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Dark Angel – Tochter des Satans

Originaltitel: Dark Angel: The Ascent__Herstellungsland: Rumänien / USA__Erscheinungsjahr: 1994__Regie: Linda Hassani__Darsteller: Angela Featherstone, Daniel Markel, Constantin Draganescu, Cristina Stoica, Valentin Teodesiu, Nicholas Worth, Marius Stanescu, Constantin Cotimanis, Charlotte Stewart, Heros, Mihai Bisericanu, Florin Ionescu u.a.

Dark Angel - Tochter des Satans Banner

Dark Angel - Tochter des Satans

Das Cover von “Dark Angel – Tochter des Satans”

Du könntest natürlich Greta Gerwig auf den Regiestuhl setzen, um eine Saoirse Ronan als „Lady Bird“ gegen die Einöde Sacramentos ankämpfen zu lassen. Vielleicht bist du aber auch eher der Typ fürs Grobe und wendest dich gleich an die Full-Moon-Studios. Da bekommst du dann Angela Featherstone als „Lady Demon“, die ihre Heimat mit dem gleichen rebellischen Sairse-Ronan-Gesichtsausdruck hinterfragt. In ihrem Fall ist die Heimat eben nicht Sacramento, sondern die wortwörtliche, garantiert nicht metaphorisch verpackte Hölle. Niveau und Setting könnten unterschiedlicher nicht sein, aber am Ende hast du es garantiert mit derselben Sorte aufmüpfiger Heranwachsender in der Selbstfindungsphase zu tun, daher also auch mit allen Wünschen und Sehnsüchten einer solchen.

Und weil wir uns eben nicht in Greta Gerwigs Indie-Welten der leisen Töne befinden, liefert „Dark Angel – Tochter des Satans“ zum Aufwärmen erst einmal in rotes Feuer getauchte Höhlen mit Unholden und gequälten Seelen, deren Schmerzensschreie die Tonspur einnehmen. Die Hauptdarstellerin, geschmückt mit niedlichen Accessoires wie kleinen Hörnchen auf der Stirn und zarten Drachenbabyflügeln auf den Schultern, stapft derweil gemeinsam mit einer Freundin so selbstverständlich durch die unwirtliche Unterweltkulisse, als befänden wir uns in einer High-School-Komödie und begleiteten die Hauptfigur auf eine Halloween-Party. Aufgrund des Sets, der Kostüme und der biederen Regie stellen sich umgehend diese unverwechselbaren Vibes einer billigen Fantasy-Serie der 90er ein, und wären „Hercules“ und „Xena“ nicht erst ein Jahr später an den Start gegangen, hätte man sie sicherlich als eine der Hauptinspirationen für diesen Auftakt festgemacht.

Während man sich noch im Rotlicht der Fackelträger sonnt, das wohlig wärmend auf die Fernsehcouch strahlt, und man sich dabei an den hübsch drapierten Totenschädeln erfreut, die ein armer Assistent vermutlich in der Mittagspause mühsam in Handarbeit als Zierrat für das Produktionsdesign präparieren und dann im Hintergrund auslegen musste, wird praktisch bereits das gesamte Arsenal an Phantastik, das im Budget enthalten war, in den ersten Minuten verfeuert. Eine an besonders schräge Sitcoms der Marke „Die Dinos“ oder „Die Munsters“ erinnernde Sequenz um ein familiäres Abendessen mit Körperteil-Suppe erlaubt es Nicholas Worth noch einmal kurz, mit massiven Gesichtsverrenkungen als tollwütiges Stammesoberhaupt zu chargieren, da packt das Töchterlein auch schon seine Siebensachen und macht aus dem aufregenden Fantasy-Abenteuer, das auf dem Cover versprochen wird, eine an Schauwerten eher arme US-Kleinstadtromanze (gedreht in Rumänien, was auch schön an den „u“-Endungen der Namen im Cast abzulesen ist) mit den Verstrickungen einer typischen Geschichte über Besucher von außerhalb und ihre Integration in die Gesellschaft.

Für den Übergang zwischen den Dimensionen hat man sich noch einmal ordentlich bei den Terminator-Filmen bedient, die gerade erst die Kassen gerockt hatten. Angela Featherstone absolviert einen Nude Walk durch eine gut mit Passanten gefüllte Einkaufsstraße, bevor ihr Begleiter, ein hundsgemeines Höllenbiest (gespielt von einem putzigen Schäferhund), Kleidung für sie auftreibt. Sooo viel Aufregung… Zeit also für einen Blackout. Ohnmacht, Fade to Black, und… Aktwechsel.

Schaut in den Trailer

Als nächstes findet sich die Besucherin aus der Unterwelt in einem Krankenhaus wieder, und da hat auch schon er seinen großen Auftritt: Dr. Max Barris (Danie Markel), der Arzt, dem die Dämoninnen vertrauen. Und das zu Recht, entpuppt er sich im weiteren Verlauf doch als zuvorkommend, höflich, respektvoll, moralisch und, tja, ein bisschen langweilig, während sie ihn durch ihre forsche Art nicht nur einmal gehörig in die Bredouille bringt. Der Streifen liefert daraufhin eine Abfolge peinlicher oder brenzliger Situationen, wie etwa ein Date in einem Pornokino, umgesetzt mit dem typisch naiven Charme so vieler Full-Moon-Produktionen davor und danach. Hin und wieder kommt es infolgedessen zu recht vergnüglichen Momenten und absurden Begebenheiten, die so trocken vorgetragen werden, dass es einem regelrecht den Mund zusammenzieht (man denke nur daran, mit welch nonchalanter Selbstverständlichkeit der beschattende Ermittler aus Versehen in eine Baustellengrube fällt und sich quasi in einer Bewegung mit „Oopsie“ auf den Lippen wieder daraus befreit).

Insgesamt liefert „Dark Angel – Tochter des Satans“ aber zu wenige und vor allem zu wenig komische Momente dieser Art verglichen mit anderen Full-Moon-Produktionen. Vielleicht liegt das in Teilen auch an den beiden Hauptdarstellern, denn Featherstone agiert über weite Strecken steif wie ein Brett und Markel in Liebesdingen so defensiv wie ein Nerd, der zum ersten Mal eine Frau sieht, was der Chemie selbstverständlich nicht allzu dienlich ist. Ein Stück weit liegt die Verantwortung dafür aber auch direkt bei der Regie, die es zu sehr darauf anlegt, nachdenkliche bis melodramatische Momente mit sozialkritischem Kontext zu erzwingen, ohne die entsprechenden Mittel zur Hand zu haben. Nahezu sämtliche Schauplätze sind darauf ausgelegt, die moralische Verkommenheit der Erdbevölkerung zu unterstreichen, um den Eindruck zu erwecken, die Protagonistin sei vom Regen in die Traufe gefallen. Grund genug, mal kräftig in dem Nest aufzuräumen. In Zwischensequenzen werden also immer wieder Vergewaltiger und Kriminelle mit einer Kaltblütigkeit ihrer Lebenslichter beraubt, dass selbst deren Opfer Mitleid mit ihnen bekommen. Für teure Verwandlungs- und Splattereffekte reichte die Kasse aber wohl nicht, so dass extralange angeklebte Fingernägel und rot glimmende Reflexionen in den Pupillen dazu herhalten müssen, die dunkle Seite zu symbolisieren, während sich der Höllenhund regelmäßig über ein paar frische Innereien aus der örtlichen Metzgerei freut – gut möglich, dass die Darsteller am Set ein weniger gutes Catering genießen durften.

Für den Hund freut’s einen, aber was die Schauwerte angeht, wird es in der Umsetzung schon ein wenig mager. „Dark Angel – Tochter des Satans“ gehört eben zu jener Sparte Film, die mehr Vorstellungskraft haben als Umsetzungspotenzial. Der kompromissbereite Zuschauer (und wer einen Film dieses Studios schaut, liebt nichts mehr auf der Welt als einen guten Kompromiss!) bekommt nach der durchaus kreativen Einleitung (diese Silent-Hill-Kreaturen… diese David-Cronenberg-Schreibmaschine!) quasi nichts für seinen Vertrauensvorschuss…. außer vielleicht dieser seltsamen, unerklärlichen Sogkraft, die trotzdem entgegen aller Wahrscheinlichkeit während der Sichtung entsteht. Warum das so ist, bleibt ein mindestens ebenso großes Rätsel wie „Rosebud“. Vielleicht ist es die Unverfrorenheit, mit der sich diese Kuriosität zur Schwarzwaldklinik der Fantasy-Abenteuer erklärt und damit auch noch durchkommt. Das Prädikat „Gut“ hat aber sogar auf der Full-Moon-Skala eine andere Bedeutung.

04 von 10

Informationen zur Veröffentlichung von “Dark Angel – Tochter des Satans”

Full Moon Classic Selection Nr. 18

Eine 18 ist auf dem Frontcover der deutschen Blu-ray-Premiere von „Dark Angel – Tochter des Satans“ zu sehen. Es handelt sich aber mitnichten um das FSK-Logo; dieses ist lediglich in blauer Form als 16er-Variante auf der Disc selbst abgedruckt. Nein, die 18 verweist vielmehr auf einen erstaunlichen Fakt: Die „Full Moon Classic Selection“ aus dem Hause Wicked Vision ist gewissermaßen volljährig geworden. Zumindest der Anzahl der Titel nach.

Wir arbeiten uns also so langsam vor zu den unerschlossenen Ecken des Full-Moon-Universums, zur dunklen Seite des Mondes gewissermaßen. In Kürze erscheint zum Beispiel „Trophy Heads“, aus dem Jahr 2014, der bei uns praktisch völlig unbekannt sein dürfte. „Dark Angel – Tochter des Satans“ dagegen hat durchaus eine Release-Historie. Kurz nach Fertigstellung des Films erschien der Streifen auch schon über Paramount auf VHS, Retrofilm brachte ihn knapp 15 Jahre später dann in verschiedenen Hartboxen auf DVD. Eine Neuauflage folgte kurze Zeit später über HDMV mit modernisiertem Artwork, hinter dem man den eigentlichen Film kaum mehr erkennen würde.

Das Artwork

Für den Wicked-Vision-Blu-ray-Release wurde natürlich wieder auf das originale Verleih-Motiv zurückgegriffen, was auch mehr als gut so ist. Auf angenehme Weise verströmt es das Gothic-Flair gewisser Rollenspiele, die zur Entstehungszeit angesagt waren. Dass die Hauptdarstellerin im Film zu keiner Zeit bei Vollmond mit zerrissenen Stofffetzen auf einem Gargoyle sitzt und über einem alten Dorf thront, ist dabei nicht weiter zu hinterfragen, sondern einfach zu akzeptieren. Wie üblich ist das Motiv in einen silbernen Rahmen gefasst und der Filmtitel sitzt außerhalb des Rahmens über einem Hintergrund mit der Optik von schwarzem Leder, was auf dem Spine im Regal zu einem einheitlichen Gesamterscheinungsbild führt. Wer mit der gesamten Reihe nichts am Hut hat und sich nur diese Rosine herausgepickt hat, kann auch das Wendecover in Anspruch nehmen und bekommt dort das gleiche Cover ohne Rahmen in groß, wobei Schriftzug und Layout diesmal ganz wie zu VHS-Zeiten ausgelegt sind, wobei die VHS aufgrund des länglicheren Formats unten noch mehr von der Dorflandschaft zeigte.

Die Blu-ray

Nach dem Einlegen der Disc stößt man dann leider auf eine Reihe von Unachtsamkeiten. Zunächst wird man von der Tafel mit Rechtehinweisen begrüßt, und man denkt sich: Die Musik, die dazu dudelt, kenne ich doch? Richtig; es ist offenbar der Einspieler von „Puppet Master“, der hier mangels Alternativen einfach wiederverwendet wurde. Dementsprechend wird dem Leser bei Nichtbeachtung des Copyrights auch damit gedroht, dass er nicht mehr mit den Puppen spielen darf. Da kratzt man sich dann schon am Kopf und fragt sich, was Puppen mit „Dark Angel – Tochter des Satans“ zu tun haben…

Weiter geht es mit der grundsätzlich sehr interessanten Video-Einleitung von Charles Band, der kurz und knapp einige interessante Hintergrundinformationen zu den Dreharbeiten von „Dark Angel – Tochter des Satans“ in Rumänien teilt, mit denen zu Einstimmung auf den Film dessen Vorzüge hervorgehoben werden, etwa die fast komplett handgemachte Effektarbeit. Schade allerdings, dass die automatisch eingeschalteten deutschen Untertitel nach wenigen Sekunden einfach einfrieren und bis zum Ende des Beitrags im Bild stehen bleiben.

Der Ton

Hat man es schließlich trotz dieser Faux-Pas bis ins Menü geschafft, darf man den Hauptfilm mit drei verschiedenen Tonspuren starten. Der englische Ton liegt einmal in Stereo und einmal in 5.1 vor. Die Unterschiede sind marginal, vielleicht ist die Surround-Spur einen Tick voluminöser, aber allzu viele Effekte verteilen sich nicht über die Kanäle und reichlich Volumen wird auch schon in Stereo geboten. Die deutsche Tonspur liegt einen Halbton höher als die beiden Originalspuren und wirkt gerade in den Höhen auch etwas dünn, ist insgesamt aber von solider Qualität. Selbiges gilt für die deutsche Synchronisation, deren bekannteste Stimme wohl Dietmar Wunder (Adam Sandler, Don Cheadle u.a.) auf Daniel Markel sein dürfte. Deutsche und englische Untertitel sind wieder mit an Bord.

Das Bild

Die Eigenschaften des Bildes ergeben sich überwiegend aus den natürlichen Lichtquellen, die beim Dreh genutzt wurden. So soll die Höhle zu Beginn des Films ausschließlich mit brennenden Fackeln ausgeleuchtet worden sein, was sich in einer grellen, unsteten Lichtsetzung bemerkbar macht. Die rumänischen Tage und Nächte werden später neutral und übersichtlich in Szene gesetzt. Generell ist nur wenig von bewusster Licht- und Farbgestaltung zu spüren, was dem Bild letztlich einen sehr unbearbeiteten, fast dokumentarischen Charakter verleiht.

Die Extras

Bei den Extras findet man eine weitere Episode der „Videozone“-Making Ofs, von denen fast alle frühen Full-Moon-Produktionen begleitet wurden. Der erste Teil der Folge dreht sich nach einer kurzen Einleitung von Charles Band dann auch tatsächlich um „Dark Angel – Tochter des Satans“. Kein Wunder, dass die Höllensequenz den Löwenanteil des Beitrags ausmacht, dürfte in die Gestaltung des Sets doch die meiste Arbeit geflossen sein. Hauptsächlich kommt Regisseurin Linda Hassani zur Sprache und klärt den Zuschauer über einige der Effekte und On-Set-Lösungen auf. Der zweite Teil des Features dreht sich dann um den SciFi-Western „Alien Desperados“, der von George Takei vorgestellt wird. Schließlich folgen noch diverse Trailer aus dem Programm des Studios sowie Werbung für die Full-Moon-Mitgliedschaft, die heute äußerst putzig anzuschauen ist, zumal die eingeblendeten Telefonnummern und Adressen nachträglich mit dem Hinweis versehen wurden, dass sie nicht mehr gültig seien und man doch jetzt bitte das Internet benutzen solle.

Der Originaltrailer macht den Deckel auf das Paket. Im Gesamten bleibt es zwar diesmal nicht ganz fehlerlos, das Wichtigste ist aber gegeben: Eine solide Präsentation des Hauptfilms. Und wer von der ganz schnellen Sorte war / ist, sprich zu den ersten 200 Käufern gehört, der bekommt auch noch eine limitierte Sammelkarte oben drauf.

Bildergalerie

Dark Angel - Tochter des Satans

Womöglich hat “Dark Angel – Tochter des Satans” die drittcoolste Schreibmaschine der Filmgeschichte zu bieten – gleich nach “Shining” und “Naked Lunch”.

Dark Angel - Tochter des Satans

Nicholas Worth bietet in seiner kleinen Rolle einfach alles, was die Gesichtsmuskeln hergeben.

Dark Angel - Tochter des Satans

This Ain’t Teenage Mutant Ninja Turtles.

Dark Angel - Tochter des Satans

Eine typische amerikanische Kleinstadt, wie man sieht.

Dark Angel - Tochter des Satans

Hoch leben die Filmklischees, heute: Das Ermittlerduo, das schwer von Begriff ist.

Dark Angel - Tochter des Satans

Rothaarige haben einfach Feuer.

Dark Angel - Tochter des Satans

Da sieht man sogar auf dem Screenshot, wer in der Beziehung die Hosen anhat.

Dark Angel - Tochter des Satans

Spieglein, Spieglein, an der Wand, wer ist die höllischste Dämonentochter im ganzen Land?

Sascha Ganser (Vince)

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