Originaltitel: It Crawls Beneath__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Dale Fabrigar__Darsteller: Joseph Almani, Karlee Eldridge, Michael Paré, Natalia Bilbao, Brian DeRozan, Christopher M. Dukes, Alec Gaylord, Gar-Ye Lee u.a. |
Es gibt Trailer, die machen richtig Lust auf einen Film und bewahren trotzdem viele Geheimnisse, die der Zuschauer erst beim Genießen des finalen Filmes entdecken darf. Und dann gibt es Trailer, die machen auch Lust auf einen Film, transportieren dafür aber wirklich alle brauchbaren Momente des finalen Streifens. Der Trailer zu „Crawlers – Angriff der Killerwürmer“ gehört zur zweiten Gattung. Wer hier also den Trailer gesehen hat, sollte selbigen vielleicht noch einmal gucken, kann sich aber die 87 Minuten Gesamtlaufzeit sparen.
Der junge Polizist Danny ist bei seinem Onkel Bill zu Besuch, um mit dem einen Feiertag zu verbringen. Nebenbei leckt er seine Wunden, wurde er doch soeben von seiner großen Liebe verlassen – aufgrund seines gefährlichen Jobs. Doch Danny konnte noch gar nicht richtig lamentieren, da bricht auch schon ein Erdbeben los. Danny und Bill waren gerade dabei, einen Mustang zu reparieren. Das Erdbeben lockert den Wagenheber und das Auto begräbt beide Männer unter sich.
Danny wird schwer verletzt und eingeklemmt. Sein Onkel hat deutlich weniger Glück. Zudem hat sich in der Garage der Boden geöffnet. Durch das Loch dringen gewaltige Würmer in die Garage ein und machen Dannys verzweifelten Kampf ums Überleben zur Hölle auf Erden.
Schaut in das Creature Feature hinein
Wurmkur mit Michael Pare
Wenn man sich die Featurette im Extrateil der deutschen Veröffentlichung anschaut, muss man meinen, man habe hier die Neudefinition des Creature-Feature-Filmes vor sich. Das Drehbuch… und die Effekte… und erst die Darsteller: Alles so toll. Für denjenigen, der den Film vor der Featurette gesehen hat, drängt sich allerdings sogleich die Frage auf: Reden die über einen anderen Film? Warum war der nicht auf der Blu-ray drauf?
Es beginnt schon mit der Ausgangssituation. Da wird unser Held im „127 Hours“-Style eingeklemmt und kann sich nicht wirklich aus seiner misslichen Lage befreien. Obendrein ist er verletzt und muss verhindern, dass er verblutet. Klingt spannend? Ist es aber nicht. Einfach weil Danny ein weinerlicher Lappen ist, der alle anderen für sein Versagen schuldig macht, nur nicht sich selbst. Schon bei einem Gespräch mit seiner Ex feiert man sie für ihre Toughness nur ab, während er einfach nur wie die letzte Weichflöte rüberkommt.
Auch in seinen Interaktionen mit seinem Onkel Bill kommt er total unsympathisch rüber. Das hat seinen Grund, den will das Drehbuch so früh aber nicht verraten. Was nicht hilft, Danny zu mögen. Ist das Erdbeben dann vorbei, könnte man wirklich im Strahl kotzen, dass dieser Lappen überlebt hat und Michael Pare als Bill schon so früh aus dem Film genommen wurde. Zum Glück schaut er trotzdem noch einige Male vorbei. Wie, sei hier nicht verraten.
Auf jeden Fall liegt Danny nun die Hälfte des Filmes unter dem Auto. Irgendwann tauchen dann erstmals die Würmer auf. Aber nicht zu vehement, denn Danny ist die einzige Figur, die fortan für den Film wichtig bleibt. Ihr könnt euch den daraus folgenden Bodycount selbst an keinem Finger abzählen. Ein Unsympath, festgenagelt in auswegloser Situation, und große Würmer, die keinen killen dürfen: beste Voraussetzungen für ein Creature Feature. Und genauso spannend und aufregend gestaltet sich dann auch das Ergebnis.
Danny killt hier und da einen Wurm. Dabei stellt er sich nie Fragen wie: Wo kommen die her? Warum sind sie so aggressiv? Und vor allem, warum sind das solch gewaltige Geräte? Hat Danny sich dann irgendwann befreit, wird es nicht besser. Nun muss man nämlich schlucken, dass er zu schwach ist, das zugegebenermaßen defekte Garagentor zu öffnen. Zum Telefonieren ist er auch zu blöd. Und die vermaledeiten Würmer sind zu doof ihn zu killen.
Und anstatt Danny nun Wurmwelle um Wurmwelle auf den Hals zu jagen, lässt Regisseur Dale Fabrigar („D-Railed“) den Cop ein Familiengeheimnis lüften. Ein Familiengeheimnis, das nicht einmal Danny irgendwie zu interessieren scheint. Spätestens da kapituliert man als Zuschauer innerlich. Und das ist nicht einmal schlimm, weil auch nichts mehr passiert. Es gibt keinen fetten Showdown, keinen Gigantowurm, der aus dem Boden bricht, keinen Raketenwurm, nichts.
Was vermutlich auch besser ist, denn die normalen Würmer sind in „Crawlers – Angriff der Killerwürmer“ bereits so offensichtlich Handpuppen, dass man sich gar nicht ausmalen möchte, wie ein größerer Wurm umgesetzt worden wäre. Wer mich kennt, weiß, dass ich Handmade-Effekte liebe. Aber so durchsichtig wie hier dürfen sie einfach nicht sein.
Man erkennt in einigen Momenten sogar die Physiognomie der in dem Wurm steckenden Hände. Das ist dann doch zu billig. Zumal das Design der Würmer brutal langweilig ausgefallen ist. Die einzige Besonderheit der Viecher ist, dass sie ein besonders gefährliches Gift abgeben sollen. Da aber niemand da ist, den man damit killen könnte, bleibt auch das mehr Behauptung als alles andere.
„Crawlers – Angriff der Killerwürmer“ spielt durchweg in der kleinen Garage von Onkel Bill. Geht der Film von dem Schauplatz weg, zeigt er Leute, die in Autos hocken und irgendwie kommunizieren. Kurzum: Der Film durfte nichts kosten. Dafür sieht er über weite Strecken aber ganz passabel aus. Dafür hatte der Soundtrack-Macher keinen rechten Bock auf den Film. Sieht man das Ergebnis, kann man ihn verstehen.
Hauptdarsteller Joseph Almani schlägt sich als Danny eigentlich ganz ordentlich, muss aber eben einen Depp geben, den man gar nicht gut finden will. Wie der eine perfekte Zehn wie Karlee Eldridge in der Rolle der Ex erobert haben soll, man weiß es nicht. Ihr hätte ich als Heldin des Filmes vermutlich mehr die Daumen gedrückt. Der einzige bekanntere Name im Cast gehört dem bereits erwähnten Michael Pare („Alien Space Battle“), der solide abliefert und ein paar nette Momente auf seine Figur vereinen kann. Auch er wäre als Held eine weitaus bessere Wahl gewesen.
„Crawlers – Angriff der Killerwürmer“ kann sich gerne verkriechen
Ein wenig Geschleime, eine hübsch eklig aufbrechende Wunde, aus der Würmer purzeln, und ein paar platte Würmer. Das sind schon die wenigen Highlights von „Crawlers – Angriff der Killerwürmer“. Egal vor welcher Entscheidung die Macher im Verlauf der Entstehung ihres Creature-Features auch gestanden haben mögen, sie scheinen sich permanent für die falsche Abzweigung entschieden zu haben.
Anders ist dieser lahmarschige, konsequent unlustige, durchgehend langweilige Streifen einfach nicht zu erklären. Von den Charakteren über die Handlung bis hin zu den Kreaturen gibt es hier nichts, aber auch gar nichts, das irgendwie funktionieren will. Blöder Trailer!
Die deutsche DVD und Blu-ray zum Film kommt von Plaion. Woran sich die witzlose FSK 16 Freigabe messen lassen muss, ist mir nicht ersichtlich. Eine Freigabe ab 12 wäre bereits zu hoch gegriffen. Bis auf die eingangs erwähnte Featurette (knapp vier Minuten) und den vermaledeiten Trailer hat es keine Extras zum Film. Streamen kann man den Horrorfilmversuch auch.
In diesem Sinne:
freeman
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Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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