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Bullet in the Dark

Originaltitel: When the Bullet Hits the Bone__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 1996__Regie: Damian Lee__Darsteller: Jeff Wincott, Michelle Johnson, Douglas O’Keeffe, Richard Fitzpatrick, Phillip Jarrett, Roy Lewis, Howard Jerome, Torri Higginson, Jennifer Pisana, Jack Jessop, Eileen Sword u.a.
Bullet in the Dark DVD Cover

Jeff Wincott fängt sich die “Bullet in the Dark”.

Als ich „Bullet in the Dark“ zum ersten Mal gesehen habe, war ich im Nachgang nur enttäuscht. Dass ich eigentlich schon beim Lesen des Namens des Regisseurs gewarnt hätte sein müssen, war mir da noch nicht bewusst. Dass Regisseur Damian Lee von Action nämlich so gar keine Ahnung hat, sollte mir erst mit der Lundgren Gurke „Red Agent“ so wirklich bewusst werden. Doch der kam ja erst vier Jahre später.

Als es dann plötzlich vor kurzem hieß, „Bullet in the Dark“ käme in Form von Mediabooks neu auf den Markt, wurde ich kurz hellhörig. Denn irgendwie hatte ich Bock auf eine Zweitsichtung. Doch zum Glück hielt mich mein Instinkt zurück, der sich nämlich erinnerte, dass ich im Laufe der Jahre wider besseren Wissens verschiedene Damian-Lee-Gurken wie „Terminal Rush“ mit Don Wilson, „Moving Target“ mit Michael Dudikoff, „Abraxas“ oder „Fear – Im Angesicht der Angst“ nachgeholt hatte und dabei nie den Eindruck gewonnen hatte, der Mann beherrsche inzwischen sein Handwerk. Mein Instinkt funktionierte so lange, bis es eine nachgeschobene Amaray zum Film zum halben Ladenpreis auf einer Filmbörse gab.

Hier sackte ich das gute Teil ein, ließ den Film noch eine Weile auf meinem Pile of Shame reifen und gab ihm dann eine zweite Chance. Knapp ein Vierteljahrhundert nach der Erstsichtung. Die Story blieb über die Jahre die gleiche und erzählt von Dr. Jack Davies. Ein Arzt der Notaufnahme, dem in seinem Job die Menschen in unschöner Regelmäßigkeit unter den Händen wegsterben. Das nimmt Jack ordentlich mit und so schüttet er sich jeden Tag direkt nach Dienstende ordentlich einen hinter die Binde.

Hackedicht wird er eines Tages Zeuge, wie ein Mann und eine Frau im Streit aneinander geraten. Jack will schlichten. Doch als er sich zwischen die Streitenden stellt, wird es plötzlich unübersichtlich. Weitere Kerle tauchen auf und fuchteln mit Waffen herum. Die Frau wird in ein Auto gezerrt, ihr Angreifer umgenietet. Bevor die Kerle davon rauschen, fängt sich Jack ebenfalls zwei Kugeln. Im Todeskampf beschließt er, dass es Zeit für ein neues Leben wird. Infolgedessen entsorgt er höchstselbst sämtliche Papiere, die auf seine Identität verweisen.

In einem nahegelegenen Krankenhaus wird er wieder zusammengeflickt. Kaum wieder erwacht, will er losstürmen, um die Frau zu befreien und ihren Entführern die Leviten zu lesen. Deren Boss schickt sich gerade an, mithilfe von Bestechung ein Gesetz durch zu peitschen, das den Besitz von Drogen legalisieren und ihn reich machen würde. Als der hört, dass seine Henchmen Jack nur halb umgebracht haben, entsendet er seine gedungenen Mörder, um den Job zu vollenden.

Schaut in den Film hinein

Jeff Wincott macht auf Schauspieler

Man hat während des „Genusses“ von „Bullet in the Dark“ immer mal wieder den Eindruck, dass sein Drehbuch von höheren Ansprüchen getrieben gewesen sein könnte. Das wird am deutlichsten bei der Hauptfigur, die an ihrem Job nahezu verzweifelt. Was Damian Lee in einer anfänglichen, leider etwas theatralischen Eingangsmontage ziemlich gut zu bebildern versteht. In diesen Momenten ist Hauptdarsteller Jeff Wincott („Mission Open Fire“), der „Bullet in the Dark“ auch produzierte und allgemein als B-Darsteller gilt, der auch spielen kann, wenn er nur will, genau on point.

Doch genauso wie Jeff Wincott in anderen Szenen wiederum total abwesend wirkt, sackt auch der Anspruch der Story immer wieder in sich zusammen und verrennt sich in zigfach gesehenen und dann weitaus besser umgesetzten Klischees. Dazu gesellen sich absolut lächerliche Momente. Dazu gehört die vollkommen sinnlose, im weiteren Film keine echte Rolle spielende Idee der Hauptfigur, ihre Identität im Todeskampf verschleiern zu wollen.

Katastrophale Nebendarsteller wie Michelle Johnson („Waxwork“), die von ihrer ambivalenten Rolle der entführten Traumfrau des Helden komplett überfordert ist, brechen dem Film dann komplett das Genick. Da ist es beinahe unerheblich, dass der Oberbösewicht ein kackenlangweiliger Vollidiot ist, der gerne sinister böse wäre, sich aber bei jeder Gelegenheit von einem vollkommen overacteten Henchman die Butter vom Brot nehmen lässt.

Und anstatt Action zu machen, wird in „Bullet in the Dark“ endlos geschwafelt. Am liebsten labern immer gleich mehrere Charaktere gleichzeitig. Das geht einem nicht nur auf die Eier, man versteht irgendwann auch nichts mehr. Dass der deutsche Synchronsprecher Charles Rettinghaus Hauptdarsteller Wincott auch noch total engagiert vertont, macht das ewige Gelaber irgendwann total nervig und kratzt auch massiv an den Nerven.

Ist dann doch mal Zeit für Action, zeigt Damian Lee, was er nicht kann. Stocksteif stehen sich hier die Antipoden gegenüber und ballern einfach. Irgendwann platzt dann mal schön saftend ein Bloodpack und die Actionszene ist vorbei. Es wird keine Deckung gesucht, es gibt keine Verfolgungsjagden, niemand macht mal eine Hechtrolle – nichts. Vor allem der Showdown ist dahingehend eine absolute Bankrotterklärung. Hier stehen sich einfach jeweils sechs Mann gegenüber und das Schema bleibt direkt das gleiche.

Dabei sieht man defacto drei Mann sterben, am Ende sind aber dennoch alle tot. Wer das geil findet, weiß nicht, was Action ist und sein soll. Fairerweise muss man dazu sagen, dass „Bullet in the Dark“ sichtlich nie ein Actioner von reinem Schrot und Korn sein sollte. Sondern eben irgendwie ein Thriller mit depressivem Helden. Dementsprechend muss Wincott hier auch mehr spielen. Auf seine Martial-Arts-Fähigkeiten darf er nicht einmal zurückgreifen. Und aus dem Arzt wird auch nie ein Actionheld. Hinzu kommt, dass er kaum jemanden im Film umnietet – das geht alles auf Kosten der Fieswichter im Film.

Doch um als Thriller zu bestehen, fehlt es dem Film an einer ordentlichen Handlung, guten Dialogen, Motiven für seine Figuren, Spannung und guten Darstellern, die unter einer versierten Regie agieren und eine für den Zuschauer glaubwürdige Welt erschaffen. Das schafft der billig inszenierte und ebenso aussehende Streifen jedoch zu keiner Zeit. Entsprechend gucken nicht nur Actionfans in die Röhre, sondern Filmfans im Allgemeinen.

„Bullet in the Dark“ bietet n’ bisserl Action an viel misslungenem Drama

Die Zweitsichtung, sie hat „Bullet in the Dark“ nichts gebracht. Der Film ist beinahe noch mieser, als ich ihn in Erinnerung hatte. Auf wenige gelungene Einzelmomente, in denen vor allem Jeff Wincott mal ein wenig mehr spielen darf als gewohnt, folgen ganz viele ganz doofe Momente. Im Nachhinein als übelste Elemente habe ich mehrere extrem schmierige Off-Kommentare in Erinnerung behalten. In denen fabuliert eine Krankenschwester, die Jack geholfen hat, darüber, dass Jack sie bislang gar nicht berührt habe und ihr Pech mit Männern nun wohl weiterginge.

Was diese verbale Softpornoeinlage zu bedeuten hat, man weiß es nicht. Jack jedenfalls wird die Leiche dieser armen Frau Minuten später in einer alten Karre am Rand einer Straße liegenlassen. Warum auch immer. Und genauso lieblos wird der Zuschauer, der „Bullet in the Dark“ ja gerne gut finden möchte, von dem Streifen behandelt. Er bekommt an ranzigen Bildern gereichte Langeweile geboten, die bar jedweden Höhepunktes 90 Minuten lang über den Bildschirm flackert und garantiert keine dritte Chance erhält.

2 von 10

In diesem Sinne:
freeman


…….


Jeff Wincott und die “Bullet in the Dark”

Bullet in the Dark

In Damian Lees “Bullet in the Dark” sagt Jeff Wincott einem Drogensyndikat den Kampf an

Innerhalb von zwei Jahren drehte Jeff Wincott im Laufe seiner B-Actionkarriere vier Filme mit Regisseur Damian Lee („Moving Target“), wobei „Bullet in the Dark“, im Original treffender „When the Bullet Hits the Bone“ genannt, das Abschlussprojekt dieser Phase darstellt.

Mit Schusswunden und in Knochen steckenden Projektilen setzt sich der Arzt Jack Davies (Jeff Wincott) tagtäglich auseinander. Bei seiner Arbeit sieht er die Folgen des Drogenhandels: Überdosen und Opfer von Beschaffungskriminalität, wie er im Off-Kommentar erzählt, den der Film sporadisch einsetzt. Ein rüdes Erweckungserlebnis hat er, als er Lisa (Michelle Johnson) helfen will, die in einer Gasse bedrängt wird. Die junge Mutter arbeitet gezwungenermaßen für den Drogenbaron Nick Turner (Douglas O’Keffee) und will sich absetzen, doch seine Schergen holen sie zurück. Jack ist dabei im Weg und erhält von Daemon (Roy Lewis) eine Kugel.

Allerdings überlebt der Arzt, dem eine Not-OP das Leben rettet. Schlechte Nachrichten für Turner und seine Crew, die gerade einen Deal mit korrupten Politikern wie Senator Striker (Richard Fitzpatrick) am Laufen haben, der besser nicht auffliegen soll. Der erste Mordversuch an dem unliebsamen Zeugen hat allerdings direkt das Potential Unmengen weiterer unliebsamer Zeugen zu produzieren, wenn Daemon und seine Jungs Jacks Krankenzimmer mit gezogenen Wummen stürmen und wild herumballern. Gut, dass der Arzt vorher die Kurve gekratzt hat und mit Hilfe der Krankenschwester Allison (Torri Higginson) entkommt. Seltsamerweise produziert was Geballer im Krankenhaus und auf dem Parkplatz keine weiteren Zeugen, da großer Statistenmangel herrscht und beides menschenleer ist. Allerdings kennt Jack auch das Kennzeichen von Turners Limousine, was ihn besonders unliebsam macht, wie das von Damian Lee verfasste Script erklärt.

Verwundeter Held flieht mit Krankenschwester, wird bei ihr aufgepäppelt und entwickelt Gefühle für sie – das kennen wir doch aus „Hard to Kill“. Die entsprechenden Parallelen sind jedoch passé, als Turners Killer Allison beim nächsten Mordversuch an Jack über den Haufen schießen. Der wiederum will seinen persönlichen Kreuzzug gegen die Drogen damit beginnen, dass er Lisa aus Turners Gewalt befreit…

Der Everyman als Actionheld – spätestens seit dem Erfolg von „Auf der Flucht“ ein etabliertes Konzept, das Damian Lee hier auf B-Niveau zu kopieren versucht. Das schlägt sich in den Actionszenen dann dergestalt nieder, dass man von den Martial-Arts-Fähigkeiten des Hauptdarstellers nichts sieht. Außerdem erschießt er höchst selten Gegner, sondern bedroht diese mit der Waffe. Daher kommen die meisten Feinde zu Tode, wenn sich eine dritte Partei in den Streit einmischt und die Schurken einander über den Haufen ballern. Das hat den einen oder anderen blutigen Einschuss zur Folge. Hinzu kommen ein paar Härten durch den Sadismus der Übelwichte, die bei Befragungen auch schon mal Finger abschneiden oder gierige Informanten bei lebendigem Leibe verbrennen, wenn die zu unverschämte Forderungen stellen. Vieles davon passiert allerdings auch in der ungekürzten Fassung offscreen, sodass die Härten eher durch den Sadismus der Schurken und weniger durch explizite Darstellungen kommen. Dementsprechend ist der Actiongehalt auch nicht allzu hoch: Eine Schießerei hier, eine Verfolgungsjagd da.

Also besitzt „Bullet in the Dark“ einen hohen Thrilleranteil und das wird zum Problem, denn oft zeigen sich die schreiberischen Inkonsequenzen des Films. Lisa ist mal eine toughe Handlangerin, die einen Senator zusammenschlägt und entführt, dann ein Psychowrack, das einen General vertrimmt, dem sie sexuell gefällig sein soll, an anderer Stelle ein verheultes, hilfloses Nervenbündel. Ähnlich sieht es bei dem Helden aus, der erst schwört, dass er als Arzt keinen sinnvollen Beitrag im Drogenkrieg geleistet hat und nun richtig ins Feld ziehen will, dessen Kampf gegen die Sucht im Lande dann aber darin bestehen soll Lisa plus Tochter aus Turners Gewalt herauszuschlagen. Auch dolle ist das Gimmick, dass Jack seine Ausweise wegwirft, um das John Doe unerkannt in den Kampf zu ziehen, dank eines verschreibungspflichtigen Medikaments aber bei erster Gelegenheit wieder als Jack Davies identifiziert werden kann, weshalb die Schurken alsbald seinen Eltern auf der Matte stehen. So steckt der Film voller halbherzig angedachter, aber nie wirklich konsequent fortgeführter Ideen – ähnlich sieht es mit der bereits erwähnten, sporadischen Verwendung von Off-Kommentaren aus.

So hält sich die Spannung in Grenzen, wenn Lisa und ihre Tochter wie zwei MacGuffins zwischen Jack und den Schurken hin und her geschoben werden. Immerhin überzeugt „Bullet in the Dark“ durch seine raue, gelegentlich fatalistische Stimmung, wenn Jack den vermeintlich aussichtslosen Kampf gegen das Syndikat angeht. Durch eine etwas absurde Wendung endet seine Befreiungsaktion dann mit einem Quasisieg über die Drogenkriminalität in ganz Amerika, was erstens nicht zur Stimmung des vorigen Films passt und zweitens naiv wirkt. Außerdem gibt es einige unlogische Szenen, etwa wenn Jack mit geklautem Polizeiauto und geklauter Polizeiuniform auf Turners Anwesen auftaucht und von Daemon erst auf den fünften Blick als Jack Davies identifiziert wird. Immerhin vermeidet „Bullet in the Dark“ allzu große Längen, für Befriedigung der niederen Unterhaltungsinstinkte muss in regelmäßigen Abständen wer dran glauben, und sei es nur durch einen Raubüberfall, an dem Jack zufällig vorbeikommt.

In der Hauptrolle will Jeff Wincott („Tödliche Wette“) dann wohl auch beweisen, dass er mehr kann als immer nur den Haudrauf machen, was ihm tatsächlich überzeugend gelingt – man würde ihm nur ein besseres Drehbuch im Rücken wünschen. Roy Lewis („Cybertech P.D.“) als Killer mit Faible für Präsidenten-Trivia ist als Filmfigur ein klarer Vertreter der Post-„Pulp Fiction“-Ära, aber macht auf herrlich-hassenswerte Art Laune, ähnlich wie Douglas O’Keffee („Running Out“) als Oberschurke. Michelle Johnson („Waxwork“) ist eher solala, was allerdings auch an der inkonsequenten Anlage ihrer Figur liegen könnte, Richard Fitzpatrick („Expect No Mercy“) durchaus charismatisch, in Sachen Screentime aber wenig präsent.

„Bullet in the Dark“ profitiert somit von seinem gut aufgelegten Hauptdarsteller, den herrlich fiesen Schurken und seiner düsteren Stimmung, ist aber doch nur ein unterdurchschnittliches B-Picture. Das Drehbuch ist zu wenig durchdacht für den hohen Thrilleranteil, die wenigen Actionszene solide, aber vollkommen statisch inszeniert und viele Ansätze des Drehbuchs nicht zu Ende gedacht. Da wäre mehr drin gewesen.

„Bullet in the Dark“ war auf VHS ab 18 und ungekürzt, erschien über Jahre aber nur als gekürzte FSK-16-DVD. Später folgte eine ungekürzte DVD von WMM, die sich jedoch später als Bootleg erwies. Ab September 2022 erscheint der Film als Mediabook ungekürzt und offiziell von NSM Recors in Deutschland.

© Nils Bothmann (McClane)

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