Originaltitel: Temnye vody__Herstellungsland: Großbritannien / Italien / Russland__Erscheinungsjahr: 1993__Regie: Mariano Baino__Darsteller: Louise Salter, Venera Simmons, Mariya Kapnist, Lubov Snegur, Alvina Skarga, Valeriy Bassel, Pavel Sokolov, Anna Rose Phipps, Tanya Dobrovolskaya, Valeriy Kopaev, Ludmila Marufova, Kristina Spivak u.a. |
Unter verdunkeltem Himmel tobt das Meer und lenkt seine Schaumkronen in wilder Anordnung über die schwarze Oberfläche des Wassers, durch das kein Blick zu dringen vermag. Die brechenden Wellen greifen wie gierige Finger nach dem sterbenden Körper des italienischen Horrorkinos, der sich mit letzter Kraft im Sand verhakt. Sie versuchen, ihn ins Meer zu ziehen, als sein ertrinkender Leib noch seinen letzten Rest von Leben an den rettenden Strand haucht.
Ein Nachhall der großen italienischen Meister schwebt als Dunstwolke über Mariano Bainos „Dark Waters“. Es sind keine Assoziationen, die vom Regisseur bewusst beschworen werden, sie schimmern vielmehr durch seine künstlerische Prägung. Noch scheint überhaupt allzu viel Bewusstes eine Rolle gespielt zu haben, als dieser Film in fast völliger filmhistorischer Isolation entstand, umringt von Ahnen, die bereits von ihrem eigenen Vermächtnis zehrten, ohne der Landschaft zu diesem Zeitpunkt weitere Obelisken hinterlassen zu wollen oder zu können.
Wohl kaum verstehen lässt sich das, was Baino im jungen Alter von 26 Jahren gegen den Strich der Szene erschaffen hat, indem man sich um eine filmhistorische oder inhaltliche Analyse bemüht. Besser ist man beraten, wenn man bei der Sichtung eine Art assoziativer Traumlogik anwendet, um Verborgenes hinter den wunderschön fotografierten Bildern der Abgeschiedenheit an die Oberfläche zu befördern. In erster Linie besteht dieser Film nämlich aus archaischen Symbolen, die aus den Untiefen des Unterbewusstseins geborgen werden können, erdacht von einem Geist, der offenbar zeit seines Lebens von den Dämonen des Katholizismus heimgesucht wurde*. Unentwegt klatscht die Gischt auf den Fels der Insel und droht dunkle Geheimnisse mit sich zu reißen; Wasser ist hier eine rohe Gewalt, die Dinge entweder brutal zerstört oder langfristig irreversibel verändert. Es tritt in Erscheinung als die fließende Form einer gewissen Furcht, deren Ursprung man nicht kennen muss, um ihre Kraft zu spüren. Gleichermaßen verhält es sich mit dem Feuer, von dem Baino ebenfalls besessen scheint; nicht etwa im Kampf gegen das Wasser, sondern sich mit ihm verbrüdernd, wie um dem Teufel als linke und rechte Hand zu dienen. Gänge voller Kerzen, die unheimliche Schattenspiele produzieren und brennende Kreuze, mit denen Menschen angezündet werden, vermengen sich mit endlosem Regen und dem Meer, das die Insel umschließt. Hinzu kommen die Lehmböden und das spartanische Mauerwerk des Klosters, sowie der Hall jammernder Kinder und schwer atmender Geschöpfe der Dunkelheit, die durch die Gemäuer transportiert werden. Wasser, Feuer, Erde, Luft: Es ist zweifellos ein Film der Elemente, wild und urwüchsig in seiner Natur, ohne dass er stets genau wüsste, in welche Richtung er sich entwickeln soll. Er folgt einfach instinktiv einer bestimmten ästhetischen Linie.
Das bedeutet nicht, dass man es mit einer unzusammenhängenden Collage aus reinen Sinneseindrücken zu tun hätte. In gewisser Weise arbeitet das Drehbuch mit konventionellen, wenn nicht sogar uralten Methoden, das Mysteriöse in greifbare Worte zu fassen. Ein Brief, den die Hauptfigur in einem Bus mit seltsamen Einheimischen an eine ihr vertraute Person verfasst, spiegelt das gleiche Unbehagen, das auch Jonathan Harker empfunden haben muss, als er in „Dracula“ die Grenze ins unwirtliche Transsylvanien überschritt. Ein Bootsfahrer, der die Frau auf die Insel bringt, tritt in Erscheinung wie Charon am Fluss Styx, warnend vor den Gefahren am anderen Ufer, während er dennoch pflichtbewusst seinen Dienst als Fährmann antritt. Wie das Mädchen in Nicolas Roegs „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ trägt auch Elizabeth einen roten Umhang, der symbolisiert, dass sie die fremdartige Erscheinung ist, die nicht an diesen Ort gehört. Wie in Lovecrafts Erzählungen werden grausame Kreaturen und schreckliche Prozeduren angedeutet, aber nie völlig ausgespielt. Es wird ein Lichtkegel erschaffen, der nach und nach Teile eines großen Puzzles erhellt, ohne jemals das große Ganze zu erfassen. Von Raum und Zeit entsagt sich die Erzählung völlig; der gesellschaftliche Kontext ist schlichtweg nicht relevant, weil es in diesem Film um immerwährende Ängste geht, deren Schrecken nicht an einen Zeitgeist gekoppelt sind. Diese Überzeugung führt so weit, dass man aufgrund des reinen Bild- und Tonmaterials nicht einmal näher eingrenzen könnte, in welchem Jahr überhaupt die Dreharbeiten stattfanden. Möglicherweise hätte man die späten 60er oder frühen 70er in Verdacht; das tatsächliche Produktionsjahr 1993 hingegen verrät sich weder durch Kostüme noch Kulissen, erst recht aber nicht durch die Optik, die normalerweise ja der technischen Entwicklung wegen ein recht verlässlicher Indikator für das Alter eines Filmes ist.
Schaut in den Trailer zur deutschen Erstveröffentlichung von “Dark Waters”
httpv://www.youtube.com/watch?v=vNWPHEtOQxk
Gerade weil die Eckpfeiler der Handlung so alt und verwittert sind, lassen sie sich aber auch recht einfach in den Hintergrund verdrängen, wo sie als unsichtbare Tragflächen ihre Aufgabe erfüllen. Das ermöglicht es dem Regisseur, sich völlig auf die Komposition der einzelnen Sequenzen zu konzentrieren, von denen eine schöner geraten ist als die andere. Wer sich gerne auf das Visuelle einlässt, bekommt schon im Prolog eine herbe Palette aus verwitterten Farben geboten, die vom Meersalz halb zerfressen scheinen. Eine im Gegenlicht gefilmte Prozession vor orangefarbenem Dämmerlicht ist nur für Sekunden im Bild, fräst sich aber vielleicht für immer als Schlüsselbild im Gedächtnisspeicher für memorable Filmmomente ein (egal wie sehr der Speicherplatz bereits mit solchen Bildern belegt ist). Lichtquellen lodern in der Nacht an den Ufern wie zitternde Geistererscheinungen. Und eine besonders effektiv inszenierte Alptraum-Sequenz ist in Bezug auf Perspektive, Beleuchtung, Schnitt und Tonschnitt Referenzmaterial, das womöglich auch jüngst der „Conjuring“-Franchise zu ihren besseren Momenten verholfen haben könnte.
Die Lovecraft-Einflüsse werden indes stärker, je weiter sich die Auflösung nähert. Auch Clive Barkers „Hellraiser“ könnte einen gewissen Einfluss auf Bainos Unterbewusstsein ausgeübt haben. Das Monströse vor dem Betrachter zu verbergen, es aber in vielerlei Gestalt anzudeuten, ist ein Spiel, das er vom ersten Akt an mit großer Neugier spielt; Informationen bleiben vorenthalten, Rituale unerklärt, fleischliche Manifestationen Andeutungen. Noch dazu starren als Zeichen der Verdrängung, der Ignoranz und des Gehorsams unentwegt blinde Augen in die Kamera; so viele von ihnen, dass im Abspann gar der Kontaktlinsen-Hersteller genannt wird. Da der Regisseur zugleich ein ambitionierter Künstler ist, verlagert sich die Erzählung teilweise auch in seine obskuren Gemälde, die an den kahlen Mauern der Gruften und Keller hängen und erleuchtet vom flackernden Feuer der Kerzen die Erzähler-Position einnehmen. Mit dieser Strategie wird nicht nur über weite Strecken geschickt vermieden, das Unzeigbare zeigen zu müssen (um es stattdessen über die Illustration zu umschreiben)… als primitive Kommunikationsform passt sie außerdem hervorragend in das Gesamtwerk, dessen Puls in erster Linie durch audiovisuelle Reize ausgelöst wird.
So ist „Dark Waters“ neben Michele Soavis „DellaMorte DellaMore“ vielleicht der letzte große Paukenschlag in der Tradition des italienischen Gothic- und Horrorkinos – und das, obwohl er als englischsprachige Produktion auf ukrainischem Boden hauptsächlich durch den Regisseur italienisches Blut in sich trägt. Er zehrt dabei besonders vom apokalyptischen Szenario seiner Entstehungszeit, wird seine These des Ewigen doch gerade dadurch untermauert, dass er nicht auf dem Höhepunkt einer Welle realisiert wurde, sondern zu einer Zeit, da fast alle anderen Lichter bereits gelöscht waren. Seine suggestive Urkraft bleibt jedenfalls auch ein Vierteljahrhundert später ungebrochen.
*in einem Interview erzählt Baino, das er als Kind von wiederkehrenden Alpträumen heimgesucht wurde, bei denen ein Gekreuzigter in der stürmischen Nacht durch sein Schlafzimmerfenster brach und sich ihm bedrohlich näherte.
Informationen zur Veröffentlichung von “Dark Waters”
Einer der besten Mystery-Horror-Filme der 90er, die niemand kennt. Das ist bei „Dark Waters“ wohl leider ein internationales Problem. Vom Weltall aus hört man reihenweise Hände an die Stirn klatschen, wenn mal wieder ein Cineast irgendwo auf der Erde die Erstsichtung vollzogen hat und sich fragt, wie zum Teufel sich diese Perle all die Jahre vor ihm verstecken konnte. Deutschland ist hier aber mal wieder ein ganz besonderer Problemfall. In den USA gab es schon zu Hochzeiten der DVD eine würdige Veröffentlichung des Films mit allerhand Boni und der gesammelten Kurzfilm-Sammlung Mariano Bainos; inzwischen kamen einige Länder bereits in den Genuss einer Blu-ray. Erst jetzt, 26 Jahre nach seiner Entstehung, dürfen wir auch hierzulande Heimkinopremiere feiern. Kleiner Trost für die lange Warterei: Wir profitieren massiv von den bisherigen Releases – und bekommen auch noch Extra-Material oben drauf.
Limited Collector’s Edition, die 27te!
Als Nr. 27 geht „Dark Waters“ in die Ahnengalerie der „Limited Collector’s Edition“-Reihe von Wicked Vision ein und wird trotz der vielen hochklassigen Releases womöglich zur spektakulärsten Edition der gesamten Reihe. Es ist nämlich eine Edition, die nicht einfach nur vom Regisseur abgesegnet, sondern aktiv von ihm begleitet wurde. Das bedeutet: Massig Boni und Lizenzen, die weit mehr bieten als einfach nur den Hauptfilm. Und der alleine wäre schließlich schon sein Geld wert.
Das Bild
Dank des bereits existierenden, ganz vorzüglichen HD-Transfers bekommen wir nun auf Anhieb die wohl bestmögliche Präsentation. Auf jeden Fall lässt sie wenig Fantasie für weitere Verbesserungen übrig. Gedreht auf 35mm, zieht das Bild mit seiner natürlichen, analogen Optik völlig in den Bann. Schon der Prolog am Strand betört mit seinen Aquarell-Farbspektren, die den peitschenden Regen im Wind regelrecht im Gesicht spürbar machen. Die Bildschärfe ist dabei präzise wie ein frisch gewetztes Messer, der Schwarzwert unergründlich tief. Die dargestellten Objekte wirken kräftig und voll. Hauchfeine Körnung sorgt im Hintergrund für echtes Zelluloid-Gefühl. Später wird Baino die Bildabtastung noch mit allen erdenklichen Mitteln herausfordern. Brennende Kreuze in der Nacht, dunkle Kammern unter der Erde, entsättigte Farben in Flashbacks und Visionen, das sind normalerweise Magnete für Bildfehler wie Blockartefakte, absaufende Kontraste und Überstrahlung. Doch der Transfer meistert diese Herausforderungen in jeder Szene souverän und erlaubt so das völlige Eintauchen in die düster-morbide Atmosphäre, die für die Wirkung des Films so wichtig ist.
Der Ton
Der Ton ist im englischen Original und in der deutschen Synchronisation in DTS-HD Master Audio 2.0 abgemischt und unterstützt die Stärken des Bildes mit einem für Stereo-Kanalton beachtlichen Volumen. Das schwere Atmen der Kreatur im Verborgenen und die klagenden Kinderstimmen mutieren regelrecht zu einem eigenen Charakter. Überhaupt spielen Seufzer und andere nicht-kommunikative Laute auf der tonalen Ebene eine wichtige Rolle. Sie tragen ferner zu der Argento-Nähe des Films bei, nähern sie sich doch stark den animalischen Klängen des „Suspiria“-Soundtracks von Goblin an.
Die Verpackung
Während das Ausland bei der Technik auf einem Level mit der deutschen Veröffentlichung ist, hat diese in Sachen Ausstattung wohl mehr zu bieten als jede andere Edition auf dem Markt. Das beginnt, wie üblich, bei der Verpackung. In drei verschiedenen Motiven lässt sich das Mediabook zu „Dark Waters“ erwerben. Cover A (limitiert auf 333 Stück) zeigt die Hauptdarstellerin und einen Teilausschnitt ihres Alptraums. Die beiden Ebenen sind farblich durch verlaufende Rot- bzw. Blautöne scharf voneinander abgetrennt – ein Mario Bava hätte sicherlich diebische Freude an diesem reizvollen Zusammenspiel. Cover B (limitiert auf 444) spricht durch sein handgezeichnetes Portrait einer blinden Nonne in erster Linie die Nunsploitation-Fraktion an. Netter Akzent: Das Schwarz der Nonnentracht verläuft wie feine Adern in den blutroten Hintergrund hinein. Cover C (limitiert auf 333) zeigt das Amulett mit dem Antlitz der Kreatur, sich im Wasser spiegelnd vor der wunderschönen Gegenlichtaufnahme an den Klippen.
Im Inneren aller drei Varianten wartet ein Booklet mit sage und schreibe 48 Seiten, das aufgrund der Dicke nicht geklammert, sondern geklebt ist. David Renske eröffnet den Textteil mit einer gut zweiseitigen Einordnung zu „Dark Waters“, die er passend zum Film sehr bildhaft anlegt. Etwas irritierend geht es im zweiten Abschnitt mit einem literarisch geschriebenen Prolog zu den Ereignissen aus dem Film weiter, der die Hintergründe noch weiter ausleuchtet. Man hätte an dieser Stelle nämlich nicht erwartet, mit einer Kurzgeschichte nach Lovecraft-Art überrascht zu werden. Anschließend übernimmt Michele de Angelis mit einer Einordnung des Werks in die Filmlandschaft der 90er Jahre. Produktionsfotos lockern den Lesefluss auf; weiterhin sind Teile der Storyboards abgedruckt und auch einige Konzeptzeichnungen findet man vor. Die sind mehr als sehenswert und haben einen Platz auf den Booklet-Seiten absolut verdient. Sämtliche Texte sind übrigens auf Englisch und Deutsch abgedruckt, was darauf hinweist, dass auch diesmal wieder der ausländische Sammlermarkt als Zweitabnahmestelle ins Auge gefasst wird. Eigentlich schade, dass man in einem Land mit über 82 Millionen Einwohnern Zweifel haben muss, eine Auflage mit 1110 Einheiten abverkaufen zu können. Nur 0,0005 % der Deutschen haben aktuell jedenfalls noch die Gelegenheit, ein Exemplar abzugreifen… da muss doch irgendjemand mit ein wenig Filmgeschmack dabei sein? Immerhin, Cover B scheint inzwischen bereits ausverkauft zu sein. Es besteht Hoffnung.
Das Bonusmaterial (Disc 1)
Wir haben es übrigens mit einer 3-Disc-Edition zu tun, die aus einer Blu-ray und zwei DVDs besteht. Eine DVD dupliziert wie gewohnt den gesamten Inhalt der Blu-ray, Film und Bonusmaterial inklusive. Die zweite DVD beherbergt dann die restlichen Massen an Boni.
Doch schon auf der Film-Disc gibt es viel zu entdecken. Angeführt natürlich vom Audiokommentar mit Regisseur Mariano Baino und Booklet-Autor Michele De Angelis. Wie von Kommentaren mit Beteiligten gewohnt, bekommt man viele Hintergrundinformationen zum Dreh, die in diesem Format natürlich schön an der jeweils laufenden Szene illustriert werden können. Baino wird uns im Bonus-Abteil jedenfalls noch öfter über den Weg laufen, zeigt er sich doch hochgradig kooperativ mit dem Label und steht für allerlei Interviews bereit. In dieser Hinsicht erinnert die Edition stark an „Laurin“ von Bildstörung, wo dessen Regisseur Robert Sigl ähnlich viel Interesse daran hatte, Teil einer wunderbaren Veröffentlichung zu sein. Sigl und Baino trafen sich übrigens jüngst noch beim Fantafestival, als Beiden ein Silver Bat für ihr „Career Achievement“ verliehen wurde.
Nach Start der Blu-ray begrüßt uns der Regisseur jedenfalls zunächst mit einer kleinen Einführung, bevor es ins Menü (mit sehr laut abgemischter Musik) geht. Wer den Film bereits auf Deutsch, Englich und mit Audiokommentar mehrmals durchgesuchtet hat, wird sich vielleicht irgendwann ins Bonus-Abteil bemühen. Dort warten insgesamt fünf Featurettes, vier von ihnen mit Bainos Beteiligung. In „Lovecraft Made Me Do It“ erzählt er von den prägenden Einflüssen seiner Kindheit, die sehr viel Aufschluss darüber geben, weshalb sein bis heute einziger Spielfilm so aussieht, wie er aussieht. „Let There be Water“ ist quasi ein Making Of der Sequenz, in der ein Raum samt Priester mit Wasser überflutet wird. „Controlling The Uncontrollable“ wiederum stützt sich auf die These, dass Film das Medium ist, das man wohl am wenigsten kontrollieren kann, sei doch nie vorauszusehen, was am Set und auch schon in der Planungsphase alles passieren kann. Diese drei Videos laufen zwischen 5 und 10 Minuten und sind damit wohl als Featurettes zu bezeichnen. Sie wurden nicht eigens für diese Ausgabe gedreht, sondern waren bereits in ausländischen Fassungen zu sehen. Das knapp halbstündige Interview „The Darkest Water“ wiederum ist eine Wicked-Vision-Eigenproduktion. In ihr resümiert der inzwischen ältere Baino nochmals über sein Werk und die Veröffentlichungsgeschichte, wobei er sich mit Blick auf die Deutschland-Premiere als großer Fan des deutschen Expressionismus zeigt und den „Golem“ als einen seiner Favoriten bezeichnet. Mit dem fünften Feature hat Baino ausnahmsweise mal nichts zu tun. Hier handelt es sich um einen viertelstündigen Video-Essay von Pelle Felsch, der den Film in einem kleinen Kino sitzend auf seine Symbolik abklopft. Wenn man dem ganzen Paket einen Vorwurf machen möchte, dann vielleicht, dass es zu wenig Außenperspektive und Filmanalyse wie diese gibt. Abgesehen von den Booklet-Texten bleibt Felsch der einzige externe Beobachter. Toll wäre gerade bei einem solchen Film noch ein Kommentar der Marke Giesen und Naumann gewesen. Aber man kann ja nicht alles haben…
Wer meint, das war es schon mit Disc 1, der hat ein ganzes Zusatzpaket an Promo-Features übersehen. So verliert Baino in weiteren Kurzvideos auch noch einige Worte über die schwierigen Arbeitsumstände in den Katakomben, über die Lovecraft-Atmosphäre im Küstendorf, über die finale Kreatur und die unheimliche Alptraumszene mit der gekreuzigten Nonne (die übrigens vom Effektespezialisten höchstpersönlich gespielt wurde). Dazu gesellt sich eine Wicked-Vision-Promo, die Trailer zum Hauptfilm, ein Trailer zum neuen Baino-Kurzfilm „Lady M 5.1“ sowie Bildergalerien mit den Schwerpunkten Artworks, Behind The Scenes, Baianos Kunst, Storyboards, Skizzen und Skript.
Das Bonusmaterial (Disc 2)
Auf Disc 2 geht es dann weiter mit dem vollwertigen Making Of „Deep Into The Dark Waters“. Hier erzählt die Crew von den teils unglaublichen Drehbedingungen in Russland und der Ukraine, begonnen mit einer 24-stündigen Busreise, die eigentlich nur 8 Stunden dauern sollte und auf der es nur Wodka zu trinken gegeben haben soll. Selbst wenn sich manche Übertreibung in die Anekdoten geschlichen haben sollte, so vermittelt die fast 50-minütige Dokumentation doch sehr bildhaft, dass so ein Filmdreh nicht gerade ein Zuckerschlecken ist. In „Dark Waters Destroys Churches“ und „All Lovecraft’s Fault“ wiederholen sich einige Erzählungen, obwohl es sich um unterschiedliche Videos handelt. Die 6 Minuten an „Deleted Scenes“ lassen sich anschauen wie das Video aus dem Horrorfilm „The Ring“, dauern einige Schnipsel doch nur Bruchteile von Sekunden, so dass die schnellen Szenenwechsel wie ein experimentelles Video wirken. Wäre „Dark Waters“ verschollen und dies wäre alles, was von ihm übrig wäre, würde der Film vermutlich zum Untergrund-Kult mutieren, so mysteriös sieht das alles aus. Ein paar Silent Bloopers mit Kommentar des Regisseurs gibt es auch noch. Genauso wie das von Baino gedrehte Musikvideo “Face And The Body”. Und dann sind da natürlich noch die drei ersten Kurzfilme „Dream Car“, „Caruncula“ und „Never Ever After“, alle mit optionalem Regie-Kommentar und letzteres sogar inklusive eines eigenen Making Ofs. Diese waren bereits auf den ersten DVD-Releases enthalten und dürfen natürlich auch diesmal nicht fehlen. Mit einer Kurzbesprechung aller Kurzfilme schließen wir diese Besprechung auf Seite zwei ab.
Bildergalerie von “Dark Waters”