Originaltitel: iNumber Number__Herstellungsland: Südafrika__Erscheinungsjahr: 2013__Regie: Donovan Marsh__Darsteller: Brandon Auret, Hlubi Mboya, Presley Chweneyagae, Daniel Hadebe, Percy Matsemela, Ronnie Nyakale, Israel Makoe, Owen Sejake, Pallance Dladla, Sdumo Mtshali u.a. |
Cop Chili ist sei zwei Jahren undercover in einem Verbrecherring tätig. Durch eine Unachtsamkeit wird er jedoch enttarnt und kann nur mit Hilfe seines Kollegen Shoes dem Tod entrinnen. Gemeinsam hebelt man die Organisation in einem Handstreich aus und freut sich schon auf den Lohn für die jahrelange Arbeit. Es winkt nämlich ein sattes Kopfgeld für die Verbrecher. Doch der Chef von Shoes und Chili hintergeht die beiden, steckt sich das Kopfgeld in die eigene Tasche und macht vor allem Chili damit so richtig wütend.
Damit er nichts Falsches macht, stürzt er sich in seinen nächsten Job. Wieder gilt es, einen Verbrecherring auszuheben. Doch als dieser einen besonders lohnenden Coup plant, wird Chili nachdenklich. Was wäre, wenn er sich das Geld, dass ihm gerade erst durch die Lappen gegangen ist, vom Staat insofern zurückholt, dass er sich an dem Coup der Gang beteiligt und etwas von der Beute einsteckt? Er zieht seinen Kumpel Shoes ins Vertrauen und bittet ihn, ihm bei der Aktion den Rücken freizuhalten. Nach langem Zögern willigt Shoes ein…
Kurz darauf versammelt sich die gesamte Crew, die an dem Überfall teilnehmen soll, auf einem alten Fabrikgelände und will den Coup durchsprechen. Da werden erste Verdächtigungen laut, dass unter den Gangmitgliedern ein Verräter sei. Als einer der Gangster auch noch den gefesselten und geknebelten Shoes anschleppt, wird es für Chili richtig eng. Doch er kann sein Lügengebäude aufrechterhalten und die Gang sogar dazu bringen, den Coup früher durchzuziehen. Doch damit beginnt es erst recht problematisch zu werden. Den Überfall auf einen Geldtransporter überleben nicht alle und es scheint den Überlebenden offensichtlich zu sein, dass der am Tatort zurückgelassene Chili der Verräter sein muss. Mit der Beute verschanzt man sich auf dem Fabrikgelände und will sowohl Shoes als auch dem herbei eilenden Chili den Garaus machen…
httpv://www.youtube.com/watch?v=GztgYuGMnFU
Die Vorbilder für „Con Game“ alias „Avenged“ sind sehr früh ersichtlich. „Reservoir Dogs“ von Quentin Tarantino und dessen Vorbild „City on Fire“ von Ringo Lam mit Chow Yun Fat standen weithin sichtbar Pate für „Con Game“. Dieser macht daraus zwar keinen Hehl, versucht aber auch recht früh, eigene Wege zu gehen. So wird in „Con Game“ schon sehr früh von einem Spitzel in den eigenen Reihen ausgegangen. Und das derart intensiv, dass man als Zuschauer irgendwann sogar annimmt, dass der geplante Überfall auf den Geldtransporter gar nicht stattfinden wird. Glücklicherweise tut er das allerdings. Glücklicherweise deshalb, weil „Con Game“ ab diesem Moment gekonnt an der Spannungsschraube dreht und für den insgesamt nicht so starken Einstieg entschädigt.
Denn nach dem actionreichen Beginn, bei dem Chili zu Fuß durch eine Township rennt und die Kamera auf beeindruckende Art und Weise neben ihm her rast, braucht der Film eine Weile, um auf Spur zu kommen. Das liegt vor allem an der jetzt auftauchenden Menge an Figuren, die zwar nur kurz vorgestellt werden, aber so überladen mit Klischees sind, dass sie einen schnell langweilen. Zwar schlägt die Spannungskurve mit Auftauchen des gefesselten Shoes ordentlich nach oben aus, so wirklich packen will die anschließende Suche nach dem Verräter allerdings nicht. Das liegt auch daran, dass einem die Hauptfigur, Chili, irgendwie nicht so wirklich sympathisch erscheinen will. Seine Antriebe sind zu egoistisch, sein Auftreten zu selbstverliebt. Es ist einem in dem Moment ziemlich egal, ob er enttarnt wird oder nicht.
Dann steigt der Überfall und das macht durchaus Laune. Zwar wird am Setting und am Aufwand schnell deutlich, dass die südafrikanische Produktion nicht wirklich mit einem Geldregen gesegnet war, aber die Szene funktioniert und hat ein paar hübsche Momente aufzubieten, in denen in Zeitlupe zelebrierte Blutfontänen aus zerfetzten Körpern hervorschießen. Dabei erwischt es Sicherheitsleute und Gangster gleichermaßen und ab jetzt kommt „Con Game“ nicht mehr zur Ruhe. Man wechselt wieder zu dem Schauplatz der alten Fabrik, wo sich diverse Storystränge gegenseitig hochschaukeln. Zum einen herrscht unter den Gangstern Uneinigkeit und man versucht sich gegenseitig zu hintergehen. Zum anderen versucht Shoes, sich zu befreien. Und last but not least eilt auch Chili herbei, um seinen Anteil von der Beute einzufordern, Shoes zu retten und die Gangster kalt zu stellen.
Und das funktioniert prächtig, ist flott umgesetzt und mit richtig spannenden Momenten durchsetzt. Etwa wenn Chili seinen Buddy Shoes mittels Walkie Talkie durch die Gegnerhorden lotst bzw. ihm Tipps gibt, wie er wen ausschalten soll. Regisseur Donovan Marsh würzt das mit entfesselten, äußerst wilden Kamerafahrten und teils sehr schrägen Perspektiven. Der Gewaltgrad bleibt durchweg beachtlich, ohne jedoch in Blut und Gekröse zu ersaufen. Leider gibt es keine überstilisierten Shootouts mehr zu betrachten, beharkt man sich auf dem Fabrikgelände doch eher bodenständig und auf eine physische Art und Weise. So sterben mehr Bäddies aufgrund der Folgen tiefer Stürze anstelle an Bleivergiftung.
Was durch die Bank gefällt, ist die sehr dynamische Inszenierung von „Con Game“. Marsh entfesselt immer mal wieder die Kamera und versucht auch dem Billiglook der eingesetzten Digitaltechnik entgegen zu wirken, indem er mit starken Farbfiltern arbeitet. Dabei herrschen vor allem Sepiafarben vor, was gut zur Atmosphäre des Filmes passt. Ein kleines Highlight ist der im Stil einer Pixilation animierte Vorspann. Die Musik rekrutiert sich aus einem passenden, leider recht unauffälligen Score und diversen Rapsongs des im Film als Skroef agierenden Musikers Israel Makoe. Dieser fällt wie seine Kollegen nicht gerade durch feinsinniges Spiel aus. Im Gegenteil: Die grob gezeichneten Figuren werden genauso gespielt. Overacting ist ebenso zu finden wie Momente, in denen die Darsteller extrem unbedarft wirken. Zumindest funktionieren die Darsteller von Chili (S’Dumo Mtshali) und Shoes (Presley Chweneyagae) ziemlich gut.
Ansonsten ist es ein Stück weit schade, wie wenig Südafrika und seine Landschaften Eingang in den Film finden. Dieser spielt sich weitestgehend auf dem Fabrikgelände ab, das wenig reizvoll rüberkommt. Interessant sind immer mal wieder auftauchende kleine, sozialkritische Spitzen gegen das System, das in Südafrika die Fäden der Macht in den Händen hält. Unterm Strich bleibt für mein Dafürhalten eine solide in Szene gesetzte, nicht immer stilsichere Variation von „Reservoir Dogs“ bzw „City on Fire“, die ihren Vorbildern Ehre erweist, ohne sie 1:1 zu kopieren, und erst im letzten Drittel so richtig rund läuft, dann aber prächtig funktioniert!
Die deutsche DVD/Blu-ray zum Film erscheint am 4. November 2014 von dem Label „Pandastorm Pictures“ und ist mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright aller Filmbilder/Label: Pandastorm Pictures__Freigabe: ab 18_Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |