Originaltitel: The Relic__Herstellungsland: USA/Deutschland/Japan__Erscheinungsjahr: 1997__Regie: Peter Hyams__Darsteller: Penelope Ann Miller, Tom Sizemore, Linda Hunt, James Whitmore, Clayton Rohner, Chi Moui Lo, Thomas Ryan, Robert Lesser, Diane Robin, Lewis Van Bergen, Constance Towers u.a. |
Nachdem Peter Hyams mit den Van-Damme-Reißern „Timecop“ und „Sudden Death“ seine Gespür für einträgliche Genrekost bewiesen hatte, übergab man ihm die Regie für „Das Relikt“, basierend auf dem Roman von Douglas Preston und Lincoln Child.
Auf dem Lake Michigan treibt ein Frachter, dessen komplette Besatzung verhackstückt wurde. Der Cop Vincent D’Agosta (Tom Sizemore), der den Fall untersucht, steht vor einem kompletten Rätsel – im Gegensatz zum Zuschauer, der durch die Eingangsszene bereits ahnt, dass dies irgendetwas mit der seltsamen Fracht zu tun haben muss, die ein Wissenschaftler aus dem Urwald ans Naturkundemuseum von Chicago schicken wollte, die aber erst mit einem anderen Schiff ankamen.
Dort arbeitet auch die leicht chaotische Wissenschaftlerin Dr. Margo Green (Penelope Ann Miller), welche bei der Öffnung der Kisten anwesend ist. In den Kisten findet man lediglich Blätter einer unbekannten Pflanze und das Relikt eines Eingeborenenstammes, doch bald gibt es auch im Museum den ersten Toten. Auftritt D’Agosta und man hat seine beiden Hauptfiguren beieinander – zumindest die des Films, denn Aloysius Pendergast, Neben- und Hauptfigur diverser Preston/Child-Bücher, kommt in der Leinwandvariante gar nicht vor.
Das Museum wird abgeriegelt, da D’Agosta die Gefahr richtig einschätzt. Zwar protestiert der Rest der Welt wegen einer geplanten Spendengala, doch der findige Cop setzt sich durch. Die Gefahr bleibt jedoch bestehen und so versucht er verbissen den Mörder zu finden, während Margo ein paar unglaubliche Erkenntnisse bezüglich der mitgeschickten Blätter macht…
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Man erkennt es bereits bei der vagen Inhaltsbeschreibung: „Das Relikt“ orientiert sich klar an den Standards, die „Der weiße Hai“ im Genre des Monsterhorrors gesetzt hat. Neben der Prestige-Veranstaltung, die man nicht ausfallen lassen will, gibt es noch die uneinsichtigen Schleimer bei Polizei und Stadtverwaltung sowie Margos unsympathischen Rivalen, dem in Filmhälfte zwei natürlich das passiert, was jedem unsympathischen Rivalen in Horrorfilmen passiert. Doch Regisseur Peter Hyams versteht sich ja bestens darauf auch aus Standardplots wirklich gelungene Filme zu stricken, wie er ja auch mit dem packenden „Sudden Death“ bewies.
Dementsprechend ist auch die Geschichte von „Das Relikt“ zwar nicht unbedingt innovativ, aber sehr spannend in Szene gesetzt worden. Wenn das Monster im aggressiver wird und eine Handvoll Menschen durch ungünstige Umstände im Museum eingeschlossen wird, dann treibt Hyams den Puls der Zuschauer in die Höhe und hebt das Spannungsniveau mit jeder weiteren Filmminute, ehe dann im Finale wieder für klare Verhältnisse gesorgt wird. Längen vermeidet er bei seiner kurzweiligen Monstershow auch, nur das Überraschungspotential fehlt einigen Wendungen, da sich „Das Relikt“ teilweise zu sehr an das „Der weiße Hai“-Rezept klammert und wenig Neues einbringt (so kann man schnell einschätzen, wer verfrühstückt wird und wer überlebt).
Erfreulich ist auch der Stil, in dem Hyams den Film inszeniert: In der zweiten Hälfte, in welcher der Film zum reinen Überlebenskampf wird, geht es Schlag auf Schlag zur Sache, die Inszenierung ist düster und bietet ein paar gelungene Schockmomente, oft erzeugt durch die famose Kameraarbeit. In der ersten Hälfte hingegen schlägt Hyams dagegen einen erfrischend ironischen Ton an (z.B. bei dem Running Gag mit dem Sorgerecht für D‘Agostas Hund), den er geschickt mit gelegentlichen Gruselpassagen (z.B. die Betrachtung der Sammlung im leer stehenden Museum) mixt. Zudem etabliert er schnell die Eigenheiten der Charaktere, etwa D’Agostas Aberglaube oder Margos Schusseligkeit, welche dem Geschehen trotz bekannter Handlungsabläufe und gelegentlich etwas stereotyp gezeichneter Nebenfiguren einen interessanten Drift geben und gleichzeitig die Protagonisten besonders sympathisch und lebendig wirken lassen.
Natürlich geht es in „Das Relikt“ auch kräftig rund, denn die Auftritte des Monsters bieten stets Grund zum Jubel. Da kracht es stets ordentlich, wenn es das nächste Opfer erwischt oder sich die Menschen einen Kampf mit Biest liefern, der Bodycount geht ordentlich in die Höhe und im Finale wird noch mal ein wahres Inferno abgeliefert. Doch nicht nur die Action stimmt, sondern auch die Effekte sind wirklich gelungen. So sieht man das Vieh anfangs gar nicht bis schemenhaft und kann es erst gegen Ende in seiner vollen Pracht bewundern, die im Gegensatz zu vielen anderen Genrefilmen tadellos daherkommt: Ein gut animiertes Biest (aus der Effektschmiede von Stan Winston), das zudem noch ungewöhnlich und phantasievoll gestaltet wurde.
Tom Sizemore („Der Staatsfeind Nr. 1“) ist ja bereits in nahezu jeder seiner Nebenrollen eine echte Freude, doch auch als Hauptfigur macht er einen wunderbaren Job: Bärbeißig, aber stets mit einem gewissen Hang zur Ironie lässt er den knallharten Cop sehr überzeugend raushängen. Penelope Ann Miller („Im Netz der Spinne“) wird vom Drehbuch hingegen etwas im Stich gelassen, liefert aber eine ebenfalls sehr gelungene Performance als toughe Wissenschaftlerin. Auch die Nebendarsteller bieten kaum Anlass zur Klage, etwa Linda Hunt („Kindergarten Cop“) als freundliche Dr. Cuthbert und Clayton Rohner („BAT 21 – Mitten im Feuer“) als Cop-Buddy als memorabelste Supporter des Protagonistenduos.
Alles in allem erfindet „Das Relikt“ den Monsterhorror zwar nicht neu und folgt teilweise zu sehr alten Pfaden, doch ansonsten handelt es sich um ein actionreiches, lockeres und vor allem äußerst spannendes Exemplar seiner Art.
Mit einer Freigabe ab 16 Jahren sind alle DVD- und Blu-Ray-Auflagen ungeschnitten. Das richtige Bildformat bieten allerdings nur die Blu-Ray und die Remastered-Neuauflage der DVD, während die DVD-Erstauflagen noch in 1,85:1 (statt des korrekten 2,35:1) waren. Die Extras (Making of, Interviews) sind nicht weltbewegend, aber nett.
© Nils Bothmann (McClane)
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