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Born to Raise Hell – Zum Töten geboren!

„Born to Raise Hell“ ist eine weitere Ostblock-Actionproduktion mit Steven Seagal in der Hauptrolle, deren Geschichte allerdings auch tatsächlich dort angesiedelt ist. Als Chef einer Anti-Drogen-Task-Force macht er hier Jagd auf Kriminelle, vor allem auf den sadistischen Gangster Darren Shahlavi.

Originaltitel: Born to Raise Hell__Herstellungsland: USA/Rumänien__Erscheinungsjahr: 2010__Regie: Lauro David Chartrand-DelValle__Darsteller: Steven Seagal, Darren Shahlavi, Dan Badarau, Zoltan Butuc, D. Neil Mark, Claudiu Bleont, Cosmina Pasarin, Marius Chivu, Elias Ferkin, Calin Puia, George Remes, Maria-Antoaneta Tudor u.a.
Born to Raise Hell

In “Born to Raise Hell” jagt Steven Seagal den Schurken Darren Shalavi

In den 2000ern war der Ostblock der primäre Drehort für Steven Seagal, gegen Ende der Dekade orientierten sich seine Produktionen wieder mehr in Richtung USA, doch nach „Driven to Kill“, „The Keeper“ und „A Dangerous Man“ kehrte mit „Born to Raise Hell“ noch einmal in die früheren Sowjetländer zurück.

Natürlich regiert dort wieder das kriminelle Milieu, das genregerecht in irgendwelchen Strippschuppen haust, weshalb der Vorspann primär mit entsprechenden Szenen zur Fleischbeschau untermalt ist. Aus einem Strippschuppen scheint auch der Großteil der weiblichen Belegschaft gecastet zu sein, denn die ist durchweg jung, schauspielerisch nicht sonderlich begabt und zeigewillig, wobei letzteres für Seagal, der auch gleich das Drehbuch schrieb, wohl ausschlaggebend war. Weniger Lust schien er auf andere Dinge bei dem Film zu haben, weshalb er auch im O-Ton an vielen Stellen nachsynchronisiert wird – unter anderem beim kompletten Voice-Over, das den Film phasenweise begleitet. Der große Schönheitsfehler dabei: Der Synchronsprecher klingt null nach Seagal, auch wenn er dessen Sprachduktus zu imitieren weiß.

Hauptfigur ist Robert ‘Bobby‘ Samuels (Steven Seagal), der eine internationale Spezialeinheit in Rumänien leitet, die in irgendeinem abgeranzten Revier ihren Dienst tun muss. Der große Player im lokalen Drogengeschäft ist der Russenmafioso Dimitri (Dan Badarau). Der ist alte Schule: Hart, gnadenlos, aber mit Prinzipien. Im Gegensatz zu seinem wichtigsten Geschäftspartner Costel (Darren Shahlavi), der Minderwertigkeitskomplexe damit kompensiert, dass er wohlhabende Paare überfällt, die Frau vergewaltigt und beide dann umbringt. Das macht Costel zwar zu einem hassenswerten Schurken, gibt „Born to Raise Hell“ aber einen bisweilen unangenehm sadistischen Beigeschmack.

Diese widerlichen Nebentätigkeiten erregen allerdings die Aufmerksamkeit von Bobbys Einheit, die fieberhaft nach den Tätern sucht. Schnell kommen sie darauf, dass die Schuldigen mit Dimitri assoziiert sind, weshalb sie dem Oberboss auf die Füße treten, was dieser wiederum nicht gern sieht…

Schaut euch den Trailer zu „Born to Raise Hell“ an

Sonderlich viel Mühe hat sich Seagal mit dieser 08/15-Geschichte nicht gegeben, die sich äußerst träge daherschleppt und den Helden bisweilen für längere Zeit pausieren lässt, wenn sich die Gangster untereinander in die Haare kriegen. Das garantiert ein paar Leichen und Grausamkeiten mehr, sorgt für eine (erwartbare) Allianz auf der Zielgeraden des Films, bremst den unoriginellen Plot aber nur noch weiter aus. Was mit Bobbys neuem Partner passiert, der erzählt, dass er werdender Familienvater ist, folgt natürlich ältesten Plotklischees, während diverse Szenen und Subplots einfach nur als Füllmaterial eingeworfen werden: Die beiden Stripperinnen, die Geld und Drogen für Costel schmuggeln, Bobbys Beziehung zu seiner noch nicht mal halb so alten Freundin (auch wenn der Altersunterschied nicht mehr ganz so fies ist wie in „A Dangerous Man“) usw. Plus diverse unmotivierte Fleischbeschau-Passagen, die in jener Sexszene gipfeln, in der Bobby angezogen rumsitzt, während sein halbnacktes Liebchen auf seinem Schoss rumdoktert.

Dafür dass Bobby eine Spezialeinheit leitet und seine Untergebenen wegen Unprofessionalität zur Minna macht, wenn sie einen Raum nicht richtig durchsuchen, verhalten sich er und seine Jungs dann bisweilen himmelschreiend doof. Da wird beispielsweise der dümmste Spitzel aller Zeiten angeheuert, der sich bei einer Undercoveraktion mit Dimitri dermaßen auffällig verhält, dass die Task Force auffliegt. Danach erhält der Spitzel allerdings keinen Polizeischutz, sondern darf allein seiner Wege ziehen, wonach er – oh Wunder – prompt von Dimitris Mannen zu Hause aufgesucht und abgeknallt wird. Derlei Klöpse finden sich mehrfach im Film, kommen aber immerhin auf allen Seiten vor (man beachte die Inkompetenz von Dimitris Bodyguards), was die angestrebte Geschichte vom Duell der toughen Spezialeinheit und der gewieften Kriminellen doch eher untergräbt.

Die Action ist einigermaßen gut über den Film verteilt, aber selten wirklich ausgiebig. Meist werden die Schurken schnell verdroschen oder über den Haufen geknallt – letzteres immerhin teilweise mit dicken Einschusslöchern. An den präzisen Handbewegungen sieht man immer noch den Kampfsportler im mal wieder übergewichtigen Seagal, einige Hebel und Würfe in den Fights schnieke, ohne dass die Choreographie das Niveau von Glanztagen erreichen würde. Und dann ist da noch der Endfight, der einer mittleren Enttäuschung gleichkommt: Darren Shahlavi, der im gleichen Jahr in „Ip Man 2“ die volle Breite seines Könnens zeigte, wird im Duell mit Seagal schwer an die Leine genommen, darf seine Kickerfähigkeiten nur ansatzweise zeigen und darf keinen einzigen Treffer landen. Hauptproblem an der Action ist die Inszenierung durch den vor allem als Stuntman tätigen Lauro Chartrand, der mit „Born to Raise Hell“ sein Regiedebüt gab: Es sieht aus, als habe Chartrand die einschlägigen Vorbilder wie Michael Bay, Tony Scott und Zack Snyder studiert, aber nicht verstanden, weshalb er deren Stilmittel wahllos in die Actionszenen klatscht. Der Einsatz von Zeitraffer, Freeze Frames und Zeitlupe wirkt willkürlich, sorgt nicht für Dynamik, sondern eher für Übersichtsverlust.

Steven Seagal („Ticker“) hatte zwar nicht immer Lust vernünftige Takes abzuliefern, so wird er beispielsweise in der kompletten Sequenz nachsynchronisiert, in der mit seiner Freundin essen geht und ein paar Goons angesickt wird, mit denen er dann den Boden aufwischen muss. Die häufige Zusammenarbeit mit Rappern scheint auch ihre Spuren hinterlassen zu haben, weil er alle naselang irgendwelche Leute als „Boy“ oder „Bitch“ bezeichnet. Immerhin langt er in den Kampfszenen selbst zu und zieht seine gewohnte Nummer als No-Nonsense-Kampfsau solide ab – das kann man ja nicht von allen seiner Ostblockfilme sagen. Der Rest der Belegschaft ist fast komplett egal, bis auf Darren Shahlavi („Red Riding Hood“), der als Fiesling durchaus Charisma hat, auch wenn er als Martial Artist sträflich unterfordert ist, und Dan Baradau („Werwolf – Das Grauen lebt unter uns“), der den Old-School-Gangster recht brauchbar gibt.

Man kann sich bei „Born to Raise Hell“ über die kleinen Dinge freuen: Der Film spielt tatsächlich da, wo er gedreht wurde, Seagal wird zumindest in den Actionszenen nicht gedoublet und die Härte in den Fights und Shoot-Outs ist nicht ohne. Das gleicht allerdings kaum aus, dass die Geschichte klischeehaft, altbacken und lustlos erzählt ist, dass der Film mit peinlichen Füllszenen und einem noch peinlicheren Frauenbild daherkommt und dass die Actionszenen schnell vorbei sind. Von Seagals Unlust, die man an der häufigen Nachsychroniererei merkt, ganz zu schweigen.

© Nils Bothmann (McClane)



Seagal is back… back in Romania…

Inhalt..
Bobby (Steven Seagal) leitet die International Drug Task Force in Rumänien. Mit seinem Team ist er auf der Jagd nach Costel (Darren Shahlavi), einem brutalen Dealer, Vergewaltiger und Mörder in Personalunion. Als sein Partner Steve (D. Neil Mark) von Costel erschossen wird, startet Bobby einen unstoppbaren Rachefeldzug…

Steven Seagal ist zur Zeit ein vielbeschäftigter Mann. Mit seiner Real-TV Serie „Steven Seagal: Lawman“ hat Big Steven die Serienwelt erobert. In Robert Rodriguez‘ „Machete“ lag sogar eine größere Nebenrolle für den Ex-Kinostar drin und seine nächste Serie „True Justice“ ist auch in Produktion. „Born to Raise Hell“ könnte für eine Weile seine letzte DTV-Produktion gewesen sein.

Als ich damals hörte, dass dieser Film in Rumänien gedreht wird, waren meine Erwartungen gleich ziemlich tief in den Keller gerutscht. Da hat Seagal in letzter Zeit in den USA und Kanada doch wirklich ordentliche B-Kracher geschaffen – warum also die Rückkehr nach Osteuropa? Beantwortet wurde diese Frage nie. Vielleicht war Seagal vertraglich noch irgendwie an Voltage Pictures gebunden und die wollten einfach noch einen schnell produzierten Streifen mit Big Steven aus dem Boden stampfen. Möglich.

Jedenfalls, „Born to Raise Hell“ ist nicht so schlecht wie ich zuerst befürchtet habe. Der Film hat einen ordentlichen Anteil an Blut und Blei, die Regie wirkt okay, nur einige wenige Speed-Ups nerven ein wenig. Zudem hat Regisseur Lauro Chartrand ein Faible für kleine Grafik-Spielereien, welche nicht unbedingt hätten sein müssen, jedoch auch nicht unbedingt ein Dorn im Auge sind.

Ein Dorn im Auge war mir jedoch die Location. Waren Seagals letzte DTV-Ausflüge optisch ein wenig ansehnlicher geworden (ich denke jetzt vorallem an „The Keeper“), ist „Born to Raise Hell“ mit seinen alten rumänischen Bauten sicherlich ein Rückschritt. Immerhin spielt die Story in Rumänien, was dem Drehort natürlich eine gewisse Rechtfertigung verschafft.

Erfreulich ist zu vermelden, dass Steven Seagal äußerst engagiert an der Arbeit war. Regisseur Chartrand ließ ihn auch doch des Öfteren von der Leine, und dies nicht mal übel. Die Kampfszenen waren größtenteils Überzeugend und Seagal zeigt auch hier wieder, dass er trotz bald sechs Jahrzehnten auf dem Buckel, immer noch die Knochen der Gegner zu zerbersten weiß. Auch bei diesem Film schrieb Steven wieder das Drehbuch, was sicherlich auch erklärt, warum er seinem Charakter eine etwa zwanzigjährige Freundin kreierte, welche natürlich sich obligat unterwürfig ihrer Kleider entledigen darf und dem Seagal eine Freudenstunde im Bett bescherrt. John Woos Markenzeichen sind seine Tauben, Kevin Smith hat seine beißenden Dialoge, nun, auch Seagals Werke haben nun irgendwie ein Markenzeichen bekommen… ;-)

Die anderen Darsteller sind dem Zuschauer größtenteils unbekannt. Herausstreichen kann ich höchstens Darren Shahlavi („The Package“), der hier den Bad Guy mimte. Shahlavi hat eine bewegte Martial Arts-Vergangenheit hinter sich und kann in körperbetonten Szenen auch überzeugen.

Fazit: So schwach ist „Born to Raise Hell“ nicht. Die Action überzeugt, Seagal wirkt voll bei der Sache und langweilig wirds auch nicht. Nur leider wirkt das Setting in den meisten Szenen sehr billig. Und zudem kam das typische Seagal-Feeling bei mir nicht auf. Jedoch für Seagal- und B-Fans sicherlich ein Muss.

© DomPatHug

In Deutschland ist „Born to Raise Hell“ bei Splendid Film auf Blu-Ray und DVD erschienen, ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben. In Sachen Bonusmaterial gibt es Trailer.

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Copyright aller Filmbilder/Label: Splendid Film__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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