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Dead in Tombstone 2

Originaltitel: Dead Again in Tombstone__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2017__Regie: Roel Reiné__Darsteller: Danny Trejo, Jake Busey, Elysia Rotaru, Dean McDermott, Nathaniel Arcand, Elizabeth Lavender, Michelle Rios, Peter Skagen, Dan McDougall, Dave Burchill u.a.
Dead in Tombstone 2

Roel Reiné lässt Danny Trejo erneut als untoten Rächer auf Banditen los: “Dead in Tombstone 2”

Der im unterhaltsamen Vorgänger mit dem Teufel paktierende Revolverheld Guerrero reitet zu Beginn seines zweiten Filmabenteuers in dem kleinen Städtchen Silver River ein. Hier leben die kläglichen Reste seiner kleinen Familie ein unaufgeregtes Leben als Betreiber des örtlichen Saloons. Doch kaum ist Guerrero bei seinen Lieben angelangt, kreuzt der ehemalige Südstaatenoffizier Colonel Jackson Boomer seinen Weg.

Der ist auf der Suche nach einer geheimnisvollen Kiste. Und er bildet sich aus einem unerfindlichen Grund ein, dass Guerrero wissen müsse, wo die Kiste sei. Also bedroht er Guerreros Familie und fordert ihn auf, ihm die Kiste zu überreichen. Doch Guerrero hat zum einen keine Ahnung, wovon Boomer da überhaupt redet, und zweitens steht er so gar nicht darauf, dass seine Familie bedroht wird. Er stellt sich offen gegen Boomer, der mit der Kiste die Erweckung einer Zombie-Armee plant…

“Dead in Tombstone 2” wirkt lange Zeit wie eine arg ziellose Schnitzeljagd. Weder wird die Konfliktsituation zwischen Boomer und Guerrero jemals so wirklich zwingend noch wirkt die Dramaturgie schlüssig. Witzigerweise ist der Film sich dieser Schwächen selbst bewusst und lässt seinen Helden Guerrero in einem köstlichen Dialog mit Boomer selbst über diese Probleme jammern: Erst wolle Boomer eine Kiste, dann ein besonderes Buch und am Ende noch eine Reliquie. Was da wohl noch kommen werde?

Schaut in “Dead in Tombstone 2” von Roel Reine hinein

httpv://www.youtube.com/watch?v=YKJW0obB3Qo

Diese ironische Brechung kommt extrem unerwartet und rettet dem Film sogar ein wenig den Hals. Die komplette Abwesenheit von Spannung gleicht aber auch sie nicht aus. Die Tatsache, dass Guerrero nach jedem Ableben wieder irgendwie ins Leben zurückgeholt wird, trägt viel dazu bei. Denn warum sollte man mit einem unkaputtbaren Helden mitfiebern? Zumindest tragen diese Momente einen interessanten Storyaspekt, in den Film, wird doch angedeutet, dass Himmel und Hölle einen internen Kampf um Guerrero führen.

Auch wird angedeutet, dass Guerreros Familie schon immer Teil eines solchen „Machtkampfes“ war. Leider werden diese interessanten Aspekte nur angerissen und nie wirklich zu Ende erzählt. Zumindest kann man “Dead in Tombstone 2” eines nicht vorwerfen: Dass er langweilig wäre. Denn Regisseur Roel Reine treibt seinen Abenteuer-Actioner mit viel Tempo voran und lässt immer wieder sehr hübsch in Szene gesetzte Shootouts über den Zuschauer hereinbrechen.

Dead in Tombstone 2 Danny Trejo

Guerrero ballert gerne beidhändig…

Diese sehen nicht nur cool aus, sondern sind auch gut choreografiert, wenngleich mehrfach auffällt, dass Hauptdarsteller Danny Trejo („Cyborg X“) nicht mehr der Jüngste ist und so einige Male etwas arg unbeweglich und bar jeder Deckung im infernalischsten Kugelhagel herumsteht. Einige kleine Härten (zerschossene Schädel, weitgehend handgemachte Blutfontänen) werten die Actioneinlagen auf. Explosionen und eine Verfolgungsjagd zwischen einer Kutsche und einigen angreifenden Reitern sorgen für Abwechslung.

Schade ist, dass die Zombie-Armee erst relativ spät im Film auftaucht und ihn so auch erst recht spät in Richtung Fantasy kippen lässt (Der mit Zombies eher verbundene Horror kommt zu keiner Sekunde auf). Die mit nettem Make-up versehenen Zombies hätten dem Film schon viel früher gut gestanden. Zudem fällt auf, dass Reine ausgerechnet im Showdown der Verve ein wenig verlässt. Das Finale wirkt nämlich seltsam steif und undynamisch. Und so richtig macht Reine auch hier keinen Gebrauch von seinen Zombies.

Ein weiteres Problem ist, dass Jake Busey („The Devil’s Dozen“) als Oberlump Boomer erstaunlich zurückgenommen spielt. Ein wütend tobender und overactender Busey hätte dem Film nämlich richtig gut getan. So bleibt Boomer ein relativer Waschlappen, der kaum ins mordende Geschehen eingreift und viel lieber im örtlichen Bordell agiert. Eigentlich nachvollziehbar. Egal.

Derweil sieht man Danny Trejo an, dass dem seine Rolle mehr als nur gut gefällt und dass er sich in der Haut des untoten Guerreros mehr als wohlfühlt. Rund um die beiden bekannteren Namen im Cast versammeln sich überwiegend unbekannte Gesichter. Wobei bis auf Elysia Rotaru (hier leider viel züchtiger als bei ihrem leckeren Auftritt in „Girlhouse“) als herb schöne Tochter Guerreros niemand wirklich in Erinnerung bleibt.

Dead in Tombstone 2 - Jake Busey

Boomer reitet mit seinem Lumpenpack in “Silver River” ein.

Roel Reine („Im Fadenkreuz: Seal Team 8“) selbst bleibt auch mit “Dead in Tombstone 2” seinem Ruf als einer der optisch versiertesten B-Film-Regisseure treu. Zwar benötigt der klare Digitallook einige Minuten der Eingewöhnungszeit, da er sich ziemlich mit dem Westerngenre an sich beißt, doch ist das erst einmal gelungen, bekommt man hier einiges geboten: Unter anderem erhabene Drohnen-Kamera-Flüge, schöne Naturaufnahmen, immer wieder eingestreute Zeitlupen, die dem Film eine edle Anmutung geben, und flotte Kamerafahrten. Auch die Ausstattung ist angenehm detailverliebt, wobei hier vor allem die Interieurs der Western-Standard-Gebäude zu überzeugen wissen.

Was am Ende bleibt, ist ein unterhaltsamer Western mit Fantasy-Anteilen, die leider zu spät und zu inkonsequent gezündet werden. Insgesamt wirkt die Story des Streifens deutlich schwächer als jene vom Vorgänger. Kommt zielloser und absolut unspannend daher. Ein spielfreudiger Danny Trejo, die souveräne Optik Roel Reines, zahlreiche Actionszenen, schräge Einlagen (Guerreros Ritt auf einem Büffel) und das insgesamt angenehme Tempo gleichen dieses und diverse andere Mankos (einige schwache CGIs, das üble Make-up von Guerreros Filmmutter, den gebremsten Jake Busey) wieder aus. Am Ende halten sich Plus- und Minuspunkte ungefähr die Waage, weshalb meine Wertung wie folgt ausfällt:

5 von 10

In diesem Sinne:
freeman



“Dead in Tombstone 2” bietet mittelprächtige Western-Horror-Action mit Danny Trejo

Sonst spann Roel Reiné als Regisseur von direct-to-video-Fortsetzungen wie „The Marine 2“, „The Scorpion King 3“ und „The Condemned 2“ die Werke anderer weiter; mit „Dead Again in Tombstone“ setzt er seinen Action-Western „Dead in Tombstone“ fort.

Aus der „The Crow“-artigen Prämisse des Erstlings ist nun in gewisser Weise eine „Spawn“-Variante geworden: Der aus dem Totenreich zurückgekehrte Outlaw Guerrero (Danny Trejo) soll inzwischen für den Höllenfürsten weiter Seelen sammeln, nicht nur die seiner Mörder aus dem Erstling. Davon erzählt ein ebenfalls dem Jenseits entflohener Drifter einer Banditenhorde, kurz bevor Guerrero sie holen kommt, was wiederum an einen der Filme erinnert, mit denen Trejo in den 1990ern erstmals größere Aufmerksamkeit auf sich zog: „Desperado“. Hinzu kommen ein paar Rückblenden, um Neueinsteigern kurz die Story des Erstlings beizubringen, wobei man selbst im Archivmaterial auf Mickey Rourke als Luzifer verzichten muss.

Dead in Tombstone 2 Kutsche

Bekannte Westernmotive wie die Kutsche findet man freilich auch in “Dead in Tombstone 2”.

Guerrero hat allerdings vom Töten erst einmal die Schnauze voll und kehrt für einen Familienbesuch in seine Heimatstadt Silver River zurück, wo seine Tochter Alicia (Elysia Rotaru) als energische Schankmaid den örtlichen Saloon schmeißt, während seine Mutter Zerelda De La Cruz (Michelle Rios) dort in der Küche steht. Beide sind nun begrenzt begeistert von Guerreros Besuch, da der sich hat lange nicht blicken lassen. Somit versucht man dem eiskalten Killer aus dem Erstling noch mehr Hintergrundgeschichte zu geben, was so semigut gelingt, allerdings im Zuge der Spannungsförderung keine schlechte Idee ist: Während es Guerrero nun einmal furzegal ist, ob man ihn mit Blei vollpumpt oder nicht, so liegt ihm das Überleben der Family dagegen am Herzen.

Dies wird zum Thema als der frühere Südstaaten-Colonel Jackson Boomer (Jake Busey) nach Silver River einreitet, auf der Suche nach einem Artefakt, das Guerreros verstorbener Vater besessenen haben soll. Um Schaden von den Seinen abzuhalten lässt Guerrero sich scheinbar auf das Spiel von Jackson und seiner Mörderbande ein…

Schon Teil eins hatte nicht das stärkste Drehbuch, fürs Sequel heuerte man dann mit Ethan Wiley allerdings einen Schreiber an, dessen Filmographie doch sehr durchwachsen ist (neben „House“, „House 2“ und „Kinder des Zorns 5“ schrieb er auch den von Reiné inszenierten „Deadwater“). So dient das Hickhack um das Artefakt zur mehr oder minder gelungenen Verbindung einzelner Scharmützel zwischen Guerrero und der Gang, was keinen wirklichen Spannungsbogen aufbaut. Dazu kommen noch einige andere Fehlentscheidungen von Drehbuch und Regie, etwa den (eh schon durchwachsenen) Showdown für einige Wortgefechte zwischen Helden und Schurken zu unterbrechen, die aber kaum etwas zum Film beitragen und eher wie Bremsklötze an einer Stelle wirken, an der Tempo deutlich nötig wäre.

So könnte “Dead in Tombstone 2” auch gut und gerne zehn Minuten kürzer sein, aber immerhin hat das Script ein paar nette Ideen: Wildwestsprengfallen kommen zum Einsatz, zu Jacksons Truppe gehört ein Indianer-Scout, dessen besondere Riechfähigkeiten auch Gift im Essen erkennen können, einmal reitet Guerrero auf einem Büffel ins Gefecht und im Finale lässt man den Horroranteil kurzzeitig noch oben schnellen, wenn – Artefakt und Schwarzmagie sei Dank – dem fiesen Jackson die zombiefizierten Gefallenen seines Konföderiertenregiments zur Seite stehen. Diesen guten Ideen stehen leider auch ein paar schlechte entgegen: Ein, zwei sleazige Szenen im lokalen Bordell, ein, zwei unnötige CGI-Tricks, für deren vernünftige Umsetzung allerdings nicht das Budget da war (grasende Büffel, dämonische Erscheinung im Showdown) und das Make-Up von Michelle Rios („Frontera“), das sie auf eher unfreiwillig komische Weise als Mutter von Guerrero verkaufen will, aber stets nach Make-Up-Trick aussieht.

Dead in Tombstone 2

Oberlump Jackson Boomer (Jake Busey) bedroht Guerreros Tochter Alicia (Elysia Rotaru). Wenn das kein mächtig großer Fehler ist.

Viel zu tun hat Michelle Rios allerdings nicht, denn die Hauptlast liegt mal wieder bei Danny Trejo („Bad Ass“) in der Rolle des ultraharten Gunslingers, wobei Trejos charismatische Gerbe-Fresse über seine darstellerischen Defizite hinweghilft, sodass er auch beim zweiten Anlauf als Rächer aus dem Totenreich in Ordnung geht. In Sachen Nebendarsteller ist „Dead Again in Tombstone“ weniger prominent als der Vorgänger besetzt, hat aber mit Jake Busey („The Killing Jar“) einen Baddie vom Dienst dabei, der zwar nicht zur Höchstform aufläuft, aber in der Rolle des eiskalten Schurken gut liefert. Recht stark ist Elysia Rotaru („Girlhouse“) als Guerreros kämpferische Tochter, während Dean McDermott („Bone Daddy – Bis auf die Knochen“) als gutherziger Priester-Doktor, Elizabeth Lavender („Like a Tree in Which There Are Three Black Birds“) als ruchlose Puffmutter und Peter Skagen („Die Legende von Butch und Sundance“) als Jacksons rechte Hand noch kleine Akzente setzen können.

Als Regisseur und Kameramann in Personalunion hat Roel Reiné aber auch diesen Film wieder voll im Griff und beweist, ähnlich wie in „Hard Target 2“ und „Im Fadenkreuz: Seal Team 8“, was für edle Bilder und aufwändige Kamerafahrten man mit der neuen Drohnentechnologie hinbekommen kann. Also gibt es wunderbare Panoramaaufnahmen von weiten Landschaften und dem kleinen Städtchen Silver River, während an anderen Stellen durch ausgefallene Kamerawinkel (etwa eine Kamerasicht, über die eine Kutsche und Pferde bei einer Verfolgungsjagd hinüber rollen) Dynamik ins Geschehen bringen. Wie andere Reiné-Filme sieht also auch “Dead in Tombstone 2” so edel aus wie kaum ein anderes Werk dieser Budgetklasse. Manchmal übertreibt es Reiné hier allerdings mit der Stilisierung, gerade die eine oder andere Zeitlupe weniger wäre nicht verkehrt gewesen.

Mit seiner an Videoclipästheten wie Michael Bay und Tony Scott, aber auch an John Woo angelehnten Bildsprache inszeniert Reiné auch die Actionszenen, in den Guerrero gerne beidhändig ballernd, oft in Zeitlupe und manchmal in betont langen Takes unter den Schurken aufräumt und dabei einige blutige Treffer verteilt. Besonderes Highlight sind allerdings die Verfolgungsjagden, bei denen die Stuntleute seitlich vom Pferd hängen oder sich in, um und auf einer Kutsche kloppen, die irgendwann außer Kontrolle gerät. Auch die Nahkampfszenen sind gelungen choreographiert, vor allem ein Catfight im Finale, während der Rest vom Showdown eher enttäuschend daherkommt: Begrenzt übersichtlich und mit zu vielen gesichtslosen Einwohnern, die gegen genauso gesichtslose Zombies kämpfen, während wirklich markante Neben- und Schurkenfiguren eher Mangelware sind, was das Finale unschön egal daherkommen lässt. Das ist schade angesichts der sonstigen handwerklichen Sorgfalt, die “Dead in Tombstone 2” gerade in den Actionszenen zeigt.

So nutzt der zweite Streich nicht das Verbesserungspotential von „Dead in Tombstone“ aus, sondern ist noch eine Nummer schwächer, gerade was das Drehbuch und manche Fehlentscheidung betrifft. Das ist schade, denn optisch macht der Film wieder einiges her, ist in Sachen Kameraarbeit vielleicht sogar noch ausgefeilter und aufwändiger als sein Vorgänger. Doch so bleibt es mittelprächtige Western-Action mit Horror-Anteilen, einigen Härten, knackigen Shoot-Outs und ein paar guten Ideen, aber auch einigen Längen und zu wenig interessanten Charakteren.

Universal veröffentlicht den Film hierzulande am 16. November 2017 auf Blu-Ray und DVD als “Dead in Tombstone 2”, freigegeben ab 16 Jahren. Im Bonusmaterial gibt es ein Making Of, eine Featurette, einen Audiokommentar des Regisseurs und eine Montage unveröffentlichter Szenen.

© Nils Bothmann (McClane)

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