-Notizzettel in Christopher Nolans „Memento“, wenn M.L. Pogue in seinem Bett mit Kopfhörern auf den Ohren aufwacht und eine von ihm selbst eingesprochene Kassette ihn darüber aufklärt, dass er an Amnesie leidet, die er sich bei den Ermittlungen an einem gefährlichen Fall zuzog.

Blackout - Ein Detektiv sucht sich selbst

Immer rein in die gute Stube.

Es ist aber eben diesmal kein wortkarger Noir-Antiheld mit Schweizer Käse im Kopf, sondern Natur-Dussel Dana „Garth“ Carvey (“Schneesturm im Paradies“), der durch die Dunstschwaden seines Verstandes stolpert und dabei versucht, sich einen Reim aus den Botschaften und den Visagen zu machen, die ihn schon zum Frühstück heimsuchen. Sein bester Buddy ist zu allem Überfluss diesmal nicht etwa Mike Myers, sondern ein Jack-Russell-Terrier, der nicht mehr räumlich sehen kann – ein typisches Comedy-Accessoire der 90er, das die Handlung fortlaufend mit optischen (pun intended) Running Gags auflockert, auch wenn sie in diesem speziellen Fall fast mehr Mitleid als Belustigung erzeugen.

Gerade im Bereich Kriminalfilm ist die Amnesie natürlich eine alte Bekannte, die bis zu Hitchcock und darüber hinaus stets dafür sorgte, dass es mysteriös blieb, selbst wenn die Nebelmaschinen mal Pause hatten. Insofern versteht sich „Blackout – Ein Detektiv sucht sich selbst“ in Teilen durchaus als kalifornische Schönwetter-Parodie auf den Film Noir, die in leicht überdrehter Manier dessen Motive aufgreift und durch Überzeichnung Komik aus ihnen zu ziehen versucht. Wenn Golino mit Schlafzimmerblick in die Bürowohnung des Detektivs gleitet und ihn mit einem Kuss überrumpelt, dann weiß man jedenfalls, dass die Femme Fatale ihre einschüchternde Aura vor allem dem Umstand verdankt, dass man im Grunde nichts über sie oder ihre Absichten weiß.

„Bodyguard“-Regisseur Mick Jackson inszeniert die Schnitzeljagd in dem beschwingten Stil einer groß angelegten Spielberg-Produktion mit dem Anspruch auf Massenunterhaltung, und würden hier und da ein paar Toons über die Straßen hüpfen, wäre sogar die Stimmung eines „Roger Rabbit“ nicht mehr fern. An jeder Ecke sieht man vertraute Gesichter, die entweder damals schon Marken waren (James Earl Jones, Michael Gambon) oder zuvor wenigstens neben Carvey in den „Wayne’s World“-Filmen aufgetreten sind (Kevin Pollack, Olivia d’Abo, Bob Odenkirk). Andere wiederum machten sich im Verlauf ihrer späteren Karriere einen größeren Namen (Bryan Cranston, Christopher Meloni). Mit Angela Paton ist sogar der Missing Link zu „Und täglich grüßt das Murmeltier“ dabei. Im Cast wuseln jedenfalls bis in die kleinsten Nebenrollen hinein lauter „kenn’ ich doch“-Kandidaten umher, die es besonders leicht machen, sich auf Carveys fragenden Blick einzulassen, zumal der Hauptdarsteller mit höchster Comedy-Präzision durch allerhand schräge Situationen navigiert.

Blackout - Ein Detektiv sucht sich selbst

Am öffentlichen Pissoir möchte man lieber nicht von links und rechts mit dem Lauf einer Waffe bedroht werden. GANZ BESONDERS nicht am Pissoir!

Getarnt ist „Blackout – Ein Detektiv sucht sich selbst“ also als mainstreamtaugliche Big-Budget-Comedy, doch anders als die wahren Vertreter dieser Sparte, die seither in Erinnerung geblieben sind, tritt dieser leider im entscheidenden Moment immer auf die Bremse. Ständig hat man das Gefühl, gleich kommt die große Erlösung in Form einer mächtigen Lachbombe, wenn die sich zuspitzende Verknüpfung von absurden Situationen endlich eskaliert, doch das Gas entweicht einfach wieder ohne Peng-Geräusch aus dem Ballon. Exemplarisch dafür steht die Szene, in der Pogue eine Rede vor all seinen Polizeifreunden halten muss, in der persönliche Anekdoten von ihm erwartet werden, auf die er wegen seines Gedächtnisverlusts keinen Zugriff hat. In der unangenehmen Stille des Rampenlichts wird die Sequenz vortrefflich eingeleitet, dann aber in einer unentschlossenen Mischung aus peinlicher Improvisation und wortgewandter Ablenkungsrhetorik aufgelöst, die jeglicher Kanten entbehrt, mit denen eine Komödie üblicherweise langfristig in Erinnerung bleibt.

Blackout - Ein Detektiv sucht sich selbst

Eine Valeria Golino versucht man mit allen erdenklichen Mitteln an sich zu binden.

So kann man es dem Zuschauer dann auch nicht wirklich verdenken, wenn er schon einen Tag später selbst an Amnesie leidet und sich kaum mehr an die Eckdaten der Story rund um einen Mafia-Prozess erinnern kann. Wenn eben nichts Einprägsames geboten wird, dann ist Kinogeschichte generell sehr vergesslich. Gewisse Besonderheiten lassen sich bei genauem Blick dennoch finden, und zwar unauffällig versteckt zwischen den laut gespielten Noten. Der Künstler beispielsweise, der über den ganzen Film versucht, ein Portrait der Mona Lisa auf eine Klinkerwand zu malen, könnte glatt einem Spike-Lee-Joint entsprungen sein. Dass er es immer wieder voller Verdruss mit weißer Farbe übermalt, weil sein ignorantes Publikum die Dame auf dem Gemälde trotz offensichtlicher Brillanz des Künstlers nicht wiedererkennt, ist eine stille und doch kraftvolle Visualisierung der zentralen Prämisse und zugleich ein wunderbarer Kommentar zur Kunst, die stets den Kontext benötigt, um Kunst zu sein.

Aufgrund solcher Details versprüht „Blackout – Ein Detektiv sucht sich selbst“ nach fast 30 Jahren Reifezeit immer noch ein wenig Charme, auch wenn es sich eben nüchtern betrachtet um eine maximal mittelmäßige Komödie handelt, die ironischerweise nicht nur Gedächtnisschwund thematisiert, sondern einen solchen auch selbst zu erzeugen weiß. Das muss aber ja nicht immer etwas Schlechtes sein. Die Wiederentdeckung jedenfalls ist ein überraschend angenehmes Vergnügen, nicht zuletzt wegen des sympathisch wirkenden Leinwandpaars Carvey / Golino – und natürlich wegen der gut abgehangenen 90er-Patina.

5 von 10

Informationen zur Veröffentlichung von “Blackout – Ein Detektiv sucht sich selbst”

Blu-ray

“Blackout – Ein Detektiv sucht sich selbst” erscheint als Blu-ray und als DVD.

Nach „Bud und Doyle“, der Ende 2021 erschien, ist „Blackout – Ein Detektiv sucht sich selbst“ in kurzer Zeit schon die zweite Komödie aus dem MGM-Backkatalog, die von Wicked Vision relativ unspektakulär solo veröffentlicht wird und nicht als Teil einer der etablierten Special-Edition-Reihen. Auch die Robin-Williams-Komödie „Cadillac Man“ war 2020 bereits auf diese Weise veröffentlicht worden, dort allerdings noch als „30th Anniversary Edition“ mit etwas höherem Aufwand, handelte es sich dort doch um eine Blu-ray+DVD-Sonderedition mit Booklet und zumindest einem Minimalset an Extras, inklusive eines Audiokommentars.

Derartige Beigaben sind bei „Blackout“ nicht mehr zu erwarten, da im Vergleich mit den üblichen Sondereditionen nun ein niedrigeres Preissegment auf dem Markt angepeilt wird. Das Gesamtpaket entspricht praktisch exakt dem Umfang, der schon bei „Bud und Doyle“ geboten wurde. Das bedeutet: Die Bühne gehört ganz und gar dem Hauptfilm.

Die Verpackung

Als Verpackungsform dient das speziell durch englische Boutique-Labels bekannte Scanavo Case, das auch bei allen Wicked-Vision-Editionen zur Anwendung kam, in denen Plastik die Verpackungsform der Wahl wurde. Wenn es, wie im vorliegenden Fall, kein Booklet gibt, kann man sich natürlich darüber streiten, ob das schmale Amaray Case nicht die freundlichere Verpackungsform für das (in der Regel aus allen Nähten platzende) Sammlerregal wäre, aber das ist letztlich Geschmackssache. Im Vergleich mit der 2004 direkt über MGM erschienenen DVD wurde auf jeden Fall die hübschere Cover-Auswahl getroffen. Anstatt Carvey und seinen Hund wie ein Sherlock-Watson-Ersatzteam durch das Glas einer Lupe glotzen und Klischees feiern zu lassen, griff man lieber auf das wesentlich ansehnlichere Ziegelwand-Motiv zurück, auf dem Carvey und Gogino von weißer Farbe ausradiert werden und der Hund über ihnen frech die Farbrolle hält. Besonders gelungen ist hier auch das Layout, denn der deutsche Titel samt des anhängenden Gefüges wurde harmonisch in die „übermalten“ Stellen eingesetzt. Ein FSK-Logo verunstaltet die Front zum Glück nicht, es ist lediglich als Aufkleber auf der Verpackungsfolie aufgebracht und dann noch einmal klein auf die Blu-ray aufgedruckt, welche wiederum mit den Mustern eines Fingerabdrucks geschmückt ist. Auf dem Spine findet an lediglich die Titel-Kurzform „Blackout“, das Backcover liefert auf braunem Hintergrund eine Inhaltsangabe, die Credits und technische Spezifikationen. Das Sleeve ist auch auf der Innenseite bedruckt, und zwar mit einer Szene von Carvey und seinem Hund im Auto.

Schaut in den Trailer

Die Extras

In Sachen Design und Gestaltung ist also alles auf dem gewohnten Niveau. Auch auf der Blu-ray setzt sich das fort. Bevor man ins Hauptmenü geführt wird, laufen erst einmal die üblichen Rechtehinweise, die wie gewohnt über augenzwinkernde Wortspiele mit Anspielung auf den Filminhalt immer ein wenig abgewandelt werden. Diesmal verliert der Verfasser ganz im Sinne des Films am Ende des Texts den Faden. So wird man schon ideal eingestimmt, bevor man überhaupt den Film gestartet hat. Das Hauptmenü verwertet dann das Cover-Motiv noch einmal, darüber läuft in einem Loop von knapp zwei Minuten ein Teil des Soundtracks. Zur Auswahl steht neben Filmstart, Kapitelauswahl und Einstellungen auch ein Bonus-Menü. Darin findet man sowohl den deutschen als auch den originalen Trailer, ferner eine kurze, musikalisch untermalte Bildergalerie mit Postern, Artworks, Stills und VHS-Motiven. Nicht viel, aber besser als gar nichts.

Bild und Ton

Im Vergleich zur alten MGM-DVD wurden diverse Synchronisationen und Untertitel weggelassen, Deutsch und Englisch sind aber natürlich sowohl bei den Tonspuren als auch bei den Untertiteln vorhanden. Der Ton ist in beiden Fällen als Zweikanalspur in DTS-HD Master Audio abgemischt und bietet keinerlei Anlass zur Kritik. Man darf sogar überrascht sein, wie frisch gerade der Originalton in den Dialogen wirkt. Die deutsche Synchronisation hat vor allem in den beiden Hauptrollen mit Charles Rettinghaus (u.a. Jean-Claude Van Dame) auf Dana Carvey und Franziska Pigulla (u.a. Gillian Anderson) auf Valeria Golino zwei echte Kaliber zu bieten, obwohl beide vielleicht nicht hundertprozentig ideal zu ihren Pendants passen. Darüber hinaus sind auch Bernd Rumpf (u.a. Liam Neeson), Christian Rode (u.a. Christopher Lee) und Helmut Krauss (u.a. Reginald VelJohnson) zu hören.

Das Bild entführt auf Anhieb zurück in die 90er, hat es doch diesen typisch körnigen Anstrich, wie er für Kinofilme dieses Jahrzehnts charakteristisch war. Die sonnigen Schauplätze Kaliforniens liefern herrliche Kontraste aus Farben, die leuchtend wiedergegeben werden. Gesetzt den Fall, man hat eine entsprechende Wiedergabefläche, könnte man fast glauben, zur Uraufführung im Kino zu sitzen. Das Format beläuft sich auf 1,85:1, das heißt, man wird auf einem gewöhnlichen Breitbildfernseher oben und unten schmale Balken vorfinden, weil das Bild minimal breiter ist als die Bildschirmfläche, die üblicherweise auf 1,78:1 normiert ist.

Für rund 15 Euro findet man die Blu-ray bereits im Handel, die separat erschienene DVD ist sogar noch einmal ein paar Euro günstiger. Für den Preis bekommt man zwar nicht das Bonus-Verwöhnpaket der vielen Mediabook-Editionen aus dem Label-Bestand, aber an den grundsätzlichen Qualitätsstandards in Bezug auf Bild, Ton, Untertitel und Präsentation wird auch hier nicht gerüttelt. Wer also einfach mal wieder eine vergessene 90er-Komödie sehen möchte, macht mit dieser ersten europäischen HD-Veröffentlichung von „Blackout – Ein Detektiv sucht sich selbst“ nichts falsch.

Sascha Ganser (Vince)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Wicked Vision__FSK Freigabe: FSK6__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja / Ja

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