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Capsized: Blood in the Water

„Capsized: Blood in the Water“ ist der erste Spielfilm der für die alljährliche „Shark Week“ des Discovery Channel produziert wurde. Regisseur Roel Reiné erzählt basierend auf wahren Begebenheiten von einem Schiffbruch im Jahr 1982. Die fünfköpfige Crew eines Segelschiffs klammert sich an ein Rettungsboot, muss jedoch feststellen, dass Tigerhaie im Wasser lauern – und eine von ihnen hat eine blutende Beinwunde.

Originaltitel: Capsized: Blood in the Water__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Roel Reiné__Darsteller: Josh Duhamel, Tyler Blackburn, Joshua Close, Beau Garrett, Rebekah Graf, Virginia Del Sol, Mike Marunde, Roque Nuñez, Ruairi Rhodes, David H. Stevens u.a.
Capsized: Blood in the Water

Roel Reinés Survivalthriller “Capsized: Blood in the Water” basiert auf einer wahren Geschichte

Die „Shark Week“ gibt es seit 1988 auf dem Sender Discovery Channel und inzwischen ist sie ein großes jährliches Event im US-TV, das trotz reißerischen Marketings vor allem den Schutz der Raubfische im Sinn hat, Fehlinformationen und Mythen korrigiert. Nach Jahrzehnten dokumentarischer Beiträge schickte der Sender 2019 den ersten Spielfilm im Rahmen der Haiwoche ins Rennen: „Capsized: Blood in the Water“.

Zur Illustration des Filmtitels sieht man auch kurz fünf Personen, die auf dem offenen Meer treiben, sich an einem umgedrehten Rettungsboot festhalten, während eine von ihnen eine blutende Wunde am Bein hat. Danach springt der Film jedoch in die Vergangenheit, um das Quintett vorzustellen und zu erklären, wie sie in diese Lage kamen. Die fünf brachen zu einem gemeinsamen Segeltörn auf: Der erfahrene Captain John Lippoth (Josh Duhamel) mit seiner Freundin Meg Mooney (Rebekah Graf), seine regulären regulären Crewmitglieder, der chaotische Mark Adams (Joshua Close) und die patente Deborah ‘Deb‘ Scaling-Kiley (Beau Garrett), sowie der Neuzugang Brad Cavanagh (Tyler Blackburn).

Die Katastrophe beginnt, als der Segler in einen Sturm gerät und Meg sich schwer am Bein verletzt: John will nicht mehrere Stunden auf die Rettungskräfte wartet, steuert in Richtung Küste, woraufhin eine Welle das Schiff zum Kentern bringt. Mit besagtem Rettungsboot will das Quintett sich über Wasser halten und auf Hilfe warten – doch dann stellen sie fest, dass Tigerhaie im Wasser sind, die von dem Blut angezogen werden…

httpv://www.youtube.com/watch?v=lh3CCcRyEoc

Der Discovery Channel legte das Projekt in die Hände des versierten und vielseitig begabten Roel Reiné („Im Fadenkreuz – Seal Team 8“), der – wie fast immer – neben dem Regieposten auch noch den Job des Cinematographers übernahm. Reinés Kamerarbeit geht dabei sehr geschickt vor: Immer wieder zeigen Unterwasseraufnahmen zappelnde Beine oder ins Wasser gehaltene Gliedmaßen, „Capsized: Blood in the Water“ macht aber auch schnell klar, dass diese Shots unabhängig vom Blickwinkel der Haie sind – man weiß nie, ob sich gerade ein Raubfisch in der Nähe befindet oder die Figuren außer Gefahr sind. Dadurch steigt das Nägelkauerpotential des Films, der mit der gewohnten „Shark Week“-Attitüde versucht, die Haie nicht als mörderische Monster, sondern als instinktgetriebene Meeresjäger darzustellen. Sicherlich könnte der Film noch klarer herausstellen, dass die Haie keine Menschenfresser, sondern die Attacken oft nur den natürlichen Instinkten der Tiere geschuldet sind, aber „Capsized: Blood in the Water“ ist weit von einem spekulativen Hai-Schocker entfernt.

So sind die Tiere auch nicht die einzige Bedrohung. Tagelang treiben die Überlebenden im Meer, müssen mit (Süß-)Wassermangel und der brennenden Sonne umgehen ebenso wie mit Megs Wunde. So gehen auch nicht alle Toten auf das Konto der Raubfische, wenn der Überlebenskampf an mehreren Fronten geführt wird und sich die Probleme teilweise bedingen, etwa weil eine Person aufgrund einer Halluzination ins haireiche Gewässer springt. Gleichzeitig schafft das Drehbuch von Stephen David („Sons of Liberty“) es alle Umstände gut zu erläutern, ohne dass die Erklärungen forciert wirken, etwa wenn der Captain auf Nachfrage ausführt, dass das Meer wärmer als die Luft ist und man mit Wassertreten im Zweifelsfalle besser dran ist als sich in das Boot zu retten – auch wenn den Fünfen nach dem Auftauchen der Tigerhaie keine andere Wahl bleibt.

So ist „Capsized: Blood in the Water“ auch weniger klassischer Haihorror als Survivaldrama, vergleichbar mit „Open Water“ oder „The Reef“. Die Kamera ist immer nahe dran an den Protagonisten, nur gelegentliche Einschübe informieren über äußere Umstände wie das Vorgehen der Küstenwache. Es ist schade, dass manche Figur nicht mehr Profil gewinnt, doch mit wenigen Pinselstrichen kann das Script die Charaktere so zeichnen, dass sie lebensnah erscheinen und man mit ihnen mitfiebert, was bei einem Film dieser Art mit das Wichtigste ist. Einziger Schwachpunkt ist der etwas einseitig gescriptete Mark: Er will Umwege segeln, um bei einer Frau zu landen, im Suff verschläft er eine Sturmwarnung, später sabotiert er aus Angst um sein eigenes Leben den Versuch die Blutung Megs durch einen Druckverband zu stoppen, weil deren Schmerzzuckungen die Haie anlocken. Das ist etwas schade, da er etwas inflationär als Arschloch der Gruppe gezeichnet wird.

Manchmal erahnt man die TV-Wurzeln des Films, der mit eher geringen Mitteln gedreht wurde – viele Szenen wurden in einem riesigen Becken im Studio gedreht. Für die Budgetklasse vollends in Ordnung gehen dagegen die Effekte: Gelegentlich eingestreutes Material echter Haie, ein paar Attrappen und CGI-Einsatz stellen die Meeresräuber dar, auch wenn sich Reiné klugerweise mehr auf Andeutungen, kurz zu sehende Rückenflossen und Kameraarbeit verlässt als auf große Haidarstellungen. Gerade die Computereffekte können sicherlich nicht mit einem Hollywoodfilm mithalten, sind aber sorgfältiger als jene von so manchem B-Film in Szene gesetzt.

Da der reale Vorfall nicht so weltbekannt ist, verzichtet Reiné auch darauf diejenigen, welche das Martyrium überlebten, schon direkt durch das Casting irgendwelcher Stars zu kennzeichnen. Am ehesten dürfte Josh Duhamel bekannt sein, für den es aber trotz „Transformers“-Hauptrolle nicht zur Hollywood-A-Liga reichte. Mit seinen Mitstreitern Tyler Blackburn („Pretty Little Liars“), Rebekah Graf („The Dirt“), Beau Garrett („Knight of Cups“) und Joshua Close („Die Vorsehung“) verkörpert er das Grüppchen der Seeleute, die ums Überleben kämpfen, überzeugend und einnehmend. Am Ende des Films sieht man dann ein Foto der Rettungsaktion der verbliebenen Survivor sowie einen von ihnen heutzutage – aber erst, nachdem man dem Überlebenskampf beigewohnt hat.

Sicherlich fügt „Capsized: Blood in the Water“ seinem Genre wenig Neues hinzu, denn realistisch inszenierte Survivalthriller mit Hai gab es auch schon in der Vergangenheit. Und doch ist der TV-Film durch seine tolle Kameraarbeit und seine lebensnahe Schilderung des Kampfes gegen Hitze, Haie und Dehydrierung eine spannende Sache, auch wenn das limitierte Budget gelegentlich durchscheint und die Figurenzeichnung hier und da besser sein könnte.

Nach seiner TV-Ausstrahlung in den USA wurde „Capsized: Blood in the Water“ bisher noch nicht auf DVD oder Blu-Ray veröffentlicht. Lediglich digital ist er zu beziehen, etwa beim britischen Amazon.

© Nils Bothmann (McClane)

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