Originaltitel: Ying Hung Ho Hon__Herstellungsland: Hongkong__Erscheinungsjahr: 1987__Regie: Taylor Wong__Darsteller: Chow Yun-Fat, Alex Man, Andy Lau, Danny Lee, Carina Lau, Pauline Wong, Shing Fui-On, Ng Hong-Ning, Bruce Leung Siu-Lung, Ko Chun-Hsiung, Lam Chung, Peter Yang Kwan u.a. |
Noch im gleichen Jahr wie „Rich and Famous“ erschien das unter dem internationalen Titel „Tragic Hero“ vermarktete Sequel, das in Deutschland ebenfalls als Fortsetzung verkauft wurde – jedoch nicht als Fortsetzung des in Deutschland nicht veröffentlichten „Rich and Famous“, sondern als angeblicher zweiter Teil von Ronny Yus „China White“, mit dem er gar nichts zu tun hat.
„Tragic Hero“ spielt einige Jahre nach dem Erstling und bringt den Zuschauer schnell auf den neuesten Stand. Lam Ting Kwok (Andy Lau) lebt weiterhin im Exil in Malacca, wo er inzwischen Frau, Kind und jede Menge Adoptivkinder hat, während sein Halbbruder Tang Kar Yung (Alex Man) nicht nur aus dem Knast freigekommen ist, sondern auch zur immer größeren Nummer in der Hongkonger Unterwelt wurde. Währenddessen hat Gentleman-Gangsterboss Li Ah Chai (Chow Yun-Fat) mit Gattin Lau Po Yee (Carina Lau), die das Attentat am Ende des Vorgängers überlebte, nun einen Sohn und wendet sich immer weniger dem Geschäft zu. Damit ermöglicht „Tragic Hero“ auch jenen den Einstieg, die „Rich and Famous“ nicht kennen, jedoch ist eine Kenntnis des Vorgängers empfehlenswert, damit man alle Figuren und ihre Verhältnisse besser kennt.
Yung hat die Schmach immer noch nicht verwunden, dass Chai ihn (übrigens völlig zu Recht) für eine unberechenbare Flachzange hielt, hat inzwischen vollends bei Boss Chu (Ko Chun-Hsiung) angeheuert und ist bei den Triadenoberen immer noch eher geduldet als wirklich gemocht, auch wenn er inzwischen im mittleren Management der Organisation herumfuhrwerkt und dabei Chai immer wieder ans Bein pinkelt. Egal ob Yung den alternden Gangster zu demütigen versucht, seine Jugendliebe Po Yee offensiv angräbt oder Schlägereien mit deren Leibwächtern anzettelt – Chai bleibt ruhig, versucht sogar Boss Chu noch davon abzubringen den flegelhaften Schergen umlegen zu lassen. Doch der Gangster, der nur Ruhe haben will, bekommt sie im Genrefilm doch nie, da muss man nur Carlito Brigante und Co. fragen.
So werden Chais Friedensbemühungen als Schwäche ausgelegt, vor allem von Yung, was die Eskalation nicht eher antreibt als aufhält. Auch Kwok schaltet sich ein, versucht den Adoptivbruder zu besänftigen, doch bald ist Gewalt nicht mehr abzuwenden…
httpv://www.youtube.com/watch?v=NNx1iziHNZg
Wie schon „Rich and Famous“ ist „Tragic Hero“ weniger ein Actionreißer und mehr ein Gangsterdrama mit ein paar Actionszenen. Die meisten davon, ein paar Morde unter Gangstern und kurze Schusswechsel, sind nur kurze, aber recht gelungen inszenierte und teilweise recht blutige Schauwert-Einlagen – bis es dann zum Showdown kommt. Da dreht „Tragic Hero“ noch einmal ordentlich auf, wenn es zum ausladenden Shoot-Out auf einem Gangsteranwesen kommt, bei dem unter anderem Maschinenpistole, Schrotflinte und Raketenwerfer sprechen, während diverse Handlanger dran glauben müssen und die Villa in Schutt und Asche gelegt wird. Das hat nicht ganz John-Woo-Qualität, liefert aber ein furioses Finale, in dem die Helden mit Waffen in der Hand durch die Gegend hechten, der Bodycount rasch nach oben klettert und es bei den Schusswunden ordentlich suppt.
Doch der Showdown ist schließlich nicht alles und bis dahin ist „Tragic Hero“ dann recht handelsübliche Gangsterkost, deren Inspiration durch Werke wie „Der Pate“ und Co. ähnlich wie beim Vorgänger klar zu merken ist. Immerhin ist „Tragic Hero“ dabei fokussierter als der erste Teil und konzentriert sich dabei auf den Zwist der beiden Männer, der aber alle Figuren hineinzieht. Das sorgt einerseits für mehr Geschlossenheit und Drive, andrerseits für Probleme bei der (Re-)Integration einiger Nebenfiguren. Kwok etwa kommt nie so recht im Film an, hat eigentlich erst im letzten Drittel wirklich etwas zu tun und könnte auch beinahe problemlos herausgeschrieben werdem; Wong Hui Chui (Pauline Wong), die Schwester von Kwok und Yung, ist hier nur eine bessere Bedienstete Chais. Gerade damit verschenkt der Film Potential, geht es doch hier darum, dass sich Yung sogar gegen die eigene Familie wendet und diese durch sein Handeln in tödliche Gefahr bringt.
Manchmal funktioniert das Drama allerdings schon, gerade wenn der Streit von Chai und Yung immer weitreichendere Konsequenzen hat: Leute verraten einander, enge Vertraute und Angehörige sterben bei dem Bandenkrieg. Im Gegensatz zum Vorgänger, bei dem fast jeder mit dem Leben davonkam, hat „Tragic Hero“ somit mehr Nachhall – zumindest auf dem Papier. Denn weder Regisseur Taylor Wong („Deadly Dream Woman“) noch Drehbuchautor Stephen Shiu („The Iceman Cometh“) sind mehr als gute Handwerker, die den Stoff zwar recht kompetent inszenieren bzw. schreiben, die aber eben nicht mehr tun als Genremuster zu wiederholen, ohne sie mit neuem Leben, ausgefallenen Ideen oder visueller Extravaganz auszustatten.
Auf das All-Star-Ensemble ist natürlich wieder Verlass: Chow Yun-Fat („The Corruptor“) glänzt erneut als Gangster mit Ehrenkodex, Alex Man („Hong Kong 1941“) gibt einen inzwischen wahrhaft hassenswerten Fatzke von einem Gegenspieler und Andy Lau („Shock Wave“) macht das Beste aus seiner vom Script eher vernachlässigten Rolle. Carina Lau („Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers“) und Pauline Wong („Lucky Stars Go Places“) bleiben leider nur Randfiguren, während Danny Lee („Undeclared War“) als ehrgeiziger Anpackercop, der inzwischen wieder in der Stadt ist, zwar nur wenige Szenen hat, in diesen aber den Film mit seinem Charisma an sich reißt – eine willkommene Rückkehr. Als Heavies in Chais Diensten halten erneut Shing Fui-On („Tiger on the Beat“) und Lam Chung („The Killer“) ihre Charakterfressen in die Kamera.
„Tragic Hero“ ist ergo erneut gut besetzt, fokussierter als der Vorgänger und noch dazu mit einem fetten Showdown gesegnet. Schade nur, dass der Rest vom Film nicht mehr als okaye, aber wenig innovative und handwerklich bloß solide Gangsterware ist. Die visuelle Kraft eines John Woo oder eines Tsui Hark ist da leider nicht zu spüren.
In Deutschland erschien „Tragic Hero“ bisher nur auf VHS als „China White Teil 2“ bei Splendid und wurde in dieser Fassung trotz 18er-Freigabe auch noch um einige Härten erleichtert – wie die FSK-16-Fassung von United Video aussieht will man da lieber gar nicht erst wissen. Im Ausland gibt es ihn auf DVD, etwa wie Teil eins beim britischen Label MIA. Die DVD ist ungekürzt, bietet die englische Synchro sowie den Originalton und hat ein paar kleine Extras (Trailer, Bildergallerie, Bio- und Filmographien) an Bord.
© Nils Bothmann (McClane)
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