Originaltitel: Corbin Nash__Herstellungsland: USA/Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Ben Jagger__Darsteller: Corey Feldman, Dean Jagger, Malcolm McDowell, Rutger Hauer, Bruce Davison, Richard Wagner, Fernanda Romero, Patrick Brennan, Chris Pardal u.a. |
Mit Fäusten oder Knarren gegen die Untoten: Alle paar Jahre packt ein Action-Horror-Mix die Geschichte vom gestählten Vampirjäger aus, am prominentesten vertreten natürlich von „Blade“ und der TV-Serie „Buffy – Im Bann der Dämonen“. Ben Jagger („The Paddy Lincoln Gang“) versuchte es 2018 mit „Corbin Nash“.
Der liegt budgetmäßig dann eher im Bereich des Don-Wilson-Reißers „Blood Hunter“. Titelheld ist der Polizist Corbin Nash (Dean Jagger), der zu Beginn des Films erst einmal reichlich zerpflückt hinter einem Stripclub abgeladen wird, wo die exotische Tänzerin Macy (Fernanda Romero) den gepeinigten Heroen aufsammelt und zu sich nach Hause bringt. „Corbin Nash“ ist nämlich achronologisch erzählt, springt auf den Zeitebenen mehrfach hin und her, doch leider erweist sich die Erzählweise als pures Gimmick – spannender macht es den Film nicht, zumal mancher Zeitsprung inszenatorisch eher unsauber gemacht ist.
Wir erfahren durch diese Rückblendenstruktur, dass der frühere Waisenjunge Nash der Prototyp der knallharten Bullen ist, der bedauert, dass er Serienvergewaltiger nicht einfach abknallt, weil diese vor Gericht zu gut davonkommen. Als ihm ein geheimnisvoller Fremder (Rutger Hauer) nachts in einer Bar erzählt, dass Nashs gemeuchelte Eltern eigentlich Vampirjäger waren und er einer entsprechenden Dynastie entstammt, glaubt er dem alten Mann kein Wort, aber das gehört ja zum Genre dazu. Der Fremde ist das Pendant zu Giles aus „Buffy“ und Whistler aus „Blade“, wenngleich diese Funktion teilweise noch von einem blinden Straßenpropheten (Malcolm McDowell) übernommen wird, der dramaturgisch etwas unmotiviert durch die Straßen stakst. Aber so hat man halt Beschäftigung für gleich zwei alte B-Stars, auch wenn eine Rolle reichen würde.
Jedenfalls hätte Nash mal besser auf seine beiden Erklärbären gehört, als er nach Entführern fahndet, die sich als Vampire herausstellen: Queeny (Corey Feldman) und Vince (Richard Wagner). Die beiden überwältigen Nash und seinen Partner und kidnappen ersteren, worauf diesem eine Tortur bevorsteht…
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Der charismatische Rutger Hauer, der auch schon in der Kinoversion von „Buffy“ (als Obervampir) mitspielte, und der salbadernde Malcolm McDowell („31“) waren wohl nur für wenige Tage am Set, konnten dem Film aber so ihre großen Namen leihen. Hauer, in einer seiner letzten Rollen, macht das mit Ausdrucksstärke und Gravitas, während McDowell immer etwas verschenkt wirkt. Wesentlich mehr Screentime hat Corey Feldman („Bordello of Blood“), der zwar sichtlich vom Leben gezeichnet ist, aber genau das sehr stark in die Rolle des Vampir-Transvestiten Queeny legt, der seinen Welt- und vor allem Frauenhass in seinen Bluttaten auslebt, dabei nach Bestätigung sucht und in seinem Partner und Lover Halt findet. Den Gegenpart spielt Richard Wagner („Occupation: Hollywood“) eher mittelprächtig, ähnlich wie Fernanda Romero („400 Days – The Last Mission“) das Love Interest. Als Held tritt Dean Jagger („Scorched Earth“) in Erscheinung, der durchaus B-Star-Potential hat, aber noch an Charisma und Schauspiel etwas arbeiten muss: Sein Aggro-Mucki-Held ist einer unter vielen.
Aber vielleicht kann er die Figur ja noch ausbauen, denn „Corbin Nash“ legt es sehr eindeutig auf ein Sequel an. Ein Vampirmeister ist kurz im Halbdunkel zu sehen, Nashs Eltern hat er auch gemeuchelt, aber er ist einzig allein zum Anteasern einer Fortsetzung da. Auch die ellenlangen, gelegentlich etwas schwülstigen Monologe des blinden Propheten erzählen von einer Vampir-Untergrundgesellschaft, von der man hier nur einen ganz kleinen Teil sieht. Was auch am Budget liegen dürfte, denn das war sichtlich klein. Die CGI-Tricks (etwa bei Pfählungen) sind doch recht billig, an anderen Stellen sind die Darsteller erkennbar vor irgendwelche Hintergründe kopiert worden und ansonsten hält „Corbin Nash“ sich an wenigen Locations auf und beschäftigt nur wenige Darsteller. Damit man bei solchen Voraussetzungen auf Spielfilmlänge kommt, müssen dann oft auch längere, ausgewalzte und nicht immer gut geschriebene Dialoge stattfinden, etwa zwischen Nash und seinem Partner – gerade letztere Figur hätte man bequem streichen können, da dessen Szenen meist eh nur Füllcharakter haben.
So sind die Schauwerte eh dünn gesät. Aber sie sind vorhanden. Denn zum Glück für den Actionfan betreiben die Vampire in ihrem Kerker Untergrundfights, bei denen Menschen aufeinandergehetzt werden, ehe der Verlierer zum Dinner wird. Drei Stück bestreitet Nash, außerdem langt er im Showdown noch einmal zu, was für okaye Action sorgt, die brauchbar choreographiert ist, aber unter dem suboptimalen Schnitt durch Matt Michael („Bats 2 – Blutige Ernte“) und Kevin Armstrong („Chosen“) leidet. Außerdem muss man sich fragen, warum Queeny und Vince in ihrem Domizil eine Handvoll Wachen beschäftigen, aber für alle anderen Handlangerarbeiten immer selbst ausrücken. Aber nach Logik fragt man hier an mancher Stelle besser nicht.
Ansonsten passiert in der dialoglastigen Handlung genau das, was auch in den Vorbildern passiert, an mancher Stelle sogar deutlich nachgestellt aus „Blade“ und Co., wobei der Lucy-Liu-Vampirfilm „Rise: Blood Hunter“ am ehesten mit „Corbin Nash“ zu vergleichen ist. Im Gegensatz zu „Rise“ kann „Corbin Nash“ noch weniger Production Values und Schauspieltalent aufbieten, kommt aber deutlich mehr auf den Punkt. Noch dazu hat der Film auch einige schicke Ideen. Etwa der Untergrund-Boxring, dessen Seile aus Stacheldraht sind und dessen Fußbodenbelag aus zusammengenähter Menschenhaut besteht. Oder die Szene in der Queeny Macys Arschloch von einem Ex-Freund wie eine Handpuppe benutzt. Oder das Noir-Flair, das er mit seiner Nachtwelt voller verlorener Seelen auszustrahlen weiß. Oder die Tatsache, dass man aus den schwulen Vampirantagonisten keine peinlichen Schießbudenfiguren macht.
Insofern ist „Corbin Nash“ kein neuer Stern am Himmel des B-Films: Zu viele Längen, mäßige Dialoge, durchwachsene Schauspielleistungen und eine Handlung aus dem Setzbaukasten sprechen da eine eigene Sprache. Aber manche Schauwerte sind gemessen am Budget ganz nett und manche stilistische und schreiberische Idee verfängt – bei einem möglichen Sequel könnte man darauf aufbauen und an den Schwächen arbeiten.
„Corbin Nash“ wird derzeit von CLA – Content Lizenz Agentur als Stream in Deutschland vertrieben, ungekürzt freigegeben ab 18 Jahren und sowohl in deutscher Synchro als auch im Originalton erhält. Außerdem veröffentlicht Fokus Media den Film als Mediabook mit DVD und Blu-Ray in der Schweiz.
© Nils Bothmann (McClane)
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