Originaltitel: Daddy’s Home__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2015__Regie: Sean Anders__Darsteller: Will Ferrell, Mark Wahlberg, Linda Cardellini, Thomas Haden Church, Bobby Cannavale, Hannibal Buress, Owen Vaccaro, Scarlett Estevez, John Cena u.a. |
Verschiedene Entwürfe von Männlichkeit sind spätestens seit dem Aufstieg von Judd Apatow eines der Hauptthemen der neueren US-Komödie, die im Rahmen von Beziehungen, Familie und Freundschaft verhandelt werden. In „Daddy’s Home“ geht es nun um Vaterschaft und Stiefvaterschaft.
Auf der einen Seite ist da Brad Whitaker (Will Ferrell), der Durchschnittsmann mit Durchschnittsjob bei einem Radiosender für Smooth Jazz und seit einem Unfall in einer Zahnarztklinik zeugungsunfähig. Doch er hat das Glück die geschiedene Sara (Linda Cardellini) geheiratet zu haben, die aus erster Ehe die Kinder Megan (Scarlett Estevez) und Dylan (Owen Vaccaro) mitbringt. Brad ist eine typische Ferrell-Rolle: Der unglaublich leidensfähige und optimistische Stiefvater, der jedes Buch zu dem Thema Stiefvaterschaft liest, Konflikte stets pädagogisch lösen will und es als Fortschritt feiert, wenn er auf den neueren Familienzeichnungen der Racker nur als sterbend und nicht als bereits tot bebildert wird.
Doch es ist zur Annäherung gekommen, als auf einmal Dusty Mayron (Mark Wahlberg) anruft, Saras Ex und leiblicher Vater der Kinder. Der nimmt Brad glatt beim Wort, als dieser ihn für irgendwann auf ein Bier einlädt und fliegt direkt ein. Dusty ist als muskulöser Bad Boy das Gegenteil des durchschnittlichen Brad und profitiert von der Besetzung mit Wahlberg, der vor allem als Actionstar bekannt ist, trotz gelegentlicher und dabei immer überzeugender Mitwirkung in Komödien.
Als sich Dustys Stippvisite zum längeren Besuch ausdehnt und Sara Brad vor den Manipulationsgeschicken ihres Ex-Manns warnt, merkt Brad, dass Dusty gerne wieder Teil der Familie werden und ihn ersetzen will. Es kommt zum Kleinkrieg der beiden Männer…
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Das ist eine an sich sehr hübsche Grundidee, nicht zuletzt, da die Karten so ungleich verteilt sind. Dusty ist ein Naturtalent als Biker, Heimwerker und Sänger, das Idealbild eines heroischen Mannes, während sich Brad über alltägliche Qualifikationen auszeichnet, die gemeinhin als unmännlich abgekanzelt werden: Verständnis, Fürsorge, Emotionalität. Und so sehr Sara und andere Brad auch bezeugen, dass ihn dies als modernen Mann und Stiefvater mehr auszeichnet als Dustys archaisches Machotum, so spielt der Film mit der Frage, ob man sich dessen wilder Anziehungskraft widersetzen kann. Dieses Ausspielen der Männlichkeiten, die Überprüfung von der Alltagstauglichkeit diverser Verhaltensweisen bildet den durchaus amüsanten Kern von „Daddy’s Home“, der in seinen vielleicht pointiertesten Szenen vom Einsatz der Musik lebt: Songs wie „Thunderstruck“ von AC/DC, „Like A G6“ von Far East Movement und „For Whom the Bell Tolls“ von Metallica kommentieren das Geschehen.
Leider ist das Comedy-Timing nicht immer so stark wie in den erwähnten Szenen, denn leider kann Sean Anders die Zuspitzung des Konkurrenzkampfes zwischen Vater und Stiefvater nicht so recht vermitteln. „Daddy’s Home“ wirkt insgesamt wie eine Aneinanderreihung von Bosheiten und Hahnenkämpfen, doch es fehlt ein innerer Drive, der den Zusammenhang der mal mehr, mal weniger guten Slapstick- und Fremdschameinlagen wirklich herstellen würde. Letztere spielt der Film auch immer einen Tick zu lang aus, macht nicht rechtzeitig Schluss, sondern suhlt sich geradezu überlang darin, wenn die beiden Väter sich etwa mit Aufmerksamkeiten beim Zubettbringen der Kinder übertrumpfen. Zudem fällt das Ende dann doch überraschend brav und bieder aus, so wie auch der Film das Anarchopotential des männlichen Konkurrenzkampfes auf dem Rücken von Frau und Kindern nur begrenzt ausnutzt.
Dabei hat „Daddy’s Home“ durchaus seine Momente. Der Running Gag um die absurden Ehegeschichten, die Brads Chef Leo Holt (Thomas Haden Church) immer wieder ungefragt als angebliche Lebensweisheiten erzählt („I did not see that coming.“ – „ I did, two words into the story.“), ist schon auf seine eigene Weise ein ziemlicher Knaller und mancher Gag erwischt den Zuschauer trotz guter Vorbereitung relativ unerwartet (etwa der zweite Basketballwurf oder die Konfrontation Dylans mit den Viertklässler-Bullys). Es ist schade, dass manche Slapstickeinlage dagegen nicht ihr volles Potential ausnutzt (etwa die schiefgelaufenen Motorrad- und Skateboardfahrten), während der dauernde Vergleich des stets erfolgreichen, intuitiv begabten Dusty mit dem bemüht-tapsigen Brad, stellenweise droht sich abzunutzen.
Dass es trotzdem vergnüglich ist, wenn Brads Umfeld ihm andauernd versichert, dass er neben Dusty maximal das Beta-Männchen ist, liegt vor allem an Will Ferrells Darstellung des stets überfröhlichen Schmerzensmannes. Und daran, dass die Chemie zwischen ihm und seinem „Die etwas anderen Cops“-Spielpartner stimmt. Denn Mark Wahlberg („The Gambler“) erweist sich erneut als talentierter Komiker, der vor allem mit Understatement neben seinem deutlichen hysterischeren Kollegen glänzt und es der Inszenierung überlässt, seine ultramännliche Starpersona ins Komische zu übersteigern. Linda Cardellini („Avengers: Age of Ultron“) bleibt da nur Support, schlägt sich aber ganz wacker, ebenso die Kinderdarsteller, und Thomas Haden Church („Tombstone“) weiß in seiner Nebenrolle mit ultrahäßlicher Poppelbremse die Szenen regelrecht an sich zu reißen. Und für einen grandiosen Cameo hat man John Cena („Zwölf Runden“) engagiert. Nett auch die Nebenrolle des derzeit sehr gefragten Bobby Cannavale („Spy – Susan Cooper Undercover“) als Arzt.
So bleibt man unschlüssig angesichts von „Daddy’s Home“ zurück. Einerseits ist die Besetzung gut aufgelegt und vor allem die Hauptdarsteller harmonieren grandios, eine gelungene Lacher sind dabei und das Duell von Alpha-Männchen, das die meisten Zuschauer gerne wären, und Durchschnittsschluffi , dem viele Zuschauer eher nahestehen, hat Potential. Andrerseits wird daraus leider nur eine Aneinanderreihung von durchwachsenen Comedyeinlagen, denen es an Zug und Kohärenz fehlt, die viel Potential ungenutzt lässt. Und das ist angesichts der Voraussetzungen schon recht schade.
„Daddy’s Home“ startet am 21. Januar 2016 in den deutschen Kinos.
© Nils Bothmann (McClane)
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Copyright aller Filmbilder/Label: Paramount__FSK Freigabe: ab 6__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Nein, ab 21.1.2016 in den deutschen Kinos |