Originaltitel: Butchers Book Two: Raghorn__Herstellungsland: Kanada__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Adrian Langley__Darsteller: Corgand Svendsen, Sam Huntsman, Hollie Kennedy, Nick Biskupek, Michael Swatton, Mark Templin, Miguel Cortez, Dave Coleman, Nathan Bailey, Dan Molson u.a. |
Der Originaltitel von „Butchers – Raghorn“ lautet „Butchers Book Two: Raghorn“ und lässt vermuten, dass es bereits ein „erstes Buch“ gibt. Dieses erschien 2020 und konfrontierte eine Gruppe junger Leute mit kannibalisch veranlagten Brüdern. Der Backwoods-Horrorfilm wurde zwar auf diversen Festivals aufgeführt, nach Deutschland schaffte er es jedoch lange Zeit nicht. Inzwischen ist er zumindest digital erhältlich. Der zweite Teil, für den keine Kenntnisse zum ersten Teil erforderlich sind, da das Figureninterieur komplett durchgetauscht wurde, kommt nun in die deutschen Kinos – hat da aber nicht wirklich etwas zu suchen.
Menschenberg Crusher jagt eine junge Dame durch einen dichten Wald. Als er sie endlich erwischt hat, zerbricht er ihr mit seiner bratpfannengroßen Hand brutal den Schädel. Derweil sitzt sein Mitstreiter Clyde auf dem heimischen Sofa in einer Bretterhütte und holt sich zu einem selbst aufgezeichneten Foltervideo einen runter. Ähnlich feinfühlig und geschmackssicher geht es in „Butchers – Raghorn“ weiter.
Dabei wechselt der Fokus der Erzählung nun zu einem Quartett, das mit seinem Straßenkreuzer an einer Tankstelle haltmacht und sich seltsam auffällig verhält. Wenige Kilometer später bricht in dem Gefährt ein offener Streit aus und der Fahrer übersieht einen auf der Straße stehenden Elch. Der kracht durch die Windschutzscheibe und durchbohrt mit seinem Geweih den Fahrer. Die Überlebenden befreien eine Geisel aus dem Kofferraum und laufen alsbald Clyde und Crusher in die Arme. Und die beiden haben echt Hunger auf Menschenfleisch.
Verunglückter Hinterwäldler-Horror aus Kanada
„Butchers – Raghorn“ basiert mal wieder auf einem Drehbuch, das die grundlegenden Regeln des (Horror)Filmes nicht beachtet. Die wesentlichste: Du brauchst Figuren, die den Zuschauer interessieren, damit diese überhaupt in die gebotene Geschichte eintauchen wollen. Der mit „Butchers – Raghorn“ artverwandte „Wrong Turn“ beherzigte dies und schaffte es infolgedessen, trotz einer so gut wie nicht vorhandenen Story, zu fesseln. Man drückte der Opfermasse die Daumen und man fieberte mit ihnen mit. Infolgedessen fühlten sich auch die Morde an ihnen richtig intensiv an.
„Butchers – Raghorn“ gelingt dies zu keiner Sekunde. Man ist überhaupt nicht in den Überlebenskampf der Figuren investiert. Ihr Schicksal geht einem am Arsch vorbei und wenn sie verrecken, freut man sich, weil der Film damit sichtlich auf sein Ende zusteuert. Doch der hat noch ganz andere Probleme. So sind seine Figuren nicht nur ein schreiberischer Offenbarungseid, nein, ihre Darsteller sind auch noch richtig mies!
Ganz weit vorne: Clyde-Darsteller Nick Biskupek, von dem Regisseur Adrian Langley scheinbar gar nicht genug bekommen kann. Als Zuschauer versteht man kein Stück, warum dem so ist. Der absurd nachgemachte Südstaaten-Akzent und das hilflose Gelaber der Figur gehen einem früh auf den Zünder. Viel schlimmer: Der Charakter versprüht keinerlei Gefährlichkeit oder Bedrohlichkeit.
So hat er einen gewichtigen Anteil an dem unfassbar öden Mittelteil. Hier labert Clyde, dass es einem aus den Ohren rauskommt. Derweil latschen alle Charaktere (plus ein Cop im Solomodus) gelangweilt durch den Wald und es will einfach nichts passieren. Weder dürfen die Hinterwäldler metzeln noch versuchen die „Helden“ mal zu fliehen. Ein Charakter mit Sack über dem Kopf soll derweil für Spannung sorgen, funktioniert aber eben auch nicht. Weil einem alle Figuren sackegal sind.
Gegen Ende wird dann gesplattert. Endlich. Man hat ja lange genug darauf gewartet. Doch auch das Finish sorgt eher für lange Gesichter. Crusher zerquetscht noch einen Schädel. Ein Kopfschuss lässt einen Schädel aufplatzen und ein Penis wird abgeschnitten. Blöderweise sieht das alles nicht sonderlich toll aus und wirkt arg durchsichtig in seiner Machart.
Zumindest ist das Geschlotze handgemacht. Wenigstens ein Pluspunkt. Kannibalismus gibt es allerdings nicht zu bewundern. Es wird nur darüber gelabert. Wenn dann aber die Kannibalen von einem Tatort anstelle eines menschlichen Opfers lieber einen Elchkopf mitnehmen, kann sich jeder ungefähr ausmalen, wie konsequent die Kannibalen Clyde und Crusher den gesamten Film über zu Werke gehen.
Inszenatorisch sieht man „Butchers – Raghorn“ immer an, dass er ein Independent-Streifen ist. Das muss erst einmal nichts Schlechtes heißen, in diesem Fall allerdings schon. Die einfallslose Bebilderung bekommt weder atmosphärische noch spannungsfördernde Bilder hin. Ein paar nette Waldbilder erfreuen den Naturfreund, den Horrorfan langweilen sie eher. „The Texas Chainsaw Massacre“ wird einmal verbal erwähnt, dessen verstörende Atmosphäre aber nie erreicht. Und der Spannung zuträgliche Musik gibt es ebensowenig wie eben Spannung.
„Butchers – Raghorn“ wird Folgen haben
Der erste Teil sammelte während seiner bisherigen “Lebenszeit” kaum gute Kritiken und der zweite ist nun auch ziemlich verunglückt. Da zeugt es schon von gewaltiger Chuzpe, dass Regisseur Adrian Langley gerne ein ganzes Butchers-Universum auf den Weg bringen will. Entsprechend ist Teil drei bereits angekündigt. Man kann nur hoffen, dass alsbald ein Lerneffekt einsetzt, denn so wie in „Butchers – Raghorn“ kann es einfach nicht weitergehen.
So spannungsfrei, tempoarm, schlecht gespielt, mies geschrieben und frei von jedweder Inspiration in Szene gesetzt, war lange kein Horrorfilm mehr. Nicht einmal die Money-Shots, sprich das Gesplatter, wollen hier funktionieren. Im Ergebnis ist „Butchers – Raghorn“ das, was kein Horrorfilm sein sollte: stinklangweilig.
Der Horrorfilm startet am 3. Oktober 2024 in den deutschen Kinos. Er kommt von dem Verleih 24 Bilder und wird, wie das Plakat verkündet, mit einer hochgegriffen wirkenden Freigabe ab 18 ungeschnitten laufen.
In diesem Sinne:
freeman
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