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Chain of Command

Originaltitel: Echo Effect__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2015__ Regie: Kevin Carraway__Darsteller: Michael Jai White, Max Ryan, Steve Austin, Allen Yates, Ashleigh Barnett, Matthew Bentley, Bobby Burns, Dan Craft, Joe Fidler, John W. Lawson, Imani Lee u.a.
Chain of Command

Steve Austin und Michael Jai White sind Kontrahenten in “Chain of Command”.

James Webster hat sich soeben von seinen Aufgaben als Special-Ops-Experte zurückgezogen und besucht zur Feier dieses Umstandes seine Familie. Auf der Wiedersehensfeier fällt ihm auf, dass sein großer Bruder und dessen bester Freund recht nervös wirken und auf einen Anruf äußerst seltsam reagieren. Als James nachfragt, erfährt er von seinem Bruder zumindest, dass er ziemlichen Ärger am Hals habe. Mehr will er aber nicht preisgeben.

Am selben Abend ereilt James ein Anruf: Sein Bruder sei ermordet wurden. James zählt eins und eins zusammen und beginnt nachzuforschen, in was sein Bruder verwickelt war. Da wird auch noch dessen Kumpel brutal umgebracht. Obendrein wird die Familie von James’ Bruder von ein paar Vermummten überfallen und ausgehorcht. Geld in rauen Mengen sei wohl verschwunden. Und irgendwie muss sein Bruder da mit drin hängen.

Damit es James bei seinen Nachforschungen nicht zu langweilig wird, engagieren seine Gegenspieler den Profikiller Ray Peters, der zum einen das verschwundene Geld wieder beschaffen und zum anderen James ausschalten soll.

httpv://www.youtube.com/watch?v=6c9Pa3rm7Oc

Heidewitzka sieht „Chain of Command“ billig aus. Wir reden hier nicht von Ostblock-billig. Oder von C-Action-Gülle-billig. Nein, wir reden hier von richtig billig. Selten habe ich einen derart unattraktiven, abgerissenen und optisch überhaupt gar nicht ansprechenden Film gesehen: Die Straßen und alle anderen Schauplätze des Filmes sind immer menschenleer. Geparkt wird nur in Hinterhöfen. Selbige bilden zumeist den Rahmen für Dialoge. Die Wohnungen der Helden passen rein optisch überhaupt nicht zu ihnen. Die Innenräume aller sonstigen Gebäude wirken runtergekommen, die Farbe bröckelt von den Wänden, da kann einfach keiner leben oder arbeiten. Die schmucklosen Bilder wirken leblos und der schmuddelige Digitallook gibt der Optik von „Chain of Command“ dann den letzten Rest.

Quasi sofort beginnt man sich zu fragen, wie sich Steve Austin („The Expendables“), Max Ryan („Tokarev“) und Michael Jai White („Falcon Rising“) in diesen Film verirrt haben? Haben doch alle drei zumindest im B-Bereich so etwas wie eine Karriere. Vielleicht haben sie dem Regisseur Kevin Carraway („7 Below“) einen Gefallen geschuldet? Die Geschichte kann es jedenfalls nicht sein, die sie geködert hat. Die ist nicht mehr als reine Routine und wurde so schon zigmal besser präsentiert. Etwas Gutes hat sie jedoch: Sie ist absolut auf das Wesentlichste heruntergebrochen. Alle Szenen arbeiten auf das große Ganze hin. Nichts mutet überflüssig an.

Das ist in Zeiten immer undurchschaubarer werdender B-Action-Gülle-Drehbücher definitiv als Lob zu verstehen. Das Problem ist nur, dass „Chain of Command“ aus diesem Vorzug nichts macht und es trotz knackiger 85 Minuten Nettolaufzeit schafft, immer mal wieder langweilig zu werden. Die Gründe dafür sind in erster Linie die Gegenwart viel zu vieler Dialogszenen und die Abwesenheit echter Höhepunkte.

Wo andere Actioner Story-Leerlauf mit einem Overload an Action zu übertünchen versuchen und minutenlange Blöcke beispielsweise mit Verfolgungsjagden füllen, hat „Chain of Command“ schlicht und ergreifend kein Geld für derartige Showtopper. Die längste Actionszene ist der Showdown – und nicht einmal der hat eine sonderlich bemerkenswerte Laufzeit. Die restlichen Actionmomente sind in dem Moment, wo sie anrollen, auch schon wieder vorbei. Was vor allem daran liegt, dass Michael Jai Whites Figur des James Webster viel zu übermächtig gezeichnet wird. Einen Drehkick oder zwei Handkantenschläge später ist das Bösewicht-Kroppzeug bereits aus dem Leben geschieden. Eine echte Choreografie erkennt man dahinter irgendwie nicht.

Diese Kicks und Schläge präsentieren einen gewohnt agilen Michael Jai White, der mal wieder wuchtig hinlangen darf, aber schlicht und ergreifend unterfordert wirkt, was die Action angeht. Zumeist ballert er. Dabei glänzt er mit Steven-Seagal-Waffenhandling und langt genauso rigoros hin. Soll heißen: „Chain of Command“ atmet eine beeindruckende Härte und Kompromisslosigkeit, die durch müllige CGI-Effekte (Kopfschüsse und Blutspritzer aus dem Rechner) wieder geerdet/aufgebrochen wird.

Eine einzige Enttäuschung ist das Mitwirken von Steve Austin. Von dem hätte man sich ein paar wuchtig brachiale Auftritte gewünscht, doch außer hohler Phrasen darf er in diesem Film wirklich gar nichts (ver)dreschen. Es gibt nicht einmal eine physische Konfrontation mit Michael Jai White. Was für eine Verschwendung des arg angedickt wirkenden Ex-Wrestlers. Der eigentliche Showdown-Gegner Whites ist damit Max Ryan, der zumindest ein cooles Messer-Handling präsentieren darf, gegen Whites Skills aber wirklich so gar kein Land sieht.

Was in der Folge bleibt, ist ein im Kern seiner Story angenehm altmodischer Rache-Actioner, der nicht nach Grautönen fragt, sondern mittels simpelster Schwarz-Weiß-Zeichnung seine Kontrahenten aufeinander hetzt. Dazu verleihen Michael Jai White, Max Ryan und Steve Austin dem Film kernige Männlichkeit, während der gesamte restliche Cast mal so richtig hilflos wirkt. Den drei bekannteren Darstellern hätte man dann auch einen deutlich besseren Film gewünscht. Letzten Endes säuft „Chain of Command“ in der Tristesse seiner megabilligen Bilder ab und generiert aufgrund seiner Actionarmut und der mit der Zeit dann doch viel zu dünnen und teilweise dummen Story (warum juckt es beispielsweise niemanden, dass hier irgendwann die Leichenberge immer höher werden?) viele Längen. Dazu gesellen sich so viele technische Unzulänglichkeiten (etwa ein Overload an Anschlussfehlern), dass man mit dem Aufzählen kaum hinterher kommt und die eintönige Musik lässt einem obendrein die Ohren bluten. Zumindest Michael Jai White Fans können mal einen vorsichtigen Blick wagen, sollten aber angesichts von Szenen wie der Kneipenschlägerei nicht allzu enttäuscht sein ob der verschenkten Möglichkeiten…

Die deutsche DVD und Blu-ray zum Film erscheint am 3. Dezember 2015 von Koch Media und ist mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
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Copyright aller Filmbilder/Label: Koch Media__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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