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Bloodstone

Dwight H. Little auf den Spuren von Indiana Jones, „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“ und „Die Spur des Falken“: In dem Abenteuerfilm „Bloodstone“ sind mehrere Parteien hinter dem titelgebenden Rubin her und schrecken weder vor Mord noch Entführung zurück. Ein amerikanisches Paar gerät zwischen die Fronten, als ein Gauner den Stein in ihrem Gepäck versteckt.

Originaltitel: Bloodstone__Herstellungsland: USA/Indien__Erscheinungsjahr: 1988__Regie: Dwight H. Little__Darsteller: Brett Stimely, Rajinikanth, Charlie Brill, Jack Kehler, Christopher Neame, Anna Nicholas, Laura Albert, Tej Sapru u.a.
Bloodstone

Abenteuerkost von Dwight H. Little: “Bloodstone”

Als Filme wie die „Indiana Jones“-Reihe oder „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“ in den 1980ern zu Kassenerfolgen avancierten, waren die kostengünstigen Rip-Offs von „Quartermain“ bis „Dakota Harris“ nicht weit. Regisseur Dwight H. Little („Last Rampage“) steuerte zur Abenteuerwelle „Bloodstone“ bei.

Vor allem der Zemeckis-Erfolg „Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten“ dürfte hier Pate gestanden haben, wie man zum einen an der humoristischen Ausrichtung, zum anderen am Paarkonzept sieht – wobei die Frau in Littles Film dann eher zum In-Gefahr-Geraten und zum Gerettet-Werden da ist. Es geht um das frisch vermählte Paar aus Sandy (Brett Stimely) und Stephanie McVey (Anna Nicholas), das seine Flitterwochen in Indien verbringt. Man ist jetzt im Textilgeschäft, doch dem redelustigen Mitreisenden Paul Lorre (Jack Kehler) vertraut man an, dass Sandy vorher Cop war, woraufhin dieser etwas sparsam guckt.

Denn Paul hat einen wertvollen Rubin, den titelgebenden Blutstein, dabei, ahnt aber, dass er als stadtbekannter Krimineller am Bahnhof durchsucht werden wird. Also versteckt er den roten MacGuffin im Gepäck des Paares, das ihn so für ihn ins Land bringt. Dass sein Nachname Lorre ist, dürfte kein Zufall sein, denn er erinnert nicht nur vom Aussehen ein wenig an Peter Lorre, sondern jener spielte auch die Rolle des Joel Cairo in John Hustons legendärer Dashiell-Hammett-Adaption „Die Spur des Falken“. An jene erinnert auch „Bloodstone“, denn in beiden Geschichten jagen halbseidene Parteien das wertvolle titelgebende Objekt, dort den Maltester Falken, hier den Blutstein.

Wo bei John Huston Sam Spade zwischen die Fronten geriet, sind es hier Sandy und Stephanie, denn nicht nur Paul und die Polizei wollen jeweils den geschichtsträchtigen Rubin, sondern auch der mächtige Gangsterboss Van Hoeven (Christopher Neame). Und der schreckt weder vor Mord noch vor Entführung zurück…

httpv://www.youtube.com/watch?v=wc7qPnvQ18c

„Bloodstone“ wäre, wie bereits gesagt, wohl gern eine B-Version des Zemeckis-Hits, ist aber dann doch deutlich weniger pfiffig geschrieben. Der Wortwitz hält sich in Grenzen, die Situationskomik funktioniert nur gelegentlich und gerade die Figur des überlegen tuenden, aber eigentlich überforderten Inspector Ramesh (Charlie Brill) wirkt oft etwas forciert in den Film gepresst, auch wenn der als eine Art indischer Inspector Clouseau immerhin den einen oder anderen Lacher auf seiner Seite hat. Allerdings beißt sich der gelegentlich etwas kindische Humor mit mancher Mord-und-Totschlag-Szene – da hatten Indy und Co. die Balance aus Komik und Ernst einfacher besser raus.

Was dem Ganzen dann ebenfalls fehlt, ist ein Lead mit den Qualitäten von Harrison Ford oder Michael Douglas. Gerade Brett Stimely („Transformers 3“) mag als blonder Sunnyboy zwar dem klassischen Heldentypus entsprechen, wirkt aber meist eher bemüht als wirklich überzeugend. Anna Nicholas („Eiskalte Leidenschaft“) ist eine egale Damsel in Distress, während Jack Kehler („Unbesiegbar – Der Traum seines Lebens“) und Christopher Neame („Steel Dawn – Die Fährte des Siegers“) als manipulative Fieswichte ein paar Akzente setzen können. Auch Charlie Brill („Wings of Freedom“) beweist durchaus komödiantisches Talent, auch wenn es etwas seltsam anmutet, dass ein amerikanischer Schauspieler einen Inder in einem Film spielt, der in Indien gedreht wurde. Als einheimisches Zugpferd verpflichtete Little dafür dann Rajinikanth („Ra.One – Superheld mit Herz“) : Im Westen quasi unbekannt, in Bollywood ein großer Star, hier in seinem ersten englischsprachigen Film, in dem er den treuesten Verbündeten des Helden spielt, Shyam Sabu.

Sabu ist nämlich nicht nur der Taxifahrer, der Sandy und Stephanie ins Hotel bringt, nein, Drehbuchgott Zufall will es natürlich so, dass der Rubin erst in seinem Kofferraum landet und er sich danach als gut vernetzter Untergrundkämpfer erweist, der auch noch zig Homies für den Fight gegen Schurken wie Van Hoeven mobilisieren kann. Da rascheln die Drehbuchseiten überdeutlich, auch wenn Sandy und Sabu immerhin eine ganz gute Chemie entwickeln – wahrscheinlich sogar eine bessere als die von Sandy und seiner Angetrauten. Und so kämpft und witzelt man sich durch den einfachen Plot, der trotz verschiedener Parteien darauf hinausläuft, dass Sandy seine Holde aus den Klauen von Hauptschurke Van Hoeven befreien muss, alles andere ist nebensächlich und leider auch so inszeniert.

Aber immerhin macht Little das Beste aus der Ausgangslage des Films, der von Exploitation-Guru Nico Mastorakis („Hired to Kill“) geschrieben und geschnitten wurde. Dem größtenteils in Bangalore gedrehten Film sieht man den Dreh vor Ort positiv an, denn die Locations verbreiten schnell Abenteuerfeeling, zumal „Bloodstone“ gerade in Hälfte zwei einige nette Set-Pieces zu bieten hat, wenn die Helden des Finsterlings Handlanger prügelnd und schießend aus dem Weg räumen. Inszenatorisch fehlt der Drive von späteren Little-Actionkrachern wie „Zum Töten freigegeben“ oder „Rapid Fire“, aber immerhin gute Hausmannskost serviert „Bloodstone“ in dieser Beziehung.

„Bloodstone“ ist ergo kein zu Unrecht vergessener Genreklassiker, bietet aber solide Standardkost, die etwas unter den blassen Leads und dem 08/15-Script leidet, das diverse Motive aus Abenteuer- und Noir-Klassikern zusammenwirft. Doch „Bloodstone“ ist immerhin mit sicherer Hand inszeniert, besitzt Abenteueratmosphäre und Schauwerte in Form von Locations und Action. Nicht sonderlich memorabel, aber doch recht kurzweilig.

In Deutschland gibt es „Bloodstone“ bisher nur auf VHS bei VPS, freigegeben ab 16 Jahren. In den USA und Großbritannien gibt es in auf DVD und Blu-Ray, bei den Briten vom Label Arrow.

© Nils Bothmann (McClane)

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