Originaltitel: Contamination__Herstellungsland: Russland, USA__Erscheinungsjahr: 2008__Regie: Rodion Nahapetov__Darsteller: Karen Black, Ilya Blednyy, Xenia Buravsky, Rodion Nahapetov, Eric Roberts, Andrey Smolyakov, Irina Stemer u.a. |
Es gibt Stoffe, die müssen einfach in einen Film gegossen werden. Dachte sich auch der Filmemacher Rodion Nahapetov und übernahm für eine von ihm erdachte Geschichte alle Schlüsselpositionen, um seinen Traum wahr werden zu lassen. Als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Hauptdarsteller stemmte er „Contamination“… und hätte es mal lieber gelassen.
Vasily wird auf seinem Heimweg von der Grundschule, in der er unterrichtet, Zeuge, wie ein russischer Oligarch umgenietet wird. Er selbst wird mit seinem Drahtesel von einer Explosion weggeschleudert und bleibt ohnmächtig am Tatort zurück. Natürlich hat die Polizei ihn sofort im Verdacht. Zumal Vasily zu jener Sorte Mensch gehört, die es versteht, sich mit jedem Wort weiter in die Scheiße zu reiten. Vasily ist auf Oligarchen nämlich gar nicht gut zu sprechen und lässt seinem Hass auf der Wache freien Lauf.
Seine aus den USA herbeizitierte einzige Angehörige, seine Tochter Irina, hört daraufhin auf ihren windigen Anwalt. Der rät ihr, ihren Vater für unzurechnungsfähig erklären zu lassen. Ein Arzt, der mitzieht, ist schnell gefunden. Der erklärt Vasily für schizophren, woraufhin der einer langen Haftstrafe entgeht. Zur Wahrung des Anscheins will der Arzt Vasily noch ein wenig in seiner Klinik behalten. Nach wenigen Monaten, so verspricht er Irina, wolle er ihren Vater wieder in die Freiheit entlassen.
Während Irina in den USA heiratet und ihr Leben lebt, benutzt der Arzt Vasily für höchst zwielichtige Experimente. Sein Ziel: Er will Vasily und andere Patienten seiner Klinik genetisch neu programmieren.
Mad-Scientist-Stuss mit Eric Roberts
Es dauert eine ganze Weile, bis „Contamination“ seinen Mad-Scientist-Ansatz endlich aus dem Ärmel zaubert. Leider wird der bis dahin stocksteif und öde erzählte Thriller daraufhin keinen Deut besser, nur abstruser. Was auch das „Basierend auf einer grausamen wahren Geschichte“-Gefasel des deutschen DVD-Artworks zur Farce macht. Spätestens wenn hier Sätze fallen wie: „Ich kann das Gen isolieren, das entscheidet, ob jemand Kommunist oder Kapitalist wird“ schaltet man innerlich komplett ab.
Dazu gesellen sich teils noch dümmere Dialoge als soeben genannte Zeile, überflüssige Figuren und seltsame Nebenschauplätze. Vollkommen talentbefreite Darsteller sagen stocksteif ihre Dialoge auf und overacten sich größtenteils um Kopf und Kragen. Allen voran ein größerer Name im Cast: Karen Black („Die Hyänen“). Der ehemalige Kinostar lässt einem mit seinem überspannten Spiel bei jedem Auftritt die Haare zu Berge stehen. Zumindest Eric Roberts („The Expendables“) verleiht seiner Figur des Mad Scientists so etwas wie eine charismatische Aura. Und er wurde von Nahapetov sehr oft vor die Kamera gezerrt. Kein Vergleich zu den heutigen Zwei- bis Dreiminutenauftritten des Dauerfilmers. Dass er als russischer Arzt mit Namen Dimitry fehlbesetzt wie irgendwas wirkt – who cares?
Gedreht wurde „Contamination“ in Moskau. Wobei man von der Metropole nicht viel zu sehen bekommt, wurde doch weit außerhalb gedreht. Die Schauplätze sind extrem abgerissen, die sie in Szene setzende Kameraarbeit ist mit trostlos noch höflich umschrieben. Der müllige Score trägt nicht unbedingt zum Wohlempfinden des Zuschauers bei. Aufwändige Actionszenarios und dergleichen mehr kann man sich getrost abschminken. Es brechen ein paar Schüsse und das einleitende Attentat hat auch eine Explosion zu bieten, viel mehr passiert nicht. Zumindest der Schauplatz des Showdowns hat schon aufgrund seiner bloßen Dimensionierung etwas.
„Contamination“ infiziert einen nicht mit guter Unterhaltung
Der Showdown ist es auch, der dem bräsig und altbacken erzählten, lausig inszenierten, ausnehmend hässlich aussehenden und mies gespielten „Contamination“ so etwas wie eine Daseinsberechtigung gibt. Hier dreht die Handlung dann nämlich vollends hohl und streckt die Fühler überdeutlich in Richtung Exploitation aus. Das lässt für kurze Zeit sogar so etwas wie Interesse beim Zuschauer aufkeimen. Doch letzten Endes weiß Rodion Nahapetov nichts aus den Ansätzen zu machen und beim Zuschauer bleibt final nur eine Frage: Warum musste dieser Stoff noch einmal auf Film gebannt werden?
Die deutsche DVD von „Contamination“ kommt von dem Label Infopictures und ist mit einer irren FSK 18 Freigabe ungeschnitten. Witzig ist das vom Label selbst gebastelte Cover, das mit dem Film nichts zu tun hat und an ein Folterfilmchen denken lässt.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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