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Darkman

Originaltitel: Darkman__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1990__Regie: Sam Raimi__Darsteller: Liam Neeson, Frances McDormand, Colin Friels, Larry Drake, Nelson Mashita, Jessie Lawrence Ferguson, Rafael H. Robledo, Dan Hicks, Ted Raimi, Dan Bell, Nicholas Worth, Aaron Lustig, Professor Toru Tanaka, John Landis, Neal McDonough, William Lustig, Scott Spiegel, Bruce Campbell, Sam Raimi, Joel Coen, Ethan Coen, Jenny Agutter u.a.
Darkman

In “Darkman” präsentiert Sam Raimi düstere Superheldenaction mit Horror-Einschlag

Mit „Darkman“ kreierte Sam Raimi seinen eigenen Superhelden, ohne bekannte Vorlage und nach Motiven des Horrorkinos, durfte damit aber seinen ersten Majorfilm drehen.

Ähnlich wie bei Batman, dem Punisher und ähnlichen Zeitgenossen braucht es auch hier einen Fiesling, um einen dunklen Rächer heraufzubeschwören, wobei dieser Part an Robert G. Durant (Larry Drake) fällt. Der ist Gangster, macht gerne in Immobilien und nietet die Konkurrenz im Gangstergewerbe kurzerhand um. Eine derartige Szene bildet dann auch den netten und gleichzeitig doch enttäuschenden Auftakt. Nett deswegen, weil Durant und seine Truppe scheinbar waffenlos in eine Falle laufen, doch sich den Weg freiballern und es zwei nette Stunts mit überschlagenden Autos zu bewundern gibt. Enttäuschend deswegen, weil Durants Leute einer Riesenhorde in Sekundenschnelle die Latüchten ausknipsen und der Auftakt vorbei ist, ehe er richtig angefangen hat.

Held der Story ist der Wissenschaftler Dr. Peyton Westlake (Liam Neeson), der an künstlichen Häuten arbeitet, die sich jedoch bei Licht nur 99 Minuten halten. Seiner Freundin Julie Hasting (Frances McDormand) fällt jedoch ein Memo in die Hände, welches einen Geschäftspartner Durants belasten würde. Also taucht der Gangster auf, tötet Peytons Assistenten, verätzt Peytons Gesicht und brennt das Labor nieder. Natürlich arg konstruiert (warum liegt das Memo in Peytons Labor rum?), doch damit wäre der Anlass für eine Rachegeschichte gegeben.

Peyton überlebt die Explosion und wird in einer Spezialklinik behandelt, wobei man ihm sein Schmerzempfinden nimmt, da er sonst die Verbrennung nicht ertragen könnte. Doch Peyton flieht so schnell er kann, um mit Hilfe seiner Erfindungen Rache zu nehmen…

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Daraus hätte man astrein einen straighten Vergeltungsfilm stricken können, doch Sam Raimis Werk keilt in alle Richtung aus, ist vieles halb, aber nichts so richtig. Für eine Laufzeit von nur rund 91 Minuten kümmert sich „Darkman“ dabei zu sehr um Subplots, während die eigentliche Geschichte simpel bleibt. Großartige Ermittlungen stellt Peyton nicht an, sondern kann bald die Gangster, vor allem durch seine Verkleidungen, in denen er ihre Rollen einnimmt, gegeneinander ausspielen und den Rest im Finale abräumen. Viele Überraschungen erlebt der Zuschauer nicht, sodass es „Darkman“ einfach an Spannung mangelt.

Auch im Actionbereich sieht es recht mau aus. Auch der wird nur halbherzig angeschnitten; außer dem Auftakt bieten nur der Überfall auf das zweite Labor inklusive Hubschrauberjagd und der Showdown noch nennenswerte Konfrontationen. Erstere Szene schneidet dabei deutlich besser ab, da es hier noch zünftige Explosionen und schicke Stunts gibt, der Showdown hingegen ist kurz und unspektakulär. Zudem leidet der Showdown darunter, dass das Baugerüst, auf welchem er stattfindet, extrem nach Studiokulisse aussieht und sich daher kein Nervenkitzel einstellen will.

So versucht sich „Darkman“ über weite Teile als Drama und verschwendet zuviel Zeit auf den Subplot zwischen Peyton und Julie. Peyton rekonstruiert sein altes Gesicht und kann mit seiner Angebeteten, die ihn für tot hielt, nun 99 Minuten zusammen sein, ehe er Gefahr läuft sein Geheimnis zu verraten. Leider macht „Darkman“ viel zu wenig daraus, die Dialoge über Vertrauen und Liebe wirken stellenweise einfach nur sülzig. Interessanter schon die Ansätze, wenn Peyton als Mischung aus dem Phantom der Oper, Frankenstein und Frankensteins Monster im Labor mit seinem Schicksal hadert, doch auch hier will kein rechter Tiefgang entsteht, da hilft auch ein total übertriebener Wutausbruch Peytons nicht.

Zudem beißt sich dies mit der sehr guten, aber eher humorvollen Inszenierung Sam Raimis. Für den Schlussgag darf Bruce Campbell herhalten, die Cameoauftritte (u.a. die Coens, Scott Spiegel und William Lustig) häufen sich und in der Folterszene Peytons wirbelt die Kamera im „Tanz der Teufel“-Stil. Auch sehr schwarzhumorig sind die Momente, in denen Peyton Rache an den Gangster übt und Durant z.B. sich selbst gegenübersteht, ein weiterer Scherge von Durant einen Freiflug spendiert bekommt oder Peyton Rick (ausgerechnet Sam Raimis Bruder Ted) mit tödlichem Ausgang bestraft.

Liam Neeson, der später mit „Taken“ dann doch noch zur Ikone des Rachefilms aufstieg, erbringt in der Hauptrolle auch eine gute Leistung, nur der bereits erwähnte Wutausbruch wirkt viel zu überzogen. Frances McDormand („Hail, Caesar!“) als weibliche Hauptrolle ist OK, auch an Larry Drake („Inferno“) kann man nicht viel meckern, aber seinem Bösewicht fehlt ein wenig die Ausstrahlung.

Letzten Endes nimmt sich „Darkman“ zuviel vor und scheitert daran: Die dramatischen Ansätze sind ambitioniert, aber besitzen zu wenig Tiefgang, die Action ist nett gemacht, kommt aber viel zu kurz. So reicht es nur dank Sam Raimis guter Inszenierung gerade noch zum gehobenen Durchschnitt.

„Darkman“ hat eine bewegte Zensurgeschichte hinter sich. Die deutsche FSK-18-VHS war um einige Gewaltszenen erleichtert, 2000 brachte Universal den Film auf DVD mit SPIO/JK-Freigabe heraus und integrierte die Fehlstellen. Da die DVD aber europaweit identisch war, war eine andere Szene für die britische BBFC gekürzt, in der jemand ein Nunchaku schwingt. 2013 brachte Koch Media/Universal den Film dann komplett ungekürzt auf Blu-Ray und DVD heraus, ließ ihn neu prüfen und erhielt in ungekürzter Form eine Freigabe ab 16 Jahren. In Sachen Bonusmaterial gibt es Trailer und eine Bildergalerie. Für den 9. November ist eine Blu-Ray-Neuauflage von 8-Films angekündigt, die „Darkman“ und seine beiden Direct-to-video-Sequels im 4-Disc-Mediabook bringt. Dieses soll zusätzliches Bonusmaterial wie Making Ofs und den zwanzigminütigen 1992er Pilotfilm für eine nie realisierte „Darkman“-Fernsehserie enthalten.

© Nils Bothmann (McClane)

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