Der 19. Juli 2022 stand in Berlin vollkommen im Zeichen des „Bullet Trains“, dem neuen Film von David Leitch („Atomic Blonde“) und Brad Pitt („World War Z“). Wir haben euch die Galerie zum Roten-Teppich-Event am Abend des 19. Juli bereits präsentiert. Nun wollen wir euch die Highlights der Pressekonferenz zum Film, der am 4. August 2022 in den deutschen Kinos startet, vorstellen. Diese stieg einige Stunden vor dem Roten Teppich und war mit Regisseur David Leitch, Produzentin Kelly McCormick und den Schauspielern Brad Pitt, Aaron Taylor-Johnson, Brian Tyree Henry und Joey King hochkarätig besetzt.
Moderiert wurde die muntere Runde von Steven Gätjen, der teils Mühe hatte, die Stars unter Kontrolle zu halten. So schmiss David Leitch mit teils heftigen Spoilern um sich und Aaron Taylor-Johnson und Brian Tyree Henry nutzten jede Gelegenheit, um Brad Pitt als alt, verbraucht und nicht teamfähig zu dissen.
Henry redete Brad Pitt zudem immer wieder wundervoll gönnerhaft mit Bradley an. Der Superstar reagierte auf die Roasts mit heftigen Lachanfällen und ließ sich keine Sekunde aus der Ruhr bringen. Das Ergebnis war eine ungemein lebendige Pressekonferenz.
Brad Pitt und Co. über das Drehbuch zu „Bullet Train“ und die Pandemie
Brad Pitt: Uns ereilte das Drehbuch in dieser wirklich dunklen Zeit des Lockdowns. Weit bevor es Impfungen gab. Und weit bevor wir wussten, wie wir jemals wieder aus dieser Situation herauskommen würden. Und das Drehbuch war so verdammt lustig. Es war einfach das perfekte Gegenstück zu der damals überall vorherrschenden Traurigkeit. Zudem hielt es so viele großartige Rollen bereit, dass wir eine wirklich großartige Besetzung anziehen konnten. Und es ist großartig, dass der Film jetzt herauskommt, wo wir alle wieder auf die Straßen raus können und beisammen sind.
David Leitch: Die Charaktere sprangen förmlich aus den Seiten des Drehbuches und wir waren alle aufgeregt, als wir es zum ersten Mal gelesen hatten.
Aaron Taylor-Johnson: Das Drehbuch bot einfach so viele großartige Möglichkeiten. Die Charaktere sind so brillant bombastisch. Und David Leitch hat uns einfach erlaubt, diese Charaktere zu erkunden und sie entsprechend zu spielen. Das Drehbuch und die Besetzung haben mich dann sagen lassen, dass ich unbedingt dabei sein will.
Brian Tyree Henry: Ich finde zudem, dass wir alle einfach sofort eine tolle Chemie miteinander hatten, als wir uns trafen. „Bullet Train“ wurde 2020 mitten auf dem Höhepunkt der Pandemie gedreht. Wir waren also in unseren eigenen kleinen Blasen gefangen. Und dann mussten wir unsere Blasen verlassen, um diese neue Blase zu starten. David Leitch hat dann eine großartige Umgebung für uns geschaffen, in der wir uns gegenseitig schlagen konnten, um nebenbei herauszufinden, was unsere Charaktere und deren Handlungen ausmacht.
Kelly McCormick: Auf den Seiten waren die Charaktere wirklich verrückt, aber diese Jungs hier brachten es nochmal auf eine ganz andere Ebene. *lachen*
David Leitch: Das stimmt hundertprozentig. Ich hätte nie gedacht, dass es so verrückt werden würde, aber ich bin froh, dass es so war.
Video: David Leitch, Brad Pitt und Zazie Beetz über „Bullet Train“
Wir waren für euch live am Roten Teppich von „Bullet Train“. Dabei haben wir auch etwas Videomaterial abgedreht. Alles, was aufgrund der enormen Lautstärke bei dem Event einigermaßen zu verstehen war, haben wir für euch zusammengestellt. Hier erfahrt ihr unter anderem, dass David Leitch einige Actionszenen bewusst als Hommage an Jackie Chan angelegt hat. (Ihr könnt das Video nicht sehen? Klickt hier!)
httpv://www.youtube.com/watch?v=Y6mrWchsh08
David Leitch über Action in einem engen Zug
David Leitch: Als ein Choreograph will man solche Einschränkungen. Und dann möchte man das Problem in der Choreographie auflösen. Die Enge des Zuges war also definitiv einschüchternd. Gleichzeitig bot sie zahlreiche Möglichkeiten, einfach Spaß zu haben. Also haben wir ein tolles Choreographie-Team zusammengestellt und das war bereit für die Herausforderung.
Wir haben derweil passende Umgebungen im Zug geschaffen, damit die Choreographen und später die Darsteller mit verschiedenen Requisiten und Waffen „spielen“ konnten. Und all das nur, um sicherzustellen, dass es in der Action frisch und originell zugehen würde. Die Zwänge führen also zu Kreativität und das mag ich als Choreograph.
Aaron Taylor-Johnson: Ich muss sagen, dass die Dreharbeiten auf engem Raum eine große Sache für mich waren. Da war einerseits dieses klaustrophobische Gefühl und andererseits gab es unseren Charakteren die Möglichkeit, die engen Räume für sich zu nutzen.
Es gibt da diese großartige Sequenz mit Brad und Brian, die eine Kampfsequenz auf einem Viersitzer mit Tisch bestreiten. Dann stellt sich heraus, dass es sich bei dem Abteil um eine Ruhezone handelt. Folgerichtig sagt ihnen beständig jemand, dass sie gefälligst ruhig sein sollen – während sie sich gegenseitig schlagen. Und mit solchen Ideen haben wir gespielt. Das stellte uns einfach jeden Tag vor Herausforderungen – war zugleich aber echt großartig.
Die Darsteller und ihre Blessuren von den „Bullet Train“-Dreharbeiten
Aaron Taylor-Johnson: Brad verpasste mir bei den Dreharbeiten zu einer Szene einen Jumpkick, landete danach auf meiner Hand und verursachte dabei einen tiefen Schnitt. Jetzt habe ich meine „Fight Club“-Narbe. Das ist irgendwie cool.
Joey King: Es gab einige blaue Flecken. Eines Tages rammte ich mir eine Tür an meinen Oberschenkel und es fing sofort an zu bluten. Und ich habe immer noch die Narbe, um es zu beweisen. Das ist meine „Bullet Train“-Narbe.
Brian Tyree Henry: Wir wollten wirklich da rein und unsere Kämpfe machen, außer Brad *lachen*. Wenn David Leitch dir etwas mit dem David-Leitch-Touch gibt, willst du es machen. Du willst Teil davon sein. Ich denke zudem, dass bei den Dreharbeiten auch eine Menge Wut aus uns herauskam. Wut, die daraus resultierte, dass wir so lange in unseren Häusern feststeckten. Es hatte also direkt etwas Kathartisches, sich gegenseitig zu verprügeln. *lachen*
Brad Pitt über seine Beziehung zu David Leitch
Brad Pitt: David Leitch kommt ja aus der Welt der Stunts. In dieser Rolle war er 1998 mein Stuntman für „Fight Club“. Und er trainierte mich für die Kämpfe ohne Double. Das funktionierte so gut, dass wir in dieser Paarung bis ungefähr 2004 an weiteren Filmen weitergemacht haben. Und dann verließ er mich…, um andere Sachen zu machen. Und jetzt schloss sich da ein Kreis mit der Arbeit an „Bullet Train“ und es war schön, ihn als Boss zu haben.
Wie steht Brad Pitt zu den Themen Glück und Pech, die seine Figur in „Bullet Train“ antreiben?
Brad Pitt: Ich denke, es ist ein wirklich lustiger Film. Aber da ist diese unterschwellige Botschaft über das Schicksal und dass wir alle Agenten des Schicksals sind. Ich tendiere dazu, ähnlich zu denken. Das ist etwas, worüber ich häufiger nachdenke. Wie viel ist Schicksal – also sind wir nur Puppen in einem größeren Spiel – oder wie viel ist persönlicher Wille oder Manifestation hinter dem, wie auch immer man es nennen will. Ich denke, da ist beides im Spiel, aber nur, weil ich gerade keine bessere Antwort habe. *lachen*
Aaron Taylor-Johnson und Brian Tyree Henry über ihr „seltsames Paar“ Lemon und Tangerine
David Leitch: Was die Paarung Lemon und Tangerine angeht, davon steckte bereits viel in der DNA der Charaktere auf den Drehbuchseiten. Und Zak Olkewicz, der Autor, hat unglaubliche Arbeit geleistet. Aber Aaron und Brian zusammenzubringen, ist wie Benzin und ein Streichholz zusammenzubringen. Wenn man das Benzin einmal anzündet, will man es einfach nur noch brennen lassen. Ich hatte den Feuerlöscher aber zumindest für einen eventuellen 20. Take bereitstehen *lachen*. Also war es immer ein eingedämmtes Feuer. Mir war sofort klar, du musst sie spielen lassen.
Brian Tyree Henry: Es ist eine seltene Sache, dass man so großes Glück hat und jemanden findet, mit dem die Chemie sofort stimmt. Eine Chemie, mit der man spielen kann. Dann kann man direkt seinen Schutzschild fallen lassen und einfach loslegen.
David hatte Aaron und mich zu einer „Chemielektüre“ eingeladen. Er hatte einen behelfsmäßigen Waggon aus Decken gebaut, was wirklich einschüchternd und seltsam war. Ich erinnere mich, dass wir uns hingesetzt haben und uns dachten: Okay, wir werden jetzt so tun, als wären wir im Zug. Wir legten unsere Skripte auf einen Tisch, saßen einander gegenüber und wir fingen einfach an, loszulegen. Schnell warfen wir die Skripte einfach weg und sagten, wir brauchen das nicht.
Aaron und ich sind schon lange ein Fan von David – alle hier oben sind schon lange ein Fan von ihm, außer Brad Pitt *lachen*. Und als ich von ihm die Chance bekam, mit Aaron zu spielen, hat es einfach so viel Spaß gemacht. Es war, als würde ich meinen besten Freund treffen, mit dem ich eine gute Zeit habe. David ließ uns das tun, er ließ uns spielen. Und das Ergebnis ist, was Sie sehen. Und David hat von unseren Szenen viel mehr behalten, als ich dachte, dass er behalten würde.
Aaron Taylor-Johnson: Ich wusste gar nicht, wer meine Figur Tangerine ist, bis ich auf Brian traf, der Lemon war. Er ist meine andere Hälfte, er ist mein Komplize, er ist mein Bruder. Ich war schon vor „Bullet Train“ ein großer Bewunderer von Brians Arbeit und in dem Moment, als ich ihn traf, verstanden wir uns einfach. Es machte Klick und wir wurden gute Freunde. Und ich denke, das kommt auch im Film rüber.
Das gilt auch für meine Szenen mit Brad. Wissen Sie, er ist jemand, der sich leicht von jüngeren Schauspielern bedroht fühlen könnte. Junge Leute, die an Bord kommen und ihn einfach in den Schatten stellen. *lachen*. Nein, Brad war einfach ein großzügiger Schauspieler und er hat uns alle wirklich unterstützt. Wir alle hier sind eine Familie. Wir hatten viel Spaß, diesen Film zu drehen.
Joey King über ihre Figur „The Prince“
Joey King: Sie ist schon eine Art Schlampe, nicht wahr? Es macht immer Spaß, den Bösewicht zu spielen. Es bereitet dir eine gute Zeit, in etwas hineinschlüpfen zu können, das so anders ist, als man selbst. Obwohl mein Charakter so böse und so hinterhältig und gleichzeitig so unschuldig ist, hat es mir auch viel Spaß gemacht, den Humor in ihr zu finden. Sie auszugestalten, Dialekt-Training für sie zu machen und dann auch noch eine neue Sprache für sie zu lernen.
David Leitch über die richtige Mischung aus Gewalt und Komik in „Bullet Train“
David Leitch: Es geht immer darum, einen ausgewogenen Ton für seinen Film zu finden. Ich denke, dass eine der größten Herausforderungen für jeden, der an einem Film teilnimmt, darin besteht, den richtigen Ton zu treffen. Der Film lebt und stirbt davon. Und ich denke, dass die Erschaffung einer überhöhten Welt wie in „Bullet Train“, es uns ermöglicht, mit mehr Dingen davonzukommen. Denn wir befinden uns in einer Art Comic-Buch-Welt. Es ist eine eskapistische Fantasiewelt, die es uns erlaubt, auch mit einigen dunkleren Ideen spielen, ohne die Unterhaltung zu vernachlässigen.
Kelly McCormick: Ich denke, das ist das Schöne an Davids filmischen Arbeiten. Das eine Mal lachst du, das nächste Mal weinst du und dazwischen liegt ein irrer Ritt und es fühlt sich einfach aufregend und wild an. Und ich denke, „Bullet Train“ hat diese Achterbahn-Vibes wieder in höchstem Maße.
Brad Pitt: Worauf Kelly hinweist, ist so etwas wie Davids „Umgangssprache“. Es hat mir wirklich Spaß gemacht, die Entwicklung dieser „Sprache“ von „John Wick“ über „Deadpool 2“ und jetzt zu uns zu beobachten. Und genau dafür haben wir alle unterschrieben.
Brad Pitt über die Dreharbeiten zu seinem neuen Actionfilm
Brad Pitt: Wir haben „Bullet Train“ auf einer einzigen Soundstage durchgezogen. Das setzte die Beherrschung der neuesten technischen Ausrüstung voraus. Und das war wirklich aufregend. Ich kann nicht genug über diese tolle Zeit sagen und wie toll es war, mitten in dieser finsteren Zeit einfach zur Arbeit gehen zu können, Spaß zu haben und zu wissen, dass da etwas entsteht, das für alle eine schöne Sache sein wird.
In diesem Sinne:
freeman