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Corrupt – Der Rächer der Bronx

Originaltitel: Corrupt__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1999__Regie: Albert Pyun__Darsteller: Silkk Tha Shocker, Ice-T, Tarsha Nicole Jones, Ernie Hudson Jr., Karen Dyer, T.J. Storm, Tahitia Hicks, Taylor Scott, Jahi J.J. Zuri, Romany Malco, Vincent Klyn u.a.
Corrupt - Der Rächer der Bronx

Ein Gangsta-Film von Albert Pyun: “Corrupt”

In den späten 1990ern und frühen 2000er waren Hip-Hopper und Gangsta-Rapper nicht nur zunehmend vom Mainstream entdeckt worden, sondern auch als Actiondarsteller setzte man die tatsächlichen und vermeintlichen harten Jungs gerne ein. Während der Mainstream dabei Werke wie „Romeo Must Die“ und „Cradle 2 the Grave“ fabrizierte, kurbelte Albert Pyun („The Interrogation of Cheryl Cooper“) in schneller Folge mehrere Billigheimer mit Rappern herunter, darunter auch „Corrupt“.

Der deutsche Untertitel „Der Rächer der Bronx“ ist schon das erste Rätsel des Films, denn Corrupt (Ice-T) ist in erster Linie ein Kingpin, der flott die Macht in der Hood übernimmt und dabei so kreative Methoden anwendet wie sich selbst anzuzünden, genug feuerfeste Unterwäsche dabei anzuziehen und stattdessen einen nahestehenden Konkurrenten so zu verbrutzeln – alles mit übelstem Billig-CGI gemacht, das ist klar. Denn auch die im deutschen Untertitel genannte Bronx befindet sich in Bratislava und sieht nach Bratislava aus, da bringen ein paar hilflos eingefügte Stock-Footage-Aufnahmen der echten Bronx auch nichts mehr. Jedenfalls wird Corrupt dank Konkurrentenbeseitigung zur tonangebenden Kraft im Viertel und seine einzige Schwäche ist wohl die, dass er nicht über die Trennung von Jodi (Karen Dyer) hinwegkam, die ihm in der Auftaktszene den Laufpass gibt.

Jahre später ist Corrupt also der Big Man und Jodis Bruder M.J. (Silkk Tha Shocker) hat eine unglaubliche geile Idee: Er und seine Kumpels beklauen Corrupt. Der findet das natürlich nicht so geil und stellt die Hood auf den Kopf auf der Suche nach den Übeltätern…

Die Prämisse ist eh schon kalter Gangsta-Kaffee, aber es bleibt auch bei der Prämisse, denn von einem Plot oder einer Handlung ist im Folgenden kaum etwas zu erkennen. Folgerichtig läuft „Corrupt“ auch nur etwas länger als eine Stunde, aber selbst die zieht sich noch ins Unermessliche, da der Film quasi nur aus Füllszenen besteht. Corrupt jagt Silkk, der versteckt sich und mittendrin steckt Jodi, die natürlich dem ältesten Klischee folgend überlegt zu Corrupt zurück zu gehen, damit der den Bro doch am Leben lässt – warum man das angesichts der Blitzbirnigkeit des kleinen Dummbrots tun sollte, ist eine Frage, die man besser nicht stellt.

Gut, Fragen stellen an diesen Film, das ist eh schon eine Sache. Fängt man einmal damit an, hört man gar nicht mehr auf. Dachte irgendwer, der nur halbwegs bei Verstand war, dass man paar Industrieruinen im Ostblock wirklich glaubwürdig als Bronx verkaufen kann? Sollte die Zielgruppe dem Film wirklich abkaufen, dass Gangsta am liebsten auf BMX-Rädern und klapprigen Motorrädern durch die Gegend schraddeln? Ist es als Hommage an Ice-Ts größten Filmhit „New Jack City“ gedacht, wenn sich die ehrlichen Leute in der Bronx am Ende am Fall des Gangsters erfreuen? Warum muss Ice-Ts Song „I Always Wanna Be a Ho“ so oft gespielt werden, bis dem Zuschauer die Ohren bluten? Was hat diese ewig lange, für den Rest vom Film in keinster Weise von Belang seiende Szene in „Corrupt“ zu suchen, in der Pyun-Spezi Vincent Klyn („Cyborg Warriors“) als Penner im Diner vor sich hin labert?

Aber „Corrupt“ besteht eigentlich nur aus derartigen Füllszenen, die das Teil über die Ziellinie bringen sollen, während augenscheinlich weder Budget noch Drehbuch vorhanden waren. Dementsprechend billig sieht Pyuns Machwerk mit seinen schabbeligen Bildern im Homevideo-Look aus. Die wenige Action in dem Film passt sich an das Nullniveau an: Unübersichtliche Ballereien, denen man problemlos ansieht und -hört, dass sich da nur ein paar Laiendarsteller mit Platzpatronen (oder Knallplättchen aus dem Karnevalsladen) beharken, ohne jeden Flow gefilmt, amateurhaft zusammengeschnitten. Zumal sich fast alles davon auf das obligatorische Abräumen am Ende konzentriert, während vorher nur ein paar Morde und ultrakurze Schusswechsel zu sehen sind.

So ist es fast schon vermessen dieses Gangsterfilmchen dem Actiongenre zuordnen zu wollen, aber „Corrupt“ ist fast schon eine Art Nichtfilm, denn er bedient nicht nur kein Genre so wirklich, er ist auch in jeder Hinsicht so umgesetzt, dass es fast schon an Arbeitsverweigerung grenzt. Zu Pyuns fast nicht vorhandener Regieleistung kommt Laienschauspiel, für das selbst die Klasse 3C der örtlichen Grundschule von der Bühne gebuht würde, mit Talentwüste Silkk Tha Shocker („Undisputed“) als besonders schlimmen Fanal im Mittelpunkt des Films. Beim Rest vom Fest, der sich größtenteils aus Hip-Hop-Stars und -Sternchen der zweiten bis dritten Garnitur zusammensetzt, sieht es kaum besser aus. Trotzdem wird jeder im Abspann noch mal einzeln genannt, selbst wenn er nur in drei Szenen am Rande steht, damit man ansatzweise auf Spielfilmlänge kommt. So kommt Ice-T („Stealth Fighter“) quasi schon durch Ausschluss als bester Darsteller aus der Sache heraus, aber auch nur, weil der Mann das dauernde Angepisstgucken mit einem Minimum an Schauspieltalent vollbringt.

Mit Werken wie „Das Alien vom Highway“ und „Nemesis 4“ gehört „Corrupt“ selbst in Albert Pyuns mit durchwachsen noch nett beschriebener Filmographie zum absoluten Bodensatz. Filmisch eine Frechheit, ohne erkennbare Handlung, bärig schlecht gespielt und selbst in seinen dürftigen Krawallszenen so derbe langweilig, dass es fast schon wieder eine Leistung ist. Aber nur fast.

In Deutschland gibt es DVD-Auflagen von WGF/SchröderMedia und HMF Entertainment/United Video. Beide sind ungekürzt ab 16 und liefern als Bonus einen Audiokommentar, in dem Hauptdarsteller Ice-T selbst über die Schlechtheit des Films herzieht.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: WGF/SchröderMedia/HMF Entertainment/United Video__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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