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City under Fire – Die Bombe tickt

Originaltitel: Caak Daan Zyun Gaa 2__Herstellungsland: China, Hongkong__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Herman Yau__Darsteller: Andy Lau, Lau Ching-Wan, Ni Ni, Tse Kwan-Ho, Philip Keung, Ron Ng, Marc Ma, Kenny Wong, Timothy Cheng, Timmy Hung u.a.
"City under Fire" aka "Shock Wave 2" mit Andy Lau

In “City under Fire” lassen es Andy Lau und Co. amtlich krachen!

Man kann nur mutmaßen, warum die Fortsetzung zum knalligen „Shock Wave“ in Deutschland titelmäßig keinen Bezug zum Vorgänger nimmt und stattdessen mit „City under Fire“ betitelt wurde. Schlimm ist es aber nicht, installiert die Fortsetzung trotz des gleichen Hauptdarstellers Andy Lau doch ein vollkommen neues Figureninterieur. Zumindest das Sujet bleibt gleich: Die Helden sind also Bombenentschärfer.

Dementsprechend knallig steigt „City under Fire“ auch ein und pulverisiert den Flughafen Hongkongs mittels einer gewaltigen Atomexplosion. Doch der heftige Auftakt mit Spektakelbildern ist ein „Was wäre wenn“-Szenario. Ob wir es noch einmal erleben werden, hängt also vom Verlauf der folgenden Handlung ab.

Diese dreht sich um den Bombenentschärfer Poon Shing Fung. Der nimmt sich mit seinem Kollegen und engen Freund Tung Cheuk Man der schwierigsten Sprengsätze in Hongkong an. Eines Tages, die Situation scheint längst geklärt, zündet doch ein Sprengsatz. Bei der Explosion verliert Poon sein linkes Bein. Doch er steckt nicht auf und kämpft sich verbissen zurück zu alter Form. Immer in der Hoffnung, alsbald wieder Bomben entschärfen zu können.

Doch seine Vorgesetzten spielen nicht mit. Sie können es sich nicht erlauben, einen Versehrten zur Entschärfung von Sprengsätzen zu schicken. Diese Entscheidung lässt Poon vollkommen verbittern und er scheint bereit, sich für diese Ungerechtigkeit zu rächen.

Schaut in den knalligen Actionthriller mit Andy Lau hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=6TE6XKHM2zU

Was nun folgt, hebt „City under Fire“ überdeutlich von dem Vorgänger ab. Denn Regisseur Herman Yau entwirft nicht wie beim Vorgänger einen geradlinigen Actioner, sondern er entspinnt ein für ordentlich Spannung sorgendes Handlungsgerüst, das um die tatsächliche Gesinnung Poons ein gewaltiges Geheimnis macht.

Wird er aufgrund seiner Verbitterung selbst zum Terroristen? Oder ist er ein Undercover-Agent, der eine fiese Terrororganisation ausheben will? Wer weiß um Poons wirkliche Ziele? Sein Freund Tung? Seine Freundin Pong Ling? Und wie soll das den Film eröffnende Inferno abgewendet werden, wenn irgendwann sogar Poon selbst nicht mehr weiß, ob er nun Held oder Bösewicht ist?

„City under Fire“ erlaubt sich infolgedessen zahlreiche Twists, die zwar irgendwann ein wenig zu zahlreich wirken, aber immer erstaunlich gut funktionieren. Zudem haben die Twists jeweils einen erstaunlichen Impact auf die Handlung. Wenn Poon nach seinem involvierenden Fight zurück zu alter Fitness und einem Zeitsprung von fünf Jahren plötzlich Sprengsätze an Terroristen verschachert, die zahlreiche Todesopfer fordern, nimmt das den Zuschauer ordentlich mit. Eine nachfolgende Amnesie sorgt für einen reizvollen Neustart und liefert trügerische „Entschuldigungen“ für Poons bisheriges Tun. Und selbst darauf folgen noch zahlreiche unvermutete Entwicklungen.

"City under Fire" also known as "Shock Wave 2" mit Andy Lau

Andy Lau gibt den versehrten Bombenentschärfer Poon.

Dank des starken Spiels von Andy Lau („Three Kingdoms“), der vor allem in den ersten 15 Minuten eine beeindruckende Physis präsentieren darf und so durchtrainiert wie nie wirkt, ist man immer drin in der Handlung. Egal ob sein Charakter nun der vermeintlich Gute oder Böse ist, der Zuschauer bleibt immer an Poons Seite und ist gespannt, wie es für ihn weitergehen wird. Mit Lau Ching-Wan („Call of Heroes“) als Tung stellte sich Lau, der „City under Fire“ auch produzierte, ein charismatisches Schwergewicht an die Seite, mit dem die Chemie vollkommen stimmt.

Und auch Ni Ni („The Warriors Gate“) als Poons Liebe Pong Ling trägt viel zum Gelingen des spannungstreibenden Vexierspieles um Poons wahren Charakter bei. Leider kommen die Bösewichter des Streifens aufgrund der Anlage des Filmes komplett unter die Räder. Man kann sie nie wirklich ernst nehmen, es fehlt ihnen an Härte, Schlagkraft und Durchsetzungsfähigkeit. Wirkliche Bedrohung geht von ihnen dementsprechend niemals aus. Ein echter Schwachpunkt des Streifens. Wenngleich zumindest der von Tse Kwan-Ho gespielte Oberschurke reizvoll mit Poons Vergangenheit verknüpft wird.

Trotzdem: „City under Fire“ kopiert mal nicht nur den „Vorgänger“ und bläst ihn gewaltig auf, vielmehr übertrifft er „Shock Wave“ in Sachen Storytelling mühelos. Wirkt runder, durchdachter und ist durchweg spannender.

Sean Lau als Freund von Andy Lau

Sean Lau gibt den charismatischen Buddy von Andy Laus Poon.

In Sachen Action lässt es „City under Fire“ häufiger krachen. Die gewaltige Eröffnungsexplosion wirkt dabei sehr lange nach. Auch weil sie für chinesische Verhältnisse durchaus annehmbar aussieht, obschon da schon recht üble Momente untergemischt sind. Die „entgleisenden“ Bahnen seien genannt. Dennoch sitzen bei dem Big Bang, der vollkommen aus dem Rechner stammt, die meisten Bilder. Sie haben Druck und – mit Blick auf zu Staub zersprengte Menschlein – auch fiese Momente.

Hernach schwenkt Regisseur Herman Yau, der auch den Vorgänger auf den Weg gebracht hatte, auf kleinere Szenarios um. Fokussiert auf Entschärfungen von Poon und Tung, die ebenfalls ordentlich spannend ausfallen. Wird Poon zum Bösewicht gedreht, dürfen dann auch mal wieder Explosionen gen Himmel steigen. Diese stammen ebenfalls meist aus dem Rechner, sehen aber vernünftig aus und werden von vielen handmade Begleitelementen flankiert, was ihnen viel Erdung mitgibt.

Eine hübsche Ballersequenz in einem Krankenhaus sorgt für amtlich blutigen Aderlass sowie zahlreiche tote Cops und Lumpen. Anderen Filmen hätte diese Sequenz als Showdown gut gestanden, in „City under Fire“ leitet sie „nur“ eine Flucht Poons ein, die ebenfalls hübsch spektakulär rüberkommt.

Nach dieser flotten Abfolge an actionreichen Momenten schaltet Yau erst einmal einige Gänge zurück und konzentriert sich mehr auf seine starke Story. Der Actionfan bemerkt die Tempoverschleppung zwar, stören tut sie aufgrund der guten Geschichte aber nie. Ein kleines Highlight zündet Yau aber dennoch: In einer tollen Sequenz entschärft Tung unter dem Feuer eines Scharfschützen eine Bombe. Klasse.

Andy Lau und Ni Ni in "City under Fire"

Ni Ni gibt den Love Interest von Andy Laus Poon und legt im Abspann ein Duett mit Andy Lau hin.

Erst in Richtung Showdown holt Yau dann wieder den Vorschlaghammer raus. Verteilt das Finish auf mehrere Schauplätze, an denen die Bösewichter leider reichlich unproblematisch abgeräumt werden. Vor allem bei einigen ausländischen Gesichtern hätte man erwartet, dass sie vielleicht für ein paar spektakulärere Momente sorgen dürfen. Doch auch sie sterben einfach wie die Fliegen – unter dem Einsatz von viel Blut aus Einsen und Nullen. Letzteres sieht aber ordentlich aus. Und dann folgt die große Spektakelszene, die der Einstieg des Filmes spoilerte.

Allerdings verläuft diese dann doch ganz anders und lässt es trotzdem gewaltigst scheppern. U-Bahnen rasen in U-Bahnen, Brücken werden gesprengt, gewaltige Tanker zum Kentern gebracht, Transporter baumeln an Hubschraubern und gewaltige Flutwellen rollen auf Hongkong zu. So geht Action! Das Beste: Das ganze sieht insgesamt runder aus als der Einstieg. Natürlich weiß man, dass es CGIs sind, denn nichts davon wäre mit dem kolportierten Budget von 30 Millionen Dollar real irgendwie umsetzbar gewesen, aber es funktioniert, bietet ordentliches Augenfutter und reißt nicht aus dem Film heraus.

Und inmitten des Finales zündet Herman Yau im Übrigen noch einmal eine Szene, die bei genauerem Überlegen den Film noch einmal auf den Kopf zu stellen imstande ist. Viel Spaß beim Rätseln!

Die Action in „City under Fire“ wird durchweg an sehr dynamischen Bildern mit Sinn für fette Bilder gereicht. Auch der Aufwand hinter diversen Massenszenen in den Straßen von Hongkong überzeugt. Hier wurde wirklich geklotzt. Doch auch abseits der Action gefällt der Blockbusterlook des Streifens, dem man ansieht, dass er etwa das Doppelte des ebenfalls nicht unaufwändigen Vorgängers kosten durfte. Leider verrichtet die Filmmusik angesichts der gereichten Spektakeleinlagen einen eher unaufgeregten, ja unauffälligen Job.

„City under Fire“ bietet explosive Actionunterhaltung

Mit „City under Fire“ hat Koch Media nach „Raging Fire“ innerhalb kürzester Zeit ein weiteres extrem unterhaltsames Action-Knallbonbon aus Hongkong im Angebot. Ein Knallbonbon, das in seinem Heimatmarkt ordentlich zündete und über 200 Millionen einspielte. Und das vollkommen zurecht. Denn „City under Fire“ verlässt sich nicht nur auf eskapistischen Kintopp, sondern hat obendrein eine spannende Geschichte zu bieten, die dank starker Schauspieler genauso zündet, wie intendiert.

Dazu gesellen sich ein paar angenehm übergroße Actionszenen mit dicken Knalleffekten, bei denen aber auch dank meiner Ausführungen klar sein MUSS, dass Herman Yau auf Spektakel setzt und dafür mit teils massivem CGI-Einsatz arbeitet. Und diese sind und bleiben ein Problem in chinesischen Produktionen. Wer also auf – insgesamt ordentlich aussehende – digitale Katastrophenbilder allergisch reagiert, sollte lieber die Finger von „City under Fire“ lassen. Alle anderen bekommen amtlich aufs Auge.

7 von 10

„City under Fire“ erscheint am 24. Februar von Koch Media. Uncut mit einer Freigabe ab 16 Jahren, einem 40-minütigen, leider wenig erhellenden Making Of, Musikvideos (ein Song von Andy Lau und Ni Ni im Duett), einer Bildergalerie und zahlreichen Teasern und Trailern zum Action-Happening. Freilich kann man den Actioner auch als VoD erstehen.

In diesem Sinne:
freeman

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