Originaltitel: I Come in Peace__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1990__Regie: Craig R. Baxley__Darsteller: Dolph Lundgren, Matthias Hues, Brian Benben, Betsy Brantley, Jay Bilas, Jim Haynie, David Ackroyd u.a. |
Als Craig R. Baxley das Drehbuch zu „Dark Angel“ in die Hände bekam und durchlas, dachte er, er habe das Skript für einen Film der Preisklasse 40-50 Millionen in den Händen. Beständig sollte etwas explodieren – und das kostet eben. Doch bei den Verhandlungen um den Regie-Posten wurde ihm dann verklickert, dass die Produzenten maximal fünf bis sieben Millionen zum wortwörtlichen In-die-Luft-Blasen bereitstellen konnten.
Der große Vorteil: Der versierte Stuntman Craig R. Baxley, der zwei Jahre zuvor mit „Action Jackson“ sein rockiges Spielfilmdebüt als Regisseur gegeben hatte, wusste einfach, wie man fette Action inszeniert. Auch mit schmalerem Geldbeutel. Um etwas Geld zu sparen, karrte er zudem den größten Teil seiner Verwandtschaft ans Set – allesamt Stuntleute. Und auch Hauptdarsteller Dolph Lundgren war schnell an Bord.
Tja, und was kann man erwarten, wenn der Regisseur von „Stone Cold“ und Schwedenhammer Dolph Lundgren, ein gelernter Chemiker, gemeinsam einen Film machen? Nun, man kann ein Endprodukt erwarten, in dem permanent etwas passiert und ständig andersfarbige Rauchfahnen aufsteigen. Das Ergebnis lässt noch heute jedem Fan handgemachter Action das Herz höher schlagen.
Interstellarer Drogendealer trifft auf Schwedenhammer
Der New Yorker Detective Jack Caine will mit seinem Partner einem linken Vogel und dessen Lumpenbande das Drogenhandwerk legen. Doch die verdeckte Operation geht schief, weil sich Caine von einem Ladenüberfall ablenken lässt. Während er die Räuber zusammentritt, wird sein Partner enttarnt und ermordet. Obendrein taucht noch ein gewaltiger Typ am Ort des Geschehens auf, bringt die Fieswichter mit einer futuristischen Waffe um und klaut einen Koffer voller Heroin.
Dieses nutzt er, um fortan seine Opfer mit einer eigenartigen Apparatur erst unter Drogen zu setzen und ihnen dann die mittels Heroin im Körper erzeugten Endorphine abzusaugen. Der gewaltige Typ ist nämlich ein Drogenhändler – aus dem All! Und da ist Endorphin als Droge offensichtlich sehr gefragt.
Während Caine im Tode seines Partners ermittelt und dafür mit Agent Smith einen neuen Partner an die Seite gestellt bekommt, beginnen sich die Leichen des Aliens in der Pathologie zu stapeln. Und natürlich stolpert irgendwann auch Caine über diesen Leichenberg.
„Dark Angel“: Actionknaller mit Dolph Lundgren und Matthias Hues
„Dark Angel“ klaut sich munter durch die Filmgeschichte. So erinnern der Außerirdische und dessen später ins Geschehen eingreifender, „privater“ Verfolger stark an „Terminator“. Das ganze ummantelte man mit dem damals sehr beliebten Buddy-Movie-Motiv. Was freilich bedeutet, dass viel Laufzeit für die zwei höchst gegensätzlichen Charaktere eingeräumt wird, die lernen müssen, miteinander auszukommen.
Hier muss direkt erwähnt werden, dass Dolph Lundgren („Castle Falls“) als bärbeißiger Caine und Brian Benben (TV-Serie „Dream On“) als Agent Smith brillant miteinander harmonieren. Benben sorgt für eine gewaltige Menge an Dialogwitz, der durchaus zündet, während Lundgren die Körperlichkeit und Action erledigt. Das findet seinen Dialoghöhepunkt in folgender Szene:
Smith: Caine, hast du mal ne Jacke für mich?
Caine: Klar, wenn du so was hier anziehst. *wirft eine Jacke hin*
Smith: Wow, die passt sogar!
Caine: Freut mich zu hören. Als ich sie trug, war ich zwölf.
In einem retrospektiven Interview zum Film, das auf der Blu-ray von NSM enthalten ist, erfährt man unter anderem, dass der eher kleine Brian Benben bei den gemeinsamen Szenen mit Dolph Lundgren auf extrem hohen Absatzschuhen spielen musste, weil er sonst nicht mit Lundgren gemeinsam im Bild gewesen wäre. Absatzschuhe trug im Übrigen auch der ohnehin schon riesige Matthias Hues („Ultimate Justice“) als fieses Drogendealer-Alien.
Der immer ein wenig exaltiert rüberkommende Hues hat als Alien Talec hier wirklich die Rolle seines Lebens inne. Er war nie wieder so cool und wurde auch nie wieder so cool inszeniert wie hier. Die schlohweißen Haare, die komplett weißen Augen, dazu die schwarze Gear mit Umhang und allem, was rockt. Nur geil. Genauso fett: Wie Hues mit der Apparatur an seiner Hand inszeniert wird, mit der er die Endorphine gewinnt.
Bevor das Heroin injiziert wird, wirkt es immer wieder, als würde Hues mit einer Art wilden Schlange kämpfen, bevor die Sonde dann letzten Endes im Körper des Menschen einschlägt. Während der Injektion kann man kurze, fiese Lächler des Aliens bestaunen. Ist der Mensch dann ruhig gestellt, rammt ihm das Alien eine gewaltige „Kanüle“ in den Schädel. Diese Umsetzung ist genauso klasse wie die grundsätzliche Idee, Menschen als Fabrik für außerirdische Drogen zu nutzen.
Kurzum: „Dark Angel“ wird auf eine Weise erzählt, die einfach Spaß macht. Klar, alles ein wenig dumm, aber ungemein unterhaltsam. Einmal in Bewegung, geht es immer nur nach vorne. Es setzt Dialogwitz, das Tempo ist hoch und der Film hat wirklich gute Einfälle, um die Spannung und die Aufmerksamkeit hoch zu halten. Und da habe ich die Action noch ausgeklammert.
Bei der zeigt Craig R. Baxley dann immer wieder, was er auf dem Kasten hat. Von kleinen Martial-Arts-Einlagen für Dolph Lundgren über Ballereien, durch Fenster krachende Goons und Kehlen zerfetzende Discs bis hin zu einem Matthias Hues, der Dolph Lundgren durch die Gegend schmeißt, als würde er nur zehn Kilo wiegen, wird hier dem Actionfan eine Menge geboten. Tja, und die zahllosen Explosionen lassen dann den Himmel brennen.
Alien: I come in peace!
Caine: And you’ll go in Pieces, Asshole!
Dabei war es Baxley wichtig, seine Charaktere so nah wie möglich am Explosionsherd zu verorten. Infolgedessen sieht man vor allem Matthias Hues teilweise nur wenige Zentimeter vor fettesten Explosionen her rennen, was unfassbar aussieht. Wenn er über eine lange Reihe geparkter Autos sprintet und die förmlich unter ihm explodieren, kriegt man den Mund kaum wieder zu. Im Übrigen wurden all diese Szenen von Hues tatsächlich selbst bestritten, da man keinen Stuntman von ähnlicher Statur auftreiben konnte. Nur beeindruckend. Das gilt auch für explodierende und sich überschlagende Karren und fette Feuerwalzen, die hinter unseren Helden her rasen.
Trotz des Mickerbudgets sieht „Dark Angel“ auch abseits der Action ordentlich aus und man sieht ihm die Beschränkungen in den seltensten Fällen an. Die aufgefahrene Düsteroptik passt gut zur grundlegenden Thematik. Die kleinen Details, die ihn zur Weihnachtszeit verorten, funktionieren. Die zahlreichen Schauplatzwechsel sorgen für zusätzliche Abwechslung. Den Schauplatz des Showdowns würde man bei dem bis dahin sehr urban gestalteten Streifen auch eher weniger vermuten. Doch auch dieses Setting fetzt. Sehr schmissig geriet zudem der Score von „Miami Vice“-Soundtrackmaestro Jan Hammer.
„Dark Angel“: Unterbewertet und mega unterhaltsam
„Dark Angel“ ist in meinen Augen ein ziemlich unterbewertetes Action-Vehikel. Dabei passt an diesem Streifen alles. Die Story um interstellare Drogendealer ist herrlich bescheuert, wird aber mit so viel Rumms und Schmackes gereicht, dass man sie für 90 Minuten Laufzeit nie in Frage stellt. Die Charaktere verfangen, die Paarung Lundgren und Benben rockt, Matthias Hues ist das „Eye Candy“ des Streifens und die Action haut einen einfach nur aus den Latschen.
Alleine die Mündungsfeuer der Waffen verstoßen gegen sämtliche Genfer Konventionen. 300 Schlagbolzen mussten für die Spezialanfertigungen angefertigt werden, weil sie von den irren Temperaturen beim Abfeuern der Waffen geschmolzen sind! Aber genauso sieht das auch aus, was die Waffen anrichten. Großartig.
„Dark Angel“, im Jahr 1990 veröffentlicht, ist für mich einer der letzten großen Vertreter des 80er Jahre Prototyps für Actionfilme. Kurzweilig, rasant, voller dummer Sprüche und mit Action, die es so heute gar nicht mehr zu sehen gibt. Dafür und diverse wohlige Kindheitserinnerungen, die der Film bei mir auszulösen vermag, gibbet:
Schaut in den Trailer von „Dark Angel“ hinein
Erstmals auf DVD erschien der Streifen von MGM, die bildtechnisch für einen Film dieses Alters grandios ausgefallen war. Der Sound hingegen ist leider noch heute sehr blechern. Damals war der Film noch ab 18, nach einer Neuprüfung erhielt er seine wohlverdiente FSK 16. Diese prangt auch auf den DVDs und Blu-rays von NSM, die den Film zuletzt auf den Markt gebracht haben. Darunter eine Veröffentlichung als Steelbook mit wirklich kultigem Artwork.
In diesem Sinne:
freeman
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