Originaltitel: Bullet Proof__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: James Clayton__Darsteller: Vinnie Jones, Lina Lecompte, Glenn Ennis, Philip Granger, Lori Triolo, James Clayton, Shaw Madson, Matthew Graham, Michael Mitton u.a. |
Der bislang eher als Seriendarsteller aufgefallene James Clayton wartet noch auf seinen großen Durchbruch. Irgendwann beschloss er, dem Schicksal ein klein wenig nachzuhelfen. Also ersann er selbst eine Story, die er daraufhin als Produzent und Regisseur zum Laufen brachte und besetzte sich selbst in der Hauptrolle. „Bullet Proof“ heißt das Ergebnis und erzählt folgende Geschichte.
Auf einem Schrottplatz für alte Autos räumen die Henchmen des gefürchteten Unterweltbosses Temple ein paar unliebsame Konkurrenten aus dem Weg. Ein Dieb nutzt die dabei entstehende Unachtsamkeit der Halunken aus und klaut ihnen eine ganze Menge Kohle. Er wird entdeckt, kann aber in einem Wagen von Temples Leuten fliehen.
Als er weit genug aus der Gefahrenzone heraus ist, macht der Dieb ein Päuschen und inspiziert den gestohlenen Wagen. Im Kofferraum desselben findet er eine schwangere junge Dame. Wie sich herausstellt, ist sie Temples Ehefrau, trägt dessen Nachkommen unter ihrem Herzen und will eigentlich vor dem Halunken fliehen. Der Dieb weiß, dass er jetzt so richtig am Arsch ist. Schnell versucht er, Mia loszuwerden.
Da er jedoch Spuren von Misshandlungen an der baldigen Mutter entdeckt, regt sich in ihm Mitleid und er ist gewillt, Mia zu helfen. Freilich macht er sich so zur Zielscheibe für Temple und seine fiesen Spießgesellen.
Schaut in den Actionthriller hinein
Actionfilm mit Road-Movie-Anklängen und Vinnie Jones
„Bullet Proof“ reißt seine simple Story ohne Haken und Ösen runter. Es gibt keine störenden Nebenplots, keine immer neuen Figuren, keine Überraschungen oder Abweichungen von hinlänglich bekannten Schemata. Das ist an und für sich kein Grund zur Klage, immerhin mag der Actionfan seine Kost gerne auch mal sehr reduziert. Im Fall von „Bullet Proof“ geht dem Film allerdings sehr bald die Story aus.
Spätestens bei einem gefühlt gar nicht enden wollenden Zwischenstopp in einer Wüstenstadt, in der von der Wundversorgung über den Einkauf bis hin zu ungeplanten Aufeinandertreffen mit Gesetzeshütern zahlreiche vollkommen spannungsbefreite Szenarios steigen, gestaltet sich „Bullet Proof“ durchaus zäh.
James Clayton versucht zwar, dies mit gewollt coolen Dialogen und ebensolchen Figuren ein wenig auszugleichen, jedoch ist Clayton kein Tarantino oder Guy Ritchie, die so etwas können. Eher im Gegenteil: Schon seine eigene Figur des namenlosen Diebes ist einfach nur glatt und langweilig. Zudem weiß er nichts über seinen eigenen Helden zu erzählen. Gar nichts. Was unisono für die sympathische Lina Lecompte als Mia gilt. Wenigstens kann die im Vergleich zu Clayton ein wenig spielen.
In Erinnerung bleibt nur Janvier Katabarwas Killer „der Franzose“, denn die Figur hat Stil, sorgt für die beste Action und hat ein paar kuriose Momente abbekommen. Schlechter sieht es da ausgerechnet für Wüterich Vinnie Jones („Extraction“) als Temple aus. Der ist das pure Abziehbild eines Klischee-Gangsters, der zudem Jones trockene Art und Aggressivität überhaupt nicht fordert. Und bis auf den Franzosen sind Temples Mitläufer einfach nur langweiliges Fallobst. Das einzige Merkmal, das alle auffällig verbindet: Eine seltsame Vorliebe für Gesichtstattoos.
Mit einem solchen Figuren-Interieur ist freilich kein Obstkorb zu holen. So sitzt man eher unbeteiligt auf dem Sofa und versucht, zumindest das Drumherum zu genießen. Das bietet ansprechende, immer ins Bräunliche tendierende Bilder des amerikanischen Hinterlandes, durch das man mit schnellen Karren braust. Auch der untermalende Soundtrack ist nicht so verkehrt. Die Road-Movie-Elemente sorgen dann auch abseits der Action für etwas gefühlte Dynamik.
Konsequenter wird diese in der Action. Diese besteht aus Shootouts und Verfolgungsjagden. Vor allem die Autoverfolgungsjagden sind durchaus flott, verlaufen aber bis auf ein paar Ramm-Manöver und Slides auf dem Wüstenboden zumeist höhepunktlos. In der Ballerei setzt es gerne Kopfschüsse, denen man die digitale Herkunft aber immer ansieht.
Der Bodycount dreht nie besonders hoch und die FSK-16-Freigabe deutet bereits an, dass „Bullet Proof“ nie sonderlich hart wird. Im Showdown darf dann sogar mal etwas explodieren. Leider wird die reale Explosion sichtlich mit Einsen und Nullen aus der Brotdose angereichert.
„Bullet Proof“ ist belanglose Kost von der Stange
So sehr es erfreut, zu sehen, dass auch mal kleinere Actionstreifen das Licht deutscher Kinoleinwände erblicken, so schade ist es, dass ausgerechnet Streifen wie „Bullet Proof“, die abgesehen von einer weitgehend sauberen technischen Umsetzung kaum etwas zu bieten haben, diese Ehre zukommt. Der 0815-Standarplot verfängt aufgrund uninteressanter Figuren nie. Die offensichtlich angepeilten Vorbilder lugen nicht mal ansatzweise unter einem der Steine in der durchfahrenen Wüste hervor.
Und selbst die Action ist von einem okay noch meilenweit entfernt. Zumindest, und das gebe ich gerne zu, sind die beiden Hauptdarsteller in ihrem Zusammenspiel durchaus sympathisch. Wobei hier Lina Lecompte mit ihrer natürlichen Art schon einiges von James Claytons Unvermögen auffangen muss.
Der Film wurde von dem deutschen Label Meteor Film sowohl ins Kino als auch auf physische Datenträger gebracht. Letztere haben eine Freigabe ab 16 und sind in der Form ungeschnitten. Die deutsche Synchronisation ist okay, bis auf die Alter-Opa-Stimme von Vinnie Jones. Natürlich kann man den Film auch streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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