Originaltitel: Cage__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1989__Regie: Lang Elliott__Darsteller: Lou Ferrigno, Reb Brown, Michael Dante, Mike Moroff, Marilyn Tokuda, Al Leong, James Shigeta, Branscombe Richmond, Tiger Chung Lee, Al Ruscio, Rion Hunter u.a. |
Die Freundschaft von Billy und Scott wurde im Feuer von Vietnam gestählt. Hier hat Muskelberg Billy seinem Kumpel Scott das Leben gerettet und sich dabei einen Kopfschuss eingefangen. Fortan hat er nicht mehr (Filmzitat) „alle Murmeln in der Tüte“. Fähigkeiten wie das Lesen, Schreiben und Sprechen muss er mühsam neu erlernen. Vom scheinbar simplen Laufen ganz zu schweigen. Scott ist in dieser schwierigen Phase immer an Billys Seite und bleibt es auch weiterhin. Denn Billy ist aufgrund der Folgeschäden des Kopfschusses dazu verdammt, ein relativ simpel gestrickter, unselbstständiger Mensch zu bleiben.
Jahre später leben beide Männer in einer Art WG zusammen und kommen gerade so durchs Leben. Beide betreiben mit einer guten Freundin eine Bar. Als eines Tages ein paar Lumpen in der Bar auftauchen, kommt es zu einer Prügelei, in deren Verlauf Scott und Billy mit den Lumpen ein Halbes machen. Zwei hoch verschuldete, windige Windhunde erleben das hautnah mit und haben sofort eine Idee: Sie wollen wenigstens einen der beiden Männer dazu bringen, für sie in einem Käfigkampf gegen einen bislang ungeschlagenen Menschenberg anzutreten und so ihrer beider Geldsorgen zu beenden.
Natürlich lehnt Scott ab. Doch Billy wird von den beiden Gaunern Tony und Mario übertölpelt und sieht sich wenig später in Kämpfe auf Leben und Tod verstrickt. Natürlich versucht Scott alles, um seinen Freund zu retten.
Schaut in den Klopperstreifen mit Lou Ferrigno hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=rkXAb-U2Ioc
„Cage Fighter“ wirkt die ganze Zeit über total grobschlächtig und grobmotorisch. Eine viel zu lange Title-Sequenz mit einer Montage des „Krankheitsverlaufes“ bei Billy unterstreicht das nur. Die schrecklich manipulative Musik unter der Szenenfolge tut ihr Übriges. Es wirkt manches wie gewollt, aber nicht gekonnt. Wie gut gemeint, aber schlecht gemacht. Und trotzdem merkt man schnell, dass der Film das Herz am rechten Fleck hat. Die beiden Hauptcharaktere, so grob und tumb sie auch wirken mögen, interagieren irgendwie total glaubhaft miteinander und schleichen sich mehr und mehr ins Herz des Zuschauers.
Dazu kommt, dass der Weg zum ersten Käfigkampf Billys deutlich plastischer und nachvollziehbarer ausgestaltet wirkt als in vergleichbaren Filmen. Es wird Leidensdruck aufgebaut, der über das Persönliche hinausgeht. Und mit der Etablierung der chronisch klammen Anzuggauner Tony und Mario bekommt das Ganze eine total neue Dimension. Zumal die Gangster total unentschieden in ihrem Umgang mit dem simplen Billy sind – ihn einerseits verheizen und andererseits trotzdem beschützen wollen. Dazu kommen einige tragische Momente, wie der Tod der Freundin von Billy und Scott, die überraschende Reaktionen zutage fördern.
Das Erstaunliche: Während man so vor dem Film hockt und über ihn staunt, schlägt „Cage Fighter“ einem immer wieder neue Schnippchen. Wenn beispielsweise Scott auf der Suche nach Billy plötzlich knallhart und brutal Menschen umbringt, passt das irgendwie gar nicht mehr zum bisherigen Ton des Filmes, macht aber aufgrund der engen Bindung beider Männer wieder total Sinn.
Kurzum: In Sachen Handlungsverlauf weiß „Cage Fighter“ durchaus zu überraschen. Macht aber ab und an auch das eine oder andere Fass zu viel auf. So schön es etwa sein mag, den asiatischen Dauerbösewicht Al Leong („Barett – Das Gesetz der Rache“) mal in einer positiven Rolle zu erleben, so wenig Sinn macht er für das Endergebnis. Dasselbe gilt für eine weibliche Reporterin, deren Szenen den Film einfach nur strecken.
Getragen wird die Handlung von soliden, teils unvermutet guten Darstellern. Lou Ferrigno („Instant Death“) etwa spielt seinen Billy wirklich gut und vor allem glaubwürdig. Er rutscht nicht in Peinlichkeiten ab und auch Unsensibilitäten bleiben vollkommen aus. Sein Billy wirkt trotz des Muskelbergs Ferrigno enorm offen, zugänglich und sympathisch. Dagegen hat Reb Brown („Der Kampfgigant 2“) die etwas undankbarere Rolle des Scott abbekommen, macht aber ebenfalls das Beste draus. Vor allem im Zusammenspiel mit Ferrigno gelingen ein paar gute Szenen. Ansonsten ist er für die teilweise derberen Actionmomente im Film zuständig. In Nebenrollen tummeln sich die B-Visagen Matthias Hues („Death Match“), Al Ruscio (einfach köstlich als rassistischer Snob), Branscombe Richmond („To the Limit“), James Shigeta („Stirb Langsam“) und Danny Trejo („Dead in Tombstone 2“).
Die Action des Filmes ist wie der Film selbst: Grobschlächtig, aber gut. Reb Brown wird dabei in ein paar Sandard-Actionszenen der Marke Hauen, Treten und Umnieten gezwungen. Diese Momente atmen eine ordentliche Härte und lassen das Blut spritzen. Lou Ferrigno ist derweil auf das Gekloppe im Käfig begrenzt und macht das ganz ordentlich. Man hat ihm ein paar grobmotorische Hiebe und Kicks auf den muskulösen Wahnsinnskörper geschneidert, die ausreichen, um die ohnehin wenig filigran in Szene gesetzten Fights glaubwürdig darreichen zu können. Was auffällt, ist, dass die Fights durchweg knackig kurz ausfallen und auf eine „In-Ring-Story“ verzichten. Vollkommen aus der Kalten kommt das finale Großgemetzel, in dem „Cage Fighter“ noch einmal ganz eigene, unvermutete Wege geht.
In technischer Hinsicht fällt sofort auf, dass „Cage Fighter“ ein sehr preiswertes Vergnügen geworden ist. Das zu Beginn präsentierte Vietnam-Setting ist schon reichlich käsig. Die Schauplätze im weiteren Verlauf sind abgerissen, wirken leer und billig und die Bebilderung ist karg und wenig dynamisch. Der Schnitt ist sehr langsam und die Musik ein reichlicher Graus. Andererseits passt all das auch zur grundlegenden Underdog-Attitüde des Filmes, lässt ihn schmutzig und gritty wirken.
„Cage Fighter“ hat ‘ne Menge Murmeln in der Tüte
Regisseur Lang Elliott („Cage Fighter 2“) ist mit „Cage Fighter“ ein erstaunlicher Film gelungen. Inhaltsangabe, Besetzung, technische Umsetzung sowie Look und Feel lassen Schlimmstes erahnen. Und objektiv betrachtet gibt es da auch eine Menge zu mäkeln. Ein offenes Publikum wird aber schnell feststellen, dass so mancher Makel diesem Actionklopper verdammt gut steht. Und ihn neben involvierender Story und guten Darstellern trotz aller Härte und diverser Grobheiten menschlicher macht als andere Wiedergänger des Klopperfilmgenres. Ich kann mich daher nur wiederholen: „Cage Fighter“ hat das Herz am rechten Fleck und ist definitiv eine Entdeckung wert.
Imperial Pictures hat dem Film im Januar 2020 seine deutsche DVD-Premiere verschafft. FSK 18 freigegeben und ungeschnitten. Der Ton ist okay, das Bild entspricht einer guten VHS Kopie.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Imperial Pictures__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__ Blu-ray/DVD: Nein/Ja |