Originaltitel: Jiang Shan Mei Ren__Herstellungsland: China, Hongkong__Erscheinungsjahr: 2008__Regie: Ching Siu-Tung__Darsteller: Donnie Yen, Kelly Chen, Leon Lai, Guo Xiaodong, Kou Zhenhai, Liu Weihua, Zhang Shan, Chen Zhihui, Yan Jie, Zhou Bo u.a. |
Der König des Königreiches Yan wird bei einem der vielen Kriege, in die das Land beständig verwickelt wird, schwer verletzt. Er bestimmt seinen treuen General Muyong als Nachfolger, was die anderen Generäle und den Neffen des Königs nicht sonderlich erfreut. Darum will man Muyong mittels einer Intrige ausbooten, hat die Rechnung aber ohne den schlauen General gemacht.
Der behauptet einfach, der sterbende König habe seine eigene Tochter Yen zur Thronfolgerin bestimmt. Das hören die Generäle erst recht nicht gern. Dennoch schwören sie, sich in ihr Schicksal zu fügen, wenn es die Prinzessin schaffe, innerhalb kürzester Zeit zu einem weisen Kriegsherren heranzuwachsen.
Muyong übernimmt sofort die knochenharte Ausbildung Yens, die sich hervorragend macht. Kurz vor ihrer Krönung verüben darum die Generäle einen Anschlag auf sie, den sie nur schwerverletzt und vergiftet überlebt. Ein einsiedlerischer Arzt nimmt sich ihrer an und pflegt sie wieder gesund. Obendrein keimen zwischen ihm und Yen zarte Gefühle auf. Doch Yen weiß, dass sie ihren Verpflichtungen nicht entkommen kann und sie kehrt in ihre Heimat zurück. Hier bahnt sich allmählich ein großer Bürgerkrieg an…
Schaut in “Das Königreich der Yan” mit Donnie Yen hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=xK-GG1PE1Vg
„Das Königreich der Yan“ beginnt ungemein dreckig, realistisch, brutal, blutverschmiert und wuchtig und hat dank der intrigenbehafteten Ränkeschmiederei ein nettes treibendes Element an Bord, das dem Film sehr gut steht. Leider ändert „Das Königreich der Yan“ nach starken 30 Minuten komplett die Richtung.
Denn mit der Ankunft Yens in den Gestaden des einsiedlerischen Arztes wird der Streifen zunehmend luftiger, leichter und vor allem oberflächlicher. Es hagelt Glückskeks-Weisheiten vom Zusammenleben der Menschen auf unserem Planeten, vom allumfassenden Frieden und von einem versöhnlichen Miteinander. Das öffnet dem Kitsch auf übertriebene Art und Weise Tür und Tor.
Glücklicherweise kehrt Yen bald wieder in ihre Heimat zurück, wo der Intrigenpart wieder übernehmen darf. Leider erreicht „Das Königreich der Yan“ dennoch nicht mehr den düsteren und beklemmenden Unterton seines gelungenen Einstieges. Nicht einmal in den letzten 30 Minuten, die nur noch aus Hack‚n’Slay bestehen und feinstes Swordplay bieten. Auch hier herrscht plötzlich ein seltsam versöhnlicher Unterton vor und schwingt die Liebe der beiden Hauptfiguren über allem.
Auf diese Weise verschenkt Regisseur Ching Siu-Tung („Naked Weapon“) einfach ungemein viel an Möglichkeiten und gerät sein Film zunehmend belangloser und beliebiger. „Das Königreich der Yan“ ist zwar durchgehend unterhaltsam, keine Frage, doch nach dem düsteren Einstieg musste man einfach einen ganz anderen Film erwarten. Dass der versierte Hongkong-Regisseur zumindest auf ein Happy End verzichtet, stimmt zumindest ein klein wenig versöhnlich. Im Großen und Ganzen reicht sein Historienfilm mit amtlich Swordplay-Zuckerguss aber absolut nicht an die Genre-Größen heran.
Und das, wo sich Ching Siu-Tung abseits der Story gerade darum wie verrückt bemüht! Gigantische Landschaftsbilder gehen mit wuchtigen Schlachtengemälden einher. Die aufmarschierenden Armeen sind gigantisch und das Schlachtengewusel macht richtig Laune. Die Ausstattung ist vom Feinsten und birst vor allem in den Rüstungen der Krieger vor Details. Und unter dem Film tönt ein Score, der sich bewusst heroisch gibt und vor allem die Actionszenen noch krass epochaler wirken lässt.
Dabei steht, wie angedeutet, Swordplay ohne Haken und Ösen immer im Mittelpunkt! Es wird geradlinig gehackt und aufeinander eingedroschen. Es geht Ching Siu-Tung hier ganz augenscheinlich um Effizienz und weniger um stilistische Höhenflüge, weshalb auch Wirework und Co. komplett außen vor bleiben.
Auch Kampfsportmaestro Donnie Yen („Chasing the Dragon“) kann sich niemals so richtig entfalten, muss er sich doch dem geerdeten und realitätsverliebten Ansatz des Streifens weitgehend unterordnen. Einzig in seinem absolut irren und unglaublich männlichen letzten Auftritt wird er einmal so richtig von der Leine gelassen und bedankt sich mit einer grandiosen Actionman-Performance.
Auch schauspielerisch macht sich Donnie Yen verdammt gut in „Das Königreich der Yan“. Der Film entstand kurz vor seinem schauspielerischen Ritterschlag in „Ip Man“ und damit in einer Zeit, in der der Mime von Film zu Film immer mehr an Nuancen und Feinheiten in seinem Spiel zulegte und zudem von Projekt zu Projekt immer sympathischer rüberkam.
Seine Co-Hauptdarstellerin Kelly Chen („Infernal Affairs“) müht sich als Yen zwar nach Kräften, wirkt aber nicht in allen Belangen wirklich überzeugend. Vor allem fällt auf, dass ihr der Romanzenpart doch deutlich mehr liegt, als der der beherzt agierenden Kampfamazone, die um ihr Königreich fightet. Obendrein ist die junge Dame optisch nicht wirklich sooo ansprechend.
Als Arzt erleben wir Leon Lai („Seven Swords“), der nicht wirklich das Prädikat guter Darsteller verdient. Er agiert extrem zurückhaltend, blass und nichtssagend, was es verhältnismäßig schwer macht, die Liebe zwischen ihm und Yen auch nur ansatzweise nachvollziehen zu können. Überhaupt gerät der gesamte Romanzenpart dank der fehlenden Chemie zwischen den beiden Darstellern sehr schwunglos und unglaubwürdig. In den Nebenrollen erlebt man derweil einen sehr eindrucksvoll agierenden Cast, der keinerlei Overacting betreibt und die Hauptdarsteller angenehm unterstützt.
“Das Königreich der Yan”: Wuchtiges Schlachtengemälde trifft langweilige Love Story
Am Ende ist „Das Königreich der Yan“ ein nicht sonderlich überzeugendes Gebräu aus wuchtig realistischen Schlachtengemälden und kitschig langweiliger Love Story, das immer dann am meisten zündet, wenn Donnie Yen unter Ching Siu-Tungs Anweisung wirbeln darf und das Ränkespiel der verschwörerischen Monarchenbrut im Mittelpunkt steht. Davon abgesehen fehlt es dem Film an allen Ecken und Enden schlicht und ergreifend massiv an Höhepunkten.
„Das Königreich der Yan“ wurde von Splendid Film auf DVD und Blu-ray veröffentlicht. Beide Datenträger sind mit einer FSK 16 Freigabe ungeschnitten und haben in der Special-Edition-Variante eine ganze Menge Extras an Bord.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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