Originaltitel: Deadlock__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2021__Regie: Jared Cohn__Darsteller: Bruce Willis, Patrick Muldoon, Matthew Marsden, Eric Buarque, Lorenzo Antonucci, Jared Bankens, Justin Mane, Kelly Lynn Reiter, Johnny Messner u.a. |

Bruce Willis gibt in dem „Stirb Langsam“-Klon den Bösewicht.
Als die Behörden einen vermeintlichen Unterschlupf gefährlicher Verbrecher stürmen, geraten die beiden erwachsenen Söhne von Ron Whitlock ins Kreuzfeuer. Einer der Brüder wird getötet, der andere wandert ein. Unschuldig, wie Vater Ron findet. Sein Missfallen an der Situation lässt er an den Beamten aus, die ihn über den Tod des einen Jungen unterrichten. Eiskalt richtet er die Staatsdiener hin.
Damit ist sein Rachedurst allerdings längst nicht gestillt. Er sichert sich die Dienste einer ganzen Abordnung gewaltbereiter Söldner und besetzt das örtliche Wasserkraftwerk. Seine Forderung: Gesteht die Polizei nicht ein, dass seine Jungs zu Unrecht ins Kreuzfeuer gerieten, wird er den gesamten Bezirk überfluten.
Auftritt Mack. Der trinkfeste Schweißer mit militärischer Vergangenheit verschläft dank Mörderkaters die Erstürmung des Wasserkraftwerks. Wieder erwacht, nimmt er sich die Schurken einen nach dem anderen vor und wird zum Mann, der zur falschen Zeit am falschen Ort ist – hier aber genau das Richtige macht.
Schaut in das „Stirb Langsam“-Rip-off mit Bruce Willis hinein
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Kommen wir direkt zur einzigen Überraschung von „Deadlock“: Mack wird – man möchte fast NATÜRLICH sagen – nicht von Bruce Willis gespielt. Der gibt im offenkundigen Rip-off seines wohl größten Actionhits viel lieber den Bösewicht. Und beweist, dass er kein Alan Rickman ist. Was aber auch nicht weiter schlimm ist, denn „Deadlock“ spielt auch sonst nicht einmal ansatzweise in der Liga des großen Vorbildes.
Das wird dem Zuschauer schon früh im Film schmerzlich bewusst. Wenn eine holprig montierte, schlecht getimte und seltsam höhepunktlose Actionszene schamig über die Leinwand huscht, als wolle sie nicht, dass jemand sie bemerkt. Zumindest spürt man sofort seltsame Misstöne in der Handlung, die allerdings erst im weiteren Verlauf des Filmes erklärt werden und als Elemente eines guten Drehbuches aus Bruce Willis‘ Bösewicht durchaus einen Antihelden hätten machen können. Leider hat „Deadlock“ kein gutes Drehbuch und so laufen die „Enthüllungen“ eher unter der Kategorie: „Kaum mehr als ein Schulterzucken wert“.
„Deadlock“ selbst verlagert sein Interesse nach bescheidenem Start erst einmal auf die Vorstellung des Helden. Und hier punktet der Film, denn Patrick Muldoon („Badge of Honor“) hat Spaß an seinem schluffigen, komplett zerstört aussehenden Heldencharakter, der mit zunehmender Laufzeit auch ein paar Oneliner abschießen und das Treiben somit etwas auflockern darf.
Kurz darauf rollt dann auch schon Willis mit den Söldnern an und nimmt das Wasserkraftwerk im Handstreich. Zumindest ballert er auch ein paar egale Charaktere über den Haufen und setzt sich erst später in einen unmotiviert herumstehenden Chefsessel. Um hernach kaum noch aufzustehen. Bruce Willis scheint beim späten Steven Seagal in die Lehre gegangen zu sein.
Zumindest haben wir es hier nicht mit einer Emmett-Furla-Oasis-Produktion zu tun. „Deadlock“ stammt mal wieder von 308 Ent und die Produzenten dieser Filmklitsche halten an ihrem Vorsatz fest, Willis längere Zeit am Set zu behalten. Dementsprechend ist die Gegenwart von Willis auf dem Filmcover mal keine Fanverarsche, sondern er spielt tatsächlich richtig mit. Bestreitet dabei aber auch zahlreiche wirklich komplett sinnlose Dialogpassagen, die den mit 96 Minuten ohnehin etwas zu lang wirkenden Actioner noch mehr zerdehnen.
Zumal der nach der Etablierung der „Stirb Langsam“-Ausgangslage sowieso nichts mehr zu erzählen hat, beziehungsweise, wie eingangs angedeutet, gar nicht in der Lage wäre, Interessantes zu berichten. Dementsprechend kommen wir zu dem, was jeden „Stirb Langsam“-Klon zu retten vermag: Geile Action! Die gibt es hier leider nicht.
Zwar rücken die Söldner in gefühlter Heeresstärke an und meint man, im Verlauf des Filmes gut 20-30 Abschüsse zu erleben, das Abräumen geschieht aber so inspirations- und höhepunktlos sowie nach dem immer gleichen Schema, dass einem schnell mal die Augenlider zufallen. Die niemals an- oder abschwellende, eintönig durchdillernde Filmmusik passt hier tatsächlich wie Arsch auf Eimer. Es gibt keine intensiven Konfrontationen, keine Infights, keine Schussduelle. Patrick Muldoon legt zumeist kurz und trocken an und trifft aus den unmöglichsten Lagen IMMER mitten zwischen die Augen. Die Söldner selbst scheinen noch nie Waffentraining gehabt zu haben, bewerfen aber den Helden immerhin nicht mit Schlamm. Vielleicht hätten sie mit dem aber getroffen?
Selbst etwas ausführlicher eingeführte rechte Hände von Bruce Willis‘ Lump entpuppen sich als astreines „One Shot One Kill“-Fallobst. Reichlich traurig, zumal Männer wie Matthew Marsden („Savage Dog“) oder Johnny Messner („Kill ‚em all“) eine gute Ausstrahlung als Fieswichter haben. Letzterer hat sogar mitproduziert und sich trotzdem leider nur eine lasche Rolle zugeschanzt. Die restlichen Darsteller wirken seltsam wie von unter der Brücke weggecastet. Highlight ist ein pausbäckiger Teenager mit fetter Sonnenbrille, der immer mal hinter Bruce Willis stehen darf und einen auf harter Mann macht.
In optischer Hinsicht war Schmalhans auch sonst Küchenmeister. Was man komplett vermisst, sind Shots, die mal das Setting verorten. Man hat nie ein Gefühl für den Schauplatz. Weiß weder in der Action noch in den Handlungsszenen, wo sich Helden und Lumpen gerade aufhalten. Die Kamera verengt zudem den Fokus sehr stark, sodass man kaum etwas von der Umgebung mitschneidet. Wenig am präsentierten Schauplatz erinnert zudem an ein Wasserkraftwerk. Stock Footage von echten Überschwemmungen wirkt deplatziert/unfein ausgeschlachtet.
Action und Handlungsszenen werden im faden DtV-Look gereicht, der immer wieder ins Gelblich-braune kippt. In der Action fehlt es an Treffereffekten, Explosionen, Trefferwirkungen in der Umgebung, Bloodpacks, Mündungsfeuer, einfach an allem, was gemeinhin in Actionfilmen Spaß macht. Ein oder zwei Headshots lassen auch mal Blut gegen die Wände klatschen, das sieht immerhin schön rüde aus.
„Deadlock“: Ein „Stirb Langsam“-Klon mit Bruce Willis, der nicht viel kann
Geht man als Bruce-Willis-Fan an „Deadlock“ heran, ist der Film deutlich besser als die letzten EFO-Produktionen („Out of Death“ oder „Hard Kill“ seien exemplarisch genannt), bei denen der Actionstar zuletzt mit astreiner Arbeitsverweigerung glänzte. Denn in „Deadlock“ ist er tatsächlich mal wieder länger als fünf Minuten zu sehen und ab und an meint man sogar, ihn in seiner Fieswichtrolle beim Schauspielern zu ertappen. Ansonsten sitzt er meist in einem Ledersessel herum und wirkt nur dank Manfred Lehmanns cooler Synchronisation halbwegs anwesend.
Doch selbst zehn Lehmanns könnten nicht verhindern, dass Willis‘ Fieswicht den Vergleich mit Alan Rickmans Lump in „Stirb Langsam“ hochhaushoch verliert. Sein Ron Whitlock ist nicht für eine Sekunde bedrohlich oder irgendwie fies. Das ist dann nur eine der Kategorien, in der „Deadlock“ von Regisseur Jared Cohn („The Horde“) gegen das große Vorbild gewaltig abstinkt. Nichts an „Deadlock“ kann dem Actionklassiker das Wasser reichen. Gar nichts. Das Schlimmste: Ausgerechnet in der Action versucht „Deadlock“ es nicht einmal. Da hilft es wenig, dass Patrick Muldoon als Held Spaß macht.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 28. Januar 2022 von Palatin Media und ist mit einer FSK 16 ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
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