Originaltitel: Darkman II: The Return of Durant__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1995__Regie: Bradford May__Darsteller: Arnold Vosloo, Larry Drake, Kim Delaney, Renée O’Connor, Lawrence Dane, Jesse Collins, David Ferry, Jack Langedijk, Sten Eirik, Steve Mousseau, James Millington u.a. |
Für eine Fortsetzung im Kino reichte es bei Sam Raimis düsterem Superheldenfilm „Darkman“ nicht mehr, doch für den Videomarkt ließ man Bradford May („Altar des Satans“) in schneller Folge zwei Sequels mit neuer Besetzung der Hauptrolle runterkurbeln. „Darkman II“ erschien 1995, der nächste Teil nur ein Jahr später.
Dass immerhin der Schurke Robert G. Durant (Larry Drake) wieder mit von der Partie ist, verkündet der Beititel „The Return of Durant“ schon stolz. Mit Filmschnippseln aus dem Erstling wird kurz die Vorgeschichte wiedergegeben, außerdem kann man so budgetsparend noch ein paar etwas teurere Actionszenen zeigen, etwa jene, in der Durant vermeintlich mit dem Hubschrauber abstürzt. Derweil prügeln sich die Gangs um die Vorherrschaft in der Hood, was man gleich für eine Autoverfolgungsjagd plus Ballerei zwischen zwei Fraktionen ausschlachtet, an deren Ende Dr. Peyton Westlake (Arnold Vosloo) alias Darkman beherzt eingreift, einem Schurken einen Gullideckel in die Visage haut und als gar nicht mal so freundliche Nichtspinne in der Nachbarschaft für Ordnung sorgt.
Derweil erfahren wir, dass Durant doch nicht verstarb, sondern nur im Koma lag und nach erfolgreicher Erweckung wieder seine kriminellen Geschäfte ausbaut. Dafür möchte er sich gern ein Lagerhaus unter den Nagel reißen, in dem allerdings Dr. David Brinkman (Jesse Collins) an künstlicher Haut forscht und dabei kurz davor steht Westlakes Vorarbeit zu perfektionieren. Westlake schaut mit Gesichtsmaske vorbei, greift Brinkman unter die Arme, scheint aber mit Doofheit geschlagen, als einige Mafiahandlanger auftauchen und Brinkman zum Verkauf der Halle überreden wollen: Zwar kann Westlake kurz Hilfestellung geben, überwacht die Butze aber nicht weiter, weshalb Durants Schergen zurückkehren und aus dem Labor sowie Brinkman Kleinholz machen.
Doch das ist nur der erste Schritt: Durant befreit einen Mad Scientist und lässt diesen an Superwaffen forschen, mit deren Hilfe er unter anderem Darkman beikommen will. Der wiederum kriegt spitz, dass sein Erzfeind zurück ist und nimmt erneut den Kampf gegen dessen Syndikat auf…
httpv://www.youtube.com/watch?v=XfCwDlaZOso
Kommt einem alles irgendwie bekannt vor? „Darkman II“ ist eine Direct-to-video-Fortsetzung, die phasenweise wie ein Remake wirkt: Wieder killt Durant einen Wissenschaftler (der kommt nicht zurück, schließlich haben wir ja schon einen Darkman), wieder infiltriert Darkman die Organisation durch seine Masken usw. Mehr noch: Manche Shots sind fast eins zu eins aus dem Erstling übernommen, etwa wenn ein Verbrecher und der maskierte Darkman mit dessen Gesicht einander ungläubig anstarren. Sogar das kreative Abservieren eines Durant-Handlangers gibt es erneut, wobei die entsprechende Szene (Sturz vom Hochhaus im Golfkart) immerhin so schwarzhumorig ist, dass sie kurzfristig für gute Laune sorgt. Manchmal kommentiert der Film die Ähnlichkeit sogar, etwa wenn Durant auf Darkmans Tricks vorbereitet ist, doch über weite Strecken ist „Darkman II“ nur eine dumpfe Kopie.
Vor allem ist „Darkman II“ aber auch kreuzlangweilig, da kaum etwas passiert. Eher laufen die verschiedenen Storystränge (Durants Drogenhandel, die Einholung von Superwaffen, Darkmans Forschung usw.) alle eher nebeneinander her als dass sie stimmig ineinandergreifen – trotz der Berührungspunkte. Einige könnte man sogar weglassen (z.B. die Recherchen einer Reporterin) und manches ist schon reichlich doof – augenscheinlich hat man als krimineller Obermotz nix anderes zu tun als fernzusehen, sodass man schon direkt nach der Ausstrahlung unbequemer Berichterstattung ungenehme Personen wegbomben kann. Der gemeuchelte Wissenschaftler hat auch noch eine alleinstehende Schwester namens Laurie (Renée O’Connor), die zum einen als Love Interest herhalten soll, zum anderen natürlich prima in Gefahr geraten und/oder entführt werden kann. Leider sind alle Versuche Westlake etwas mehr Emotionen und Persönlichkeit zu geben in den Händen des mäßig talentierten Handwerkers Bradford May kaum erfolgreich, egal ob es sich um die anbahnende Liebschaft oder das forciert dargestellte Leiden unter der eigenen Entstelltheit ist.
Die Action ist meist klein, unspektakulär skaliert und noch dazu durchwachsen inszeniert – manche Rauferei im Finale beweist eindrucksvoll, dass man auch Jahre vor unbeholfenen Bourne-Nachahmern bereits Action komplett verwackeln konnte. Neben dem (tatsächlich besseren und druckvolleren) Auftakt ist der Showdown auch die einzige wirkliche Actionszene in dem Film, der noch dazu immer nach Budgetknappheit und Videothekenware aussieht, trotz der einen oder anderen Explosion. Sonderlich hart ist das Ganze nicht, auch Darkman recht kaltschnäuzig Widersacher killt und Durant den einen oder anderen fiesen Spruch reißen darf.
Larry Drake („Inferno“) ist sowieso ein Pfund, mit dem Film (in sehr begrenztem Rahmen) wuchern kann: Er ist wieder freudig unterwegs als gut gelaunter Sadist, auch wenn das Drehbuch ihn nur seine Rolle aus dem Erstling wieder aufkochen lässt. Arnold Vosloo hatte sich kurz zuvor im ebenfalls von Universal und „Darkman“-Regisseur produzierten „Harte Ziele“ als Schurke stark geschlagen und auch als Superheld der düsteren Sorte, mit (hier zurückgefahrenen) „Phantom der Oper“-Bezügen, macht er sich ziemlich brauchbar. Der Rest vom Fest ist dagegen egal, weder Kim Delaney („Delta Force“) noch Renée O’Connor („Stone Cold – Kalt wie Stein“) bekommen in den beiden großen Frauenrollen wirklich etwas zu tun, während die Schurkenriege um Durant blass und austauschbar bleibt.
So hat „Darkman II“ zwar durchaus einige wenige helle Momente, aber wenn eine nur für den Schauwert eingestreute Auftaktactionsequenz mit Autocrash und geworfenem Kanaldeckel dazu zählt und wenig vom Hauptteil des Films, dann sagt das schon was aus: Bradford Mays liebloses Sequel kopiert den Erstling einfallslos, plätschert für 90 Minuten dahin und kriegt seine Handlungsstränge nicht zu einem überzeugenden Ganzen verzahnt. Dass „Darkman II“ dann auch noch in Sachen Action und Effekte spart, hämmert nur weitere Sargnägel rein, vom Raimis extravaganter Inszenierung ist natürlich auch nichts geblieben.
„Darkman II“ war auf VHS ungekürzt, wurde ab 18 freigegeben und dann auch noch indiziert, obwohl er relativ harmlos ist. Die DVD von Universal ist sowohl einzeln als auch mit den anderen Filmen der Reihe in einer Box erhältlich und bietet Trailer als Bonus. In Österreich hat Koch Media die Filme als Blu-Ray-Box herausgebracht. Für den 9. November ist eine Blu-Ray-Neuauflage von 8-Films angekündigt, welche die Trilogie im 4-Disc-Mediabook bringt. Dieses soll zusätzliches Bonusmaterial wie Making Ofs und den zwanzigminütigen 1992er Pilotfilm für eine nie realisierte „Darkman“-Fernsehserie enthalten.
© Nils Bothmann (McClane)
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