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Copshop

Originaltitel: Copshop__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Joe Carnahan__Darsteller: Gerard Butler, Frank Grillo, Alexis Louder, Toby Huss, Chad L. Coleman, Ryan O’Nan, Jose Pablo Cantillo, Kaiwi Lyman, Robert Walker Branchaud, Tracey Bonner, Keith Jardine u.a.
Copshop

In “Copshop” von Joe Carnahan hat es Gerard Butler auf Frank Grillo abgesehen

Nachdem Frank Grillo 2012 noch eine Nebenrolle in „The Grey“ von Joe Carnahan innehatte, wurde der Regisseur und Drehbuchautor zu einem seiner engsten Kooperationspartner: Carnahan gehörte zu den Produzenten von Grillos Netflix-Dokuserie „Fightworld“ und besetzte ihn in Hauptrollen in „Boss Level“ und „Copshop“.

War „Boss Level“ eine bleihaltige Variante des Zeitschleifenfilms mit postmodernen Mätzchen und Videogame-Meta-Anspielungen, ist „Copshop“ klassisch-schnörkellos gehalten, beruft sich auch explizit auf die 1970er: Im Vorspann ertönt Lalo Schiffrins „Dirty Harry 2“-Theme, im Abspann „Freddie’s Dead“ von Curtis Mayfield aus „Superfly“, zusätzlich stimmt eine Figur den Mayfield-Song auch noch im Film an. Die Titelgestaltung erfolgt ebenfalls im Seventies-Style, während man zwei der Hauptfiguren kennenlernt: Polizistin Valerie Young (Alexis Louder) hat ein Faible für klassische Revolver und zieht diese gern im Stil eines Clint-Eastwood-Gunslingers, der halbseidene Theodore ‘Teddy‘ Muretto (Frank Grillo) baut derweil in einem zusammengeschossenen Polizeiwagen einen Unfall und flieht zu Fuß weiter.

Bei einer Massenschlägerei, die Valerie schlichten soll, kommt es zur Begegnung der beiden, denn Teddy verpasst der Gesetzeshüterin einen Faustschlag und wird verhaftet. Bald merkt man jedoch, dass der geheimnisvolle Fremde sich mit Absicht verhaften ließ. Kurz darauf wird nämlich ein vermeintlich sturzbetrunkener Randalierer eingeliefert, der in der Zelle jedoch schlagartig wieder nüchtern wird. Robert ‘Bob‘ Viddick (Gerard Butler), der sich ebenso schnell als Verfolger Teddys zu erkennen gibt.

Während Jäger und Beute vorerst in unterschiedlichen Zellen voneinander getrennt sind und das Personal der nicht um den Zwist der beiden weiß, ziehen am Horizont weitere Gefahren. Denn nicht nur Bob, sondern auch der psychopathische Anthony ‘Tony‘ Lamb (Toby Huss) hat es auf die Teddy abgesehen…

httpv://www.youtube.com/watch?v=ezHiQwwzEjU

Seventies-Style, eine einsame Polizeistation, deren kleine Crew unter Feuer gerät, wechselnde Allianzen zwischen Polizisten und Gefangenen – es ist offensichtlich, dass „Assault on Precinct 13“ von John Carpenter ein großer Ideengeber für „Copshop“ war. Nur dass anstelle einer riesigen gesichtslosen Horde nur wenige Angreifer attackieren, vor allem Anthony, der allerdings verrückt wie drei Straßengangs ist. Passend dazu orientiert sich Carnahan als Regisseur und Co-Autor des Films auch an der Schnörkellosigkeit und bewussten Kargheit seiner Vorbilder, kondensiert seinen Film auf wenige Figuren, größtenteils einen Schauplatz und eine übersichtliche Handlung. Das Problem dabei: „Copshop“ vertraut seinem eigenen Rezept nicht, scheint die Annäherung an das referenzierte Jahrzehnt lieber im Umweg über das Kino von Seventies-Fan Quentin Tarantino zu versuchen. Also sind die Figuren etwas durchgeknallter als in den Vorbildern, allen voran Psychopath Anthony, und man arbeitet mit Rückblenden und Andeutungen, um die Vor- und Hintergrundgeschichten der Figuren länger spannend zu halten.

Dummerweise erweist sich das als Bluff. Jede Figur ist eigentlich genau der- oder diejenige, als der oder die sie eingeführt wird, große Überraschungen bleiben aus. Teddy wird halt von der Mafia gejagt, die ihn tot sehen will, Bob und Anthony sind Hitmen unterschiedlicher Natur und Wesensart. Sicherlich steckt Spannungspotential in der Frage, wem Valerie in der Not eher trauen, Bob oder Teddy, und in Details, etwa darin, dass offengehalten wird, ob Teddys Familie noch am Leben ist oder nicht. Doch „Copshop“ suggeriert stets, dass da noch mehr kommt, dass entscheidende Puzzleteile fehlen und die große Enthüllung, der große Wow-Effekt noch bevorsteht, weshalb es dann enttäuschend ist, wenn sich die ganze Veranstaltung, die mit 107 Minuten Laufzeit für das Erzählte etwas großzügig bemessen ist, doch als verhältnismäßig simple Angelegenheit entpuppt.

Dabei nutzt „Copshop“ das Potential seines Stoffs phasenweise gut aus. Da gibt es einen Cop in der Bredouille, von dem man nicht weiß, ob und in welchem Umfang er seine Kameraden verraten wird, um die eigenen Probleme zu lösen. Da gibt es Katz-und-Maus-Spiele in dem Revier, dessen Geographie der Film durch seine Kameraführung und Rauminszenierung gut zu vermitteln weiß. Da gibt es Anflüge von schwarzem Humor, wenn etwa ein besoffener Rowdy glaubt, dass er den in der gleichen Zelle sitzenden Bob zur Minna machen kann und schmerzhaft eines Besseren belehrt wird, als er den Killer provoziert. Auch Anthony sorgt mit seiner durchgeknallten Art, die irgendwo zwischen Mr. Blonde aus „Reservoir Dogs“ und Miguel Bain aus „Assassins“ liegt, auf makabre Weise für Humoreinlagen.

Angesichts des überschaubaren Figureninventars fallen auch die Actioneinlagen kleiner skaliert aus, zumal ein Großteil der Belegschaft auf einen Rutsch draufgeht, wenn es Anthony das Revier erstmals betritt. Die gezeigten Fäusteleien und Shoot-Outs können sich aber sehen lassen, gerade wenn der Privatkrieg der Cops, Killer und Knastvögel sich gegen Ende zu einem Last (Wo)Man Standing mausert, in dem man mit blauen Bohnen und schlauen Tricks gegeneinander vorgeht, während das Revier immer mehr zum brennenden Trümmerhaufen wird. Dass „Copshop“ dabei auf die ganz großen Schauwerte verzichtet und auch in seiner Action etwas bodenständiger ist, passt zum Seventies-Geist des Films, allerdings kommt der Krawall nicht über den Status guter Handarbeit hinaus – da hatten manche Vorbilder memorablere Fights und Ballereien zu bieten.

Mit Frank Grillo („Jiu Jitsu“) und Gerard Butler („Greenland“) mischen zwei Vorzeigedarsteller für kernige Kerls mit, wobei vor allem Butler als abgeklärter Profi so richtig die Sau rauslassen kann und den Film beinahe an sich reißt. Grillo präsentiert sich für seine Verhältnisse überraschend wenig markig: Sein Teddy ist ein Trickser, ein Hustler, der durchaus zur Waffe greifen kann, aber genauso gerne Konfrontationen aus dem Weg geht, mit List oder Auswegen zu seinem Ziel kommen möchte, bisweilen sogar regelrecht feige erscheint. Toby Huss („City of Lies“) dreht als Psycho-Hitman völlig frei und überträgt den Spaß an der Rolle auch auf das Publikum, während Alexis Louder („The Tomorrow War“) als weibliche Protagonistin mit im Testosteron ihren Mann bzw. eher ihre Frau zu stehen weiß und neben den ganzen Alpha-Männchen nicht untergeht, sondern Akzente zu setzen weiß.

So bleibt „Copshop“ eine durchwachsene Erfahrung, bei der sich Licht und Schatten weitestgehend ausgleichen. Die Besetzung ist stark, die Action brauchbar und als Hommage an das schnörkellose Genrekino der 1970er funktioniert Carnahans Film phasenweise recht gut, allerdings ist das Ganze auch überlang und gibt sich komplexer als es letztendlich ist, was zu storytechnischen Enttäuschungen in der zweiten Hälfte führt, wenn sich „Copshop“ dann nicht nur als schnörkellos, sondern bisweilen auch als unterkomplex entpuppt.

In Deutschland hat sich Netflix die Rechte an „Copshop“ gesichert und bietet ihn als Stream an. Eine FSK-Prüfung gab es nicht, Netflix empfiehlt ihn ab 16 Jahren.

© Nils Bothmann (McClane)

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