Originaltitel: Close__Herstellungsland: Großbritannien, USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Vicky Jewson__Darsteller: Noomi Rapace, Indira Varma, Sophie Nélisse, Eoin Macken, Charley Palmer Rothwell, Akin Gazi, Huw Parmenter, George Georgiou, Christopher Sciueref, Olivia Jewson u.a. |
Sam Carlson wird immer dann gerufen, wenn die Umstände besonders toughe und zähe Personenschützer erfordern. Darum ist sie erstaunt, als ihr Auftraggeber ihr erklärt, ihr nächster Auftrag sei eine verzogene kleine Teen-Göre. Doch Zoe ist die Erbin des Minenimperiums des Industriemagnaten Hassine, dessen wichtigste Deals auf dem afrikanischen Kontinent steigen, wo Entführungen an der Tagesordnung sind. Darum lässt Sam sich letztlich doch breitschlagen.
In Marokko kommt es, wie es kommen musste: Das Anwesen der Familie Hassine wird attackiert. Alle Beschützer Zoes kommen dabei ums Leben. Zum Glück kann Sam die Situation retten und mit Zoe fliehen. Beide versuchen nun, unbeschadet aus dem Land herauszukommen. Doch das gestaltet sich weitaus schwieriger als gedacht, zumal sie nicht wissen, wem sie vertrauen können und wem nicht.
Ein deftiger Actionthriller aus Frauenhand mit einem weitgehend weiblichen Hauptcast. Auf dem Papier klingt „Close“ wie ein durchaus spannender Versuch, dem Actiongenre etwas mehr Weiblichkeit einzuhauchen. Und wirklich, der Actionthriller fühlt sich durchaus ein wenig anders an. Scheint tiefer in seiner Figuren einzutauchen und deren Befindlichkeiten ernster zu nehmen. Dass dabei gängige Genre-Klischees weit umschifft werden würden, kann man allerdings nicht behaupten. Dazu sind so manche Figurenentwicklungen zu vorhersehbar und vor allem auch die Ausgangssituation um die taffe Beschützerin und die nervig aufständische Zoe zu altbekannt.
Schaut in “Close” mit Noomi Rapace hinein
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Gleichzeitig ist die grundlegende Story ganz nett aufgezogen, hält ein paar hübsche Wendungen bereit und punktet auch und vor allem mit ein paar angenehm spannenden Momenten und gelungenen Actioneinlagen. Vor allem letztere präsentieren Noomi Rapace („What Happened To Monday?“) mal wieder als äußerst wehrhaftes Tough Chick, das aber auch einiges einstecken muss. Wann immer „Close“ in den Actionmodus schaltet, leidet der Zuschauer mit. Eben weil die so zierlich wirkende Rapace hier teils brutal zugerichtet wird. Wenn sie dann auch noch mit gefesselten Händen mit einem Kerl aneinandergerät, zeigt ihre Sam einmal auf, was es wirklich heißt, zäh zu sein.
Die Infights sind dabei roher und brutaler Natur. Kampfsportfähigkeiten erkennt man keine. Dafür bekommt man durchaus ungewöhnliche Szenarien geboten. Etwa wenn Sam gegen einen Lump im Transportraum eines Schiffes kämpft und dabei von einem Schwarm gefangener Fische attackiert wird. In der restlichen Action dominieren dann die Schusswaffen – mit weitgehend blutigen und handgemachten Trefferwirkungen. Explosionen, Verfolgungsjagden oder dergleichen mehr bietet „Close“ nicht.
Die besten Actionszene steigt dabei kurz nach Beginn im Anwesen von Zoes Familie, das einer Festung gleich mit Selbstschussanlagen und ähnlichen Überraschungen aufwartet und für eine willkommene Adrenalin-Einspritzung sorgt. Zudem hat „Close“ den coolen Schauplatz auch für den Showdown vorgesehen. Und was wird der Showdown spannend aufgebaut. Heidewitzka!
Die Regisseurin Vicky Jewson („Born of War“) zieht wahrlich alle ihr zur Verfügung stehenden Register… und verbockt es dann total. Denn wenn der Showdown dann endlich losgeht, ist er auch sofort wieder vorbei. Nach dem gelungenen Aufbau der Szenerie und der bisher straff und spannend durchgezogenen Story mit ihren geschlagenen Haken ist dieses Finish ein echt fieser Abturner. Man kann es nicht anders sagen.
Nicht beschweren kann man sich hingegen in Sachen technischer Umsetzung von „Close“. Der Film steigt farbsatt mit einem hübschen Actionszenario ein, arbeitet dann kurzzeitig mit einer reduzierteren Farbpalette, nur um in Marokko dann wieder die Sonne alle Sets fluten zu lassen und erdige Farben in den Vordergrund zu rücken. Die Bebilderung ist dynamisch, der eingesetzte Score ordentlich und die Action zupackend umgesetzt.
Auch die Darsteller verrichten einen mehr als ordentlichen Job. Noomi Rapace als Tough Cookie ist sowieso immer eine Augenweide. Dabei gehen ihr sowohl die actionreichen als auch die gefühligeren Momente spielend leicht von der Hand. Als Gegenstück macht sexy Sophie Nélisse („Die Bücherdiebin“) ihre Sache als Nervgör, das zunehmend zu sich selbst findet, klasse. Als undurchsichtige Mutter Zoes darf auch Indira Varma („Human Target“) ein paar nette Szenen zum Film beisteuern. Was dem Film leider durchgängig fehlt, ist eine interessante Bösewichtfigur, die vielleicht noch für ein wenig mehr Spannung hätte sorgen können. Doch diese wurde der Erzählweise des Filmes geopfert.
“Close” vergeigt es auf der Zielgeraden
Was am Ende bleibt, ist ein Film, der ausgerechnet bei seinem Ende massiv schwächelt. Nicht nur ist der Showdown einfach nur komplett enttäuschend, nein, auch so manche Drehbuchfinte hätte dann doch noch ein wenig mehr auserklärt und die Story runder gemacht werden dürfen. So geht man leider enttäuscht aus einem eigentlich alles andere als enttäuschenden Film raus. Denn die Schauspieler mühen sich den Rest der Laufzeit nach Leibeskräften, die Action ist knackig, die Figurenkonstellationen sind überzeugend und die Story von „Close“ ist angenehm hakenschlagend aufgezogen. Obendrein stimmen die Spannungskurve und das Tempo auf den Punkt. Nur am Ende fällt leider alles auseinander. Knappe:
Die deutsche DVD / Blu-ray erscheint am 11. April 2019 von Eurovideo und ist mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten. Ein kleines Making Of hat es ebenfalls auf die Scheibe geschafft. Da darf man Noomi mit ihrer echten Frisur bestaunen, die so gar nichts mit dem fürchterlichen Rattenfraßpony in „Close“ gemein hat.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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