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Breakin’

Kein Actionfilm, aber doch eine der profitabelsten Cannon-Produktion: Der Tanzfilm „Breakin‘“. Tänzerin Lucinda Dickey bildet mit den zwei Breakdancern Adolfo Quinones und Michael Chambers ein dynamisches Trio, das gegen alle Widerstände antanzt. Bei einer Breakdance-Szene in Venice Beach sind im Hintergrund die Actionrecken Jean-Claude van Damme und Michel Qissi in ganz frühen Rollen zu sehen.

Originaltitel: Breakin’__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1984__Regie: Joel Silberg__Darsteller: Lucinda Dickey, Adolfo Quinones, Michael Chambers, Ben Lokey, Christopher McDonald, Phineas Newborn III, Bruno Falcon, Timothy Solomon, Ana Sánchez, Ice-T, Peter Bromilow, Eleanor Zee, Scott Cooper, Jean-Claude van Damme, Michel Qissi, Lela Rochon u.a.
Breakin'

Während Lucinda Dickey, Adolfo Quinones und Michael Chambers in “Breakin'” ihre Tanzkünste zeigen, hat Jean-Claude van Damme eine Minirolle

Obwohl man die Produktionsfirma Cannon ja vor allem für ihre Actionfilme kennt, betätigte diese sich auch auf anderen Feldern – und das sogar mit Erfolg. So gehört der Tanzfilm „Breakin‘“ tatsächlich zu den größten Hits des Studios, nicht zuletzt beim Vergleich von Kosten und Einspiel.

„Breakin‘“ war der schließlich richtige Film zur richtigen Zeit. Breakdance war zu Beginn der 1980er ein großer Hype, wohl sicherlich auch durch den Start von MTV im Jahr 1981. So entstanden fast alle Breakdance-Filme, darunter „Wild Style“, „Beat Street“ und die Doku „Breakin‘ ‘n‘ Enterin‘“ zwischen 1983 und 1985. Auch in dem von Jerry Bruckheimer und Don Simpson produzierten Tanzfilmhit „Flashdance“ spielte Breakdance eine kleine Rolle, doch dessen Erfolg merkt man auch in „Breakin‘“ gerade mit Blick auf die Hauptfigur: Auch Kelly Bennett (Lucinda Dickey) träumt vom großen Erfolg, muss aber hartes Training, Absagen bei Vorsprechen und Maloche zum Geldverdienen über sich ergehen lassen, wobei sie nicht das deutlich bildgewaltigere Schweißen aus dem Lyne-Film als Profession hat, sondern schlichte Kellnerin ist.

Über ihren Kumpel Adam (Phineas Newborn III) aus dem Tanzunterricht kommt sie auch mit der Breakdance-Szene in Berührung, vor allem dem Duo Orlando ‘Ozone‘ Barco (Adolfo ‘Shabba Doo‘ Quinones) und Tony ‘Turbo‘ Ainley (Michael ‘Boogaloo Shrimp‘ Chambers). Vom Tanz und von den beiden fasziniert, trainiert sie gemeinsam mit ihnen, verbindet ihre klassische Tanzausbildung mit Breakdance-Moves und gemeinsam stellen sie sich verschiedenen Herausforderungen…

Schaut euch den Trailer zu „Breakin‘“ an

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Orlando ‘Ozone‘ Barco (Adolfo ‘Shabba Doo‘ Quinones), Tony ‘Turbo‘ Ainley (Michael ‘Boogaloo Shrimp‘ Chambers) und Kelly ‘Special K’ Bennett (Lucinda Dickey) werfen sich für einen Auftritt in Schale

„Breakin‘“ ist in vielerlei Hinsicht eigentlich kein guter Film, vor allem kein gut geschriebener. Der Plot passt auf einen Bierdeckel, da man das gemeinsame Tanzen erst erlernt, um eine andere gemischtgeschlechtliche Kombo im Breakdance-Battle zu schlagen, anschließend von der gemeinsamen Tanzshow träumt und sich dann gegen alle Widerstände beim Vortanzen durchsetzt. Tatsächlich ist „Breakin‘“ so inszeniert als sei Handlung etwas, das nicht zu sehr zwischen den Breakdance-Parts stören soll und deshalb auf ein Minimum heruntergefahren wird. Kaum hat sich das Trio beispielsweise beim Vortanzen durchgesetzt und auch die knorrig-erzkonservative Jury von der Schönheit des Breakdance überzeugt, dann gibt es kurz Jubel, nach einem Schnitt sieht man schon direkt das Breakdance-Musical, das aus der erfolgreichen Audition entstanden ist. Wenn es zur Meinungsverschiedenheit zwischen Kelly, als Breakdancerin ‘Special K‘ genannt, und Ozone über die Ausrichtung der Kombo kommt, dann zeigt Ozone, worum es für ihn beim Tanzen wirklich geht, indem er Kelly mit zu Breakdancern am Strand nimmt. In einer anderen, für den Plot völlig irrelevanten Szene bringt Turbo Kindern Breakdance-Moves bei, in einer anderen macht er auf der Arbeit des Fegens eine Tanznummer (mit einem Besen, der an sichtbaren Drahtseilen hängt).

Alles abseits der Tanzszenen scheint für Regisseur Joel Silberg („Fire Game“) und die stolzen drei Drehbuchautoren, die anscheinend nötig waren, um dieses Nichts an Handlung zu schreiben, bloß Beiwerk zu sein. Kellys Tanzlehrer Franco (Ben Lokey), der sie erst bedrängt und nach dem Abservieren ihre Karriere sabotieren will, taucht sporadisch auf, damit der Film so etwas wie einen Schurken hat. Immer wieder hängt in der Luft, dass Kelly und Ozone romantische Gefühle füreinander haben, als möglicher Rivale tritt Kellys Agent James Wilcox (Christopher McDonald) auf – doch die Eifersüchteleien von Ozone scheinen zum einen unbegründet zu sein, zum anderen kommt es aber auch nie zur Paarwerdung von Ozone und Kelly. Damit setzt sich „Breakin‘“ – wahrscheinlich ungewollt – immerhin positiv von „Flashdance“ ab: Wo der Lyne-Film es als normal bis erstrebenswert darstellte sich einen betuchten Lover zu suchen und dessen Connections zu seinem Vorteil zu nutzen, da ist James anscheinend einfach ein hart arbeitender Agent, der wirklich an seine Klienten glaubt.

Breakin'

Bei dieser Breakdance-Szene in Venice Beach kann man Jean-Claude van Damme im Hintergrund beim Zuschauen und Mittanzen sehen

Angesichts des Hauptaugenmerks von „Breakin‘“ sollte man sich auch nicht wundern, dass die Hauptdarsteller meist eher nach tänzerischen denn schauspielerischen Fähigkeiten gecastet wurden. Vor allem Adolfo Quinones („Tango & Cash“) und Michael Chambers („Bill & Teds verrückte Reise in die Zukunft“) wirken beim Aufsagen der (eh nicht sonderlich clever geschriebenen) Dialoge reichlich künstlich, Lucinda Dickey („Die Herrschaft der Ninja“) ist geringfügig besser. Christopher McDonald („Once Upon a Time in Venice“) bringt ein bisschen schauspielerisches Talent in den Film, Ben Lokey („Staying Alive“) overactet sich als Franco einen Wolf. Interessanter sind da eher die Gastauftritte späterer Stars: Ice-T („Ticker“) untermalt als Rapper auf der Bühne zwei Breakdance-Battles, bei der ersten großen Breakdance-Performance in Venice Beach befinden sich unter den Zuschauern unter anderem Jean-Claude van Damme („The Last Mercenary“), Michel Qissi („The Last Kumite“) und Lela Rochon („The Big Hit“), die zum Drehzeitpunkt mit Quinones verheiratet war. Van Damme soll bei den Dreharbeiten einige Akrobatikeinlagen im Hintergrund gezeigt haben, um Aufmerksamkeit auf sich zu richten, doch diese fielen dann der Schere zum Opfer, sodass man nur ein paar kleine Dance Moves von ihm sieht.

Doch trotz all dieser Defizite kann man „Breakin‘“ eines nicht absprechen: In seiner titelgebenden Kernkompetenz, da liefert er. B-Boys und B-Girls zeigen ihre spektakulären Moves, egal ob beim gemeinschaftlichen Breakdancing am Strand, bei Battles im Club oder beim Vortanzen auf der Bühne. Darunter sind nicht nur die Hauptdarsteller, sondern auch zahlreiche Gaststars aus der Szene wie Richard ‘Crazy Legs‘ Colon, außerdem Kinder und sogar ein Breakdancer auf Krücken. Durch die Einbindung von klassischen Tanz- und Akrobatikelementen (gerade durch Kelly) wird die Palette erweitert, sodass sich das Ganze nicht zu sehr wiederholt. Es gibt reichlich eingängige Musik, mit „Ain’t Nobody“ von Rufus & Chaka Khan sogar einen späteren Welthit, der zu einer Trainingsmontage eingesetzt wird, in der man die Fortschritte von Kelly beim Breakdance-Training sieht. Das erinnert bisweilen an Martial-Arts- oder Boxer-Filme, aber letztendlich fangen ja all diese Genres den Körper-, Sport- und Fitnesskult der 1980er ein, als Bodybuilding, Aerobic, Tanz, Kampfsport usw. im realen Leben und in der Popkultur populär waren, zu sehen an Filmen von „Bloodsport“, „Rocky IV“ und „Perfect“ bis hin zu Obskuritäten wie dem Turn-Actionfilm „Gymkata“. Ebenso zeitgeistig sind dann auch die Modesünden, die alle Beteiligten tragen, darunter die Aerobic-Bodys von Kelly oder die zerrissenen Shirts, Tanktops und Hüte der Herren Ozone und Turbo.

Letzten Endes ist „Breakin‘“ im Guten wie im Schlechten ein aufs Wesentliche fokussierter Film seines Genres. Über zu wenige Tanzszenen in dem Werk, dessen Alternativtitel passenderweise „Breakdance: The Movie“ lautet, kann sich jedenfalls niemand beschweren, denn hier wird reichlich, dynamisch und phantasievoll Breakdance in allen Formen gezeigt. Verpackt ist das Ganze freilich in zweifelhafte Darstellerleistungen, schwach geschriebene und schwach vorgetragene Dialoge sowie eine schlappes Albi-Nichts von Handlung – das muss man akzeptieren oder es lieber sein lassen mit „Breakin‘“.

„Breakin‘“ ist in Deutschland bei Infopictures/Ascot Elite auf Blu-Ray und DVD erschienen, ungekürzt ab 6 Jahren freigegeben. Als Bonusmaterial gibt es Trailer zu vier Tanzfilmen von Cannon, darunter „Breakin‘“ und „Breakin‘ 2 – Electric Boogaloo“.

© Nils Bothmann (McClane)

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