Originaltitel: Fan Ji__Herstellungsland: China__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Vincent Zhao__Darsteller: Vincent Zhao, Jiang Yiyi, Isaac Fernandez, Lu Peng, Diego Dati, Myra Mala u.a. |
Das Land Kunlang verfügt über reiche Erdölvorkommen und die Führung will einen Teil meistbietend verhökern. Das schmeckt den Einwohnern des Landes nicht wirklich und so trudeln für den großen Bieter-Event alsbald terroristische Drohungen herein. Entsprechend wird der chinesische Sicherheitsexperte Lu Ziming engagiert, um die Auktion möglichst reibungslos über die Bühne zu bringen.
Als die Feierlichkeiten rund um die Auktion beginnen, läuft Lu Ziming alle Posten ab. Da bricht plötzlich ein Schuss. Der Energieminister von Kunlang bricht tödlich getroffen zusammen. Unvermutet schnell zeigen alle Finger auf Lu Ziming. immerhin kam der Schuss aus seiner Richtung. Der Sicherheitsexperte nutzt einen unübersichtlichen Moment, um zu fliehen.
Im Wald rund um den Veranstaltungsort trifft er eine junge Journalistin, die auf ihrer Kamera den Beweis für Lus Unschuld hat. Gemeinsam mit ihr geht er zum Gegenangriff über.
Schaut in den Actionfilm hinein
Chinesische Action von und mit Vincent Zhao
Vincent Zhao ist eigentlich als Schauspieler in Filmen wie „God of War“ bekannt. Mit „Counter Attack“ lieferte er nun sein Regie-Debüt ab, in dem er zugleich die Hauptrolle des Lu Ziming übernahm. Sein Debüt gibt dem Actionfan direkt zu Beginn einige Kröten zu schlucken. Zunächst fliegt unser Held mit einer Art Jetpack herum und macht Jagd auf einen Drogenboss, der in einem Gummiboot auf dem Meer herum tuckert.
Das sieht im Ergebnis genauso aus, wie es klingt: Schäbig. Und Sinn macht es erst recht nicht. Nach dem Abschuss landet Lu Ziming auf einer Insel, die sogleich von den Gefolgsleuten des Drogenbosses geflutet wird. Im folgenden Geballer gibt es hübsch platzende Bloodpacks, aber auch wirklich cheesy aussehende CGI-Explosionen. Diese sehen nicht nur extrem künstlich aus, sie haben auch keinerlei Druck. Infolgedessen atmet man direkt ein wenig durch, wenn der Opener durchgestanden ist.
Hernach springt der Film zwei Jahre nach vorn und startet seine bei „Shooter“ entlehnte, deutlich weniger komplexe Story, die aus zahlreichen Versatzstücken des Genres besteht. Dabei wirkt der Film immer mal wieder auch so, als sei er sich durchaus bewusst, dass er keine Hochkultur darstellt. Er nimmt sich also selbst gefühlt nicht zu ernst. Blöderweise nimmt er seine Figuren ebenfalls nicht ernst. So ist die Rolle der Journalistin (Jiang Yiyi aus „One More Shot“) das längst zum Klischee erstarrte Abbild einer Damsel in Distress, die sich, so fair muss man sein, im Film allerdings durchaus ein wenig – allerdings arg unglaubwürdig – wandeln darf. Wer sie ist und was sie ausmacht, ist „Counter Attack“ aber rundweg egal.
Der interessiert sich nicht einmal für seinen Helden. Infolgedessen erfährt keine der Figuren im Film irgendeine Vertiefung. Und bis auf „Gerechtigkeit“ und „Mehr Geld“ gibt es auch keine wirklich plausiblen Motive für Gut und Böse. Vincent Zhao ist zumindest physisch sehr präsent und gibt einen ganz okayen Helden ab. Die Bösewichter verfangen derweil null, was sich freilich auch auf die Spannung auswirkt. Diese ist auch aufgrund der arg vorhersehbaren, generischen Handlung defacto nicht vorhanden.
Entsprechend drückt Vincent Zhao häufiger auf die Tube, um für Abwechslung zu sorgen. Und auch wenn der Action durchweg echte Highlights fehlen, funktioniert sie im weiteren Filmverlauf deutlich besser als im Prolog. Es wird viel geballert, Bloodpacks platzen und von großen Explosionen wird weitestgehend abgesehen. Kleinere Explosionen wirken zudem handgemacht. Wird nicht geballert, gibt es vors Fressbrett.
Bei den Martial-Arts-Einlagen wird immer mal wieder an den Strippen gezerrt,weshalb es einige physikalisch unmögliche Bewegungsabläufe zu bestaunen gibt. Zumeist herrscht eine eher geerdete und direkte Choreographie vor. Leider fehlt es rundweg an Härte und an spektakulären Moves. Und dass ausgerechnet der Oberlump und seine rechten Hände arg unspektakulär und beinahe beiläufig abtreten, ist ein echter Downer bei einem solchen Film. Interessant ist eine ziemlich deutliche Referenz an die Rambo-Filme, wenn Lu Ziming mit allerlei Fallen seine Verfolger Mann für Mann aus dem Spiel nimmt. Auch hier wäre mehr Härte aber richtig toll gewesen.
In technischer Hinsicht kann man dem Regie-Debütanten keine großen Vorwürfe machen. Er hat ein sichtliches Faible für Fast-Forward-Sequenzen und Reißschwenks, die er gerne mit Soundeffekten untermalt. Ansonsten kommt sein „Counter Attack“ im breiten Kinolook daher, arbeitet mit einer starken Farbigkeit und bebildert vor allem die Action ordentlich, auch wenn ein paar Schnitte weniger nett gewesen wären. Einzig die Effekte (zumindest eine random in den Film geschmissene Bullet-Time-Sequenz sieht ordentlich aus) reißen den Eindruck ziemlich runter. Zumal es leider vor dem Abspann noch einmal eine Jetpack-Szene zu durchleiden gibt.
„Counter Attack“ bietet okaye B-Action aus China
„Counter Attack“ ist durch und durch ein B-Actioner aus China, der sich großräumig und nicht überbordend ernst bei altbekannten Klischees dieser Sorte Film bedient (Rambazamba im Fantasiestaat, zusammengeklaute Story, viel „Rambo“-Fanservice) und diese solide, aber leider wenig aufregend neu aufwärmt. Das Ergebnis kann man gut weggucken, wirklich hängen bleibt allerdings gar nichts. Dazu fehlt es an echtem Spektakel, coolen Highlight-Momenten und derberer Action. Doch selbst wenn es all das gegeben hätte, wäre da immer noch das Problem der komplett egalen, manchmal unglücklich verknappt wirkenden Story mit Figuren, die einen nicht für einen Cent interessieren.
Eine physische Veröffentlichung ist mir für Deutschland nicht bekannt. Hier kann man den Film allerdings sehr gut synchronisiert auf verschiedenen Video on Demand Portalen streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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