Originaltitel: Huo xian tu wei__Herstellungsland: China__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Luo Jie__Darsteller: Ren Tianye, Julian Chen, Ren Tianye, Julian Chen, Feng Wanhe u.a. |
Darong ist ein Top-Bodyguard, der sich vor allem in Südostasien einen Namen gemacht hat. Sein aktueller Job lässt ihn mit höchst bedrohlichen Gegnern aufeinanderprallen. Zwar kann Darong seinen Kunden beschützen, doch er tötet dabei den Lehrling eines besonders gefährlichen Gangsters, der seine Brötchen als Scharfschütze für die Kartelle dieser Welt verdient. Eiskalt löscht dieser als Revanche das gesamte Team von Darong aus und verletzt auch unseren Helden schwer.
Acht Jahre später hat Darong seinem ehemaligen Job abgeschworen. In Thailand verdient er nun als Koch seinen Lebensunterhalt und kann davon mit seiner Tochter im Teenageralter gut leben. Dennoch greift sein Töchterlein ihrem zwielichtigen Freund als Lieferantin geheimnisvoller Pakete immer mal wieder unter die Arme.
Eines Tages gerät sie bei einem solchen Job unwissentlich in einen Drogendeal. Es kommt zu einer Verwechslung, die Drogen verschwinden und scheinbar weiß nur Darongs Tochter, wo die Drogen gelandet sind. Die eigentlichen Besitzer des weißen Pulvers schlagen entsprechend zu und entführen das Mädchen. Sogleich schaltet Darong in den Actionmodus, wobei er schnell bemerken muss, dass der Mörder seines ehemaligen Teams bei dem Drogenoberlump angeheuert hat.
Schaut in den Actionfilm aus China hinein
Der chinesische „Taken“
Wenn die Eingangsactionszene eines Filmes nach 25 Minuten endet, der Showdown 20 Minuten vor dem Abspann startet und zwischendurch zwei weitere mehrminütige Actioneinlagen steigen, muss man sich bei einer Nettolaufzeit von knapp 80 Minuten keinerlei Illusionen hingeben, was die Geschichte des soeben betrachteten Actioners angeht. Hier werden keine komplexen Charaktere entworfen. Die Figuren von „Break through the Line of Fire“ haben auch keine sonderlich ausgearbeiteten Motive. Geredet wird ebenfalls wenig. Und eigentlich geht es nur darum, zwischen der Action nicht zu langweilen.
Dazu klaut Regie-Debütant Luo Jie einfach die Handlung von „Taken“ und lässt nach der Auftaktactionszene ebenfalls einen gealterten Helden um das Schicksal seiner entführten Tochter kämpfen. Und selbst für das Abrippen des Originals hat „Break through the Line of Fire“ kaum Zeit, so knapp ist hier alles getaktet. Langeweile kommt so nie auf. Das Tempo ist extrem hoch.
Blöderweise ist man nie wirklich im Film drin, weil einem die Charaktere egal bleiben, das Schicksal von Darong und seiner Tochter trotz Tränenziehermomenten nicht verfängt und ausgerechnet Held und Antipode optisch seltsam uncool rüberkommen. So bleibt der Zuschauer durchgehend auf Distanz zu dem hektischen Treiben und lässt „Break through the Line of Fire“ einfach an sich vorbeirauschen. Doch weil die Action des Streifens Spaß macht, funktioniert der chinesische Actionhappen dennoch ganz gut.
Dabei bäckt der Einstieg zu Beginn noch kleinere Brötchen. Hier wird ein wenig geballert und währenddessen das Team von Darong hektisch eingeführt. Hier befürchtet man direkt das Schlimmste, denn einige der Figuren sind klar als Comic Relief angelegt und labern inmitten der Action schon eine Menge Müll. Ein bisschen stumpfer Sexismus aufgrund des ausladenden Dekolletés der Dame im Team und etwas Blut lancieren zumindest etwas Ablenkung. Und Darong wird als Superscharfschütze eingeführt.
Hernach steigt eine Autoverfolgungsjagd mit einer wuchtigen Explosion und einem sich spektakulär überschlagenden Auto, was der Actionfan immer gerne mitnimmt. Eine weitere geile Autonummer beendet die Einführung und mündet direkt in das teils ultrablutige Beseitigen von Darongs Team durch den fiesen Scharfschützen. Handgemachte Bloodpacks explodieren, das Blut spritzt, die Helden verrecken blutig. Hier horcht man das erste Mal richtig auf. Und das Overacting wird direkt mit aus dem Film geballert!
Genau diese Qualitäten behält der Film fortan auch bei. Die Shootouts geraten blutig, es ist alles handgemacht und sogar Explosionen gibt es zu sehen. Zudem darf Darong in den Actionszenen des Mittelteils sehr effektive Martial-Arts-Einlagen präsentieren, die prächtig in den „Taken“-Duktus der Story passen und sehr auf Effizienz ausgerichtet sind. Nebenbei setzt es blutige Treffer in so gut wie alle Teile des menschlichen Körpers.
Leider fällt der Showdown da ein wenig ab. Er hat eine gute Länge, die aber eher daraus resultiert, dass sich zwei Scharfschützen gegenseitig belauern. Drumherum sterben zwar auch einige Henchmen des Lumpen, aber die werden zu beiläufig abgeräumt und erhöhen den Spektakelfaktor nur unwesentlich. Dafür ist der Finishing-Shot des Duells schön kaputt.
In der Action gibt es kaum störende Faktoren. Einzig die Bullet-Time-Effekte sind nicht wirklich schön anzusehen. Vor allem jener, der direkt zu Beginn abgefeuert wird, dürfte der hässlichste entsprechende Effekt ever sein. Ansonsten ist die Kamera hier und da mal etwas zu hektisch unterwegs, die Money Shots jedoch bekommt man immer mit.
Die Action ist dementsprechend zu weiten Teilen souverän in Szene gesetzt und punktet zudem mit einer ziemlich coolen POV-Sequenz. Bei der sind wir sozusagen live dabei, wie Darong ein paar Lumpen abräumt. Abseits der Action ist „Break through the Line of Fire“ ordentlich inszeniert. Erstaunlich ist, wie wenig der Regisseur die natürlichen Begebenheiten Thailands nutzt und wie wenig er die exotische Umgebung in sein optisches Konzept einbezieht.
Dafür setzt er im Umkehrschluss auf dümmlichsten Patriotismus, bei dem eine enddumme Figur selbst beim Verrecken noch skandieren darf, dass Chinesen auch im Ausland immer zusammenhalten müssten. Der gemeine Chinese scheint derartige Einlagen aktuell aber immer zu brauchen. Actionfans wie mir gehen die wirklich dumm geskripteten, unverhohlenen und vor allem überflüssigen Einlagen immer mehr auf die Eier. Seltsam gerät auch die finale Texttafel und wenn offenkundig wird, um welche Drogenmenge es in dem Film geht, wird es richtiggehend lächerlich. Und damit zu meinem Fazit:
„Break through the Line of Fire“ bietet schön blutige Fast-Food-Action
So mag der Actionfan seine Actionfilme: Gleich zu Beginn werden alle Störfaktoren wie überflüssige, overactende Charaktere und damit eventuell verbundene öde Nebenhandlungen samt und sonders ins Jenseits gepustet, so dass sich die eigentliche Handlung auf das Wesentliche konzentrieren kann. Das ist hier ein im Töten versierter Vater, der im „Taken“-Stil seine entführte Tochter befreien will. Und weil Film und Regisseur mit Laufzeit geizen, hat das ordentlich Zug und Tempo. Zudem wartet der chinesische Actionstreifen mit Action auf, die eine nette Härte transportiert, nicht mit rotem Lebenssaft geizt und auch in den Martial-Arts-Einlagen angenehm rüde zur Sache geht.
Da man keinen Bezug zu dem farblosen Helden und seiner Tochter aufbaut, der eigentliche Oberbösewicht keine echte Rolle spielt, der Intimgegner des Helden irgendwie lächerlich aussieht und allgemein nie der Eindruck aufkommt, Darongs Mission könnte auch nur ansatzweise gefährdet sein, hält sich das Involvement des Zuschauers in extrem eng gesteckten Grenzen und Spannung kommt so erst recht nicht auf. Das Ergebnis ist ein Film, der über 80 Minuten hinweg Spaß macht, aber darüber hinaus keinerlei Mehrwert oder sonderliches Rewatch-Potential birgt.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erschien am 25. November 2022 von Spirit Media auf DVD und Blu-ray. Mit einer wohlverdienten FSK 18 Freigabe ist der ohne Extras kommende Streifen uncut. Freilich könnt ihr den Film auch streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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Copyright aller Filmbilder/Label: Spirit Media__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |