Originaltitel: Ava__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: Tate Taylor__Darsteller: Jessica Chastain, Colin Farrell, John Malkovich, Geena Davis, Diana Silvers, Ioan Gruffudd, Common, Joan Chen, Jess Weixler, Nadezhda Russo, Janelle Feigley u.a. |
Ava ist eine knallharte Profikillerin, die ihre Aufträge weitgehend mit eiskalter Präzision verrichtet. Einzig, dass Ava ihre Opfer vor deren Ableben zur Rede stellt und von ihnen wissen will, ob sie ahnen, warum sie sogleich das Zeitliche segnen werden, stört Avas Auftraggeber. Denn diese „ethische“ Seite hat bei der Agentin vor Jahren eine überwunden geglaubte Alkoholsucht getriggert und zu einem Nervenzusammenbruch geführt.
Als dann auch noch ein Auftrag von Ava in ein mittleres Massaker mündet, hat das Management, wie Avas Auftraggeber bezeichnet werden, genug. Obschon Avas Kontaktmann glaubhaft versichern kann, dass die Mission wegen eines Fehlers seinerseits so aus dem Ruder lief, wird Ava zum Abschuss freigegeben.
Ava ahnt davon nichts. Kämpft sie doch an einer ganz anderen Front. Nach Jahren hat sie nämlich wieder Kontakt zu ihrer Familie aufgenommen und versucht, alte Zerwürfnisse aus dem Weg zu räumen. Bald kämpft Ava an zwei Fronten gleichzeitig.
Schaut in den Actionthriller mit Jessica Chastain hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=uw-ZveIYnro
„Nikita“, „Anna“, „Red Sparrow“, „Atomic Blonde“ – weibliche Killerinnen hatten und haben Konjunktur. „Code Ava“ von „Girl on the Train“-Regisseur Tate Taylor reiht sich in die Schlange ein und versucht, einen frischen Ansatz ins Killergenre zu bringen. Denn eine Agentin, die sich mit ihrer verbal Gift spritzenden Mutter und ihrer entfremdet scheinenden Schwester auszusöhnen versucht, um nebenher noch einer alten Liebe zu helfen, das hatte man noch nicht so oft.
Leider ist es nun aber nicht so, dass man derartige Ingredienzien jemals wirklich vermisst hätte. Zumal diese Story-Elemente „Code Ava“ teils gewaltig ausbremsen und auch nur hinreichend bekannte Klischees transportieren. Doch damit nicht genug. Denn auch der Actionthriller-Anteil hat diverse Problemherde. Er gerät arg klischeehaft (Die Agentin schreckt bei jedem Geräusch mit gezogener Waffe aus dem Schlaf), ist teils unlogisch (Ava erklärt, im Eventbereich tätig zu sein, und keinen wundert, warum sie ständig grün und blau geschlagen ist) und mutet ab und an gar kindisch an (Der Geheimzugang zu einem speziellen Ort ist ein Dixie-Klo).
Dennoch ist es schade, dass der Thriller-Anteil immer wieder zugunsten der Soap-Opera-Elemente zurücktreten muss. Denn die Thriller-Elemente halten „Code Ava“ in Bewegung – und am Leben. Dabei vor allem die punktgenau gesetzten, sehr überzeugenden Actionszenen. Highlight bildet dabei ganz klar Avas Aufräumaktion in einer deutschen Botschaft. Die von Kampffloh Amy Johnston („Lady Bloodfight“) gedoubelte Jessica Chastain darf hier zu einer Choreographie von Stuntlegende Jeff Imada gefühlt die halbe deutsche Armee verdreschen und umnieten. Frau Chastain macht dabei in den Szenen, in denen eindeutig sie als Protagonistin zu erkennen ist, eine überraschend gute Figur.
Zudem ragen zwei Prügelszenen deutlich aus den Actionszenen heraus. In beiden spielt Colin Farrell („Dead Man Down“) eine wichtige Rolle. Einmal darf er gegen einen erstaunlich versiert um sich schlagenden John Malkovich („Deepwater Horizon“) ran und einmal gegen Frau Chastain („X-Men: Dark Phoenix“). Ist ersterer Fight schon ein Kinnladenöffner, gerät der zweite Fight wahrhaft furios und präsentiert zwei Stars in absolut knochenbrechender Topform, die fantastisch choreografiert zu einem wunderschönen Song von Goldfrapp (feat. Dave Gahan – „Ocean“) einen brutalen Tanz aufführen.
Sämtliche Actionszenen sind angenehm dynamisch in Szene gesetzt. Bildgestalterisch behält man immer den Überblick über das Geschehen und der elektronische Score von Bear McCreary mit netter Theme treibt die Action gut an. Auch abseits der Action punktet Regisseur Tate Taylor nach etwas billigem Digitaloptik-Einstieg mit souveräner Optik.
Chastain, Farrell, Malkovich – wo wir in Sachen Action gerade mit großen Namen um uns geworfen haben, sei erwähnt, dass auch Geena Davis („Thelma & Louise“), Common („The Informer“), Joan Chen („Die Jugger“) und Ioan Gruffudd („The Professor and the Madman“) in „Code Ava“ mitwirken. Und alle spielen sie richtig gut. Vor allem bei Farrell und Malkovich hat man aufgrund der eher spärlichen Auftritte schon den Eindruck, dass sie eher Paycheck-Rollen bestreiten, aber sie spielen durchweg cool auf. Herausragend ist in jedem Fall Geena Davis als unentwegt grantelnde Mutter Avas.
„Code Ava“ wirkt reichlich unentschlossen
Was am Ende bleibt, ist ein unentschlossener Actionthriller, der irgendwo zwischen seinem Thrilleransatz und seinen Drama-Elementen aufgerieben wird. „Code Ava“ fehlt einfach der Fokus – eine ordnende Hand. Was schade ist, denn die zwischen den Handlungsszenen gezündeten Actionszenen sind richtig gelungen. Punkten mit Ideen (etwa eine Attacke aus einem Springbrunnen) und tollen Choreografien. Zwar würde man sich vor allem in Richtung Finale noch eine groß skalierte Actionszene wünschen, doch insgesamt liefert „Code Ava“ in Sachen Dynamik schon ordentlich ab. So bleibt nur das Fazit, dass sowohl die Actionszenen als auch die starke Besetzung einen besseren Film verdient hätten.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 22. Oktober 2020 von Eurovideo und ist mit einer FSK 16 ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Eurovideo__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu-ray/DVD: Ja/Ja |