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Crisis

Originaltitel: Crisis__Herstellungsland: USA, Belgien, Kanada__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Nicholas Jarecki__Darsteller: Gary Oldman, Armie Hammer, Evangeline Lilly, Greg Kinnear, Michelle Rodriguez, Kid Cudi, Indira Varma, Lily-Rose Depp, Mia Kirshner, Michael Aronov, Veronica Ferres u.a.

Der hier besprochene Drogenthriller „Crisis“ ist außerdem Teil einer Actionfreunde-Videokritik. In dieser besprechen wir auch „Cosmic Sin“ mit Bruce Willis, „SAS: Red Notice“, „Der letzte Samurai“ und „The Attack“. Unser Video startet direkt mit der Kritik zu „Crisis“. Viel Spaß!

Video: Kritik zum Thriller „Crisis“ mit Michelle Rodriguez und Evangeline Lilly

httpv://www.youtube.com/watch?v=dXikaMFu044&t=615s

Der Film wider die Opioid-Krise in den USA

Crisis mit Evangeline Lilly DVD Cover

Evangeline Lilly, Armie Hammer und Gary Oldman kämpfen gegen Opioid-Schmerzmittel.

Die USA hat ein Problem mit Opioid-Schmerzmitteln. Oxycodon ist zum Synonym dieser Medikamente geworden, die einerseits besonders stark gegen Schmerzen wirken, andererseits, zu lange eingenommen, extreme Suchterscheinungen hervorrufen können. Jährlich werden neue Opioid-Medikamente auf den US-Markt gebracht und jährlich sterben bis zu 80.000 Menschen (Stand 2020) an den Folgen ihrer Sucht. Ein Umstand, den es anzuprangern gilt, und „Crisis“ möchte dies nun tun.

Dazu erzählt „Crisis“ drei Geschichten. In einer geht es um Claire. Deren Sohn, ein Sporttalent, wird eines Tages tot aufgefunden. Eine Oxycodon-Überdosis soll ihn aus dem Leben gerissen haben. Doch Claire weiß, dass ihr Sohn keinerlei Abhängigkeitsprobleme hatte. Sie ist es, die sie hatte – und ihr Sohn half ihr einst aus diesen heraus. Claire beginnt zu forschen, denn sie will den Schuldigen am Tod ihres Sohnes finden.

Derweil ist DEA-Agent Jake in Kanada undercover unterwegs, um einen Opioid-Schmuggel-Ring zu sprengen. Oxycodon ist dabei nur eine Art Kleinstproblem, denn Jake muss vielmehr versuchen, das deutlich gefährlichere Fentanyl nicht in die USA schwappen zu lassen.

Weit weg von diesen „Kriegsgebieten“ kämpft Dr. Tyrone Brower einen ganz eigenen Kampf. Er hat herausgefunden, dass ein angeblich nicht süchtig machendes Opioid das Potenzial hat, dreimal so gefährlich zu sein, wie bislang genutzte Opioide. Doch niemand will diese Erkenntnisse wahrhaben. Nicht der mächtige Pharmakonzern, der mit dem neuen Mittel Millionen machen will, und erst recht nicht Browers Universität, die von den Spenden der Firma sehr gut leben kann.

Schaut in den Drogenthriller mit Michelle Rodriguez hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=DN9nX3QovdI

Diese drei Storys laufen parallel zueinander ab. Nur die Storys um Claire und Jake haben gemeinsame Berührungspunkte, die dritte Story mutet wie ein beklemmender Ausblick in die Zukunft an. Dabei ziehen die Geschichten immer weitere Kreise. Die Story um Claire fokussiert auf ein menschliches Schicksal, jene um Jake überschreitet Landesgrenzen, während jene um Dr. Brower metamäßig über allem schwebt und sozusagen die Urschuld an der Opioid-Krise klärt.

In allen drei Geschichten ist immer Zug und Spannung enthalten. Drehbuch und Regie von „Crisis“ halten den Drogenthriller durchweg in Bewegung und profitieren von wirklich engagierten Darstellern. Allen voran Gary Oldman („Hunter Killer“), der den Film auch produzierte und den Zweifeln und Hadern seiner Figur ein menschliches Antlitz gibt. Immer wieder ist er gezwungen, zwischen dem Tod seiner Karriere und der Wahrheit abzuwägen.

Drogenthriller mit Evangeline Lilly und produziert von Gary Oldman

Evangeline Lilly sucht nach den Mördern ihres Filmsohnes.

Insbesondere Greg Kinnear („Unbesiegbar“) bekommt in den Ereignissen um Dr. Brower ein paar starke Momente zugeschanzt. Luke Evans („Anna“) hingegen gibt dem zum Exzess getriebenen Raubtierkapitalismus der Pharmabranche ein aalglattes Antlitz, an dem jedwede Form von Menschlichkeit abperlt. Interessanterweise wird Evans Chefin von der Deutschen Veronica Ferres („Siberia“) gespielt, die allerdings in ihren kurzen Auftritten als Abziehbild einer Raubtierkapitalistin rundweg versagt.

Armie Hammer („Lone Ranger“), hier noch unbelastet von den verstörenden Kannibalismus-Diskussionen um seine Person, spielt seinen DEA-Agenten wunderbar wuchtig und mit soviel Kante, dass man sich fast einen Solofilm um seinen Jake wünschen würde. Als seine Vorgesetzte erleben wir Michelle Rodriguez („Widows“) in leider nur drei kleinen Gastauftritten. Und in Claires Geschichte gibt Evangeline Lilly („Ant-Man and the Wasp“) alles, um den Zuschauer den Schmerz um den Verlust des Filmsohnes am eigenen Leib spüren zu lassen.

Crisis mit Michelle Rodriguez

Michelle Rodriguez ist als Boss von Armie Hammer nur kurz zu erleben.

Doch obschon die Darsteller alles geben und die Storys eine angenehme Grundspannung transportieren, ist man nie hundertprozentig in „Crisis“ involviert. Der letzte Funke fehlt einfach. Auch weil viel der Spannung über übliche Klischees generiert wird und keine der Geschichten irgendetwas Neues zum Genre beizutragen hat. Infolgedessen fühlt sich „Crisis“ immer mal wieder ziemlich oberflächlich an. Auch bleiben manche Figuren trotz ihrer tollen Darsteller seltsam leblos. Und ja, man will sich gerne empören über die Kriminalität, die Machenschaften und die Kaltschnäuzigkeit, die rund um die Opioid-Schmerzmittel vorherrschen, doch es klappt einfach nicht.

„Crisis“ macht nicht süchtig

In technischer Hinsicht kann man dem Film von Drehbuchautor und Regisseur Nicholas Jarecki keinerlei Vorwürfe machen. Schon der Einstieg, in dem ein Drogenkurier an der kanadischen Grenze geschnappt wird, bietet fette Bilder von Schneelandschaften, Helikoptern und Schneemobilen. Und auch im weiteren Verlauf gibt es diverse dynamische Bilder zu sehen. Nur Action im eigentlichen Sinne gibt es kaum in „Crisis“. Zumindest etwas Geballer im Finale lässt kurz aufhorchen und ist sauber umgesetzt.

Und so haben wir es hier mit einem stark gespielten, spannend durchgezogenen und ansprechend umgesetzten Drogenthriller zu tun, der es trotzdem nicht schafft, den Zuschauer derart für sein Thema einzunehmen, dass der von „Crisis“ rundweg begeistert wird. Irgendwie wünscht man sich, dass am Ende alle Story-Stränge zusammenfinden. Was aber nicht passiert. Zudem wird man das Gefühl nicht los, dass Dr. Browers Story die interessanteste ist und von den beiden anderen, klischeehafteren und in ihren Abläufen zu vertraut wirkenden Storys in ihrer Wirkung eingebremst wird.

Kurzum: So richtig süchtig macht „Crisis“ nicht. Ein reines Placebo ist der Film allerdings auch nicht.

06 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray kommt am 21. Mai 2021 von Capelight Pictures und The Wild Bunch. Diese sind mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten und transportieren ein Making Of mit Informationen zur Entstehung des Streifens.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: Capelight Pictures / The Wild Bunch__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu-ray/DVD: Ja/Ja

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