Originaltitel: Blackout__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Sam Macaroni__Darsteller: Abbie Cornish, Josh Duhamel, Nick Nolte, Lou Ferrigno Jr., Robert Allen Mukes, Omar Chaparro, Bárbara de Regil, Pedro Lopez, Robert Dobson u.a. |
Als wir Cain das erste Mal begegnen, flüchtet der in seinem Auto vor einem anderen Wagen. Aus diesem wird das Feuer auf ihn eröffnet. Der Tank seines Autos explodiert und es überschlägt sich. Im Inneren wird Cain ordentlich herumgewirbelt und mittels eines spektakulär genial gesetzten Schnittes direkt aus dem Inneren seines Wagens in ein Krankenhausbett verfrachtet.
Hier erwacht er irgendwann, wild um sich schlagend und nicht wissend, was eigentlich mit ihm passiert ist. Ein Arzt stellt ihm viele Fragen und eine hübsche junge Dame behauptet, seine Ehefrau zu sein. Auf die Fragen weiß Cain keine Antworten und seine Ehefrau trägt keinen Ring. Alles nicht sehr hilfreich. Zumindest erfährt er, dass er Cain heiße und eine Amnesie habe.
Da taucht ein Typ namens Eddie auf und erklärt, sein bester Freund zu sein. Eddie will vor allem wissen, wo ein ominöser Koffer abgeblieben sei. Doch Cain kann sich tatsächlich an nichts erinnern. Allerdings hat er auch keinen Bock, im Krankenbett zu liegen, kommt er doch hier seiner Vergangenheit garantiert nicht auf die Spur. Als auch noch einer der Männer, die bei der Verfolgungsjagd auf ihn geschossen hatten, auftaucht und ihn erneut meucheln will, geht Cain in den Angriff über.
Verrätselter Actionspaß mit Josh Duhamel
„Blackout – Im Netz des Kartells“ ist ein kleiner, flott getakteter Actionhappen, der Freunden der härteren Gangart richtig gut munden sollte. Grundsätzlich ist der Actioner ein „Stirb Langsam“-Rip-Off. Actionfans dürfte das Setting eines Krankenhauses in diesem Umfeld jedoch sehr vertraut vorkommen – und ja, genau genommen ist „Blackout“ eigentlich eher ein „Hard Boiled“-Rip-Off. Dazu passt auch, dass das Krankenhaus, in dem Cain landet, einem mexikanischen Kartell gehört und im Keller Waffen!, exotische Tiere!! UND Drogen!!! mit dazugehörigen nackten Frauen, die sie putzen, hüten und strecken, gelagert sind.
Entsprechend kann sich jetzt jeder vorstellen, was in dem Film wohl passieren wird. Ganz genau: Cain räumt ordentlich auf. Im Vergleich zu den genannten Vorbildern hat „Blackout“ aber noch das namensgebende Element zu bieten: das verlorene Gedächtnis des Helden. Dem erzählen nun eine Menge Personen ihre Sicht der Dinge und jede einzelne Aussage stellt für den Helden und den Zuschauer die Handlung auf den Kopf.
Das sorgt für eine nette Grundspannung und eine gewisse Unsicherheit, was für einem Typ man da eigentlich gerade die Daumen drückt. Der haut aber so gewaltig auf die Kacke, dass man gerne an seiner Seite durch die Krankenhausgänge rennt und einen Lump nach dem anderen ausknippst. Dazu nutzt Cain wirklich alles, was man in einem Krankenhaus und seinen Räumlichkeiten vorfinden kann, um Leute zu meucheln.
Und das ist mit einem entsprechenden Härtegrad versehen. Cain schneidet mit Tellerscherben Kehlen durch, schmeißt Lumpen kochendheißes Wasser in die Fresse (inklusive widerlichen Maskeneffekten von sich ablösender Haut), schmeißt Skalpelle in Wangen (und ist selbst entsetzt über den Anblick), haut Gegner mit Esstabletts um, schockt sie mit Elektroschockgeräten aus ihren Latschen, haut ihnen Nierenschalen in die Kauleisten und zersprengt und verbrennt sie mit Gasflaschen. Und sobald er mal Schusswaffen in die Hände bekommt, landen seine blauen Bohnen in allen möglichen Körperteilen.
Die Action ist dabei vor allem zu Beginn weitgehend handgemacht und gut umgesetzt. Einzig die Ballereien wirken anfangs seltsam ungelenk. Und zwar dergestalt, dass man sich häufiger fragt, wie man sich, zwei Meter auseinander stehend, eigentlich nicht treffen kann.
Das bessert sich in Richtung Finale, allerdings kommen dann die Trefferwirkungen urplötzlich nur noch aus dem Computer. Da war der Einstieg interessanter, wenn ein ganzer Krankenhausgang hübsch kaputt geballert wird. Die eher im Hand-to-Hand-Combat-Modus gereichten Konfrontationen zwischen Cain und seinen Gegnern hingegen sind durch die Bank stark inszeniert und immer mit einem hübschen Sinn für fiese Nicklichkeiten versehen.
Josh Duhamel („Shotgun Wedding“), abgesehen von seinen Auftritten im „Transformers“-Franchise ja eher seltener als Actionhero zu erleben, macht seine Rolle als immer vehementer killender Cain richtig gut. Dank seines coolen Outfits (ein schwarzer Maßanzug mit schwarzem Hemd) muss man auch immer mal wieder an „John Wick“ denken, vor allem wenn Duhamel auf einmal erstaunlich gelungen um sich kickt und Gegner wirft.
Abbie Cornish („Geostorm“) überrascht zunächst einmal mit einem seltsam feisten Look. Den ist man von der aparten Australien eigentlich nicht gewohnt. Ihre Rolle spielt sie eher desinteressiert wirkend. Gerade in ihren eigentlich wichtigen Szenen nach dem Showdown kann man ihre Mimik irgendwann gar nicht mehr deuten. Den dritten bekannten Namen im Cast liefert Nick Nolte („Nur 48 Stunden“), der allerdings müde, ausgezehrt und reichlich klapprig in seiner Rolle als ermittelnder DEA-Agent rüberkommt.
Zum Glück haben die Darsteller der Bösewichter sichtlich Spaß an ihren Rollen und lassen sich amtlich vom engagierten Duhamel verwackeln. Dass der Film vornehmlich in Mexiko gedreht wurde, sieht man wirklich nur am Cast. Da der Film ausschließlich in dem Krankenhaus spielt und nicht einmal seine nähere Umgebung irgendwie gezeigt wird, haben die natürlichen Begebenheiten des Landes einerlei Einfluss auf die Optik. Das Setting des Krankenhauses überzeugt und es wird vom Keller bis aufs Dach ausführlichst bespielt.
„Blackout – Im Netz des Kartells“: ein kleines „Hard Boiled“ mit Amnesiefaktor
„Blackout – Im Netz des Kartells“ von Regisseur Sam Macaroni gibt gar nicht erst vor, das Genre revolutionieren zu wollen. Stattdessen drehte Macaroni ein „Stirb Langsam“/„Hard Boiled“-Rip-Off. Einige Klassen kleiner skaliert, dafür mit Amnesie-Element, um seine Geschichte aufzupeppen. Und das funktioniert für 90 Minuten durchaus gut. Auch weil die Gemengelage durch wirklich grimmigen Humor, einen toll aufgelegten Hauptdarsteller, dynamische Action und diverse Brutalitäten angereichert wird.
Leider setzt der Film gegen Ende auf crappy CGI-Blut und -Treffereffekte inklusive üblen Anschlussfehlern, verrennt sich irgendwann ein wenig in seinem Amnesie-Plot und hätte sich das Geld für Nick Nolte und Abbie Cornish lieber sparen sollen, um vielleicht noch einen echt charismatischen Bösewichtdarsteller an Bord zu holen. Trotzdem ist der insgesamt unterhaltsame Actioner angenehm kurzweilig wegzugucken.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien von Capelight Pictures. Der ungeschnittene Streifen hat eine verdiente FSK 18 Freigabe erhalten. Natürlich kann man den Film auf verschiedenen VoD-Plattformen auch streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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Copyright aller Filmbilder/Label: Capelight Pictures__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |