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Countdown

Originaltitel: Countdown aka 6:42__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2016__Regie: John Stockwell__Darsteller: Nick Nemeth aka Dolph Ziggler, Katharine Isabelle, Glenn Jacobs aka Kane, Andre Tricoteux, Jennifer Cheon, Catherine Lough Haggquist, Michael Kopsa, Josh Blacker, Alan O’Silva, Bruce Blain u.a.
Countdown

WWE Superstar Dolph Ziggler versucht ein Bombenattentat zu verhindern: „Countdown“.

Nicholas Theodore Nemeth alias Dolph Ziggler alias The Show Off, wie er sich selbst gerne nennt, ist ein weiterer Superstar der WWE, mit dem die Wrestling Liga offenbar Großes vorhat. Also spendierte sie auch ihm einen eigenen Film. Der hört auf den Titel „Countdown“, schart eine ganze Kolonne weiterer WWE-Stars um Ziggler und zeigt, dass dieser als Actionheld gar keine so schlechte Figur macht. Leider taugt der Film drumherum nicht viel…

Dieser erzählt von dem knallharten und einzelgängerischen Cop Ray. Der wird suspendiert, als er einem Kollegen bei einem Undercover-Fall mal eben anschießt, um seine eigene Tarnung aufrecht zu erhalten. Zwar hat der Kollege eine Weste an, ist von dem Vorfall aber freilich alles andere als erfreut. Ray kann das gar nicht verstehen. Immerhin hat sein Einsatz 200 illegale Waffen von den Straßen entfernt… Seine Marke und seine Waffe ist er dennoch los.

Just in dem Moment, als er das Revier verlassen will, erhält er zum wiederholten Male einen ganz besonderen Brief: In diesem fordert irgendein Typ von der Stadt Seattle zwei Millionen Dollar. Doch Ray gibt darauf nichts und verabschiedet sich vom aktiven Dienst. Als seine Kollegen den Brief untersuchen, finden sie einen Hinweis auf eine geheime, passwortgeschützte Webseite. Da Ray immer der Adressat der Briefe war, wird er umgehend hinzugezogen, in der Hoffnung, dass er das Passwort kennt. Freilich ist dem so.

Es startet ein Stream, der verkündet, dass ein Junge an eine gigantische Bombe gefesselt sei, die innerhalb weniger Stunden explodieren werde, wenn die geforderten zwei Millionen nicht gezahlt würden. Die Stadt Seattle beschließt, das Lösegeld zu zahlen, doch die Übergabe geht total schief. Der Erpresser stirbt, bevor er irgendwas darüber sagen kann, wo er den Jungen mit der Bombe versteckt hält. Ray ist sofort angefixt und beginnt nachzuforschen. Bald muss er bemerken, dass der Ursprung dieses Verbrechens in seiner eigenen Vergangenheit liegt…

httpv://www.youtube.com/watch?v=I4vXH2T_AmU

Die Story von „Countdown“ könnte generischer kaum sein: Da wäre der Einzelgänger-Cop, der auf alle scheißt. Die ihm angehangene interne Untersuchung. Die Suspendierung, die den Cop freilich nicht aufhält, nachzuforschen. Bla, bla, bla. Riesige Logiklöcher inklusive. Was hätte der Erpresser beispielsweise getan, wäre der Brief im Müll gelandet? Was wäre, wenn die Cops erst einen Tag später die geheime Webseite gefunden hätten? Oder wenn Ray nicht auf das Passwort gekommen wäre? Die ganze Aktion wäre sinnlos verpufft.

Und im Grunde tut sie das dann auch, denn – und das ist so ziemlich die einzige Überraschung in „Countdown“ – der Oberbösewicht wird schon nach 25 Minuten Film mit einem Kopfschuss von unserem Helden hingerichtet. Die Suche nach der Bombe soll fortan den Film am Laufen halten und zwielichtige Russen müssen die Bösewichter geben. Leider klappt beides nicht so wirklich. Vor allem fehlt einfach ein klarer Antipode. Ein Endgegner. Ein fieser Wicht, der zudem die für Ray persönliche Note des Falles hätte anheizen können.

So wird die Story über weite Teile nur über Freund Zufall am Leben gehalten. Den Rest der Zeit marschiert Ray in irgendwelche russischen Konsulate ein und bringt dortige Diplomaten zum Bluten. Oder er schaut in Tattoo-Shops vorbei und haut diese grundlos kurz und klein. Nebenbei gibt’s noch sexistische Statements für seine „Partnerin in Crime“ Julia Baker. Die ist eigentlich eine Beamtin, die Rays rüde Methoden überprüfen soll, aber schnell erkennt, dass er der Einzige ist, der den Jungen retten und die Explosion verhindern kann.

Gegeben wird Julia von Katharine Isabelle („Torment“), die von Regisseur John Stockwell („In the Blood“) seltsam asexuell (wie auch immer er das geschafft hat) und äußerst unvorteilhaft in Szene gesetzt wird. Das geht soweit, dass zwischen ihr und Ziggler nicht einmal ansatzweise so etwas wie eine Romanze angedeutet wird, was aufgrund der nicht vorhandenen Chemie auch extrem lachhaft gewesen wäre. Wirklich überzeugend spielen mag sie in „Countdown“ leider auch nicht und wirkt schlichtweg fehlbesetzt. Ziggler dagegen müht sich redlich. Irgendwo zwischen Sonnyboy und Tough Guy rangierend macht er als dampfplaudernder Cop mit defekter Impulskontrolle Spaß und spielt locker und relaxed auf. Mit Kane („See no Evil“) darf man noch einen weiteren WWE-Superstar in einer Hauptrolle erleben. Er gibt den Chef von Ray und wirkt dabei einfach nur megasteif und verloren.

Inszenatorisch ist „Countdown“ ein zweischneidiges Schwert. John Stockwell müht sich, dem Film einen coolen Look zu verpassen: Drohnen-Kameraflüge, lange Kamerafahrten und eine allgemein solide Optik stehen dabei auf der Habenseite von „Countdown“. Leider durften die Kameras nur in weitgehend total abgerissenen Bezirken Seattles aufgestellt werden. „Countdown“ wirkt dadurch teilweise megabillig und liegt ab und an sogar deutlich unter gewohntem DTV-Niveau. Weitere Problemherde sind der lärmige und extrem aufdringliche Soundtrack und eine peinliche CGI-Explosion, die uns als Big-Bang verkauft werden soll.

Und die Action? Ach fragt nicht. Dolph Ziggler darf vielleicht dreimal richtig austeilen. Dabei kann er mit seinem Superkick sogar einen seiner Signature Moves rausholen und ordentlich choreografiert hinlangen, aber viel mehr Aufregendes hat „Countdown“ nicht zu bieten. Es wird mal kurz geballert, Ziggler darf sich abseilen (Was uns der Film als Spannungsspitze verkaufen will.) und ja, das war es dann auch schon.

In der Folge gibt es dann sogar Momente, in denen Stockwell seinen Film an einen Schauplatz bugsiert, wo mühelos ein grandioser Showdown hätte steigen können. Doch dann fällt dem Zuschauer direkt ein: Showdown? Mit wem denn? Und folgerichtig fahren Ray und Julia dann auch einfach unverrichteter Dinge von dem coolen Betriebsgelände weg. Um dem Actionfan nicht zu sehr das Herz bluten zu lassen, stemmt Stockwell direkt im Anschluss eine Autoverfolgungsjagd, die dermaßen höhepunktlos abgespult wird, dass er sich schon fragen lassen muss, warum der gesamte 15minütige Abschnitt nicht auf dem Boden des Schneideraumes gelandet ist.

Was am Ende bleibt, ist die Erkenntnis, dass es toll gewesen wäre, wenn das allgemeine Gemaule über den „Countdown“-Trailer wirklich seine Berechtigung gehabt hätte. Wenn „Countdown“ also wirklich „nur“ ein „Sudden Death“-Plagiat geworden wäre, bei dem man das Eishockeyspiel gegen ein WWE-Event ausgetauscht hat. Doch dieses Storysegment nimmt kaum mehr als zehn Minuten des Filmes ein. Man sieht hierbei ein paar nette Bilder von vor und hinter den Kulissen. Zudem latschen aktuelle Stars wie Dean Ambrose („Zwölf Runden 3: Lockdown“), The New Day, The Lucha Dragons, The Ascension oder Brock Lesnar (Stock Footage von einem Pay-TV-Event. Unglaublich, aber wahr!) durchs Bild. Das macht „Countdown“ zum ersten Spielfilm, der Live-Event-Bilder von der WWE enthält. Immerhin eine Premiere. Doch mehr als ein geiler Gag zu der während den Dreharbeiten aktuellen „Rusev-Lana-Dolph Ziggler“-Storyline bleibt dabei nicht hängen. Wodurch die WWE-Szenerie nicht mehr als ein Gimmick ist.

Statt „Stirb Langsam“/„Sudden Death“ in der WWE-Halle bekommt man also einen langweiligen Thriller, dessen Drehbuch diverse dumme Entscheidungen trifft, die sich verheerend auf die Spannungskurve auswirken. Im Grunde kann nur die geile Performance von Dolph Ziggler überzeugen, der seinen Helden wie einen 80er Jahre Asskicker anlegt. Mit allem, was dazu gehört. Wie die finale „das größte Arschloch aus den eigenen Reihen bekommt amtlich eine gezimmert“-Szene, nach der der Held in Zeitlupe auf die Kamera zuläuft und hinter den Credits verschwindet. Hätte der Held nun vor dieser Szene noch 60 Lumpen gekillt und den Sidekick genagelt, „Countdown“ hätte böse gerockt. Aber: Hätte, hätte, Fahrradkette…

Über eine deutsche VÖ ist mir bislang nicht bekannt. In den USA erschien eine DVD von dem Label Lionsgate, die mit einem R-Rating uncut daherkommt und auch zwei kleinere Featurettes zum Film an Bord hat.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label der US-VÖ: Lionsgate__Freigabe: R-Rated__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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