Originaltitel: Day of the Dead: Bloodline__Herstellungsland: Bulgarien__Erscheinungsjahr: 2018__Regie: Hèctor Hernández Vicens__Darsteller: Sophie Skelton, Johnathon Schaech, Jeff Gum, Marcus Vanco, Mark Rhino Smith, Lorina Kamburova, Shari Watson, Rachel O’Meara, Cristina Serafini u.a. |
“Day of the Dead: Bloodline” macht gar keinen großen Hehl daraus, ein Remake des Zombie-Klassikers „Day of the Dead“ aka „Zombie 2“ von George A. Romero zu sein. Wie das große Vorbild vom Godfather der Zombies, der im Juli 2017 leider verschieden ist, spielt “Day of the Dead: Bloodline” überwiegend unter Tage und präsentiert Wissenschaftler und Militärangehörige beim Versuch, der Zombie-Epidemie Herr zu werden. Dabei experimentieren sie auch mit einem intelligenten Zombie…
Worum es genau geht? Nun, Zoe ist eine Medizinstudentin, die entsprechend der Hackordnung auch unliebsame Patienten betreuen muss. Von denen entwickelt einer, Max, eine sehr krankhafte Zuneigung zu ihr. Just in dem Moment, als Max in der Leichenhalle des Medizininstitutes über jedwedes Ziel hinausschießt und über Zoe herfallen will, erwacht eine der aufgebahrten Leichen zu neuem Leben und bringt Max um die Ecke. Blöderweise belässt es der lebende Tote nicht dabei!
Fünf Jahre später ist die Menschheit weitgehend ausgerottet. Zoe hat sich einer Gruppe Überlebender angeschlossen, die in einem unterirdischen Bunkersystem alles daransetzt, zu überleben. Inzwischen zur Ärztin der Gruppe gereift, diagnostiziert Zoe eines Tages bei einer jungen Patientin einen möglichen Fall einer bakteriellen Lungenentzündung. Die hochansteckende Krankheit könnte das Aus jeden Lebens in dem Bunker bedeuten. Zoe benötigt daher dringend Antibiotika.
Und sie weiß, wo sie welche finden kann: In dem medizinischen Institut, in dem einst alles begann. Dementsprechend zieht Zoe mit einer Truppe Soldaten los, die Medikamente zu besorgen. Das verläuft weitgehend nach Plan, doch als die Retter in der Not wieder gen Bunker aufbrechen, heftet sich ein Zombie an ihre Fersen: Max!
Der dringt natürlich in den Bunker ein und will sich wieder an Zoe heranmachen. Doch bevor er das kann, wird er festgesetzt und als besonderes Zombie-Exemplar ausgemacht, das die Lösung aller Probleme in sich tragen könnte…
Schaut in “Day of the Dead: Bloodline” rein
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Dementsprechend wird nun ordentlich an Max herum geforscht. Einem Zombie, der denkt, fühlt und noch immer unglücklich liebt. Auch andere Zombies werden hinzugezogen, um Vergleichswerte zu erhalten. Damit hätten wir in Max die Entsprechung zu Zombie Bub aus „Zombie 2“, der ja ebenfalls Reste menschlicher Intelligenz in sich vermuten ließ. Nur dass man bei Max viel weiter geht. Indem das Drehbuch ihn nicht zum formvollendeten Zombie werden lässt und so weitaus mehr als nur ein paar Reste des menschlichen Wesens in ihm erhält. So auch seine soziopathische, kranke Seite, die ihn zu einem kaputten Stalker mit starken Tendenzen zur Gewalttätigkeit macht. Interessante Aspekte…
Die von der Story selbst aber niemals wirklich genutzt werden. Max bleibt als Zombie das, was er als Mensch war: Ein asoziales Arschloch. Nur dass er sich nun als Zombie um keinerlei Konventionen mehr scheren muss und alles umbringen kann, was ihm im Weg steht. Intelligente Kommentare zum menschlichen Wesen oder die von Romero gewohnten gesellschaftskritischen Kommentare findet man in “Day of the Dead: Bloodline” nirgends. Stattdessen dominiert ein eher formelhaftes Drehbuch mit Charakteren vom Reißbrett, die beständig irrational handeln und in einer Tour in vollkommen ausgelutscht wirkende Gefahrensituationen geraten.
Obendrein wirken die Charaktere durchweg inkonsistent gezeichnet. Nehmen wir nur einmal Zoe. Die will auf der einen Seite keine Menschenleben mehr opfern. Zuckt andererseits aber nur lapidar mit den Schultern, wenn es Menschen in ihrem Umfeld teils harsch erwischt. Dazu gesellen sich in einer Tour dumme Entscheidungen, die immer neue Todesopfer fordern, ja sogar die gesamte Enklave bedrohen – und Zoe in letzter Konsequenz keinerlei Emotionen abringen.
Wobei man hier nicht die ganze Schuld auf das Drehbuch abwälzen kann, denn die extrem blasse Hauptdarstellerin Sophie Skelton wirkt in jeder ihrer Szenen heillos überfordert. Auch die Darsteller um sie herum besitzen weder Charisma noch Ausstrahlung und lassen einen durch die Bank kalt. Was ein Mitfiebern mit den Figuren leider komplett unmöglich macht.
Dagegen haut Johnathon Schaech („Arsenal“) mit beeindruckendem Make-up richtig einen raus. Sein Max ist immer bedrohlich, immer unberechenbar und in Stresssituationen immer eiskalte Tötungsmaschine. Der Mime, der sich im Making-of-Material zum Film als großer Fan des Originals outet, genießt seine Rolle sichtlich. Und wäre sein Max nicht so ein widerlicher Drecksack, er könnte beinahe die Rolle des Antihelden inne haben. Beinahe.
Ich muss zugeben, dass ich mir von der Personalie des für “Day of the Dead: Bloodline” verpflichteten Regisseurs viel versprochen habe. Vor allem weil Hèctor Hernández Vicens bei seinem großartigen „Die Leiche der Anna Fritz“ bewiesen hat, wie genial er mit begrenzten Schauplätzen umgehen kann. Wie er ihnen immer wieder neue, spannende Seiten abzugewinnen versteht. Für ihn sollte es doch ein Leichtes sein, ein unterirdisches System aus Bunkergängen nicht langweilig werden zu lassen.
Doch leider sieht man von diesen Fähigkeiten nichts in “Day of the Dead: Bloodline”. Die Charaktere rennen gefühlt durch die immer gleichen Gänge. Alles sieht gleich aus. Gleich langweilig. Zudem nutzt Vicens seinen Schauplatz des unterirdischen Bunkers nicht für eine Spannungsspitze. Seine Kamera schleicht nicht durch die Gänge. Man vermutet hinter keiner Abbiegung irgendeine Überraschung. Nichts.
Hinzu kommt, dass “Day of the Dead: Bloodline” reichlich preiswert in Szene gesetzt anmutet. Die Bilder versprühen langweiligen DTV-Charme, die Kulissen einer von Zombies überrannten Großstadt wirken künstlich und wenig authentisch. Die Innereien der wissenschaftlichen Einrichtung, an der Zoe studiert, erinnern gar an übelste 80s-Schinken. Kameraspielereien, innovative Einstellungen, aufregende Perspektiven, all das hat “Day of the Dead: Bloodline” nicht zu bieten. Von einem spannenden Score ganz zu schweigen.
Und dennoch ist der Horrorfilm kein Totalausfall. Denn in Sachen Gore und Splatter haut er schon amtlich rein. Ausweidungen, Bisse in Hälse, Gesichter und alle anderen möglichen Körperpartien, harsche Knochenbrüche, auf den Boden klatschende Gedärme, Kopfschüsse und Enthauptungen bilden hier nur die Spitze des Eisberges. “Day of the Dead: Bloodline” atmet eine herbe Gewalttätigkeit, die zudem nur selten mittels CGI-Effekten gepimpt wird. Und selbst diese sehen sehr sehr ordentlich aus. Auch die Masken-Effekte rund um die (schnellen) Zombies wissen durch die Bank zu überzeugen.
In der Folge kommt “Day of the Dead: Bloodline” in den Momenten, wenn die Zombies loslegen, seinem großen Vorbild am nächsten, erreicht es für meine Begriffe aber nicht vollends. Dazu kostet es die Effektszenen zu wenig aus und ist, heutigen Sehgewohnheiten entsprechend, deutlich kurzatmiger in seiner Splatteraction. Die hat dafür ein nettes Tempo zu bieten und eskaliert schon nett durch.
Kurzum: Freunde der härteren Gangart dürften in “Day of the Dead: Bloodline” durchaus einen netten Zeitvertreib finden – ohne dass dieser lange nachwirken würde. Auch die Horrorfans, die „Zombie 2“ einfach ausblenden können oder vielleicht noch nie gesehen haben, könnten sich von dem flotten Horrorstreifen gut bedient fühlen. Das könnte auch für jene gelten, die „Zombie 2“ aufgrund seiner Langsamkeit in den ersten zwei Dritteln seiner Laufzeit für eher langatmig halten und per se immer direkt zum großen Finale skippen. Hier hat die Neuauflage einige echte Vorteile: Ist schneller getaktet, kurzatmiger, kurzweiliger.
Geht man allerdings ernsthafter an beide Filme heran, wird man schnell merken, dass das Original von Romero den auf bloße Oberflächenreize ausgelegten “Day of the Dead: Bloodline” in allen Belangen überdeutlich aussticht. „Zombie 2“ ist einfach spannender, atmosphärisch dichter, auswegloser, nihilistischer und giftiger. Zudem hat er rund um seine Botschaft, dass der Mensch in Extremsituationen schnell dazu neigt, sein eigener größter Feind zu sein und darum eigentlich gar keine Monster von außerhalb notwendig wären, um sein Ende einzuläuten, eine reizvolle Ebene der Sozialkritik drin, die “Day of the Dead: Bloodline” vollkommen abgeht. In diesem Zusammenhang bleibt am Ende von “Day of the Dead: Bloodline”, auch aufgrund des vielversprechenden Regisseurs, in erster Linie ziemliche Ernüchterung…
Die deutsche DVD/Blu-ray zum Film erscheint am 25. Januar 2018 von Eurovideo und ist mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten. Ein kurzes Behind the Scenes und einige kleine Interviews lassen erstaunlicherweise den Regisseur nicht ein einziges Mal zu Wort kommen. Schnell vermutet man so, dass der fertige Film vielleicht gar nicht so ausgefallen sein könnte, wie es geplant war.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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